Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Ariegsliteratur

Volk. Ruhig und sachlich tritt der berühmte Gelehrte für die Wahrheit ein,
die in der zum größten Teile deutschfeindlichen Presse Amerikas oft ganz sinnlos
entstellt worden ist. Die Kraft, mit der der Verfasser seine Ansicht vertritt,
und die gewichtigen Gründe, auf die er seine Überzeugung stützt, werden auch
bei den von Reuter und Havas irregeleiteten Amerikanern, wenigstens bei den
nicht ganz mit Blindheit geschlagenen, ihren Eindruck nicht verfehlen. In
interessanter Form schildert Münsterberg die Eindrücke, die das große Kriegs¬
drama in der Volksseele Amerikas hervorrief, beschreibt er die heftigen, wenn
auch unblutigen Kämpfe, die unsere Volksgenossen jenseits des Ozeans gegen,
die aus England und Frankreich in reichlichem Maße importierten Lügen für
die deutsche Sache auszufechten hatten und auch heute noch zu bestehen
haben.

Die reiche Fülle des Stoffes, die in diesem Buche verarbeitet ist, verbietet
uns, in diesem engbegrenzten Raume näher auf die Einzelheiten einzugehen
und einen auch noch so kurzen Abriß seines Inhaltes zu geben. Bemerkt sei
nur, daß Münsterberg das Verhalten der Amerikaner aufs schärfste tadelt, die
Sonntags sür den Frieden beten und in den sechs Tagen der Woche Munition
und anderes Kriegsmaterial an die Ententemächte liefern, wodurch der Krieg
nur unnütz in die Länge gezogen wird. Unumwunden gesteht er ein, "daß,
das amerikanische Volk seine gewaltige Aufgabe, der wahrhaft unparteiische
Schiedsrichter der Welt zu sein, kläglich vernachlässigt hat", zugunsten einiger
weniger, die aus den Kriegsmateriallieferungen ihre Taschen mit englischem
und französischem Gelde füllen, von dem sie keineswegs das bekannte Wort
Vespasians behaupten können: "non viel". Mit voller Schärfe steht der
Verfasser auch die Gefahren, die für die Vereinigten Staaten von Amerika
durch die Teilnahme Japans am Kriege am Horizont Heraufziehen, und aus
die wir bereits an anderer Stelle (vergleiche "Die Grenzboten", 1915, Heft 15)
des Ausführlicheren hingewiesen haben. Auch England wird sich seines gelben
Bundesbruders nicht allzulange mehr erfreuen; denn "die Freundschaft von
Japan und England wird ebenso schnell sich in Feindschaft verwandeln, wenn
die Zeit gekommen ist, die Engländer aus Indien zu weisen", wie sich die
Feindschaft zwischen Nußland und Japan in Brüderschaft verwandelte, als sich,
die Gelegenheit bot, über unser Pachtgebiet im fernen Osten herzufallen.

Nicht weniger interessant als das soeben genannte Buch sind die Briefe,
die der frühere amerikanische Konsul in Aachen, Robert I. Thompson -- wie
man aus dem Namen steht, kein sogenannter "Bindestrich-Amerikaner!" --
unter dem Titel "Der deutsch-englische Krieg im Urteil eines Amerikaners" im
Verlage von Karl Curtius (Berlin) herausgegeben hat. Diese Briefe stammen
aus den ersten Kriegsmonaten und sind an den amerikanischen Staatssekretär
gerichtet. Nachdem Thompson noter8 volens den amerikanischen Staatsdienst
verlassen hatte, veröffentlichte er im Februar 1915 diese Briefe zuerst in der.
Chicagoer "Tribune".


Ariegsliteratur

Volk. Ruhig und sachlich tritt der berühmte Gelehrte für die Wahrheit ein,
die in der zum größten Teile deutschfeindlichen Presse Amerikas oft ganz sinnlos
entstellt worden ist. Die Kraft, mit der der Verfasser seine Ansicht vertritt,
und die gewichtigen Gründe, auf die er seine Überzeugung stützt, werden auch
bei den von Reuter und Havas irregeleiteten Amerikanern, wenigstens bei den
nicht ganz mit Blindheit geschlagenen, ihren Eindruck nicht verfehlen. In
interessanter Form schildert Münsterberg die Eindrücke, die das große Kriegs¬
drama in der Volksseele Amerikas hervorrief, beschreibt er die heftigen, wenn
auch unblutigen Kämpfe, die unsere Volksgenossen jenseits des Ozeans gegen,
die aus England und Frankreich in reichlichem Maße importierten Lügen für
die deutsche Sache auszufechten hatten und auch heute noch zu bestehen
haben.

