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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

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Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart
Seht die vielen Völker alle, die sich wider uns verschworen,
Die vor dünkelhafter Ehrsucht völlig den Verstand verloren.
Unverzagt nur, meine Helden I Trefft sie mit dem Wetterschlage
Eures Zornes, eurer Hiebe, daß die Menschheit künftger Tage
Diesem Sturmlauf ohnegleichen, diesem Sieg der Minderzahl
Wider eine Welt von Neidern turn' ein bleibend Ehrenmal.
Rings von Not und Tod umgeben,
Denkt in eureni Rachefest,
Daß in diesem harten Leben
Ohne Kampf und Fahrnis eben
Sich kein Ruhm gewinnen läßt.

Eines Nachbarn, eines Neiters drohend Reich dürft ihr zerstören,
Das ein Riesensammelbecken voll von kriegerischen Stämmen, '
Stets bereit, mit seinen Horden euer Land zu überschwemmen.
Denkt, wie oft die Heimatfluren all die wilden Streiter schauten
Und die Väter nur mit Zittern und mit Bangen diese bauten!
Dorthin sollt den Blick ihr wenden,
Wenn den rechten Feind ihr sucht.

Wartet nur, die schlimmen Horden
Kosten Tränen noch einmal!
Ruhme euch dann: Aus West und Norden
Riefen wir sie her zum Morden,
Wir, wir scharfem ihren Stahl.


Deutschland befindet sich zur Stunde in einer furchtbaren Krisis. Mir
ward die Aufgabe zuteil, ganz allein für seine Freiheiten, seine Rechte ein¬
zustehen. Unterliege ich diesmal, so ist es darum geschehen. Trotzdem habe
ich große Hoffnungen, und wie gewaltig auch die Zahl meiner Feinde sein
mag, ich vertraue auf meine gute Sache, auf die bewunderungswürdige Tüchtig¬
keit meiner Truppen und den redlichen Willen, der alle beseelt, vom Feld¬
marschall bis zum geringsten Soldaten hinab.







Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart
Seht die vielen Völker alle, die sich wider uns verschworen,
Die vor dünkelhafter Ehrsucht völlig den Verstand verloren.
Unverzagt nur, meine Helden I Trefft sie mit dem Wetterschlage
Eures Zornes, eurer Hiebe, daß die Menschheit künftger Tage
Diesem Sturmlauf ohnegleichen, diesem Sieg der Minderzahl
Wider eine Welt von Neidern turn' ein bleibend Ehrenmal.
Rings von Not und Tod umgeben,
Denkt in eureni Rachefest,
Daß in diesem harten Leben
Ohne Kampf und Fahrnis eben
Sich kein Ruhm gewinnen läßt.

Eines Nachbarn, eines Neiters drohend Reich dürft ihr zerstören,
Das ein Riesensammelbecken voll von kriegerischen Stämmen, '
Stets bereit, mit seinen Horden euer Land zu überschwemmen.
Denkt, wie oft die Heimatfluren all die wilden Streiter schauten
Und die Väter nur mit Zittern und mit Bangen diese bauten!
Dorthin sollt den Blick ihr wenden,
Wenn den rechten Feind ihr sucht.

Wartet nur, die schlimmen Horden
Kosten Tränen noch einmal!
Ruhme euch dann: Aus West und Norden
Riefen wir sie her zum Morden,
Wir, wir scharfem ihren Stahl.


Deutschland befindet sich zur Stunde in einer furchtbaren Krisis. Mir
ward die Aufgabe zuteil, ganz allein für seine Freiheiten, seine Rechte ein¬
zustehen. Unterliege ich diesmal, so ist es darum geschehen. Trotzdem habe
ich große Hoffnungen, und wie gewaltig auch die Zahl meiner Feinde sein
mag, ich vertraue auf meine gute Sache, auf die bewunderungswürdige Tüchtig¬
keit meiner Truppen und den redlichen Willen, der alle beseelt, vom Feld¬
marschall bis zum geringsten Soldaten hinab.







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[0144] Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart Seht die vielen Völker alle, die sich wider uns verschworen, Die vor dünkelhafter Ehrsucht völlig den Verstand verloren. Unverzagt nur, meine Helden I Trefft sie mit dem Wetterschlage Eures Zornes, eurer Hiebe, daß die Menschheit künftger Tage Diesem Sturmlauf ohnegleichen, diesem Sieg der Minderzahl Wider eine Welt von Neidern turn' ein bleibend Ehrenmal. Rings von Not und Tod umgeben, Denkt in eureni Rachefest, Daß in diesem harten Leben Ohne Kampf und Fahrnis eben Sich kein Ruhm gewinnen läßt. Eines Nachbarn, eines Neiters drohend Reich dürft ihr zerstören, Das ein Riesensammelbecken voll von kriegerischen Stämmen, ' Stets bereit, mit seinen Horden euer Land zu überschwemmen. Denkt, wie oft die Heimatfluren all die wilden Streiter schauten Und die Väter nur mit Zittern und mit Bangen diese bauten! Dorthin sollt den Blick ihr wenden, Wenn den rechten Feind ihr sucht. Wartet nur, die schlimmen Horden Kosten Tränen noch einmal! Ruhme euch dann: Aus West und Norden Riefen wir sie her zum Morden, Wir, wir scharfem ihren Stahl. Deutschland befindet sich zur Stunde in einer furchtbaren Krisis. Mir ward die Aufgabe zuteil, ganz allein für seine Freiheiten, seine Rechte ein¬ zustehen. Unterliege ich diesmal, so ist es darum geschehen. Trotzdem habe ich große Hoffnungen, und wie gewaltig auch die Zahl meiner Feinde sein mag, ich vertraue auf meine gute Sache, auf die bewunderungswürdige Tüchtig¬ keit meiner Truppen und den redlichen Willen, der alle beseelt, vom Feld¬ marschall bis zum geringsten Soldaten hinab.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/144>, abgerufen am 31.05.2024.