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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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guter Beschaffenheit und Einrichtungen unzweifelhaft die erste Stelle ein. Auch
die deutschen Städte zeichnen sich durch eine ungewöhnliche Sauber¬
keit, durch Ordnung, Bequemlichkeit und Billigkeit aus, und was
die Eisenbahnverbindungen anbelangt, so steht Deutschland außer
jeder Konkurrenz . . . Ganz allgemein: Deutschland hat in den letzten Jahren
sich stark entwickelt und verschönt, und man kann es freimütig in bezug
auf Kultur und Annehmlichkeit des Lebens als das erste Reich in
Europa bezeichnen/' An anderer Stelle weist dann der Herausgeber des
Reisebuches noch besonders darauf hin, daß alle Eisenbahnverbindungen von
Rußland nach dein Westen über Deutschland, trotzdem sie hier und da einige
Kilometer länger seien, als die über Österreich, vorzuziehen seien, weil alles in
Deutschland bequemer, billigerund, was die Hauptsache, gefahrloser ist.

Dies Buch ist erschienen in demselben Verlage, in dem die Nowoje Wremja
gedruckt wird, bei A. S. Ssuworin in Petersburg. Wer diesen Verlag kennt,
weiß, daß er nicht nur in seinem politischen Organ, eben in der Nowoje
Wremja, Propaganda gegen das politische Deutschland macht, daß vielmehr
jahrzehntelang gerade von Ssuworin und seinen Mitarbeitern ein altes,
schlechtes Wort breitgetreten wurde: "Was den Deutschen nützlich ist, ist für
den Russen schädlich."

Es wäre zu wünschen, daß die Bemerkungen des Russen Kusminski einen
starken Widerhall in der deutschen Presse finden. Sie sind der beste Beweis
dafür, wie sich auch nach außen hin allmählich die konsequente und ruhige Kultur¬
arbeit des Deutschtums bei sich zu Hause durchzusetzen vermag, eine Kulturarbeit,
die auf einer unantastbaren persönlichen Freiheit und ebenso unantastbaren Recht¬
sprechung beruht. Wir brauchen uns nicht beleidigt zu fühlen, wenn wir von Leuten
im Ausland, die das Gastrecht nicht zu pflegen wissen, nicht beachtet oder gar
geschimpft werden, nicht wir werden durch die Rohlinge und kulturlosen Menschen
herabgesetzt, denn wir tragen den Wert unserer Nationalität in uns, und
diese wird sich um so fester und besser durchsetzen auch in den Augen des Aus¬
landes, je weniger wir auf Anpöbeleien der Franzosen reagieren.

Darum mehr Stolz! -- Das Gute bricht sich mit der Zeit selbst Bahn!


G. "Lleinow


Reichsspiegcl

guter Beschaffenheit und Einrichtungen unzweifelhaft die erste Stelle ein. Auch
die deutschen Städte zeichnen sich durch eine ungewöhnliche Sauber¬
keit, durch Ordnung, Bequemlichkeit und Billigkeit aus, und was
die Eisenbahnverbindungen anbelangt, so steht Deutschland außer
jeder Konkurrenz . . . Ganz allgemein: Deutschland hat in den letzten Jahren
sich stark entwickelt und verschönt, und man kann es freimütig in bezug
auf Kultur und Annehmlichkeit des Lebens als das erste Reich in
Europa bezeichnen/' An anderer Stelle weist dann der Herausgeber des
Reisebuches noch besonders darauf hin, daß alle Eisenbahnverbindungen von
Rußland nach dein Westen über Deutschland, trotzdem sie hier und da einige
Kilometer länger seien, als die über Österreich, vorzuziehen seien, weil alles in
Deutschland bequemer, billigerund, was die Hauptsache, gefahrloser ist.

Dies Buch ist erschienen in demselben Verlage, in dem die Nowoje Wremja
gedruckt wird, bei A. S. Ssuworin in Petersburg. Wer diesen Verlag kennt,
weiß, daß er nicht nur in seinem politischen Organ, eben in der Nowoje
Wremja, Propaganda gegen das politische Deutschland macht, daß vielmehr
jahrzehntelang gerade von Ssuworin und seinen Mitarbeitern ein altes,
schlechtes Wort breitgetreten wurde: „Was den Deutschen nützlich ist, ist für
den Russen schädlich."