Die reiche Fülle des Stoffes, die in diesem Buche verarbeitet ist, verbietet
uns, in diesem engbegrenzten Raume näher auf die Einzelheiten einzugehen
und einen auch noch so kurzen Abriß seines Inhaltes zu geben. Bemerkt sei
nur, daß Münsterberg das Verhalten der Amerikaner aufs schärfste tadelt, die
Sonntags sür den Frieden beten und in den sechs Tagen der Woche Munition
und anderes Kriegsmaterial an die Ententemächte liefern, wodurch der Krieg
nur unnütz in die Länge gezogen wird. Unumwunden gesteht er ein, „daß,
das amerikanische Volk seine gewaltige Aufgabe, der wahrhaft unparteiische
Schiedsrichter der Welt zu sein, kläglich vernachlässigt hat", zugunsten einiger
weniger, die aus den Kriegsmateriallieferungen ihre Taschen mit englischem
und französischem Gelde füllen, von dem sie keineswegs das bekannte Wort
Vespasians behaupten können: „non viel". Mit voller Schärfe steht der
Verfasser auch die Gefahren, die für die Vereinigten Staaten von Amerika
durch die Teilnahme Japans am Kriege am Horizont Heraufziehen, und aus
die wir bereits an anderer Stelle (vergleiche „Die Grenzboten", 1915, Heft 15)
des Ausführlicheren hingewiesen haben. Auch England wird sich seines gelben
Bundesbruders nicht allzulange mehr erfreuen; denn „die Freundschaft von
Japan und England wird ebenso schnell sich in Feindschaft verwandeln, wenn
die Zeit gekommen ist, die Engländer aus Indien zu weisen", wie sich die
Feindschaft zwischen Nußland und Japan in Brüderschaft verwandelte, als sich,
die Gelegenheit bot, über unser Pachtgebiet im fernen Osten herzufallen.

Nicht weniger interessant als das soeben genannte Buch sind die Briefe,
die der frühere amerikanische Konsul in Aachen, Robert I. Thompson — wie
man aus dem Namen steht, kein sogenannter „Bindestrich-Amerikaner!" —
unter dem Titel „Der deutsch-englische Krieg im Urteil eines Amerikaners" im
Verlage von Karl Curtius (Berlin) herausgegeben hat. Diese Briefe stammen
aus den ersten Kriegsmonaten und sind an den amerikanischen Staatssekretär
gerichtet. Nachdem Thompson noter8 volens den amerikanischen Staatsdienst
verlassen hatte, veröffentlichte er im Februar 1915 diese Briefe zuerst in der.
Chicagoer „Tribune".


