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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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Neuere populäre astronomische Literatur

der Fassung eine recht reichhaltige Kenntnis vom gegenwärtigen Stand der
astronomischen Forschung, hat freilich nur wenig Abbildungen.

Von umfangreicheren Werken sind die beiden wichtigsten die auf höherer
Stufe stehende "Himmelskunde" von Plaßmcmn (Freiburg, Herder) und die
"Populäre Astronomie" von Newcomb-Engelmann (Leipzig, Engelmann). Das
zweite, ein altberühmtes Werk, ist in seiner neuesten Auflage von Mitgliedern
des Potsdamer Astrophysikalischen Observatoriums neu bearbeitet worden. Es
ist an Umfang das größte aller populären deutschen Werke und steht jetzt voll
auf der Höhe, ja es ist nicht zu viel gesagt, wenn der Herausgeber P> Kempf
für die neue Auflage in Anspruch nimmt, daß selbst der Fachastronom für
manche neuere Forschungen nirgends eine bessere Zusammenstellung finden
werde. Der Wert des Buches würde noch erhöht werden können, wenn ihm in
Zukunft ein Verzeichnis speziellerer Werke und Abhandlungen beigegeben würde.
Es fehlt überhaupt in der ganzen deutschen populären astronomischen Literatur
an einem Werk, das für den näher Interessierten hinreichende weiterführende
Literaturnachweise gibt.

Das neuere, jetzt auch bereits in zweiter Auflage vorliegende Werk von
Plaßmann hat seinen besonderen Wert für den ernsthaften Liebhaber dadurch,
daß es das Mathematische nicht nach Möglichkeit unterdrückt, sondern aus¬
drücklich soviel davon mitteilt, wie der Leser mit mittleren Gymnasialkenntnissen
ohne Schwierigkeit versteht, ohne darum die Astrophyftk zu vernachlässigen.
Wie das Newcomb-Engelmannsche Werk ist auch das von Platzmann reich und
vortrefflich illustriert; für weitere Auflagen würde ich raten, in Bezug auf die
Tafeln zu dem weit schöneren bläulichen Druck der ersten Auflage zurückzu¬
kehren, wie übrigens auch zu deren etwas größerem Umfang.

Besonders auf die Probleme der Weltentwicklung eingestellt ist das nicht
umfangreiche Buch des großen schwedischen Physikers Sparte Arrhenius "Das
Werden der Welten" (Leipzig. Akad. Verlagsgesellschaft). Vielleicht ist es die
beste populäre Darstellung der physischen Beschaffenheit der Himmelskörper aus
der Feder eines Forschers ersten Ranges. Leichte Lesbarkeit und volle Be¬
herrschung des Stoffes verbinden sich.

In Bezug auf die Illustrationen steht am höchsten das Buch von Mac
Kready, Sternbuch für Anfänger (Leipzig. I. A. Barth). Die in ihm enthal¬
tenen Aufnahmen vom Mond und verschiedenen Planeten, Spiralnebeln und
Sternhaufen sind von sonst nirgends erreichter Schönheit. Das Buch ist darum
nicht nur für den Besitzer eines Fernrohrs, sondern für jeden Liebhaber der
Astronomie eine wertvolle Ergänzung jeder allgemeinen Himmelskunde. Recht
lehrreich sind auch die vom Direktor der Heidelberger Sternwarte Max Wolf
im gleichen Verlag herausgegebenen "Stereoskopbilder vom Sternhimmel". '

Außerordentlich reich illustriert ist ferner der (III.) astronomische, in immer
neuen Auflagen -- jetzt als 130. Tausend -- erscheinende Band von Kraemers
"Weltall und Menschheit", den der Senior der deutschen Astronomie.


Neuere populäre astronomische Literatur

der Fassung eine recht reichhaltige Kenntnis vom gegenwärtigen Stand der
astronomischen Forschung, hat freilich nur wenig Abbildungen.

Von umfangreicheren Werken sind die beiden wichtigsten die auf höherer
Stufe stehende „Himmelskunde" von Plaßmcmn (Freiburg, Herder) und die
„Populäre Astronomie" von Newcomb-Engelmann (Leipzig, Engelmann). Das
zweite, ein altberühmtes Werk, ist in seiner neuesten Auflage von Mitgliedern
des Potsdamer Astrophysikalischen Observatoriums neu bearbeitet worden. Es
ist an Umfang das größte aller populären deutschen Werke und steht jetzt voll
auf der Höhe, ja es ist nicht zu viel gesagt, wenn der Herausgeber P> Kempf
für die neue Auflage in Anspruch nimmt, daß selbst der Fachastronom für
manche neuere Forschungen nirgends eine bessere Zusammenstellung finden
werde. Der Wert des Buches würde noch erhöht werden können, wenn ihm in
Zukunft ein Verzeichnis speziellerer Werke und Abhandlungen beigegeben würde.
Es fehlt überhaupt in der ganzen deutschen populären astronomischen Literatur
an einem Werk, das für den näher Interessierten hinreichende weiterführende
Literaturnachweise gibt.

Das neuere, jetzt auch bereits in zweiter Auflage vorliegende Werk von
Plaßmann hat seinen besonderen Wert für den ernsthaften Liebhaber dadurch,
daß es das Mathematische nicht nach Möglichkeit unterdrückt, sondern aus¬
drücklich soviel davon mitteilt, wie der Leser mit mittleren Gymnasialkenntnissen
ohne Schwierigkeit versteht, ohne darum die Astrophyftk zu vernachlässigen.
Wie das Newcomb-Engelmannsche Werk ist auch das von Platzmann reich und
vortrefflich illustriert; für weitere Auflagen würde ich raten, in Bezug auf die
Tafeln zu dem weit schöneren bläulichen Druck der ersten Auflage zurückzu¬
kehren, wie übrigens auch zu deren etwas größerem Umfang.

