Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.Der Weltkrieg und die preise von Kohle und Lisen in den europäischen Staaten das heißt für raffinierter Zink auf 63.25 Mark, und zwar zu dem Zwecke, um Ähnlich wie in Deutschland liegen die Verhältnisse in Österreich-Ungarn. In den jetzt von den deutschen Truppen besetzten feindlichen Gebieten stellte Infolge der Verminderung der Kohlenförderung und den damit verbundenen Der Weltkrieg und die preise von Kohle und Lisen in den europäischen Staaten das heißt für raffinierter Zink auf 63.25 Mark, und zwar zu dem Zwecke, um Ähnlich wie in Deutschland liegen die Verhältnisse in Österreich-Ungarn. In den jetzt von den deutschen Truppen besetzten feindlichen Gebieten stellte Infolge der Verminderung der Kohlenförderung und den damit verbundenen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0390" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324363"/> <fw type="header" place="top"> Der Weltkrieg und die preise von Kohle und Lisen in den europäischen Staaten</fw><lb/> <p xml:id="ID_1167" prev="#ID_1166"> das heißt für raffinierter Zink auf 63.25 Mark, und zwar zu dem Zwecke, um<lb/> den Verbrauchern eine billigere Lieferung für die Staatsbehörden zu ermöglichen.<lb/> Auch in den von Deutschland besetzten feindlichen Gebieten sind natürlich die<lb/> Preise von Kohle und Eisen gestiegen, doch macht sich auch hier schon der deutsche<lb/> Einfluß bemerkbar. So wurde beispielsweise Anfang August 1915 in den<lb/> belgischen Kohlenzechen des Borinagebezirks eine Erhöhung des Preises für<lb/> Hausbrandkohlen um 1,50 Franken gemeldet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1168"> Ähnlich wie in Deutschland liegen die Verhältnisse in Österreich-Ungarn.<lb/> Auch hier wurde durch den Krieg eine Preiserhöhung für Kohle und Eisen<lb/> bedingt. So erhöhten beispielsweise die Karwiner Bergbauunternehmungen die<lb/> Kohlenpreise mit Wirkung ab 15. April 1915 um 10 Heller für 100 Kilogramm.<lb/> Laut Wiener Meldungen vom Ende Juni 1915 sind die Preise für Stabeisen,<lb/> Schwarzblech, Grobblech und verzinktes Blech um 15 Kronen per Tonne<lb/> erhöht worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1169"> In den jetzt von den deutschen Truppen besetzten feindlichen Gebieten stellte<lb/> sich die Steinkohlenförderung auf etwa 50 Millionen Tonnen jährlich. Mit<lb/> Einschluß der heimischen Produktion (1914: 161,5 Millionen Tonnen gegen<lb/> 191,5 Millionen Tonnen im Jahre 1913) beherrscht Deutschland gegenwärtig<lb/> mehr als die Hälfte der europäischen Produktion, im Bunde mit Österreich-<lb/> Ungarn würde es nach Maßgabe des Friedensstandes 100 Millionen Tonnen<lb/> Kohlen mehr produzieren können als England. Ähnlich liegen die Verhältnisse<lb/> in der Rohstahlerzeugung. Die Leistungsfähigkeit an Nohstahlerzeugung ist bei<lb/> Deutschland und Österreich-Ungarn gegenwärtig doppelt so groß, als für jene<lb/> der verbündeten Feinde. Trotz der durch den Krieg gebotenen Einschränkung<lb/> wird in Deutschland über drei Millionen Tonnen Rohstahl mehr erzeugt als in<lb/> England.</p><lb/> <p xml:id="ID_1170" next="#ID_1171"> Infolge der Verminderung der Kohlenförderung und den damit verbundenen<lb/> Ausfuhrschwierigkeiten in England, ist es Deutschland nun erfreulicherweise<lb/> gelungen, einen Teil des englischen Ausfuhrgebietes für sich selbst zu gewinnen.<lb/> So wurde beispielweise unter dem 3. März 1915 aus Stockholm gemeldet, daß<lb/> die schwedischen Reichsbahnen für ihren Bedarf 200000 Tonnen Briketts und<lb/> 72000 Tonnen Koth in Deutschland kauften. Unter dem 25. August 1915<lb/> berichtete das Hamburger Fremdenblatt, daß in Kiel recht erhebliche Mengen<lb/> westfälischen Zechenkoks mit der Bahn ankommen, und dann in dänischen und<lb/> schwedischen Seglern nach verschiedenen Orten der dänischen und schwedische«<lb/> Küste verschifft werden. Da die Frachtsätze für die überfährt in? Verhältnis<lb/> nicht hoch zu nennen sind (von Kiel nach den dänischen Häfen 3^ bis 5 Kronen<lb/> und nach den schwedischen Häfen 7 Kronen für die Tonne), so wird dadurch<lb/> der Preis dieser Produkte nicht übermäßig gesteigert. In einem Berichte der<lb/> Times vom Anfang August 1915 wird die Befürchtung ausgesprochen, daß nach<lb/> dem Kriege sich der ganze ausländische Kohlenmarkt in Holland in deutschen<lb/> Händen befinden würde. Zurzeit kommen schon zwei Drittel aller Kohlen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0390]
Der Weltkrieg und die preise von Kohle und Lisen in den europäischen Staaten
das heißt für raffinierter Zink auf 63.25 Mark, und zwar zu dem Zwecke, um
den Verbrauchern eine billigere Lieferung für die Staatsbehörden zu ermöglichen.
