Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.Die Zukunft der Jugendpflege demokratische Jugendorganisation mit. Eine besondere Erwähnung verdient Die Bestrebungen der Jugendpflege, unsere Jugend körperlich zu kräftigen, Vor dem Kriege ließ nun der Staat allen Jugendpflegevereinigungen Die Zukunft der Jugendpflege demokratische Jugendorganisation mit. Eine besondere Erwähnung verdient Die Bestrebungen der Jugendpflege, unsere Jugend körperlich zu kräftigen, Vor dem Kriege ließ nun der Staat allen Jugendpflegevereinigungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0315" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323854"/> <fw type="header" place="top"> Die Zukunft der Jugendpflege</fw><lb/> <p xml:id="ID_1038" prev="#ID_1037"> demokratische Jugendorganisation mit. Eine besondere Erwähnung verdient<lb/> der „Zentralausschuß zur Förderung der Volks- und Jugendspiele", der<lb/> 1912 sein zwanzigjähriges Bestehen feierte und unter anderen das „Jahr¬<lb/> buch für Volks- und Jugendspiele" und das „Deutsche Wanderjahrbuch"<lb/> herausgibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1039"> Die Bestrebungen der Jugendpflege, unsere Jugend körperlich zu kräftigen,<lb/> haben seit mehreren Jahren auch kräftige Unterstützung durch die Regierungen<lb/> der deutschen Bundesstaaten gefunden. In dem großen Jugendpflegeerlaß des<lb/> Preußischen Kultusministeriums vom 18. Januar 1911, durch den die<lb/> Organisation der Jugendpflege angebahnt wurde, und in den beigefügten<lb/> „Grundsätzen und Ratschlägen für die Jugendpflege" wird auf die Bedeutung<lb/> der Leibesübungen für die Jugendpflege nachdrücklich hingewiesen und Schulung<lb/> der Sinne, Schulung und Bildung des Willens und des Charakters als End¬<lb/> ziel auch für diesen Teil der Jugendpflegearbeit aufgestellt. Auf diese Ver¬<lb/> fügung hin ist dann vielerorts die Gründung von Orts-, Kreis- und Bezirks¬<lb/> ausschüssen für Jugendpflege erfolgt, die, durch staatliche Mittel unterstützt, auf<lb/> dem Gebiete der körperlichen Jugendpflege die eifrigste Tätigkeit entfaltet haben.<lb/> In Preußen genießen auch die dem „Jungdeutschlandbund" angegliederten Vereine,<lb/> da sie sich den Jugendpflegeausschüssen angeschlossen haben, die staatlichen Ver¬<lb/> günstigungen, die diesen zugestanden sind, zum Beispiel Fahrpreisermäßigungen,<lb/> Haftpflicht- und Unfallversicherung usw. Im preußischen Etat sind über andert¬<lb/> halb Millionen Mark für Zwecke der Jugendpflege ausgeworfen, der Kaiser<lb/> selbst hat Geldmittel zur Verfügung gestellt und die Festung Silberberg den<lb/> Jugendvereinigungen als „Jugendheim" zur Verfügung gestellt. Andere<lb/> Bundesstaaten, wie Sachsen, Hessen, Württemberg, Hamburg und andere sind<lb/> -in ähnlicher Weise vorgegangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1040" next="#ID_1041"> Vor dem Kriege ließ nun der Staat allen Jugendpflegevereinigungen<lb/> möglichste Freiheit, um in der einem jeden eigentümlichen Weise auf die Jugend<lb/> zu wirken. Er verlangte keineswegs, daß die Jugendpflegearbeit unter irgend¬<lb/> einem tendenziösen Gesichtspunkt geleistet wurde. Zwar wurde in den oben<lb/> erwähnten „Grundsätzen und Ratschlägen" darauf hingewiesen, daß wie alles<lb/> Heldentum, das nationale Heldentum insbesondere der Sinnesart der Jugend<lb/> entspreche, daß daher die Kriegsgeschichte, daß Regimentsgeschichten geeignete<lb/> Vortragsstoffe für die Jugendpflege abgeben. Daneben wird aber empfohlen,<lb/> das Selbsttätige Interesse, die selbständige Mitarbeit der Jugend an den Jugend¬<lb/> pflegeorganisationen zu wecken und auszunutzen. Am wenigsten wird bei der<lb/> körperlichen Jugendpflege eine unbedingte militärische oder nationale Tendenz<lb/> gefordert, wenn man auch eine antimilitärifche und antinationale Tendenz, wie<lb/> sie vor dem Kriege in einzelnen Gruppen der Jugendpflege herrschte, als auch<lb/> gegen die Zwecke der staatlichen Jugendpflege gerichtet abweisen mußte. Ander¬<lb/> seits hat man vor dem Kriege jenen Jugendpflegevereinen, die ihren Übungen<lb/> einen ausgesprochen militärischen Charakter gaben, die also Erziehung zur Wehr-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0315]
Die Zukunft der Jugendpflege
demokratische Jugendorganisation mit. Eine besondere Erwähnung verdient
der „Zentralausschuß zur Förderung der Volks- und Jugendspiele", der
1912 sein zwanzigjähriges Bestehen feierte und unter anderen das „Jahr¬
buch für Volks- und Jugendspiele" und das „Deutsche Wanderjahrbuch"
herausgibt.
