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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.

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Reichsspiegel

zwar schon vor Jahren versucht, die sogenannten Finanzwechsel ans dem Portefeuille
der Reichsbank auszumerzen. Aber jeder Kenner der Verhältnisse weiß, daß diesem
löblichen Bestreben durch die Filialleiter entgegengearbeitet wird, die im Werben
um Kundschaft nur allzu oft die Reserve vermissen lassen, welche allein der Würde
und Stellung einer Zentralnotenbank entspricht. An dieser Haltung der Mal-
leiter ist die Zentrale durch das Tantiemesystem und die Belohnung von
bewiesenen Geschäftseifer nicht unschuldig. Auch hier sollte der Reichsbank-
Präsident mit fester Hand zugreifen.

In der meines Erachtens wichtigsten Frage hat er mittlerweile einen volle,:
Erfolg erzielt. Die Banken haben sich grundsätzlich bereit erklärt, bei der Reichsbank
eine Barreserve durch Erhöhung der Mindest guthaben zu stellen. Damit ist der
Weg beschritten, der in Ur. 45 des vorigen Jahrganges der Grenzboten als der
richtige zur Lösung der Schwierigkeiten bezeichnet war. Es war vorauszusehen,
daß die Banken einem Wink der Reichsbank keinen Widerstand entgegensetzen
würden und daß. ohne alles gesetzliche Eingreifen, auf diesem Wege für eine bessere
Notendeckung an den Quartalsterminen gesorgt werden könnte. Dieses prinzipielle
Einvernehmen ist nicht hoch genug zu veranschlagen. Denn dem Beispiel der
Großbanken muß die Provinz folgen. Ohne daher das einzelne Institut zu sehr
zu belasten, wird es möglich sein, die Barreserve der Neichsbank derart zu stärken,
daß die bedenklichen Zuckungen an den Quartalsersten aufhören.

Die Frage der Einschränkung der Spekulationskredite, über welche eine
Einigung noch nicht erzielt ist. wird erhebliche Schwierigkeiten kaum bieten. Eine
mechanische Regelung darf natürlich als ausgeschlossen gelten- aber welche Hindernisse




Reichsspiegel

zwar schon vor Jahren versucht, die sogenannten Finanzwechsel ans dem Portefeuille
der Reichsbank auszumerzen. Aber jeder Kenner der Verhältnisse weiß, daß diesem
löblichen Bestreben durch die Filialleiter entgegengearbeitet wird, die im Werben
um Kundschaft nur allzu oft die Reserve vermissen lassen, welche allein der Würde
und Stellung einer Zentralnotenbank entspricht. An dieser Haltung der Mal-
leiter ist die Zentrale durch das Tantiemesystem und die Belohnung von
bewiesenen Geschäftseifer nicht unschuldig. Auch hier sollte der Reichsbank-
Präsident mit fester Hand zugreifen.

In der meines Erachtens wichtigsten Frage hat er mittlerweile einen volle,:
Erfolg erzielt. Die Banken haben sich grundsätzlich bereit erklärt, bei der Reichsbank
eine Barreserve durch Erhöhung der Mindest guthaben zu stellen. Damit ist der
Weg beschritten, der in Ur. 45 des vorigen Jahrganges der Grenzboten als der
richtige zur Lösung der Schwierigkeiten bezeichnet war. Es war vorauszusehen,
daß die Banken einem Wink der Reichsbank keinen Widerstand entgegensetzen
würden und daß. ohne alles gesetzliche Eingreifen, auf diesem Wege für eine bessere
Notendeckung an den Quartalsterminen gesorgt werden könnte. Dieses prinzipielle
Einvernehmen ist nicht hoch genug zu veranschlagen. Denn dem Beispiel der
Großbanken muß die Provinz folgen. Ohne daher das einzelne Institut zu sehr
zu belasten, wird es möglich sein, die Barreserve der Neichsbank derart zu stärken,
daß die bedenklichen Zuckungen an den Quartalsersten aufhören.

Die Frage der Einschränkung der Spekulationskredite, über welche eine
Einigung noch nicht erzielt ist. wird erhebliche Schwierigkeiten kaum bieten. Eine
mechanische Regelung darf natürlich als ausgeschlossen gelten- aber welche Hindernisse




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[0507] Reichsspiegel zwar schon vor Jahren versucht, die sogenannten Finanzwechsel ans dem Portefeuille der Reichsbank auszumerzen. Aber jeder Kenner der Verhältnisse weiß, daß diesem löblichen Bestreben durch die Filialleiter entgegengearbeitet wird, die im Werben um Kundschaft nur allzu oft die Reserve vermissen lassen, welche allein der Würde und Stellung einer Zentralnotenbank entspricht. An dieser Haltung der Mal- leiter ist die Zentrale durch das Tantiemesystem und die Belohnung von bewiesenen Geschäftseifer nicht unschuldig. Auch hier sollte der Reichsbank- Präsident mit fester Hand zugreifen. In der meines Erachtens wichtigsten Frage hat er mittlerweile einen volle,: Erfolg erzielt. Die Banken haben sich grundsätzlich bereit erklärt, bei der Reichsbank eine Barreserve durch Erhöhung der Mindest guthaben zu stellen. Damit ist der Weg beschritten, der in Ur. 45 des vorigen Jahrganges der Grenzboten als der richtige zur Lösung der Schwierigkeiten bezeichnet war. Es war vorauszusehen, daß die Banken einem Wink der Reichsbank keinen Widerstand entgegensetzen würden und daß. ohne alles gesetzliche Eingreifen, auf diesem Wege für eine bessere Notendeckung an den Quartalsterminen gesorgt werden könnte. Dieses prinzipielle Einvernehmen ist nicht hoch genug zu veranschlagen. Denn dem Beispiel der Großbanken muß die Provinz folgen. Ohne daher das einzelne Institut zu sehr zu belasten, wird es möglich sein, die Barreserve der Neichsbank derart zu stärken, daß die bedenklichen Zuckungen an den Quartalsersten aufhören. Die Frage der Einschränkung der Spekulationskredite, über welche eine Einigung noch nicht erzielt ist. wird erhebliche Schwierigkeiten kaum bieten. Eine mechanische Regelung darf natürlich als ausgeschlossen gelten- aber welche Hindernisse

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_320416/507>, abgerufen am 29.05.2024.