Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.Stilfragen der Schule das Begriffsvermögen der Sextaner und das der Primaner hineinzudenken. Es Der Direktor beaufsichtigt den Unterbau und entscheidet im Verein mit den In Untersekunda muß dann die "Bewegungsfreiheit" bereits beginnen, Keinesfalls darf man erwarten, daß mit Schulreformen jeder Grund zu Stilfragen der Schule das Begriffsvermögen der Sextaner und das der Primaner hineinzudenken. Es Der Direktor beaufsichtigt den Unterbau und entscheidet im Verein mit den In Untersekunda muß dann die „Bewegungsfreiheit" bereits beginnen, Keinesfalls darf man erwarten, daß mit Schulreformen jeder Grund zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321435"/> <fw type="header" place="top"> Stilfragen der Schule</fw><lb/> <p xml:id="ID_1495" prev="#ID_1494"> das Begriffsvermögen der Sextaner und das der Primaner hineinzudenken. Es<lb/> wird nicht möglich sein, diese Änderung auf den Sturz durchzuführen. Als<lb/> libergang wird der Weg beschritten werden müssen, der bei den meisten Kollegen<lb/> allerdings den schärfsten Widerspruch gefunden hat: bis Quarta unterrichten<lb/> nur Mittelschullehrer. Diese sind zur Einübung des Stoffes der Unterstufe<lb/> (fremde Sprachen beginnen erst in Untertertia oder noch später, Englisch in<lb/> Quarta mit zwei Stunden) meist besser geeignet als wir Oberlehrer.</p><lb/> <p xml:id="ID_1496"> Der Direktor beaufsichtigt den Unterbau und entscheidet im Verein mit den<lb/> Lehrern dieser Stufe über die Aufnahme in die höhere Schule, verlangt nötigen¬<lb/> falls eine Prüfung und kann, auch wenn die Berechtigungen noch bestehen<lb/> bleiben, ungeeignete Schüler von der höheren Schule fernhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1497"> In Untersekunda muß dann die „Bewegungsfreiheit" bereits beginnen,<lb/> d. h. die Schüler dürfen sich nun entscheiden, ob sie vorzugsweise die mathematisch¬<lb/> naturwissenschaftlichen oder die sprachlich-historischen Fächer studieren wollen.<lb/> Da dann für jede Abteilung höhere Ansprüche gestellt werden können, haben<lb/> wir lohnendere Arbeit und können den Schülern, die nicht mehr an der Zer¬<lb/> splitterung ihres Interesses leiden, mehr zumuten. Zweifellos wird so der<lb/> Arbeitsstil für Lehrer und Schüler gehoben; wo freudige Arbeit ist, wird auch<lb/> der Verkehrsstil zwischen „Arbeitgeber und Arbeitnehmer" auf eine andere Stufe<lb/> als die des Mißtrauens oder der Gleichgültigkeit gebracht, von der man jetzt —<lb/> übrigens gegen meine persönlichen Erfahrungen — so viel hört.</p><lb/> <p xml:id="ID_1498"> Keinesfalls darf man erwarten, daß mit Schulreformen jeder Grund zu<lb/> klagen fortfällt. Es wird immer noch faule Schlingels, untüchtige Lehrer,<lb/> eitle und urteilslose Eltern geben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0352]
Stilfragen der Schule
das Begriffsvermögen der Sextaner und das der Primaner hineinzudenken. Es
wird nicht möglich sein, diese Änderung auf den Sturz durchzuführen. Als
libergang wird der Weg beschritten werden müssen, der bei den meisten Kollegen
allerdings den schärfsten Widerspruch gefunden hat: bis Quarta unterrichten
nur Mittelschullehrer. Diese sind zur Einübung des Stoffes der Unterstufe
(fremde Sprachen beginnen erst in Untertertia oder noch später, Englisch in
Quarta mit zwei Stunden) meist besser geeignet als wir Oberlehrer.
Der Direktor beaufsichtigt den Unterbau und entscheidet im Verein mit den
Lehrern dieser Stufe über die Aufnahme in die höhere Schule, verlangt nötigen¬
falls eine Prüfung und kann, auch wenn die Berechtigungen noch bestehen
bleiben, ungeeignete Schüler von der höheren Schule fernhalten.
In Untersekunda muß dann die „Bewegungsfreiheit" bereits beginnen,
d. h. die Schüler dürfen sich nun entscheiden, ob sie vorzugsweise die mathematisch¬
naturwissenschaftlichen oder die sprachlich-historischen Fächer studieren wollen.
Da dann für jede Abteilung höhere Ansprüche gestellt werden können, haben
wir lohnendere Arbeit und können den Schülern, die nicht mehr an der Zer¬
splitterung ihres Interesses leiden, mehr zumuten. Zweifellos wird so der
Arbeitsstil für Lehrer und Schüler gehoben; wo freudige Arbeit ist, wird auch
der Verkehrsstil zwischen „Arbeitgeber und Arbeitnehmer" auf eine andere Stufe
als die des Mißtrauens oder der Gleichgültigkeit gebracht, von der man jetzt —
übrigens gegen meine persönlichen Erfahrungen — so viel hört.
Keinesfalls darf man erwarten, daß mit Schulreformen jeder Grund zu
klagen fortfällt. Es wird immer noch faule Schlingels, untüchtige Lehrer,
eitle und urteilslose Eltern geben.
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