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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.

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Deutsche Soldaten l>ut vlämische Dichter

Als sie Streuvels am 14. November verlassen haben, urteilt er: "über das erste
Mal, daß ich deutsche Soldaten im Hause hatte, kann ich mich nicht beklagen, ich hatte
etwas schlimmeres erwartet und finde mich zu ihren Gunsten enttäuscht. Ich habe kein
einziges rohes Wort von ihnen gehört, oder eine Unziemlichkeit, auch keine unan¬
ständigen oder nur zweideutigen Redensarten. Sie benehmen sich frei und lustig ohne
Ausgelassenheit, essen und trinken gut, aber ohne Unmäßigkeit, und der Hauptmann
hat eine überaus zuvorkommende Art, allemal wenn er sein Glas zum Trinken erhebt,
mit einem Lächeln und einer leichten Verbeugung den Gastgeber zu begrüßen. Sie
tun alles, um die Illusion zu erhalten, daß sie Freunde seien. Sie setzen nirgendwo
einen Fuß hin und legen keine Hand an etwas' ohne um Erlaubnis zu bitten."

Ja, diese sechs Offiziere haben es Streuvels so angetan, daß er am
folgenden Tage nochmals auf sie zurückkommt:

"Das ist nun meine erste Begegnung mit deutschem Militär, und diese
Begegnung hat mich über viele Dinge beruhigt. Das sind nun sechs, sieben
Menschen, durch Zufall hier in das Haus gekommen, von denen ich gestern noch
nicht wußte, daß sie existierten, und jetzt sind sie nach ihrem Äußeren, ihrer
Stimme, ihrer Redeweise, Charakter und Benehmen meinem Gedächtnisse ein¬
geprägt für immer. Es sind überdies Feinde des Vaterlandes, sie find ohne
Einladung hierher gekommen, haben zu essen und zu schlafen verlangt . . . und
bei der ersten Begegnung entsteht etwas wie Freundschaft. Wir haben einander
beim Abschied Glück und Wohlergehen gewünscht mit dem Versprechen uns
wiederzusehen. Wir haben aneinander nichts Feindliches entdeckt, und es ist
kein Gefühl von Abneigung oder Verachtung entstanden. Die Sache ist, daß
man Gefühle, welche der persönliche Eindruck im Menschen hervorruft, weder
aufzwingt, noch durch geschriebene Regeln und Erlasse an die Kette legt,
wenigstens dann nicht, wenn kein blinder Rassenhaß oder eingewurzeltes Rache-
gefühl im Spiele ist. Es ist mir mit den deutschen Offizieren ergangen, wie
es einem mit Reisegefährten geht, mit denen man freundschaftlich verkehrt, weil
uns der Zufall mit ihnen zusammengeführt hat: die Freundschaft übt man zu¬
nächst aus Höflichkeit und weil man gegenseitig Achtung voreinander hat und
man durch Sprechen über interessante Gegenstände sich in angenehmer Weise
die Zeit verkürzen kann. Man verabschiedet sich mit dem Bewußtsein, sich nie
wiederzusehen, aber man behält den angenehmen Eindruck von der Bekannt¬
schaft und denkt mit Vergnügen an die Zeit, die man miteinander verbracht
hat. In der Lage, in welcher ich mich befinde, haben die sechs Offiziere für
mich mehr Interesse, als hundert meiner Mitbürger hier im Dorfe -- mögen jene
auch noch so sehr meine Feinde heißen und diese meine Freunde! Ich will
nicht uniersuchen, ob das so sein soll, ich stelle nur fest, was ich fühle und füge sogar
hinzu, daß ich nicht weiß oder überzeugt bin, daß eine Begegnung mit Franzosen
oder Engländern unter denselben Verhältnissen mir soviel Befriedigung und einen
so guten Eindruck hinterlassen haben würden -- es hängt natürlich von den Personen
ab, die man trifft, und ich hätte mit den Deutschen auch wohl übler fahren können."

Möge Styr Streuvels Abschiedswunsch sich an den Offizieren erfüllt haben,
und sie alle noch sich ungestörten Wohlseins erfreuen, wenn ihnen diese Zeilen





Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann. _




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"ermitwortlich: der Heran">el"r "eorg Sleinow in Berlin-Lichterseld" West, -- Mannslriptsendungen und
Bricke werden erbeten unter der Adresse:
ni" den Herausgeber der "rrnzbotr" in Berlin Lichtrrfelde West, Sternftraße Sri.
Sernjprecher de" Herausgeber!! "me "ichterfelde 49S, de" Verl-gS und der Schriftlettmtg: Amt Lützo" "SI0.
"erlag: "erlog der "renzbolen ". in> b, H in Berlin SV II, Tempelhofer Ujer Sb->,
"ruck: .Der Reichibote" G. in, b, H, in Berlin SV II. Dessauer Straiz- Ari/Z?,
Deutsche Soldaten l>ut vlämische Dichter

