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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.

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Gin Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts
Fehlschläge gibt es zwar in Massen,
Ihr aber wollt euch nicht belehren lassen,
Und jeder meint, -- ob geistvoll, ob beschränkt --
Im Wettspiel um die Macht der Dynastie'n
-- Ein Spiel, das nur der Zufall lenkt --
Als Diplomat das große Los zu ziehn.
Und was für Tröpfen mußt' ich nicht begegnen!
Hier einer, der, wie'n Schulfuchs aufgebläht,
Nur in gelahrter Rede sich ergeht.
Dort spielt ein andrer ganz den Überleg'nen,
Recke sich, als wär' er selbst die Majestät.
Mit Kriecherei versucht es plump ein Dritter.
Und jeder dieser edlen Ritter
Dünkt sich ein Atlas, der die Welt
Auf seinen schmalen Schultern hält,
Und jeder meint, die Erde kreist,
Wie es ihr vorschreibt sein verschrobner Geist.
Am meisten aber mußt ich lachen,
Als Herr Choiseul, der große Diplomat
Das Weltkomödienhaus betrat.
Er stürmt hervor und will sich wichtig machen.
Ein Intrigant mit giftigem Munde,
Und treibt sein Frankreich in verrückten Trab
Von Plutus reicher Tafelrunde
Wahrhaftig bis zum Bettelstab.
Solch ein Hanswurst, wie Ihr, macht mir Vergnügen,
Und Beifall klatscht' ich, wenn die Possen nur
Der Menschheit nicht so böse Wunden schlügen,
Ich weiß nicht, welch ein Teufel in Euch fuhr,
Daß Ihr so arge Unruh' rings verbreitet
Und immer neue Pläne vorbereitet,
Bis schließlich alle Welt
Dem Unfug Eurer Narretei'" verfällt.
Nur zu! Noch solch ein Schelmenstreich,
Noch ein Beweis von Euern Clowntalenten,
Von Rüpeleien und höchst impertinenten
Anwürfen -- und Pipin dem Kleinen gleich
Hausmeier könnt Ihr bald bei den Lakai'n
Des allerchristlichsten Monarchen sein.

Gin Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts
Fehlschläge gibt es zwar in Massen,
Ihr aber wollt euch nicht belehren lassen,
Und jeder meint, — ob geistvoll, ob beschränkt —
Im Wettspiel um die Macht der Dynastie'n
— Ein Spiel, das nur der Zufall lenkt —
Als Diplomat das große Los zu ziehn.
Und was für Tröpfen mußt' ich nicht begegnen!
Hier einer, der, wie'n Schulfuchs aufgebläht,
Nur in gelahrter Rede sich ergeht.
Dort spielt ein andrer ganz den Überleg'nen,
Recke sich, als wär' er selbst die Majestät.
Mit Kriecherei versucht es plump ein Dritter.
Und jeder dieser edlen Ritter
Dünkt sich ein Atlas, der die Welt
Auf seinen schmalen Schultern hält,
Und jeder meint, die Erde kreist,
Wie es ihr vorschreibt sein verschrobner Geist.
Am meisten aber mußt ich lachen,
Als Herr Choiseul, der große Diplomat
Das Weltkomödienhaus betrat.
Er stürmt hervor und will sich wichtig machen.
Ein Intrigant mit giftigem Munde,
Und treibt sein Frankreich in verrückten Trab
Von Plutus reicher Tafelrunde
Wahrhaftig bis zum Bettelstab.
Solch ein Hanswurst, wie Ihr, macht mir Vergnügen,
Und Beifall klatscht' ich, wenn die Possen nur
Der Menschheit nicht so böse Wunden schlügen,
Ich weiß nicht, welch ein Teufel in Euch fuhr,
Daß Ihr so arge Unruh' rings verbreitet
Und immer neue Pläne vorbereitet,
Bis schließlich alle Welt
Dem Unfug Eurer Narretei'« verfällt.
Nur zu! Noch solch ein Schelmenstreich,
Noch ein Beweis von Euern Clowntalenten,
Von Rüpeleien und höchst impertinenten
Anwürfen — und Pipin dem Kleinen gleich
Hausmeier könnt Ihr bald bei den Lakai'n
Des allerchristlichsten Monarchen sein.

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[0037] Gin Edward Grey des achtzehnten Jahrhunderts Fehlschläge gibt es zwar in Massen, Ihr aber wollt euch nicht belehren lassen, Und jeder meint, — ob geistvoll, ob beschränkt — Im Wettspiel um die Macht der Dynastie'n — Ein Spiel, das nur der Zufall lenkt — Als Diplomat das große Los zu ziehn. Und was für Tröpfen mußt' ich nicht begegnen! Hier einer, der, wie'n Schulfuchs aufgebläht, Nur in gelahrter Rede sich ergeht. Dort spielt ein andrer ganz den Überleg'nen, Recke sich, als wär' er selbst die Majestät. Mit Kriecherei versucht es plump ein Dritter. Und jeder dieser edlen Ritter Dünkt sich ein Atlas, der die Welt Auf seinen schmalen Schultern hält, Und jeder meint, die Erde kreist, Wie es ihr vorschreibt sein verschrobner Geist. Am meisten aber mußt ich lachen, Als Herr Choiseul, der große Diplomat Das Weltkomödienhaus betrat. Er stürmt hervor und will sich wichtig machen. Ein Intrigant mit giftigem Munde, Und treibt sein Frankreich in verrückten Trab Von Plutus reicher Tafelrunde Wahrhaftig bis zum Bettelstab. Solch ein Hanswurst, wie Ihr, macht mir Vergnügen, Und Beifall klatscht' ich, wenn die Possen nur Der Menschheit nicht so böse Wunden schlügen, Ich weiß nicht, welch ein Teufel in Euch fuhr, Daß Ihr so arge Unruh' rings verbreitet Und immer neue Pläne vorbereitet, Bis schließlich alle Welt Dem Unfug Eurer Narretei'« verfällt. Nur zu! Noch solch ein Schelmenstreich, Noch ein Beweis von Euern Clowntalenten, Von Rüpeleien und höchst impertinenten Anwürfen — und Pipin dem Kleinen gleich Hausmeier könnt Ihr bald bei den Lakai'n Des allerchristlichsten Monarchen sein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/37>, abgerufen am 15.05.2024.