Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Deutsche Ariegsdichtung heut und vor hundert Zähren

Selten hat ein Kaiserwort in so glücklicher Weise die Volksstimmung wieder¬
gegeben wie jenes: "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!"
Aus der Dichtung hallt dieses Wort in Hundertsachen Abwandlungen wieder.
Will Vesper singt in dem Gedicht "Die drei Kumpane" in der Sammlung "Vom
großen Krieg 1914" (München 1915. C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung Oskar
Beck)

.... "Da war kein Lärm, da war kein Geschrei,
stand Bruder an Bruder gereiht.
Nicht Nord, nicht Süd und keine Partei.
Alleinig dem Tode geweiht.
Du heilige Burg, du heiliges Reich,
Das die Väter gemauert mit Blut,
Vor dir ist Kaiser und Bettler gleich.
Dir gehört all Leben und Gut." ....

Immer wieder befruchtet im Zusammenhange damit dann der gewaltige
Eindruck die Phantasie der Dichter, wie das deutsche Volk mitten in der Arbeit
bei der Mobilmachung aufhorcht, wie ihm einen Augenblick der Atem stockt und
wie dann Mann für Mann von der Arbeit, von der Ernte zu den Waffen
eilt. Gerhard Hauptmann beginnt eines seiner Kriegslieder, das in viele
Sammlungen übergegangen ist, mit den Versen: '

Eine anschauliche dichterische Gestaltung erfährt die Mobilmachung auch in
Gustav Schülers Gedicht: "Mohn." (In Waffen und Wahrheit. Leipzig. Verlag
Arwed Strauch. 1914.)

"Und alle sprangen zornfunkelnd vor
Aus Werkstatt und Haus und Tür und Tor.
Aus den rußigen, rauchenden Hammerwerken
Mit wilden, brechenden Armesstärken.

Es haben die hinter den Schreiberstischen
Nicht Zeit, die Federn auszuwischen.
Fort! sortit Die Läden werden leer,
Und keiner spricht und redet mehr. --
Alldeutschland sprang aus Tür und Tor
Zornfunkelnd vor!"

Ein besonderes Blatt wird hierbei stets den Kriegsfreiwilligen gewidmet.
Dem Körnerschen:


Deutsche Ariegsdichtung heut und vor hundert Zähren

Selten hat ein Kaiserwort in so glücklicher Weise die Volksstimmung wieder¬
gegeben wie jenes: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!"
Aus der Dichtung hallt dieses Wort in Hundertsachen Abwandlungen wieder.
Will Vesper singt in dem Gedicht „Die drei Kumpane" in der Sammlung „Vom
großen Krieg 1914" (München 1915. C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung Oskar
Beck)

.... „Da war kein Lärm, da war kein Geschrei,
stand Bruder an Bruder gereiht.
Nicht Nord, nicht Süd und keine Partei.
Alleinig dem Tode geweiht.
Du heilige Burg, du heiliges Reich,
Das die Väter gemauert mit Blut,
Vor dir ist Kaiser und Bettler gleich.
Dir gehört all Leben und Gut." ....

Immer wieder befruchtet im Zusammenhange damit dann der gewaltige
Eindruck die Phantasie der Dichter, wie das deutsche Volk mitten in der Arbeit
bei der Mobilmachung aufhorcht, wie ihm einen Augenblick der Atem stockt und
wie dann Mann für Mann von der Arbeit, von der Ernte zu den Waffen
eilt. Gerhard Hauptmann beginnt eines seiner Kriegslieder, das in viele
Sammlungen übergegangen ist, mit den Versen: '

Eine anschauliche dichterische Gestaltung erfährt die Mobilmachung auch in
Gustav Schülers Gedicht: „Mohn." (In Waffen und Wahrheit. Leipzig. Verlag
Arwed Strauch. 1914.)

„Und alle sprangen zornfunkelnd vor
Aus Werkstatt und Haus und Tür und Tor.
Aus den rußigen, rauchenden Hammerwerken
Mit wilden, brechenden Armesstärken.

Es haben die hinter den Schreiberstischen
Nicht Zeit, die Federn auszuwischen.
Fort! sortit Die Läden werden leer,
Und keiner spricht und redet mehr. —
Alldeutschland sprang aus Tür und Tor
Zornfunkelnd vor!"