Die Bestrebungen der Jugendpflege, unsere Jugend körperlich zu kräftigen,
haben seit mehreren Jahren auch kräftige Unterstützung durch die Regierungen
der deutschen Bundesstaaten gefunden. In dem großen Jugendpflegeerlaß des
Preußischen Kultusministeriums vom 18. Januar 1911, durch den die
Organisation der Jugendpflege angebahnt wurde, und in den beigefügten
„Grundsätzen und Ratschlägen für die Jugendpflege" wird auf die Bedeutung
der Leibesübungen für die Jugendpflege nachdrücklich hingewiesen und Schulung
der Sinne, Schulung und Bildung des Willens und des Charakters als End¬
ziel auch für diesen Teil der Jugendpflegearbeit aufgestellt. Auf diese Ver¬
fügung hin ist dann vielerorts die Gründung von Orts-, Kreis- und Bezirks¬
ausschüssen für Jugendpflege erfolgt, die, durch staatliche Mittel unterstützt, auf
dem Gebiete der körperlichen Jugendpflege die eifrigste Tätigkeit entfaltet haben.
In Preußen genießen auch die dem „Jungdeutschlandbund" angegliederten Vereine,
da sie sich den Jugendpflegeausschüssen angeschlossen haben, die staatlichen Ver¬
günstigungen, die diesen zugestanden sind, zum Beispiel Fahrpreisermäßigungen,
Haftpflicht- und Unfallversicherung usw. Im preußischen Etat sind über andert¬
halb Millionen Mark für Zwecke der Jugendpflege ausgeworfen, der Kaiser
selbst hat Geldmittel zur Verfügung gestellt und die Festung Silberberg den
Jugendvereinigungen als „Jugendheim" zur Verfügung gestellt. Andere
Bundesstaaten, wie Sachsen, Hessen, Württemberg, Hamburg und andere sind
-in ähnlicher Weise vorgegangen.
Vor dem Kriege ließ nun der Staat allen Jugendpflegevereinigungen
möglichste Freiheit, um in der einem jeden eigentümlichen Weise auf die Jugend
zu wirken. Er verlangte keineswegs, daß die Jugendpflegearbeit unter irgend¬
einem tendenziösen Gesichtspunkt geleistet wurde. Zwar wurde in den oben
erwähnten „Grundsätzen und Ratschlägen" darauf hingewiesen, daß wie alles
Heldentum, das nationale Heldentum insbesondere der Sinnesart der Jugend
entspreche, daß daher die Kriegsgeschichte, daß Regimentsgeschichten geeignete
Vortragsstoffe für die Jugendpflege abgeben. Daneben wird aber empfohlen,
das Selbsttätige Interesse, die selbständige Mitarbeit der Jugend an den Jugend¬
pflegeorganisationen zu wecken und auszunutzen. Am wenigsten wird bei der
körperlichen Jugendpflege eine unbedingte militärische oder nationale Tendenz
gefordert, wenn man auch eine antimilitärifche und antinationale Tendenz, wie
sie vor dem Kriege in einzelnen Gruppen der Jugendpflege herrschte, als auch
gegen die Zwecke der staatlichen Jugendpflege gerichtet abweisen mußte. Ander¬
seits hat man vor dem Kriege jenen Jugendpflegevereinen, die ihren Übungen
einen ausgesprochen militärischen Charakter gaben, die also Erziehung zur Wehr-
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