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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.

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Die wirtschaftliche Annäherung

Friedrich Nnumann in seinem Buche "Mitteleuropa" (Berlin. Reimer 1915) gekenn¬
zeichnet worden sind, eine möglichst zuverlässige Aufklärung über die wirtschaft¬
lichen Zusammenhänge, die unentbehrlich ist, zu geben. Ja, man kann noch über
diese Auffassung Herkners hinausgehen, wenn man sich auf den Standpunkt des
mit einer besonderen Abhandlung vertretenen Leipziger Professors der Staats¬
wissenschaften. Franz Eulenburg, stellt, daß für die wirtschaftliche Praxis nur
eine solche Erörterung wirklich fruchtbar werden kann, die, ganz unbeeinflußt
von der hohen Politik, die Dinge voraussetzungslos wirtschaftlich betrachtet.

Daran haben sich die einzelnen Verfasser gehalten und dementsprechend
aus ihren Untersuchungen das keineswegs vorher feststehende Ergebnis ge¬
wonnen.

Unsere berufenen politischen Organe und sonstigen Stellen werden das vor¬
treffliche Material des Vereins für Sozialpolitik mit großem Nutzen heranziehen
und heranziehen müssen und ihm für seine Vorarbeit auf diesem Gebiete
dankbar sein.

Wichtig ist es auch darauf kurz hinzuweisen, daß das Werk keine Kund¬
gebung des Vereins als solchen ist. Vielmehr vertreten die Bearbeiter der einzelnen
Abhandlungen ausschließlich ihren persönlichen Standpunkt. Dieser Hinweis ist
im Interesse des vorzüglichen Werkes und der Sache selbst deshalb nötig, damit
nicht diejenigen, die sich mit dem Problem beschäftigen, das sozialpolitische Programm
des Vereins aber nicht als das ihrige anerkennen, sich von vornherein abhalten
lassen, das Wer! vorzunehmen.

Es sind nicht nur theoretische, sondern auch praktische Volkswirte und Sozial¬
politiker, welche in dem Werke in selbständigen Abhandlungen das Problem be¬
trachten. Nicht alle Verfasser stimmen in ihren Anschauungen und Forderungen
bezüglich des in Frage stehenden Wirtschaftsbündnifses, zu denen sie auf Grund
ihrer Untersuchungen gekommen sind, überein. Vielfach gehen die Anschauungen
ziemlich weit auseinander. Es handelt sich ja eben auch um keine Propaganda¬
schrift, sondern um eine Sammlung selbständiger Aufsätze über besondere Spezial¬
gebiete des großen Problems.

Das ganze Werk enthält zwanzig selbständige Abhandlungen. Von den
Verfassern seien nur genannt die deutschen Professoren Schumacher-Bonn, Kapp-
Straßburg, Eßlen-Berlin, Ballod-Berlin, Eulenburg-Leipzig, von der Leven-
Berlin, Wiedenfels-Halle. In Österreich-Ungarn beteiligten sich Professor Kobatsch,
der bekannte Generalsekretär des bedeutenden Niederösterreichischen Gewerbevereins,
die Professoren Schiff-Wien, Spiethoff-Prag. Schüller-Wien, Fellner-Budapest
und der Schriftleiter des "Österreichischen Volkswirt" Stolper-Wien. Schließlich
seien von den Mitarbeitern noch der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen
Bauarbeiter-Verbandes, August Wirrig-Hamburg und Arbeitersekretär Rudolf
Wisset-Berlin, hervorgehoben.

Werfen wir nun noch, soweit der beschränkt? Raum es gestattet, einen kurzen
Blick auf den Inhalt des Werkes selbst.


Die wirtschaftliche Annäherung

Friedrich Nnumann in seinem Buche „Mitteleuropa" (Berlin. Reimer 1915) gekenn¬
zeichnet worden sind, eine möglichst zuverlässige Aufklärung über die wirtschaft¬
lichen Zusammenhänge, die unentbehrlich ist, zu geben. Ja, man kann noch über
diese Auffassung Herkners hinausgehen, wenn man sich auf den Standpunkt des
mit einer besonderen Abhandlung vertretenen Leipziger Professors der Staats¬
wissenschaften. Franz Eulenburg, stellt, daß für die wirtschaftliche Praxis nur
eine solche Erörterung wirklich fruchtbar werden kann, die, ganz unbeeinflußt
von der hohen Politik, die Dinge voraussetzungslos wirtschaftlich betrachtet.

Daran haben sich die einzelnen Verfasser gehalten und dementsprechend
aus ihren Untersuchungen das keineswegs vorher feststehende Ergebnis ge¬
wonnen.

Unsere berufenen politischen Organe und sonstigen Stellen werden das vor¬
treffliche Material des Vereins für Sozialpolitik mit großem Nutzen heranziehen
und heranziehen müssen und ihm für seine Vorarbeit auf diesem Gebiete
dankbar sein.

Wichtig ist es auch darauf kurz hinzuweisen, daß das Werk keine Kund¬
gebung des Vereins als solchen ist. Vielmehr vertreten die Bearbeiter der einzelnen
Abhandlungen ausschließlich ihren persönlichen Standpunkt. Dieser Hinweis ist
im Interesse des vorzüglichen Werkes und der Sache selbst deshalb nötig, damit
nicht diejenigen, die sich mit dem Problem beschäftigen, das sozialpolitische Programm
des Vereins aber nicht als das ihrige anerkennen, sich von vornherein abhalten
lassen, das Wer! vorzunehmen.

