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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Neu-San Francisco und die Panama-Pacific-Exposition

Wenn den oben genannten Weltausstellungen historische Ereignisse von
bedeutender Tragweite den Namen gaben, so ist dies auch bei der im Jahre
1915 in San Francisco stattfindenden Panama-Pacific-Exposition der Fall,
nämlich die Eröffnung des Panamakanals. Schon Altmeister Goethe läßt sich,
wie uns sein wackerer Sekretär Eckermann berichtet, angeregt durch Alexander
von Humboldts Werk über Kuba und Kolumbien, über die Wichtigkeit eines
Panamakanals aus. Der Mann mit dem prophetischen Auge weist auch darauf
hin, daß die Vereinigten Staaten, und kein anderes Land, das große Werk
vollbringen würden. Es ist der ganzen Welt bekannt, wie sehr sich diese
Prophezeiung Goethes bereits der Erfüllung nähert, -- einer Erfüllung, die
die optimistischen Zukunftspläne der Bewohner der Pazifischen Küste, und
namentlich derjenigen von San Francisco im Lichte einer baldigen Ver¬
wirklichung erscheinen läßt. Ihnen bedeutet die Eröffnung des Panamakanals:
Beschleunigung in der Entwicklung eines mächtigen Handelsreiches im Westen
des Felsengebirges, Befreiung von dem Druck, den die transkontinentalen
Eisenbahnen ausüben, Besiedlung von hnnderttausenden Morgen Landes, die
heute noch brach liegen. Selbstverständlich laufen die Strahlen dieser Glaubens¬
sonne in San Francisco zusammen, welche Metropole schon ihrer unübertreff¬
lichen Hafenanlagen wegen unter den Städten der Pazifischen Küste zu einer
führenden Stellung vorherbestimmt ist; und hier tauchte auch zuerst die Idee
auf, das große Ereignis der Eröffnung des Panamakanals durch eine Welt¬
ausstellung feierlich zu begehen.

Bereits im Januar 1904 gab der offene Brief eines hervorragenden
Bürgers der Stadt den Anlaß dazu, daß man in geschäftlichen Kreisen dem
Plan, wenn auch vorläufig unoffiziell, nahe trat. Am 6. Januar 1906 legte
der kalifornische Abgeordnete Julius Kahn dem Kongreß in Washington eine
Bill vor, in der die Bundesregierung für die am Goldenen Tor abzuhaltende
Weltausstellung um eine Bewilligung von'5 Millionen Dollar angegangen wurde.

Drei Monate später brach über die Königin des Stillen Ozeans jene
Katastrophe herein, durch die etwa 4,7 Quadratmeilen mit fünfundzwanzig-
tausend Gebäuden in Schutt und Asche gelegt wurden. Allein das Aus¬
stellungsprojekt lag keineswegs unter den Trümmern der Stadt begraben-
Schon ein Jahr später kam die Angelegenheit in der Staatslegislatur zur
Sprache, wurde aber als verfrüht beiseite gelegt. Bei der im Herbst 1909
zur Erinnerung an die Entdeckung der Ban abgehaltenen Portolü-Feier erhielt
das Projekt endlich eine feste Form. Mit endgültigen Plänen ausgerüstet, trat
der Abgeordnete Kahn am 6. Dezember 1909 dem Kongreß abermals gegen¬
über, der dann auch nach längerem Zögern der Panama - Pacific - Exposition
feine offizielle Sanktion gab.

Am 28. März 1910 wurde in San Francisco die Panama - Pacific'
International-Exposition - Company in aller Form begründet. In einer am
28. April 1910 in der Börse abgehaltenen Versammlung brachte man inner-


Neu-San Francisco und die Panama-Pacific-Exposition

Wenn den oben genannten Weltausstellungen historische Ereignisse von
bedeutender Tragweite den Namen gaben, so ist dies auch bei der im Jahre
1915 in San Francisco stattfindenden Panama-Pacific-Exposition der Fall,
nämlich die Eröffnung des Panamakanals. Schon Altmeister Goethe läßt sich,
wie uns sein wackerer Sekretär Eckermann berichtet, angeregt durch Alexander
von Humboldts Werk über Kuba und Kolumbien, über die Wichtigkeit eines
Panamakanals aus. Der Mann mit dem prophetischen Auge weist auch darauf
hin, daß die Vereinigten Staaten, und kein anderes Land, das große Werk
vollbringen würden. Es ist der ganzen Welt bekannt, wie sehr sich diese
Prophezeiung Goethes bereits der Erfüllung nähert, — einer Erfüllung, die
die optimistischen Zukunftspläne der Bewohner der Pazifischen Küste, und
namentlich derjenigen von San Francisco im Lichte einer baldigen Ver¬
wirklichung erscheinen läßt. Ihnen bedeutet die Eröffnung des Panamakanals:
Beschleunigung in der Entwicklung eines mächtigen Handelsreiches im Westen
des Felsengebirges, Befreiung von dem Druck, den die transkontinentalen
Eisenbahnen ausüben, Besiedlung von hnnderttausenden Morgen Landes, die
heute noch brach liegen. Selbstverständlich laufen die Strahlen dieser Glaubens¬
sonne in San Francisco zusammen, welche Metropole schon ihrer unübertreff¬
lichen Hafenanlagen wegen unter den Städten der Pazifischen Küste zu einer
führenden Stellung vorherbestimmt ist; und hier tauchte auch zuerst die Idee
auf, das große Ereignis der Eröffnung des Panamakanals durch eine Welt¬
ausstellung feierlich zu begehen.