Als sie Streuvels am 14. November verlassen haben, urteilt er: „über das erste
Mal, daß ich deutsche Soldaten im Hause hatte, kann ich mich nicht beklagen, ich hatte
etwas schlimmeres erwartet und finde mich zu ihren Gunsten enttäuscht. Ich habe kein
einziges rohes Wort von ihnen gehört, oder eine Unziemlichkeit, auch keine unan¬
ständigen oder nur zweideutigen Redensarten. Sie benehmen sich frei und lustig ohne
Ausgelassenheit, essen und trinken gut, aber ohne Unmäßigkeit, und der Hauptmann
hat eine überaus zuvorkommende Art, allemal wenn er sein Glas zum Trinken erhebt,
mit einem Lächeln und einer leichten Verbeugung den Gastgeber zu begrüßen. Sie
tun alles, um die Illusion zu erhalten, daß sie Freunde seien. Sie setzen nirgendwo
einen Fuß hin und legen keine Hand an etwas' ohne um Erlaubnis zu bitten."

Ja, diese sechs Offiziere haben es Streuvels so angetan, daß er am
folgenden Tage nochmals auf sie zurückkommt:

„Das ist nun meine erste Begegnung mit deutschem Militär, und diese
Begegnung hat mich über viele Dinge beruhigt. Das sind nun sechs, sieben
Menschen, durch Zufall hier in das Haus gekommen, von denen ich gestern noch
nicht wußte, daß sie existierten, und jetzt sind sie nach ihrem Äußeren, ihrer
Stimme, ihrer Redeweise, Charakter und Benehmen meinem Gedächtnisse ein¬
geprägt für immer. Es sind überdies Feinde des Vaterlandes, sie find ohne
Einladung hierher gekommen, haben zu essen und zu schlafen verlangt . . . und
bei der ersten Begegnung entsteht etwas wie Freundschaft. Wir haben einander
beim Abschied Glück und Wohlergehen gewünscht mit dem Versprechen uns
wiederzusehen. Wir haben aneinander nichts Feindliches entdeckt, und es ist
kein Gefühl von Abneigung oder Verachtung entstanden. Die Sache ist, daß
man Gefühle, welche der persönliche Eindruck im Menschen hervorruft, weder
aufzwingt, noch durch geschriebene Regeln und Erlasse an die Kette legt,
wenigstens dann nicht, wenn kein blinder Rassenhaß oder eingewurzeltes Rache-
gefühl im Spiele ist. Es ist mir mit den deutschen Offizieren ergangen, wie
es einem mit Reisegefährten geht, mit denen man freundschaftlich verkehrt, weil
uns der Zufall mit ihnen zusammengeführt hat: die Freundschaft übt man zu¬
nächst aus Höflichkeit und weil man gegenseitig Achtung voreinander hat und
man durch Sprechen über interessante Gegenstände sich in angenehmer Weise
die Zeit verkürzen kann. Man verabschiedet sich mit dem Bewußtsein, sich nie
wiederzusehen, aber man behält den angenehmen Eindruck von der Bekannt¬
schaft und denkt mit Vergnügen an die Zeit, die man miteinander verbracht
hat. In der Lage, in welcher ich mich befinde, haben die sechs Offiziere für
mich mehr Interesse, als hundert meiner Mitbürger hier im Dorfe — mögen jene
auch noch so sehr meine Feinde heißen und diese meine Freunde! Ich will
nicht uniersuchen, ob das so sein soll, ich stelle nur fest, was ich fühle und füge sogar
hinzu, daß ich nicht weiß oder überzeugt bin, daß eine Begegnung mit Franzosen
oder Engländern unter denselben Verhältnissen mir soviel Befriedigung und einen
so guten Eindruck hinterlassen haben würden — es hängt natürlich von den Personen
ab, die man trifft, und ich hätte mit den Deutschen auch wohl übler fahren können."

