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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Publikum findet, beweisen die zahlreichen
Sammlungen seiner Schriften. Die neu¬
erschienene von Wukadinowic gibt mit ihrer
Biographie, ihrem Kommentar und den zahl¬
reichen Briefen ein besonders gutes Ge¬
samtbild.

Auch das junge Deutschland findet wieder
Anklang. Wer hätte es noch bor zehn Jahren
geglaubt, daß Gutzkows Niesenroman "Die
Ritter vom Geiste" in einer Klassikerbibliothek
Aufnahme, finden würde? Jetzt hat R. Gensel
seiner Gutzkow - Auswahl (Bongs Goldene
Klassikerbibliothek) in der Tat dies Werk an¬
gereiht (drei Bände zu je 2 Mark); vielleicht
findet der wichtige Zeitroman gerade unter
den Grenzbotenlesern ein interessiertes Publi¬
kum, denn die Grenzboten haben einst --
freilich in schärfster Polemik -- zu ihm wieder¬
holt Stellung genommen.

Warum nicht überhaupt unter den zahl¬
reichen Neudrucken die wichtigen Erzähler der
Vergangenheit häufiger erscheinen, ist nicht
recht einzusehen. Noch immer ist keine billige
Sammelausgabe der Werke von Willibald
Alexis erschienen! Dagegen liegt jetzt in der
Bibliothek von Hesse u. Becker eine umfang¬
reiche Auswahl der Werke Berthold Auer-
bachs vor. Der Herausgeber, Anton Bettel¬
heim, hat sein Verfahren eingehend in der
Beilage zur Ausfischen Zeitung begründet.
Auf eine neue Textbehandlung ist er nicht
ausgegangen, sondern hat sein Augenmerk
hauptsächlich auf eine vorsichtige Auswahl des
Wichtigsten gerichtet. Zehn unter den fünf¬
zehn Teilen der Sammlung bringen Schwarz¬
wälder Dorfgeschichten, die letzten fünf ent¬
halten den Roman "Auf der Höhe", "Spi¬
noza" und ausgewählte Kalendergeschichten.
Wir sind heute an eine andere Erzählungs¬
art gewöhnt als an die Auerbcichs; er scheint
uns auch in den gelungenen Werken oft breit,
die Sätze zu lang. Doch braucht man nur
den "Diethelm von Buchenberg" gelesen zu
haben, um ihm auch heute sein Publikum zu
gönnen und zu wünschen, (übrigens war
Auerbach vor siebzig Jahren ständiger Mit¬
arbeiter der Grenzboten. G. Cl,), Die gut
gedruckte Volksausgabe ist in vier Leinen¬
bänden zum Preise von 8 Mark zu haben.

Und zum Schluß noch etwas Wunder¬
liches! Wenn man einen berühmten deutschen

[Spaltenumbruch]

Dichter der Vergangenheit nennen wollte,
den ein jeder dem Namen nach kennt, und
der doch auch in unserer bücherbeladenen Zeit
"unmodern" ist, so würden gewiß sehr viele
sogleich an Klopstock denken. Aber auch das
scheint ein Irrtum zu sein; denn als fünf¬
zehnter der vornehmen Drugulin - Drucke ist
im Verlage von Kurt Wolff erschienen: Klop-
stocks Oden in zwei Bänden, herausgegeben
von Paul Merker, im Preise von 7,ö0 Mark
(bzw. 1t) Mark) gebunden. Und in der Tat,
schlägt man nur die letzte Ode des ersten
Bandes auf, die gewaltige "Warnung" ("Ihr
rechtet mit dem, Des großen Namen Der
sterbliche Weise Kaum waget auszusprechen"),
-- so hält man es für möglich, daß auch
dieser Dichter für unsere Gegenwart wieder
eine poetische Macht werden könnte.

Aarl Fre^e

In Ergänzung des vorstehenden Berichts
sei erwähnt, daß die auf siebzehn Bände be¬
rechnete Gesamtausgabe der Werke Wildcn-
liruchs (G. Grotesche Verlagsbuchhandlung,
Berlin. Subskriptionspreis Ä Band geheftet
4 Mark, in Leinen geb. ö Mark, in Halbfr.
6,50 Mark), deren zwei erste Bände im vorigen
Jahre in Heft 49 angezeigt werden konnten,
inzwischen um vier weitere Bände (Bd. 3, 6,
7, 8) vermehrt worden ist.

Die Bände 3 und 6 enthalten, wie die
beiden ersten, Romane und Novellen, letzterer
vereinigt sämtliche Kindererzählungen Wilden¬
bruchs. Band 7 und 8 gehören der zweiten
Reihe der gesammelten Werke an und ent¬
halten dem bekannt gegebenen Plane ent¬
sprechend Dramen. Der deutsche Leser wird
nicht verfehlen, dieser verdienstvollen Ausgabe
reges Interesse entgegen zu bringen. Eine ein¬
gehendere Würdigung möchten wir uns bis
nach Abschluß derselben vorbehalten.

Vor wenigen Tagen, zu Dehmels funf¬
zigsten Geburtstage, hat der Verlag von
S. Fischer, Berlin, neben seiner zehnbändigen
Ausgabe eine Sammlung der Werke dieses
Dichters als wohlfeile Volksausgabe in drei
Bänden erscheinen lassen. Der erste Band
umfaßt: "Erlösungen", "Aber die Liebe",
"Die Verwandlungen der Venus"; der zweite:
"Weib und Welt", "Zwei Menschen", "Der
Kindergarten"; der dritte: "Lebensblätter",

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Publikum findet, beweisen die zahlreichen
Sammlungen seiner Schriften. Die neu¬
erschienene von Wukadinowic gibt mit ihrer
Biographie, ihrem Kommentar und den zahl¬
reichen Briefen ein besonders gutes Ge¬
samtbild.