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329794"/>
          <fw type="header" place="top"> Ariegsliteratur</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_364" prev="#ID_363"> Volk. Ruhig und sachlich tritt der berühmte Gelehrte für die Wahrheit ein,<lb/>
die in der zum größten Teile deutschfeindlichen Presse Amerikas oft ganz sinnlos<lb/>
entstellt worden ist. Die Kraft, mit der der Verfasser seine Ansicht vertritt,<lb/>
und die gewichtigen Gründe, auf die er seine Überzeugung stützt, werden auch<lb/>
bei den von Reuter und Havas irregeleiteten Amerikanern, wenigstens bei den<lb/>
nicht ganz mit Blindheit geschlagenen, ihren Eindruck nicht verfehlen. In<lb/>
interessanter Form schildert Münsterberg die Eindrücke, die das große Kriegs¬<lb/>
drama in der Volksseele Amerikas hervorrief, beschreibt er die heftigen, wenn<lb/>
auch unblutigen Kämpfe, die unsere Volksgenossen jenseits des Ozeans gegen,<lb/>
die aus England und Frankreich in reichlichem Maße importierten Lügen für<lb/>
die deutsche Sache auszufechten hatten und auch heute noch zu bestehen<lb/>
haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_365"> Die reiche Fülle des Stoffes, die in diesem Buche verarbeitet ist, verbietet<lb/>
uns, in diesem engbegrenzten Raume näher auf die Einzelheiten einzugehen<lb/>
und einen auch noch so kurzen Abriß seines Inhaltes zu geben. Bemerkt sei<lb/>
nur, daß Münsterberg das Verhalten der Amerikaner aufs schärfste tadelt, die<lb/>
Sonntags sür den Frieden beten und in den sechs Tagen der Woche Munition<lb/>
und anderes Kriegsmaterial an die Ententemächte liefern, wodurch der Krieg<lb/>
nur unnütz in die Länge gezogen wird. Unumwunden gesteht er ein, &#x201E;daß,<lb/>
das amerikanische Volk seine gewaltige Aufgabe, der wahrhaft unparteiische<lb/>
Schiedsrichter der Welt zu sein, kläglich vernachlässigt hat", zugunsten einiger<lb/>
weniger, die aus den Kriegsmateriallieferungen ihre Taschen mit englischem<lb/>
und französischem Gelde füllen, von dem sie keineswegs das bekannte Wort<lb/>
Vespasians behaupten können: &#x201E;non viel". Mit voller Schärfe steht der<lb/>
Verfasser auch die Gefahren, die für die Vereinigten Staaten von Amerika<lb/>
durch die Teilnahme Japans am Kriege am Horizont Heraufziehen, und aus<lb/>
die wir bereits an anderer Stelle (vergleiche &#x201E;Die Grenzboten", 1915, Heft 15)<lb/>
des Ausführlicheren hingewiesen haben. Auch England wird sich seines gelben<lb/>
Bundesbruders nicht allzulange mehr erfreuen; denn &#x201E;die Freundschaft von<lb/>
Japan und England wird ebenso schnell sich in Feindschaft verwandeln, wenn<lb/>
die Zeit gekommen ist, die Engländer aus Indien zu weisen", wie sich die<lb/>
Feindschaft zwischen Nußland und Japan in Brüderschaft verwandelte, als sich,<lb/>
die Gelegenheit bot, über unser Pachtgebiet im fernen Osten herzufallen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_366"> Nicht weniger interessant als das soeben genannte Buch sind die Briefe,<lb/>
die der frühere amerikanische Konsul in Aachen, Robert I. Thompson &#x2014; wie<lb/>
man aus dem Namen steht, kein sogenannter &#x201E;Bindestrich-Amerikaner!" &#x2014;<lb/>
unter dem Titel &#x201E;Der deutsch-englische Krieg im Urteil eines Amerikaners" im<lb/>
Verlage von Karl Curtius (Berlin) herausgegeben hat. Diese Briefe stammen<lb/>
aus den ersten Kriegsmonaten und sind an den amerikanischen Staatssekretär<lb/>
gerichtet. Nachdem Thompson noter8 volens den amerikanischen Staatsdienst<lb/>
verlassen hatte, veröffentlichte er im Februar 1915 diese Briefe zuerst in der.<lb/>
Chicagoer &#x201E;Tribune".</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0128] Ariegsliteratur Volk. Ruhig und sachlich tritt der berühmte Gelehrte für die Wahrheit ein, die in der zum größten Teile deutschfeindlichen Presse Amerikas oft ganz sinnlos entstellt worden ist. Die Kraft, mit der der Verfasser seine Ansicht vertritt, und die gewichtigen Gründe, auf die er seine Überzeugung stützt, werden auch bei den von Reuter und Havas irregeleiteten Amerikanern, wenigstens bei den nicht ganz mit Blindheit geschlagenen, ihren Eindruck nicht verfehlen. In interessanter Form schildert Münsterberg die Eindrücke, die das große Kriegs¬ drama in der Volksseele Amerikas hervorrief, beschreibt er die heftigen, wenn auch unblutigen Kämpfe, die unsere Volksgenossen jenseits des Ozeans gegen, die aus England und Frankreich in reichlichem Maße importierten Lügen für die deutsche Sache auszufechten hatten und auch heute noch zu bestehen haben. Die reiche Fülle des Stoffes, die in diesem Buche verarbeitet ist, verbietet uns, in diesem engbegrenzten Raume näher auf die Einzelheiten einzugehen und einen auch noch so kurzen Abriß seines Inhaltes zu geben. Bemerkt sei nur, daß Münsterberg das Verhalten der Amerikaner aufs schärfste tadelt, die Sonntags sür den Frieden beten und in den sechs Tagen der Woche Munition und anderes Kriegsmaterial an die Ententemächte liefern, wodurch der Krieg nur unnütz in die Länge gezogen wird. Unumwunden gesteht er ein, „daß, das amerikanische Volk seine gewaltige Aufgabe, der wahrhaft unparteiische Schiedsrichter der Welt zu sein, kläglich vernachlässigt hat", zugunsten einiger weniger, die aus den Kriegsmateriallieferungen ihre Taschen mit englischem und französischem Gelde füllen, von dem sie keineswegs das bekannte Wort Vespasians behaupten können: „non viel". Mit voller Schärfe steht der Verfasser auch die Gefahren, die für die Vereinigten Staaten von Amerika durch die Teilnahme Japans am Kriege am Horizont Heraufziehen, und aus die wir bereits an anderer Stelle (vergleiche „Die Grenzboten", 1915, Heft 15) des Ausführlicheren hingewiesen haben. Auch England wird sich seines gelben Bundesbruders nicht allzulange mehr erfreuen; denn „die Freundschaft von Japan und England wird ebenso schnell sich in Feindschaft verwandeln, wenn die Zeit gekommen ist, die Engländer aus Indien zu weisen", wie sich die Feindschaft zwischen Nußland und Japan in Brüderschaft verwandelte, als sich, die Gelegenheit bot, über unser Pachtgebiet im fernen Osten herzufallen. Nicht weniger interessant als das soeben genannte Buch sind die Briefe, die der frühere amerikanische Konsul in Aachen, Robert I. Thompson — wie man aus dem Namen steht, kein sogenannter „Bindestrich-Amerikaner!" — unter dem Titel „Der deutsch-englische Krieg im Urteil eines Amerikaners" im Verlage von Karl Curtius (Berlin) herausgegeben hat. Diese Briefe stammen aus den ersten Kriegsmonaten und sind an den amerikanischen Staatssekretär gerichtet. Nachdem Thompson noter8 volens den amerikanischen Staatsdienst verlassen hatte, veröffentlichte er im Februar 1915 diese Briefe zuerst in der. Chicagoer „Tribune".

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/128
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/128>, abgerufen am 17.05.2024.