Besonders auf die Probleme der Weltentwicklung eingestellt ist das nicht
umfangreiche Buch des großen schwedischen Physikers Sparte Arrhenius „Das
Werden der Welten" (Leipzig. Akad. Verlagsgesellschaft). Vielleicht ist es die
beste populäre Darstellung der physischen Beschaffenheit der Himmelskörper aus
der Feder eines Forschers ersten Ranges. Leichte Lesbarkeit und volle Be¬
herrschung des Stoffes verbinden sich.

In Bezug auf die Illustrationen steht am höchsten das Buch von Mac
Kready, Sternbuch für Anfänger (Leipzig. I. A. Barth). Die in ihm enthal¬
tenen Aufnahmen vom Mond und verschiedenen Planeten, Spiralnebeln und
Sternhaufen sind von sonst nirgends erreichter Schönheit. Das Buch ist darum
nicht nur für den Besitzer eines Fernrohrs, sondern für jeden Liebhaber der
Astronomie eine wertvolle Ergänzung jeder allgemeinen Himmelskunde. Recht
lehrreich sind auch die vom Direktor der Heidelberger Sternwarte Max Wolf
im gleichen Verlag herausgegebenen „Stereoskopbilder vom Sternhimmel". '

Außerordentlich reich illustriert ist ferner der (III.) astronomische, in immer
neuen Auflagen — jetzt als 130. Tausend — erscheinende Band von Kraemers
„Weltall und Menschheit", den der Senior der deutschen Astronomie.


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[0202] Neuere populäre astronomische Literatur der Fassung eine recht reichhaltige Kenntnis vom gegenwärtigen Stand der astronomischen Forschung, hat freilich nur wenig Abbildungen. Von umfangreicheren Werken sind die beiden wichtigsten die auf höherer Stufe stehende „Himmelskunde" von Plaßmcmn (Freiburg, Herder) und die „Populäre Astronomie" von Newcomb-Engelmann (Leipzig, Engelmann). Das zweite, ein altberühmtes Werk, ist in seiner neuesten Auflage von Mitgliedern des Potsdamer Astrophysikalischen Observatoriums neu bearbeitet worden. Es ist an Umfang das größte aller populären deutschen Werke und steht jetzt voll auf der Höhe, ja es ist nicht zu viel gesagt, wenn der Herausgeber P> Kempf für die neue Auflage in Anspruch nimmt, daß selbst der Fachastronom für manche neuere Forschungen nirgends eine bessere Zusammenstellung finden werde. Der Wert des Buches würde noch erhöht werden können, wenn ihm in Zukunft ein Verzeichnis speziellerer Werke und Abhandlungen beigegeben würde. Es fehlt überhaupt in der ganzen deutschen populären astronomischen Literatur an einem Werk, das für den näher Interessierten hinreichende weiterführende Literaturnachweise gibt. Das neuere, jetzt auch bereits in zweiter Auflage vorliegende Werk von Plaßmann hat seinen besonderen Wert für den ernsthaften Liebhaber dadurch, daß es das Mathematische nicht nach Möglichkeit unterdrückt, sondern aus¬ drücklich soviel davon mitteilt, wie der Leser mit mittleren Gymnasialkenntnissen ohne Schwierigkeit versteht, ohne darum die Astrophyftk zu vernachlässigen. Wie das Newcomb-Engelmannsche Werk ist auch das von Platzmann reich und vortrefflich illustriert; für weitere Auflagen würde ich raten, in Bezug auf die Tafeln zu dem weit schöneren bläulichen Druck der ersten Auflage zurückzu¬ kehren, wie übrigens auch zu deren etwas größerem Umfang. Besonders auf die Probleme der Weltentwicklung eingestellt ist das nicht umfangreiche Buch des großen schwedischen Physikers Sparte Arrhenius „Das Werden der Welten" (Leipzig. Akad. Verlagsgesellschaft). Vielleicht ist es die beste populäre Darstellung der physischen Beschaffenheit der Himmelskörper aus der Feder eines Forschers ersten Ranges. Leichte Lesbarkeit und volle Be¬ herrschung des Stoffes verbinden sich. In Bezug auf die Illustrationen steht am höchsten das Buch von Mac Kready, Sternbuch für Anfänger (Leipzig. I. A. Barth). Die in ihm enthal¬ tenen Aufnahmen vom Mond und verschiedenen Planeten, Spiralnebeln und Sternhaufen sind von sonst nirgends erreichter Schönheit. Das Buch ist darum nicht nur für den Besitzer eines Fernrohrs, sondern für jeden Liebhaber der Astronomie eine wertvolle Ergänzung jeder allgemeinen Himmelskunde. Recht lehrreich sind auch die vom Direktor der Heidelberger Sternwarte Max Wolf im gleichen Verlag herausgegebenen „Stereoskopbilder vom Sternhimmel". ' Außerordentlich reich illustriert ist ferner der (III.) astronomische, in immer neuen Auflagen — jetzt als 130. Tausend — erscheinende Band von Kraemers „Weltall und Menschheit", den der Senior der deutschen Astronomie.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/202>, abgerufen am 17.06.2024.