Auch das junge Deutschland findet wieder
Anklang. Wer hätte es noch bor zehn Jahren
geglaubt, daß Gutzkows Niesenroman „Die
Ritter vom Geiste" in einer Klassikerbibliothek
Aufnahme, finden würde? Jetzt hat R. Gensel
seiner Gutzkow - Auswahl (Bongs Goldene
Klassikerbibliothek) in der Tat dies Werk an¬
gereiht (drei Bände zu je 2 Mark); vielleicht
findet der wichtige Zeitroman gerade unter
den Grenzbotenlesern ein interessiertes Publi¬
kum, denn die Grenzboten haben einst —
freilich in schärfster Polemik — zu ihm wieder¬
holt Stellung genommen.

Warum nicht überhaupt unter den zahl¬
reichen Neudrucken die wichtigen Erzähler der
Vergangenheit häufiger erscheinen, ist nicht
recht einzusehen. Noch immer ist keine billige
Sammelausgabe der Werke von Willibald
Alexis erschienen! Dagegen liegt jetzt in der
Bibliothek von Hesse u. Becker eine umfang¬
reiche Auswahl der Werke Berthold Auer-
bachs vor. Der Herausgeber, Anton Bettel¬
heim, hat sein Verfahren eingehend in der
Beilage zur Ausfischen Zeitung begründet.
Auf eine neue Textbehandlung ist er nicht
ausgegangen, sondern hat sein Augenmerk
hauptsächlich auf eine vorsichtige Auswahl des
Wichtigsten gerichtet. Zehn unter den fünf¬
zehn Teilen der Sammlung bringen Schwarz¬
wälder Dorfgeschichten, die letzten fünf ent¬
halten den Roman „Auf der Höhe", „Spi¬
noza" und ausgewählte Kalendergeschichten.
Wir sind heute an eine andere Erzählungs¬
art gewöhnt als an die Auerbcichs; er scheint
uns auch in den gelungenen Werken oft breit,
die Sätze zu lang. Doch braucht man nur
den „Diethelm von Buchenberg" gelesen zu
haben, um ihm auch heute sein Publikum zu
gönnen und zu wünschen, (übrigens war
Auerbach vor siebzig Jahren ständiger Mit¬
arbeiter der Grenzboten. G. Cl,), Die gut
gedruckte Volksausgabe ist in vier Leinen¬
bänden zum Preise von 8 Mark zu haben.

Und zum Schluß noch etwas Wunder¬
liches! Wenn man einen berühmten deutschen

[Spaltenumbruch]

Dichter der Vergangenheit nennen wollte,
den ein jeder dem Namen nach kennt, und
der doch auch in unserer bücherbeladenen Zeit
„unmodern" ist, so würden gewiß sehr viele
sogleich an Klopstock denken. Aber auch das
scheint ein Irrtum zu sein; denn als fünf¬
zehnter der vornehmen Drugulin - Drucke ist
im Verlage von Kurt Wolff erschienen: Klop-
stocks Oden in zwei Bänden, herausgegeben
von Paul Merker, im Preise von 7,ö0 Mark
(bzw. 1t) Mark) gebunden. Und in der Tat,
schlägt man nur die letzte Ode des ersten
Bandes auf, die gewaltige „Warnung" („Ihr
rechtet mit dem, Des großen Namen Der
sterbliche Weise Kaum waget auszusprechen"),
— so hält man es für möglich, daß auch
dieser Dichter für unsere Gegenwart wieder
eine poetische Macht werden könnte.

Aarl Fre^e

In Ergänzung des vorstehenden Berichts
sei erwähnt, daß die auf siebzehn Bände be¬
rechnete Gesamtausgabe der Werke Wildcn-
liruchs (G. Grotesche Verlagsbuchhandlung,
Berlin. Subskriptionspreis Ä Band geheftet
4 Mark, in Leinen geb. ö Mark, in Halbfr.
6,50 Mark), deren zwei erste Bände im vorigen
Jahre in Heft 49 angezeigt werden konnten,
inzwischen um vier weitere Bände (Bd. 3, 6,
7, 8) vermehrt worden ist.

Die Bände 3 und 6 enthalten, wie die
beiden ersten, Romane und Novellen, letzterer
vereinigt sämtliche Kindererzählungen Wilden¬
bruchs. Band 7 und 8 gehören der zweiten
Reihe der gesammelten Werke an und ent¬
halten dem bekannt gegebenen Plane ent¬
sprechend Dramen. Der deutsche Leser wird
nicht verfehlen, dieser verdienstvollen Ausgabe
reges Interesse entgegen zu bringen. Eine ein¬
gehendere Würdigung möchten wir uns bis
nach Abschluß derselben vorbehalten.

Vor wenigen Tagen, zu Dehmels funf¬
zigsten Geburtstage, hat der Verlag von
S. Fischer, Berlin, neben seiner zehnbändigen
Ausgabe eine Sammlung der Werke dieses
Dichters als wohlfeile Volksausgabe in drei
Bänden erscheinen lassen. Der erste Band
umfaßt: „Erlösungen", „Aber die Liebe",
„Die Verwandlungen der Venus"; der zweite:
„Weib und Welt", „Zwei Menschen", „Der
Kindergarten"; der dritte: „Lebensblätter",

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_326811/490>, abgerufen am 13.05.2024.