Möge Styr Streuvels Abschiedswunsch sich an den Offizieren erfüllt haben,
und sie alle noch sich ungestörten Wohlseins erfreuen, wenn ihnen diese Zeilen





Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann. _




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«ermitwortlich: der Heran»>el»r «eorg Sleinow in Berlin-Lichterseld« West, — Mannslriptsendungen und
Bricke werden erbeten unter der Adresse:
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[0172] Deutsche Soldaten l>ut vlämische Dichter Als sie Streuvels am 14. November verlassen haben, urteilt er: „über das erste Mal, daß ich deutsche Soldaten im Hause hatte, kann ich mich nicht beklagen, ich hatte etwas schlimmeres erwartet und finde mich zu ihren Gunsten enttäuscht. Ich habe kein einziges rohes Wort von ihnen gehört, oder eine Unziemlichkeit, auch keine unan¬ ständigen oder nur zweideutigen Redensarten. Sie benehmen sich frei und lustig ohne Ausgelassenheit, essen und trinken gut, aber ohne Unmäßigkeit, und der Hauptmann hat eine überaus zuvorkommende Art, allemal wenn er sein Glas zum Trinken erhebt, mit einem Lächeln und einer leichten Verbeugung den Gastgeber zu begrüßen. Sie tun alles, um die Illusion zu erhalten, daß sie Freunde seien. Sie setzen nirgendwo einen Fuß hin und legen keine Hand an etwas' ohne um Erlaubnis zu bitten." Ja, diese sechs Offiziere haben es Streuvels so angetan, daß er am folgenden Tage nochmals auf sie zurückkommt: „Das ist nun meine erste Begegnung mit deutschem Militär, und diese Begegnung hat mich über viele Dinge beruhigt. Das sind nun sechs, sieben Menschen, durch Zufall hier in das Haus gekommen, von denen ich gestern noch nicht wußte, daß sie existierten, und jetzt sind sie nach ihrem Äußeren, ihrer Stimme, ihrer Redeweise, Charakter und Benehmen meinem Gedächtnisse ein¬ geprägt für immer. Es sind überdies Feinde des Vaterlandes, sie find ohne Einladung hierher gekommen, haben zu essen und zu schlafen verlangt . . . und bei der ersten Begegnung entsteht etwas wie Freundschaft. Wir haben einander beim Abschied Glück und Wohlergehen gewünscht mit dem Versprechen uns wiederzusehen. Wir haben aneinander nichts Feindliches entdeckt, und es ist kein Gefühl von Abneigung oder Verachtung entstanden. Die Sache ist, daß man Gefühle, welche der persönliche Eindruck im Menschen hervorruft, weder aufzwingt, noch durch geschriebene Regeln und Erlasse an die Kette legt, wenigstens dann nicht, wenn kein blinder Rassenhaß oder eingewurzeltes Rache- gefühl im Spiele ist. Es ist mir mit den deutschen Offizieren ergangen, wie es einem mit Reisegefährten geht, mit denen man freundschaftlich verkehrt, weil uns der Zufall mit ihnen zusammengeführt hat: die Freundschaft übt man zu¬ nächst aus Höflichkeit und weil man gegenseitig Achtung voreinander hat und man durch Sprechen über interessante Gegenstände sich in angenehmer Weise die Zeit verkürzen kann. Man verabschiedet sich mit dem Bewußtsein, sich nie wiederzusehen, aber man behält den angenehmen Eindruck von der Bekannt¬ schaft und denkt mit Vergnügen an die Zeit, die man miteinander verbracht hat. In der Lage, in welcher ich mich befinde, haben die sechs Offiziere für mich mehr Interesse, als hundert meiner Mitbürger hier im Dorfe — mögen jene auch noch so sehr meine Feinde heißen und diese meine Freunde! Ich will nicht uniersuchen, ob das so sein soll, ich stelle nur fest, was ich fühle und füge sogar hinzu, daß ich nicht weiß oder überzeugt bin, daß eine Begegnung mit Franzosen oder Engländern unter denselben Verhältnissen mir soviel Befriedigung und einen so guten Eindruck hinterlassen haben würden — es hängt natürlich von den Personen ab, die man trifft, und ich hätte mit den Deutschen auch wohl übler fahren können." Möge Styr Streuvels Abschiedswunsch sich an den Offizieren erfüllt haben, und sie alle noch sich ungestörten Wohlseins erfreuen, wenn ihnen diese Zeilen Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. _ ««chdrnck s»«elender ««fsiitze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags «stattet, «ermitwortlich: der Heran»>el»r «eorg Sleinow in Berlin-Lichterseld« West, — Mannslriptsendungen und Bricke werden erbeten unter der Adresse: ni» den Herausgeber der «rrnzbotr» in Berlin Lichtrrfelde West, Sternftraße Sri. Sernjprecher de« Herausgeber!! «me «ichterfelde 49S, de» Verl-gS und der Schriftlettmtg: Amt Lützo« "SI0. «erlag: »erlog der «renzbolen «. in> b, H in Berlin SV II, Tempelhofer Ujer Sb->, »ruck: .Der Reichibote" G. in, b, H, in Berlin SV II. Dessauer Straiz- Ari/Z?,

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323972/172>, abgerufen am 17.06.2024.