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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

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Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart

zu fürchten, und nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit werden wir uns mit
allen erdenklichen Ehren aus dieser Falle herausretten.




Die große Kunst im Kriege besteht darin, alle Ereignisse vorauszusehen,
und die große Kunst des Heerführers ist die, alle Hilfsmittel im voraus bereit
zu haben, damit er in seinen Entschlüssen nicht behindert ist, wenn die Ent¬
scheidungsstunde naht."




Dieser Krieg ist furchtbar; er wird von Tag zu Tag unmenschlicher und
barbarischer. Unser gelobtes Jahrhundert ist noch sehr roh oder besser ge¬
sagt: Der Mensch ist eine unbezähmbare Bestie, sobald er sich der Wut seiner
zügellosen Leidenschaften überläßt.




Welche Menschenopfer, welche entsetzliche Schlächterei! Ich denke nur mit
Schaudern daran. Was man aber auch dabei empfinden mag, es gilt, sich
ein ehernes Herz zu schaffen und sich auf Mord und Gemetzel vorzubereiten.
Das Vorurteil der Welt stempelt diese Bluttaten zwar zum Heldentum. Wenn
man sie aber aus der Nähe steht, sind sie stets grauenvoll.




Wir alle müssen uns damit trösten, daß unser Zeitalter in der Welt¬
geschichte Epoche machen wird und daß wir die außerordentlichsten Ereignisse
erlebt haben, die der Wechsel aller Erdendinge seit langem hervorgebracht hat.




Der.... hat mir ein schönes Werk übersandt, in welcher Weise der
europäische Frieden wieder herzustellen und dauernd zu befestigen sei. Die
Sache ist völlig ausführbar. Zu ihrem Gelingen fehlt nur die Einwilligung
Europas und was derartige Kleinigkeiten mehr sind.




Der Krieg ist einer der Bestandteile, die notwendig zu der Mischung
dieser unglücklichen Welt gehören.




Es wird stets Kriege, Prozesse, Verwüstungen, Pest, Erdbeben und
Bankerotte geben. Um diese Dinge dreht sich die Weltgeschichte. Da das so
ist, nutz es wohl nötig sein.




Die Weltgeschichte ist nichts als eine Kette von Kriegen, die von unseren
Tagen zurückreicht, solange wie der Mensch zurückdenken kann.




Der Krieg ist eine Geißel, aber ein notwendiges Übel, weil die Menschen
verderbt und boshaft sind, weil die Blätter der Weltgeschichte beweisen, daß
man von jeher Krieg geführt hat, und vielleicht auch, weil der Weltschöpfer
ununterbrochene Umwälzungen gewollt hat, damit die Menschen sich über¬
zeugen, daß es nichts Beständiges unter dem Monde gibt,




Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart

zu fürchten, und nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit werden wir uns mit
allen erdenklichen Ehren aus dieser Falle herausretten.




Die große Kunst im Kriege besteht darin, alle Ereignisse vorauszusehen,
und die große Kunst des Heerführers ist die, alle Hilfsmittel im voraus bereit
zu haben, damit er in seinen Entschlüssen nicht behindert ist, wenn die Ent¬
scheidungsstunde naht.»




Dieser Krieg ist furchtbar; er wird von Tag zu Tag unmenschlicher und
barbarischer. Unser gelobtes Jahrhundert ist noch sehr roh oder besser ge¬
sagt: Der Mensch ist eine unbezähmbare Bestie, sobald er sich der Wut seiner
zügellosen Leidenschaften überläßt.




Welche Menschenopfer, welche entsetzliche Schlächterei! Ich denke nur mit
Schaudern daran. Was man aber auch dabei empfinden mag, es gilt, sich
ein ehernes Herz zu schaffen und sich auf Mord und Gemetzel vorzubereiten.
Das Vorurteil der Welt stempelt diese Bluttaten zwar zum Heldentum. Wenn
man sie aber aus der Nähe steht, sind sie stets grauenvoll.




Wir alle müssen uns damit trösten, daß unser Zeitalter in der Welt¬
geschichte Epoche machen wird und daß wir die außerordentlichsten Ereignisse
erlebt haben, die der Wechsel aller Erdendinge seit langem hervorgebracht hat.