Bereits im Januar 1904 gab der offene Brief eines hervorragenden
Bürgers der Stadt den Anlaß dazu, daß man in geschäftlichen Kreisen dem
Plan, wenn auch vorläufig unoffiziell, nahe trat. Am 6. Januar 1906 legte
der kalifornische Abgeordnete Julius Kahn dem Kongreß in Washington eine
Bill vor, in der die Bundesregierung für die am Goldenen Tor abzuhaltende
Weltausstellung um eine Bewilligung von'5 Millionen Dollar angegangen wurde.

Drei Monate später brach über die Königin des Stillen Ozeans jene
Katastrophe herein, durch die etwa 4,7 Quadratmeilen mit fünfundzwanzig-
tausend Gebäuden in Schutt und Asche gelegt wurden. Allein das Aus¬
stellungsprojekt lag keineswegs unter den Trümmern der Stadt begraben-
Schon ein Jahr später kam die Angelegenheit in der Staatslegislatur zur
Sprache, wurde aber als verfrüht beiseite gelegt. Bei der im Herbst 1909
zur Erinnerung an die Entdeckung der Ban abgehaltenen Portolü-Feier erhielt
das Projekt endlich eine feste Form. Mit endgültigen Plänen ausgerüstet, trat
der Abgeordnete Kahn am 6. Dezember 1909 dem Kongreß abermals gegen¬
über, der dann auch nach längerem Zögern der Panama - Pacific - Exposition
feine offizielle Sanktion gab.

Am 28. März 1910 wurde in San Francisco die Panama - Pacific'
International-Exposition - Company in aller Form begründet. In einer am
28. April 1910 in der Börse abgehaltenen Versammlung brachte man inner-


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[0278] Neu-San Francisco und die Panama-Pacific-Exposition Wenn den oben genannten Weltausstellungen historische Ereignisse von bedeutender Tragweite den Namen gaben, so ist dies auch bei der im Jahre 1915 in San Francisco stattfindenden Panama-Pacific-Exposition der Fall, nämlich die Eröffnung des Panamakanals. Schon Altmeister Goethe läßt sich, wie uns sein wackerer Sekretär Eckermann berichtet, angeregt durch Alexander von Humboldts Werk über Kuba und Kolumbien, über die Wichtigkeit eines Panamakanals aus. Der Mann mit dem prophetischen Auge weist auch darauf hin, daß die Vereinigten Staaten, und kein anderes Land, das große Werk vollbringen würden. Es ist der ganzen Welt bekannt, wie sehr sich diese Prophezeiung Goethes bereits der Erfüllung nähert, — einer Erfüllung, die die optimistischen Zukunftspläne der Bewohner der Pazifischen Küste, und namentlich derjenigen von San Francisco im Lichte einer baldigen Ver¬ wirklichung erscheinen läßt. Ihnen bedeutet die Eröffnung des Panamakanals: Beschleunigung in der Entwicklung eines mächtigen Handelsreiches im Westen des Felsengebirges, Befreiung von dem Druck, den die transkontinentalen Eisenbahnen ausüben, Besiedlung von hnnderttausenden Morgen Landes, die heute noch brach liegen. Selbstverständlich laufen die Strahlen dieser Glaubens¬ sonne in San Francisco zusammen, welche Metropole schon ihrer unübertreff¬ lichen Hafenanlagen wegen unter den Städten der Pazifischen Küste zu einer führenden Stellung vorherbestimmt ist; und hier tauchte auch zuerst die Idee auf, das große Ereignis der Eröffnung des Panamakanals durch eine Welt¬ ausstellung feierlich zu begehen. Bereits im Januar 1904 gab der offene Brief eines hervorragenden Bürgers der Stadt den Anlaß dazu, daß man in geschäftlichen Kreisen dem Plan, wenn auch vorläufig unoffiziell, nahe trat. Am 6. Januar 1906 legte der kalifornische Abgeordnete Julius Kahn dem Kongreß in Washington eine Bill vor, in der die Bundesregierung für die am Goldenen Tor abzuhaltende Weltausstellung um eine Bewilligung von'5 Millionen Dollar angegangen wurde. Drei Monate später brach über die Königin des Stillen Ozeans jene Katastrophe herein, durch die etwa 4,7 Quadratmeilen mit fünfundzwanzig- tausend Gebäuden in Schutt und Asche gelegt wurden. Allein das Aus¬ stellungsprojekt lag keineswegs unter den Trümmern der Stadt begraben- Schon ein Jahr später kam die Angelegenheit in der Staatslegislatur zur Sprache, wurde aber als verfrüht beiseite gelegt. Bei der im Herbst 1909 zur Erinnerung an die Entdeckung der Ban abgehaltenen Portolü-Feier erhielt das Projekt endlich eine feste Form. Mit endgültigen Plänen ausgerüstet, trat der Abgeordnete Kahn am 6. Dezember 1909 dem Kongreß abermals gegen¬ über, der dann auch nach längerem Zögern der Panama - Pacific - Exposition feine offizielle Sanktion gab. Am 28. März 1910 wurde in San Francisco die Panama - Pacific' International-Exposition - Company in aller Form begründet. In einer am 28. April 1910 in der Börse abgehaltenen Versammlung brachte man inner-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/278>, abgerufen am 11.05.2024.