Auch in den von Deutschland besetzten feindlichen Gebieten sind natürlich die
Preise von Kohle und Eisen gestiegen, doch macht sich auch hier schon der deutsche
Einfluß bemerkbar. So wurde beispielsweise Anfang August 1915 in den
belgischen Kohlenzechen des Borinagebezirks eine Erhöhung des Preises für
Hausbrandkohlen um 1,50 Franken gemeldet.
Ähnlich wie in Deutschland liegen die Verhältnisse in Österreich-Ungarn.
Auch hier wurde durch den Krieg eine Preiserhöhung für Kohle und Eisen
bedingt. So erhöhten beispielsweise die Karwiner Bergbauunternehmungen die
Kohlenpreise mit Wirkung ab 15. April 1915 um 10 Heller für 100 Kilogramm.
Laut Wiener Meldungen vom Ende Juni 1915 sind die Preise für Stabeisen,
Schwarzblech, Grobblech und verzinktes Blech um 15 Kronen per Tonne
erhöht worden.
In den jetzt von den deutschen Truppen besetzten feindlichen Gebieten stellte
sich die Steinkohlenförderung auf etwa 50 Millionen Tonnen jährlich. Mit
Einschluß der heimischen Produktion (1914: 161,5 Millionen Tonnen gegen
191,5 Millionen Tonnen im Jahre 1913) beherrscht Deutschland gegenwärtig
mehr als die Hälfte der europäischen Produktion, im Bunde mit Österreich-
Ungarn würde es nach Maßgabe des Friedensstandes 100 Millionen Tonnen
Kohlen mehr produzieren können als England. Ähnlich liegen die Verhältnisse
in der Rohstahlerzeugung. Die Leistungsfähigkeit an Nohstahlerzeugung ist bei
Deutschland und Österreich-Ungarn gegenwärtig doppelt so groß, als für jene
der verbündeten Feinde. Trotz der durch den Krieg gebotenen Einschränkung
wird in Deutschland über drei Millionen Tonnen Rohstahl mehr erzeugt als in
England.
Infolge der Verminderung der Kohlenförderung und den damit verbundenen
Ausfuhrschwierigkeiten in England, ist es Deutschland nun erfreulicherweise
gelungen, einen Teil des englischen Ausfuhrgebietes für sich selbst zu gewinnen.
So wurde beispielweise unter dem 3. März 1915 aus Stockholm gemeldet, daß
die schwedischen Reichsbahnen für ihren Bedarf 200000 Tonnen Briketts und
72000 Tonnen Koth in Deutschland kauften. Unter dem 25. August 1915
berichtete das Hamburger Fremdenblatt, daß in Kiel recht erhebliche Mengen
westfälischen Zechenkoks mit der Bahn ankommen, und dann in dänischen und
schwedischen Seglern nach verschiedenen Orten der dänischen und schwedische«
Küste verschifft werden. Da die Frachtsätze für die überfährt in? Verhältnis
nicht hoch zu nennen sind (von Kiel nach den dänischen Häfen 3^ bis 5 Kronen
und nach den schwedischen Häfen 7 Kronen für die Tonne), so wird dadurch
der Preis dieser Produkte nicht übermäßig gesteigert. In einem Berichte der
Times vom Anfang August 1915 wird die Befürchtung ausgesprochen, daß nach
dem Kriege sich der ganze ausländische Kohlenmarkt in Holland in deutschen
Händen befinden würde. Zurzeit kommen schon zwei Drittel aller Kohlen
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