Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.Die Ariegssammlnng der "Deutschen Bücherei' Nachrichtendienst ist jedoch hier nicht, wie in Stenay, in eine Zeitung aufge¬ Wir stehen noch zu sehr in den Dingen, uns fehlt der Wertmesser der Die Ariegssammlnng der „Deutschen Bücherei' Nachrichtendienst ist jedoch hier nicht, wie in Stenay, in eine Zeitung aufge¬ Wir stehen noch zu sehr in den Dingen, uns fehlt der Wertmesser der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0042" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324015"/> <fw type="header" place="top"> Die Ariegssammlnng der „Deutschen Bücherei'</fw><lb/> <p xml:id="ID_64" prev="#ID_63"> Nachrichtendienst ist jedoch hier nicht, wie in Stenay, in eine Zeitung aufge¬<lb/> gangen, sondern neben den „letzten Kriegsnachrichten" hat sich die Liller Kriegs-<lb/> zsitung entwickelt, für deren erste Nummern schon märchenhafte Preise geboten<lb/> werden. Nun hat sich in Lille der Boden auch für die literarische Entwicklung<lb/> besonders günstig gestaltet. Nicht allein die Redaktion der Zeitung (Georg<lb/> Freiherr von Ompteda und P. O. Höcker) bürgt für literarische Qualitäten,<lb/> auch mancher Landsturmofftzier, der im Frieden ein angesehener Universitäts¬<lb/> lehrer war und wohl selten seine Feder in den Dienst einer Tageszeitung<lb/> stellte, steuert gern aus dem reichen Born seines Wissens bei, selbst wenn es<lb/> nur ein Gedicht gegen die Suffragetten ist. Neben der Zeitung hat man in<lb/> den „Flugblättern" die Illustration und den Humor gepflegt. Die ersten<lb/> Bilder sind ganz rohe Abzüge, die kaum zu erkennen sind; die späteren Nummern<lb/> dagegen bringen außerordentlich geschickte Bilder und Satiren von Arnold.<lb/> Die deutsche Verwaltung hat sodann den Magistrat von Lille mit der Heraus¬<lb/> gabe eines Bulletin beauftragt, in dem die deutsche Heeresverwaltung die<lb/> Bevölkerung von Lille über die notwendigen Maßregeln, die von militärischer<lb/> Seite ergriffen werden sollen, in Kenntnis setzt. Der Magistrat muß hier seine<lb/> Bekanntmachungen ebenfalls erlassen, und so dient das Blatt nach und nach<lb/> schon dem Nachrichtendienst und dem Verkehrsleben.</p><lb/> <p xml:id="ID_65"> Wir stehen noch zu sehr in den Dingen, uns fehlt der Wertmesser der<lb/> Entfernung. Mit fast gleicher Liebe nehmen wir alles auf, was uns die große<lb/> schwere Zeit an Erfreulichen und Tröstlichem bietet. Hoffen wir, daß, wenn<lb/> einmal vom Weizen die Spreu geschieden wird, die Scheuern an edlen Körnern<lb/> voll und übervoll werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
Die Ariegssammlnng der „Deutschen Bücherei'
Nachrichtendienst ist jedoch hier nicht, wie in Stenay, in eine Zeitung aufge¬
gangen, sondern neben den „letzten Kriegsnachrichten" hat sich die Liller Kriegs-
zsitung entwickelt, für deren erste Nummern schon märchenhafte Preise geboten
werden. Nun hat sich in Lille der Boden auch für die literarische Entwicklung
besonders günstig gestaltet. Nicht allein die Redaktion der Zeitung (Georg
Freiherr von Ompteda und P. O. Höcker) bürgt für literarische Qualitäten,
auch mancher Landsturmofftzier, der im Frieden ein angesehener Universitäts¬
lehrer war und wohl selten seine Feder in den Dienst einer Tageszeitung
stellte, steuert gern aus dem reichen Born seines Wissens bei, selbst wenn es
nur ein Gedicht gegen die Suffragetten ist. Neben der Zeitung hat man in
den „Flugblättern" die Illustration und den Humor gepflegt. Die ersten
Bilder sind ganz rohe Abzüge, die kaum zu erkennen sind; die späteren Nummern
dagegen bringen außerordentlich geschickte Bilder und Satiren von Arnold.
Die deutsche Verwaltung hat sodann den Magistrat von Lille mit der Heraus¬
gabe eines Bulletin beauftragt, in dem die deutsche Heeresverwaltung die
Bevölkerung von Lille über die notwendigen Maßregeln, die von militärischer
Seite ergriffen werden sollen, in Kenntnis setzt. Der Magistrat muß hier seine
Bekanntmachungen ebenfalls erlassen, und so dient das Blatt nach und nach
schon dem Nachrichtendienst und dem Verkehrsleben.
Wir stehen noch zu sehr in den Dingen, uns fehlt der Wertmesser der
Entfernung. Mit fast gleicher Liebe nehmen wir alles auf, was uns die große
schwere Zeit an Erfreulichen und Tröstlichem bietet. Hoffen wir, daß, wenn
einmal vom Weizen die Spreu geschieden wird, die Scheuern an edlen Körnern
voll und übervoll werden.
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