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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

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"Organisation des südwestafrikanischen Bodenkredits

aus dem toten Punkt angelangt. Die Kolonialverwaltung wird also nicht umhin
können, der Anregung des südwestafrikanischen Landesrats zu folgen. Diese
geht dahin, in den nächsten fünf Jahren einen Fonds von 2^ Millionen aus
den Diamanteneinnahmen zu Kreditzwecken zu sammeln.

Nun wendet die Regierung ein, daß die Einnahmen aus der Diamanten¬
gewinnung schon für die Verzinsung der Eisenbahnanleihen auf eine Reihe
von Jahren festgelegt seien. Das ist für den Augenblick richtig. Anderseits
aber wird von den Diamantenproduzenten schon lange darauf hingewiesen,
daß die amtliche Verkaufsstelle, die Diamantenregie, nicht imstande gewesen ist,
unseren Diamanten am Markt die ihnen gebührende Stellung zu schaffen.
Infolgedessen werden die deutschen Steine unter ihrem wahren Werte und
außerdem unter Gewährung eines erheblichen Zwischengewinns an ein
ausländisches Händlersyndikat verkauft. Dr. Paul Rohrbach, der bekannte
Vorkämpfer für die Interessen unserer Südwestafrikaner, rechnet nun in einem
offenen Briefe an Staatssekretär v. Lindequist auf Grund des ihm zur Verfügung
stehenden Materials einleuchtend heraus, daß bei einer zeit- und sachgemäßen
Reform der Diamantenregie soviel erspart, ja sogar mehr verdient werden
könnte, daß der vom Landesrat geforderte Fonds mit Leichtigkeit schon nach drei
Jahren zur Verfügung stehen würde.

Aber auch wenn sich diese Hoffnung nicht verwirklichen würde und die
Regierung nicht in der Lage wäre, ihre Diamanteneinnahmen so rasch und
in solchen: Umfange dem Kreditbedürfnis der Farmwirtschaft dienstbar zu
machen, so gibt es doch schon jetzt einen verhältnismäßig einfachen Weg zur
Lösung der Frage, so einfach, daß man sich wundern muß, wie er den Fach¬
leuten der Kolonialverwaltung verborgen bleiben konnte. Voraussetzung ist
natürlich, daß die Regierung ernstlich will und für die Kreditbeschaffung einen
Zuschuß aus dem Diamantengewinn in Rechnung stellt.

Natürlich können wir diesen Weg nur in großen Zügen andeuten, die
bestimmte zahlenmäßige Erläuterung müssen wir uns vorbehalten.

Was wir im Auge haben, ist die Beschaffung des Grundkapitals
durch Ausgabe von vierprozentigen Rentenbriefen, sagen wir im
Gesamtbetrag von 2^ Millionen Mark unter Reichsgarantie, die leicht unter¬
zubringen wären und als weiteres Anlagepapier für Kolonialfreunde in der
Heimat sicher willkommen wären. Dieses Grundkapital müßte die
Regierung aus den Diamanteneinnahmen verstärken durch zinsfreie
Hingabe von vielleicht 1^/2 Millionen auf zunächst zehn Jahre. Da
das Gesamtkapital von 4 Millionen dann nur mit 2,5 Prozent Zinsen belastet
wäre, so könnten die Mittel des Instituts, unter Hinzurechnung von maximal
2 Prozent Verwaltungskosten, zu 6 Prozent ausgeliehen, der Rest, etwa V2 Prozent,
zur Bildung eines Reservefonds verwendet werden. Die ausgeliehenen
Kapitalien müßten natürlich samt Zinsen im Grundbuch auf die betreffenden
Grundstücke eingetragen werden. Etwaige Ausfälle wären durch periodische


«Organisation des südwestafrikanischen Bodenkredits

aus dem toten Punkt angelangt. Die Kolonialverwaltung wird also nicht umhin
können, der Anregung des südwestafrikanischen Landesrats zu folgen. Diese
geht dahin, in den nächsten fünf Jahren einen Fonds von 2^ Millionen aus
den Diamanteneinnahmen zu Kreditzwecken zu sammeln.

Nun wendet die Regierung ein, daß die Einnahmen aus der Diamanten¬
gewinnung schon für die Verzinsung der Eisenbahnanleihen auf eine Reihe
von Jahren festgelegt seien. Das ist für den Augenblick richtig. Anderseits
aber wird von den Diamantenproduzenten schon lange darauf hingewiesen,
daß die amtliche Verkaufsstelle, die Diamantenregie, nicht imstande gewesen ist,
unseren Diamanten am Markt die ihnen gebührende Stellung zu schaffen.
Infolgedessen werden die deutschen Steine unter ihrem wahren Werte und
außerdem unter Gewährung eines erheblichen Zwischengewinns an ein
ausländisches Händlersyndikat verkauft. Dr. Paul Rohrbach, der bekannte
Vorkämpfer für die Interessen unserer Südwestafrikaner, rechnet nun in einem
offenen Briefe an Staatssekretär v. Lindequist auf Grund des ihm zur Verfügung
stehenden Materials einleuchtend heraus, daß bei einer zeit- und sachgemäßen
Reform der Diamantenregie soviel erspart, ja sogar mehr verdient werden
könnte, daß der vom Landesrat geforderte Fonds mit Leichtigkeit schon nach drei
Jahren zur Verfügung stehen würde.

Aber auch wenn sich diese Hoffnung nicht verwirklichen würde und die
Regierung nicht in der Lage wäre, ihre Diamanteneinnahmen so rasch und
in solchen: Umfange dem Kreditbedürfnis der Farmwirtschaft dienstbar zu
machen, so gibt es doch schon jetzt einen verhältnismäßig einfachen Weg zur
Lösung der Frage, so einfach, daß man sich wundern muß, wie er den Fach¬
leuten der Kolonialverwaltung verborgen bleiben konnte. Voraussetzung ist
natürlich, daß die Regierung ernstlich will und für die Kreditbeschaffung einen
Zuschuß aus dem Diamantengewinn in Rechnung stellt.

Natürlich können wir diesen Weg nur in großen Zügen andeuten, die
bestimmte zahlenmäßige Erläuterung müssen wir uns vorbehalten.

Was wir im Auge haben, ist die Beschaffung des Grundkapitals
durch Ausgabe von vierprozentigen Rentenbriefen, sagen wir im
Gesamtbetrag von 2^ Millionen Mark unter Reichsgarantie, die leicht unter¬
zubringen wären und als weiteres Anlagepapier für Kolonialfreunde in der
Heimat sicher willkommen wären. Dieses Grundkapital müßte die
Regierung aus den Diamanteneinnahmen verstärken durch zinsfreie
Hingabe von vielleicht 1^/2 Millionen auf zunächst zehn Jahre. Da
das Gesamtkapital von 4 Millionen dann nur mit 2,5 Prozent Zinsen belastet
wäre, so könnten die Mittel des Instituts, unter Hinzurechnung von maximal
2 Prozent Verwaltungskosten, zu 6 Prozent ausgeliehen, der Rest, etwa V2 Prozent,
zur Bildung eines Reservefonds verwendet werden. Die ausgeliehenen
Kapitalien müßten natürlich samt Zinsen im Grundbuch auf die betreffenden
Grundstücke eingetragen werden. Etwaige Ausfälle wären durch periodische


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/15>, abgerufen am 17.06.2024.