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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.

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Die künftige Stellung des Markwechsels auf dem Weltmärkte

worden sind. Zur Erreichung irgendwelcher praktischer Ergebnisse reicht aber
natürlich das Interesse der Hamburger allein nicht aus; alle in Betracht
kommenden deutschen Kaufleute müssen sich vielmehr bemühen, die junge Be¬
wegung zu fördern, die letzten Endes darauf hinausläuft, den deutschen Handel
auf eigene Füße zu stellen.

Die Agitation für den Markwechsel muß begleitet sein von den notwendigen
Vorarbeiten zur Schaffung geeigneter Institute, die bestimmt sind, nach dem
Wiedereintritt Deutschlands in den Weltverkehr die Stellung der Londoner
Akzeptgeschäfte zu übernehmen. Schon jetzt muß ein Verständnis für die Not¬
wendigkeit eines zukünftigen Hand in Hand Arbeitens der deutschen Importeure
und Exporteure, der deutschen Banken und insbesondere der im überseeischen
Auslande lebenden Landsleute Platz greifen. Der deutsche Importeur wird es in
Zukunft als eine Selbstverständlichkeit ansehen müssen, dem überseeischen Geschäfts¬
freund Remburs in Mark bei deutschen Banken anzuweisen, wie der Exporteur
durchzusetzen versuchen muß, die gelieferten Waren in Markwährung bezahlt
zu erhalten. Die deutschen Banken werden im eigenen Interesse den hier in
Betracht kommenden, bisher von ihnen vernachlässigten Geschäftszweigen eine
besondere Pflege angedeihen lassen müssen. Die Schaffung einer Organisation
zur Erreichung einer stärkeren Verwendung des Markwechsels im internationalen
Handel wird im übrigen dadurch erleichtert werden, daß das Ausland auf Grund
der gemachten Erfahrungen die Sicherheit des Pfundwechsels nicht mehr für
unantastbar hält, abgesehen davon, daß die früheren Verbindungen zwischen
den deutschen Überseekaufleuten und den englischen Banken zerschnitten sind,
Anknüpfungsversuche aber nach dem Kriege infolge gegenseitigen Mißtrauens
auf Schwierigkeiten stoßen dürften.

Wenn in dieser Weise alle in Betracht kommenden Kräfte rege gemacht
werden, wird es auf Grund der vorhandenen Möglichkeiten zweifellos gelingen,
nach dem Kriege den deutschen Handel frei zu machen von Fesseln, die weder
den tatsächlichen Verhältnissen Rechnung trugen, noch mit der Stellung der
deutschen Volkswirtschaft als eines bedeutsamen Gliedes der Weltwirtschaft
vereinbar waren.




Die künftige Stellung des Markwechsels auf dem Weltmärkte

worden sind. Zur Erreichung irgendwelcher praktischer Ergebnisse reicht aber
natürlich das Interesse der Hamburger allein nicht aus; alle in Betracht
kommenden deutschen Kaufleute müssen sich vielmehr bemühen, die junge Be¬
wegung zu fördern, die letzten Endes darauf hinausläuft, den deutschen Handel
auf eigene Füße zu stellen.

Die Agitation für den Markwechsel muß begleitet sein von den notwendigen
Vorarbeiten zur Schaffung geeigneter Institute, die bestimmt sind, nach dem
Wiedereintritt Deutschlands in den Weltverkehr die Stellung der Londoner
Akzeptgeschäfte zu übernehmen. Schon jetzt muß ein Verständnis für die Not¬
wendigkeit eines zukünftigen Hand in Hand Arbeitens der deutschen Importeure
und Exporteure, der deutschen Banken und insbesondere der im überseeischen
Auslande lebenden Landsleute Platz greifen. Der deutsche Importeur wird es in
Zukunft als eine Selbstverständlichkeit ansehen müssen, dem überseeischen Geschäfts¬
freund Remburs in Mark bei deutschen Banken anzuweisen, wie der Exporteur
durchzusetzen versuchen muß, die gelieferten Waren in Markwährung bezahlt
zu erhalten. Die deutschen Banken werden im eigenen Interesse den hier in
Betracht kommenden, bisher von ihnen vernachlässigten Geschäftszweigen eine
besondere Pflege angedeihen lassen müssen. Die Schaffung einer Organisation
zur Erreichung einer stärkeren Verwendung des Markwechsels im internationalen
Handel wird im übrigen dadurch erleichtert werden, daß das Ausland auf Grund
der gemachten Erfahrungen die Sicherheit des Pfundwechsels nicht mehr für
unantastbar hält, abgesehen davon, daß die früheren Verbindungen zwischen
den deutschen Überseekaufleuten und den englischen Banken zerschnitten sind,
Anknüpfungsversuche aber nach dem Kriege infolge gegenseitigen Mißtrauens
auf Schwierigkeiten stoßen dürften.

Wenn in dieser Weise alle in Betracht kommenden Kräfte rege gemacht
werden, wird es auf Grund der vorhandenen Möglichkeiten zweifellos gelingen,
nach dem Kriege den deutschen Handel frei zu machen von Fesseln, die weder
den tatsächlichen Verhältnissen Rechnung trugen, noch mit der Stellung der
deutschen Volkswirtschaft als eines bedeutsamen Gliedes der Weltwirtschaft
vereinbar waren.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323972/314>, abgerufen am 17.06.2024.