Der.... hat mir ein schönes Werk übersandt, in welcher Weise der
europäische Frieden wieder herzustellen und dauernd zu befestigen sei. Die
Sache ist völlig ausführbar. Zu ihrem Gelingen fehlt nur die Einwilligung
Europas und was derartige Kleinigkeiten mehr sind.




Der Krieg ist einer der Bestandteile, die notwendig zu der Mischung
dieser unglücklichen Welt gehören.




Es wird stets Kriege, Prozesse, Verwüstungen, Pest, Erdbeben und
Bankerotte geben. Um diese Dinge dreht sich die Weltgeschichte. Da das so
ist, nutz es wohl nötig sein.




Die Weltgeschichte ist nichts als eine Kette von Kriegen, die von unseren
Tagen zurückreicht, solange wie der Mensch zurückdenken kann.




Der Krieg ist eine Geißel, aber ein notwendiges Übel, weil die Menschen
verderbt und boshaft sind, weil die Blätter der Weltgeschichte beweisen, daß
man von jeher Krieg geführt hat, und vielleicht auch, weil der Weltschöpfer
ununterbrochene Umwälzungen gewollt hat, damit die Menschen sich über¬
zeugen, daß es nichts Beständiges unter dem Monde gibt,




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[0146] Worte Friedrichs des Großen für die Gegenwart zu fürchten, und nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit werden wir uns mit allen erdenklichen Ehren aus dieser Falle herausretten. Die große Kunst im Kriege besteht darin, alle Ereignisse vorauszusehen, und die große Kunst des Heerführers ist die, alle Hilfsmittel im voraus bereit zu haben, damit er in seinen Entschlüssen nicht behindert ist, wenn die Ent¬ scheidungsstunde naht.» Dieser Krieg ist furchtbar; er wird von Tag zu Tag unmenschlicher und barbarischer. Unser gelobtes Jahrhundert ist noch sehr roh oder besser ge¬ sagt: Der Mensch ist eine unbezähmbare Bestie, sobald er sich der Wut seiner zügellosen Leidenschaften überläßt. Welche Menschenopfer, welche entsetzliche Schlächterei! Ich denke nur mit Schaudern daran. Was man aber auch dabei empfinden mag, es gilt, sich ein ehernes Herz zu schaffen und sich auf Mord und Gemetzel vorzubereiten. Das Vorurteil der Welt stempelt diese Bluttaten zwar zum Heldentum. Wenn man sie aber aus der Nähe steht, sind sie stets grauenvoll. Wir alle müssen uns damit trösten, daß unser Zeitalter in der Welt¬ geschichte Epoche machen wird und daß wir die außerordentlichsten Ereignisse erlebt haben, die der Wechsel aller Erdendinge seit langem hervorgebracht hat. Der.... hat mir ein schönes Werk übersandt, in welcher Weise der europäische Frieden wieder herzustellen und dauernd zu befestigen sei. Die Sache ist völlig ausführbar. Zu ihrem Gelingen fehlt nur die Einwilligung Europas und was derartige Kleinigkeiten mehr sind. Der Krieg ist einer der Bestandteile, die notwendig zu der Mischung dieser unglücklichen Welt gehören. Es wird stets Kriege, Prozesse, Verwüstungen, Pest, Erdbeben und Bankerotte geben. Um diese Dinge dreht sich die Weltgeschichte. Da das so ist, nutz es wohl nötig sein. Die Weltgeschichte ist nichts als eine Kette von Kriegen, die von unseren Tagen zurückreicht, solange wie der Mensch zurückdenken kann. Der Krieg ist eine Geißel, aber ein notwendiges Übel, weil die Menschen verderbt und boshaft sind, weil die Blätter der Weltgeschichte beweisen, daß man von jeher Krieg geführt hat, und vielleicht auch, weil der Weltschöpfer ununterbrochene Umwälzungen gewollt hat, damit die Menschen sich über¬ zeugen, daß es nichts Beständiges unter dem Monde gibt,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/146>, abgerufen am 31.05.2024.