Es wäre zu wünschen, daß die Bemerkungen des Russen Kusminski einen
starken Widerhall in der deutschen Presse finden. Sie sind der beste Beweis
dafür, wie sich auch nach außen hin allmählich die konsequente und ruhige Kultur¬
arbeit des Deutschtums bei sich zu Hause durchzusetzen vermag, eine Kulturarbeit,
die auf einer unantastbaren persönlichen Freiheit und ebenso unantastbaren Recht¬
sprechung beruht. Wir brauchen uns nicht beleidigt zu fühlen, wenn wir von Leuten
im Ausland, die das Gastrecht nicht zu pflegen wissen, nicht beachtet oder gar
geschimpft werden, nicht wir werden durch die Rohlinge und kulturlosen Menschen
herabgesetzt, denn wir tragen den Wert unserer Nationalität in uns, und
diese wird sich um so fester und besser durchsetzen auch in den Augen des Aus¬
landes, je weniger wir auf Anpöbeleien der Franzosen reagieren.

Darum mehr Stolz! — Das Gute bricht sich mit der Zeit selbst Bahn!


G. «Lleinow


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[0440] Reichsspiegcl guter Beschaffenheit und Einrichtungen unzweifelhaft die erste Stelle ein. Auch die deutschen Städte zeichnen sich durch eine ungewöhnliche Sauber¬ keit, durch Ordnung, Bequemlichkeit und Billigkeit aus, und was die Eisenbahnverbindungen anbelangt, so steht Deutschland außer jeder Konkurrenz . . . Ganz allgemein: Deutschland hat in den letzten Jahren sich stark entwickelt und verschönt, und man kann es freimütig in bezug auf Kultur und Annehmlichkeit des Lebens als das erste Reich in Europa bezeichnen/' An anderer Stelle weist dann der Herausgeber des Reisebuches noch besonders darauf hin, daß alle Eisenbahnverbindungen von Rußland nach dein Westen über Deutschland, trotzdem sie hier und da einige Kilometer länger seien, als die über Österreich, vorzuziehen seien, weil alles in Deutschland bequemer, billigerund, was die Hauptsache, gefahrloser ist. Dies Buch ist erschienen in demselben Verlage, in dem die Nowoje Wremja gedruckt wird, bei A. S. Ssuworin in Petersburg. Wer diesen Verlag kennt, weiß, daß er nicht nur in seinem politischen Organ, eben in der Nowoje Wremja, Propaganda gegen das politische Deutschland macht, daß vielmehr jahrzehntelang gerade von Ssuworin und seinen Mitarbeitern ein altes, schlechtes Wort breitgetreten wurde: „Was den Deutschen nützlich ist, ist für den Russen schädlich." Es wäre zu wünschen, daß die Bemerkungen des Russen Kusminski einen starken Widerhall in der deutschen Presse finden. Sie sind der beste Beweis dafür, wie sich auch nach außen hin allmählich die konsequente und ruhige Kultur¬ arbeit des Deutschtums bei sich zu Hause durchzusetzen vermag, eine Kulturarbeit, die auf einer unantastbaren persönlichen Freiheit und ebenso unantastbaren Recht¬ sprechung beruht. Wir brauchen uns nicht beleidigt zu fühlen, wenn wir von Leuten im Ausland, die das Gastrecht nicht zu pflegen wissen, nicht beachtet oder gar geschimpft werden, nicht wir werden durch die Rohlinge und kulturlosen Menschen herabgesetzt, denn wir tragen den Wert unserer Nationalität in uns, und diese wird sich um so fester und besser durchsetzen auch in den Augen des Aus¬ landes, je weniger wir auf Anpöbeleien der Franzosen reagieren. Darum mehr Stolz! — Das Gute bricht sich mit der Zeit selbst Bahn! G. «Lleinow

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/440>, abgerufen am 12.05.2024.