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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.

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Ein "Ldivard Grey des achtzehnten Jahrhunderts
Es zeigt sich, lächelt, kommt uns gern ein Stück
Entgegen, wenn wir's recht erstreben.
Vor mancher Größe schreckt's vielleicht zurück,
Um die sich Neid und Falschheit winden.
Doch jeder kann's in seinem Herzen finden.
Nur der wird glücklich, der weitab vom Markt
Zu zügeln weiß ein frevelndes Begehren,
Und der mit Wohlgenüssen karge.
Sein Leben soll an stiller Lust sich nähren,
Es braucht den Prunk nicht der Semiranns.
Und muß er Glanz und Rausch entbehren,
Ist er doch reinen, heitren Sinns gewiß,
Und echte Freunde halten ihn in Ehren.
O Wonnetage trauter Einsamkeit,
Wo Freundschaft über Standesdünkel siegt,
Wo kein Schmarotzertum gedeiht,
Das freie Wort aus freiem Herzen fliegt!
Ihr lieben Freunde folgt nur immer
Im Wirrsal dieser Narrenwelt
Dem Geiste, der euch k!ug in Schranken hält.
Laßt euch von der Begierden grellem Flimmer
Und von des Hochmuts Flunkerschein nicht blenden.
Wo Cato und Anilins
Und Cicero, Trojan, Vergilius,
Dort müßt auch ihr dereinstens enden.
Der Ente poltert mit Tumult ins Grab,
Daß noch sein Tod die Welt mit Lärm erfülle, --
Der Weise, ledig der erzwungenen Hülle,
Steigt unverzagt hinab.



Ein «Ldivard Grey des achtzehnten Jahrhunderts
Es zeigt sich, lächelt, kommt uns gern ein Stück
Entgegen, wenn wir's recht erstreben.
Vor mancher Größe schreckt's vielleicht zurück,
Um die sich Neid und Falschheit winden.
Doch jeder kann's in seinem Herzen finden.
Nur der wird glücklich, der weitab vom Markt
Zu zügeln weiß ein frevelndes Begehren,
Und der mit Wohlgenüssen karge.
Sein Leben soll an stiller Lust sich nähren,
Es braucht den Prunk nicht der Semiranns.
Und muß er Glanz und Rausch entbehren,
Ist er doch reinen, heitren Sinns gewiß,
Und echte Freunde halten ihn in Ehren.
O Wonnetage trauter Einsamkeit,
Wo Freundschaft über Standesdünkel siegt,
Wo kein Schmarotzertum gedeiht,
Das freie Wort aus freiem Herzen fliegt!
Ihr lieben Freunde folgt nur immer
Im Wirrsal dieser Narrenwelt
Dem Geiste, der euch k!ug in Schranken hält.
Laßt euch von der Begierden grellem Flimmer
Und von des Hochmuts Flunkerschein nicht blenden.
Wo Cato und Anilins
Und Cicero, Trojan, Vergilius,
Dort müßt auch ihr dereinstens enden.
Der Ente poltert mit Tumult ins Grab,
Daß noch sein Tod die Welt mit Lärm erfülle, —
Der Weise, ledig der erzwungenen Hülle,
Steigt unverzagt hinab.



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[0040] Ein «Ldivard Grey des achtzehnten Jahrhunderts Es zeigt sich, lächelt, kommt uns gern ein Stück Entgegen, wenn wir's recht erstreben. Vor mancher Größe schreckt's vielleicht zurück, Um die sich Neid und Falschheit winden. Doch jeder kann's in seinem Herzen finden. Nur der wird glücklich, der weitab vom Markt Zu zügeln weiß ein frevelndes Begehren, Und der mit Wohlgenüssen karge. Sein Leben soll an stiller Lust sich nähren, Es braucht den Prunk nicht der Semiranns. Und muß er Glanz und Rausch entbehren, Ist er doch reinen, heitren Sinns gewiß, Und echte Freunde halten ihn in Ehren. O Wonnetage trauter Einsamkeit, Wo Freundschaft über Standesdünkel siegt, Wo kein Schmarotzertum gedeiht, Das freie Wort aus freiem Herzen fliegt! Ihr lieben Freunde folgt nur immer Im Wirrsal dieser Narrenwelt Dem Geiste, der euch k!ug in Schranken hält. Laßt euch von der Begierden grellem Flimmer Und von des Hochmuts Flunkerschein nicht blenden. Wo Cato und Anilins Und Cicero, Trojan, Vergilius, Dort müßt auch ihr dereinstens enden. Der Ente poltert mit Tumult ins Grab, Daß noch sein Tod die Welt mit Lärm erfülle, — Der Weise, ledig der erzwungenen Hülle, Steigt unverzagt hinab.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/40>, abgerufen am 14.05.2024.