Es sind nicht nur theoretische, sondern auch praktische Volkswirte und Sozial¬
politiker, welche in dem Werke in selbständigen Abhandlungen das Problem be¬
trachten. Nicht alle Verfasser stimmen in ihren Anschauungen und Forderungen
bezüglich des in Frage stehenden Wirtschaftsbündnifses, zu denen sie auf Grund
ihrer Untersuchungen gekommen sind, überein. Vielfach gehen die Anschauungen
ziemlich weit auseinander. Es handelt sich ja eben auch um keine Propaganda¬
schrift, sondern um eine Sammlung selbständiger Aufsätze über besondere Spezial¬
gebiete des großen Problems.

Das ganze Werk enthält zwanzig selbständige Abhandlungen. Von den
Verfassern seien nur genannt die deutschen Professoren Schumacher-Bonn, Kapp-
Straßburg, Eßlen-Berlin, Ballod-Berlin, Eulenburg-Leipzig, von der Leven-
Berlin, Wiedenfels-Halle. In Österreich-Ungarn beteiligten sich Professor Kobatsch,
der bekannte Generalsekretär des bedeutenden Niederösterreichischen Gewerbevereins,
die Professoren Schiff-Wien, Spiethoff-Prag. Schüller-Wien, Fellner-Budapest
und der Schriftleiter des „Österreichischen Volkswirt" Stolper-Wien. Schließlich
seien von den Mitarbeitern noch der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen
Bauarbeiter-Verbandes, August Wirrig-Hamburg und Arbeitersekretär Rudolf
Wisset-Berlin, hervorgehoben.

Werfen wir nun noch, soweit der beschränkt? Raum es gestattet, einen kurzen
Blick auf den Inhalt des Werkes selbst.


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[0391] Die wirtschaftliche Annäherung Friedrich Nnumann in seinem Buche „Mitteleuropa" (Berlin. Reimer 1915) gekenn¬ zeichnet worden sind, eine möglichst zuverlässige Aufklärung über die wirtschaft¬ lichen Zusammenhänge, die unentbehrlich ist, zu geben. Ja, man kann noch über diese Auffassung Herkners hinausgehen, wenn man sich auf den Standpunkt des mit einer besonderen Abhandlung vertretenen Leipziger Professors der Staats¬ wissenschaften. Franz Eulenburg, stellt, daß für die wirtschaftliche Praxis nur eine solche Erörterung wirklich fruchtbar werden kann, die, ganz unbeeinflußt von der hohen Politik, die Dinge voraussetzungslos wirtschaftlich betrachtet. Daran haben sich die einzelnen Verfasser gehalten und dementsprechend aus ihren Untersuchungen das keineswegs vorher feststehende Ergebnis ge¬ wonnen. Unsere berufenen politischen Organe und sonstigen Stellen werden das vor¬ treffliche Material des Vereins für Sozialpolitik mit großem Nutzen heranziehen und heranziehen müssen und ihm für seine Vorarbeit auf diesem Gebiete dankbar sein. Wichtig ist es auch darauf kurz hinzuweisen, daß das Werk keine Kund¬ gebung des Vereins als solchen ist. Vielmehr vertreten die Bearbeiter der einzelnen Abhandlungen ausschließlich ihren persönlichen Standpunkt. Dieser Hinweis ist im Interesse des vorzüglichen Werkes und der Sache selbst deshalb nötig, damit nicht diejenigen, die sich mit dem Problem beschäftigen, das sozialpolitische Programm des Vereins aber nicht als das ihrige anerkennen, sich von vornherein abhalten lassen, das Wer! vorzunehmen. Es sind nicht nur theoretische, sondern auch praktische Volkswirte und Sozial¬ politiker, welche in dem Werke in selbständigen Abhandlungen das Problem be¬ trachten. Nicht alle Verfasser stimmen in ihren Anschauungen und Forderungen bezüglich des in Frage stehenden Wirtschaftsbündnifses, zu denen sie auf Grund ihrer Untersuchungen gekommen sind, überein. Vielfach gehen die Anschauungen ziemlich weit auseinander. Es handelt sich ja eben auch um keine Propaganda¬ schrift, sondern um eine Sammlung selbständiger Aufsätze über besondere Spezial¬ gebiete des großen Problems. Das ganze Werk enthält zwanzig selbständige Abhandlungen. Von den Verfassern seien nur genannt die deutschen Professoren Schumacher-Bonn, Kapp- Straßburg, Eßlen-Berlin, Ballod-Berlin, Eulenburg-Leipzig, von der Leven- Berlin, Wiedenfels-Halle. In Österreich-Ungarn beteiligten sich Professor Kobatsch, der bekannte Generalsekretär des bedeutenden Niederösterreichischen Gewerbevereins, die Professoren Schiff-Wien, Spiethoff-Prag. Schüller-Wien, Fellner-Budapest und der Schriftleiter des „Österreichischen Volkswirt" Stolper-Wien. Schließlich seien von den Mitarbeitern noch der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Bauarbeiter-Verbandes, August Wirrig-Hamburg und Arbeitersekretär Rudolf Wisset-Berlin, hervorgehoben. Werfen wir nun noch, soweit der beschränkt? Raum es gestattet, einen kurzen Blick auf den Inhalt des Werkes selbst.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/391>, abgerufen am 21.05.2024.