Ein besonderes Blatt wird hierbei stets den Kriegsfreiwilligen gewidmet.
Dem Körnerschen:


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0194" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323733"/>
          <fw type="header" place="top"> Deutsche Ariegsdichtung heut und vor hundert Zähren</fw><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_18" type="poem">
            <l/>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_606"> Selten hat ein Kaiserwort in so glücklicher Weise die Volksstimmung wieder¬<lb/>
gegeben wie jenes: &#x201E;Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!"<lb/>
Aus der Dichtung hallt dieses Wort in Hundertsachen Abwandlungen wieder.<lb/>
Will Vesper singt in dem Gedicht &#x201E;Die drei Kumpane" in der Sammlung &#x201E;Vom<lb/>
großen Krieg 1914" (München 1915. C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung Oskar<lb/>
Beck)</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_19" type="poem">
            <l> .... &#x201E;Da war kein Lärm, da war kein Geschrei,<lb/>
stand Bruder an Bruder gereiht.<lb/>
Nicht Nord, nicht Süd und keine Partei.<lb/>
Alleinig dem Tode geweiht.</l>
            <l> Du heilige Burg, du heiliges Reich,<lb/>
Das die Väter gemauert mit Blut,<lb/>
Vor dir ist Kaiser und Bettler gleich.<lb/>
Dir gehört all Leben und Gut." ....</l>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_607"> Immer wieder befruchtet im Zusammenhange damit dann der gewaltige<lb/>
Eindruck die Phantasie der Dichter, wie das deutsche Volk mitten in der Arbeit<lb/>
bei der Mobilmachung aufhorcht, wie ihm einen Augenblick der Atem stockt und<lb/>
wie dann Mann für Mann von der Arbeit, von der Ernte zu den Waffen<lb/>
eilt. Gerhard Hauptmann beginnt eines seiner Kriegslieder, das in viele<lb/>
Sammlungen übergegangen ist, mit den Versen: '</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_20" type="poem">
            <l/>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_608"> Eine anschauliche dichterische Gestaltung erfährt die Mobilmachung auch in<lb/>
Gustav Schülers Gedicht: &#x201E;Mohn." (In Waffen und Wahrheit. Leipzig. Verlag<lb/>
Arwed Strauch. 1914.)</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_21" type="poem">
            <l> &#x201E;Und alle sprangen zornfunkelnd vor<lb/>
Aus Werkstatt und Haus und Tür und Tor.<lb/>
Aus den rußigen, rauchenden Hammerwerken<lb/>
Mit wilden, brechenden Armesstärken.</l>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <l> Es haben die hinter den Schreiberstischen<lb/>
Nicht Zeit, die Federn auszuwischen.<lb/>
Fort! sortit Die Läden werden leer,<lb/>
Und keiner spricht und redet mehr. &#x2014;<lb/>
Alldeutschland sprang aus Tür und Tor<lb/>
Zornfunkelnd vor!"</l><lb/>
          <p xml:id="ID_609" next="#ID_610"> Ein besonderes Blatt wird hierbei stets den Kriegsfreiwilligen gewidmet.<lb/>
Dem Körnerschen:</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_22" type="poem">
            <l/>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0194] Deutsche Ariegsdichtung heut und vor hundert Zähren Selten hat ein Kaiserwort in so glücklicher Weise die Volksstimmung wieder¬ gegeben wie jenes: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!" Aus der Dichtung hallt dieses Wort in Hundertsachen Abwandlungen wieder. Will Vesper singt in dem Gedicht „Die drei Kumpane" in der Sammlung „Vom großen Krieg 1914" (München 1915. C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck) .... „Da war kein Lärm, da war kein Geschrei, stand Bruder an Bruder gereiht. Nicht Nord, nicht Süd und keine Partei. Alleinig dem Tode geweiht. Du heilige Burg, du heiliges Reich, Das die Väter gemauert mit Blut, Vor dir ist Kaiser und Bettler gleich. Dir gehört all Leben und Gut." .... Immer wieder befruchtet im Zusammenhange damit dann der gewaltige Eindruck die Phantasie der Dichter, wie das deutsche Volk mitten in der Arbeit bei der Mobilmachung aufhorcht, wie ihm einen Augenblick der Atem stockt und wie dann Mann für Mann von der Arbeit, von der Ernte zu den Waffen eilt. Gerhard Hauptmann beginnt eines seiner Kriegslieder, das in viele Sammlungen übergegangen ist, mit den Versen: ' Eine anschauliche dichterische Gestaltung erfährt die Mobilmachung auch in Gustav Schülers Gedicht: „Mohn." (In Waffen und Wahrheit. Leipzig. Verlag Arwed Strauch. 1914.) „Und alle sprangen zornfunkelnd vor Aus Werkstatt und Haus und Tür und Tor. Aus den rußigen, rauchenden Hammerwerken Mit wilden, brechenden Armesstärken. Es haben die hinter den Schreiberstischen Nicht Zeit, die Federn auszuwischen. Fort! sortit Die Läden werden leer, Und keiner spricht und redet mehr. — Alldeutschland sprang aus Tür und Tor Zornfunkelnd vor!" Ein besonderes Blatt wird hierbei stets den Kriegsfreiwilligen gewidmet. Dem Körnerschen:

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/194
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/194>, abgerufen am 19.05.2024.