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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr.

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Das deutsche Element im Polnischen

Mit der Biedermeierzeit sind 8?lafroK, sxlakm^ca, in^eka 2 c^plein
verschwunden. Noch früher der narbajtel, der nur im figürlichen Sinne
(^Rausch) -- wenigstens im Deutschen -- noch sein Dasein fristet.

Der obca8. Absatz, am Schuh, die s-nur am Rocke, kaläa, mal, liaexM
(Häkchen) -- oänaeziy6 ausbaten --, die s^t^Ipa. Stulpe: immer wieder der
deutsche Klang.


XV.

So gewiß alle diese Äußerlichkeiten das volle Interesse der Volks¬
kunde beanspruchen, nicht in den Niederungen des Lebens, sondern in der
Sphäre der geistigen Werte liegt der Gradmesser der Kultur. Was hat ein
Volk in Kunst und Wissenschaft geleistet, in welchem Maße besitzt es die Fähig¬
st und den Willen, dieses große Gemeingut der Menschheit, zu fördern?
Das ist die entscheidende Frage. An der Begabung des polnischen Stammes
lst nach einer Reihe hervorragender Schöpfungen besonders im neunzehnten
Jahrhundert nicht zu zweifeln, und wir dürfen hoffen, daß im engen Anschlusse
°" die deutsche Kultur die Pflege der Wissenschaften und Künste im Nachbar-
lande zu voller Blüte sich entwickeln wird.

Malerei und Tonkunst sind aus Deutschland nach Polen gekommen oder
doch auf dem Wege über Deutschland dort eingezogen. Die Anfänge einer
eigenartigen polnischen Kunst zeigen sich erst im neunzehnten Jahrhundert. So
trägt denn auch die Kunstsprache deutschen Stempel.

Die beiden Grundbedingungen des künstlerischen Leistens und Genießens,
^lent und sGe-)8mal<, treten uns mit diesen Worten entgegen.

Die verschiedenen Kunstzweige sind zusammengefaßt in Kunsxt. Kur8?town^;
52tuKa bedeutet sowohl das Kunsterzeugnis als die Kunst selbst. S^uKmistr?
'le der Künstler. Das künstlerische Gestalten zeigt sich in k82ta!tovaL als
ewe Seite deutschen Wesens, als ein in Polen nach deutschem Vorbild geübtes
Schaffen -- in8xtÄt ^ Form, Gestalt. niet8?a!tlo formlos.

Werkzeuge und Mittel des Malens, wie dieses selbst, geben ihren deutschen
Ursprung kund: trat82tot, sarda, malar? Maler. maloxvaL malen, oämalovs^
abmalen, poämaloxvac untermalen, malowAnie das Malen, malar8t>vo Malerei,
walonicko Gemälde. Auch den Übeln olejoäruk -- Öldruck -- müssen wir
eider für uns hundelt. Zum Bilde gehört rana. ramka (Rähmchen) -- ob-
rsrriovvaL umrahmen.

Von einer Kunst, die deutsche Meister in höchster Vollendung geübt haben,
Zeichnen, gilt das gleiche Abhängigkeitsverhältnis. Das Wort dafür:
^8ora<5 -- ^8. 2^8. Umriß, Skizze -- erweitert den Ausblick auf die
Architektur. Leenow^ü hat anderen Sinn, es bedeutet auszeichnen, mit einem
wichen, ceena. versehen.

Auch für die schwarze Kunst des 82henar2 -- 8?t^er, Stich. Kupferstich,
^heliovac stechen -- wird gern von uns das deutsche Wort vernommen.

Beim snyeer? gedenken wir der großen deutschen Holzbildner.


Das deutsche Element im Polnischen

Mit der Biedermeierzeit sind 8?lafroK, sxlakm^ca, in^eka 2 c^plein
verschwunden. Noch früher der narbajtel, der nur im figürlichen Sinne
(^Rausch) — wenigstens im Deutschen — noch sein Dasein fristet.

Der obca8. Absatz, am Schuh, die s-nur am Rocke, kaläa, mal, liaexM
(Häkchen) — oänaeziy6 ausbaten —, die s^t^Ipa. Stulpe: immer wieder der
deutsche Klang.


XV.

So gewiß alle diese Äußerlichkeiten das volle Interesse der Volks¬
kunde beanspruchen, nicht in den Niederungen des Lebens, sondern in der
Sphäre der geistigen Werte liegt der Gradmesser der Kultur. Was hat ein
Volk in Kunst und Wissenschaft geleistet, in welchem Maße besitzt es die Fähig¬
st und den Willen, dieses große Gemeingut der Menschheit, zu fördern?
Das ist die entscheidende Frage. An der Begabung des polnischen Stammes
lst nach einer Reihe hervorragender Schöpfungen besonders im neunzehnten
Jahrhundert nicht zu zweifeln, und wir dürfen hoffen, daß im engen Anschlusse
°" die deutsche Kultur die Pflege der Wissenschaften und Künste im Nachbar-
lande zu voller Blüte sich entwickeln wird.

Malerei und Tonkunst sind aus Deutschland nach Polen gekommen oder
doch auf dem Wege über Deutschland dort eingezogen. Die Anfänge einer
eigenartigen polnischen Kunst zeigen sich erst im neunzehnten Jahrhundert. So
trägt denn auch die Kunstsprache deutschen Stempel.

Die beiden Grundbedingungen des künstlerischen Leistens und Genießens,
^lent und sGe-)8mal<, treten uns mit diesen Worten entgegen.

Die verschiedenen Kunstzweige sind zusammengefaßt in Kunsxt. Kur8?town^;
52tuKa bedeutet sowohl das Kunsterzeugnis als die Kunst selbst. S^uKmistr?
'le der Künstler. Das künstlerische Gestalten zeigt sich in k82ta!tovaL als
ewe Seite deutschen Wesens, als ein in Polen nach deutschem Vorbild geübtes
Schaffen — in8xtÄt ^ Form, Gestalt. niet8?a!tlo formlos.

Werkzeuge und Mittel des Malens, wie dieses selbst, geben ihren deutschen
Ursprung kund: trat82tot, sarda, malar? Maler. maloxvaL malen, oämalovs^
abmalen, poämaloxvac untermalen, malowAnie das Malen, malar8t>vo Malerei,
walonicko Gemälde. Auch den Übeln olejoäruk — Öldruck — müssen wir
eider für uns hundelt. Zum Bilde gehört rana. ramka (Rähmchen) — ob-
rsrriovvaL umrahmen.

Von einer Kunst, die deutsche Meister in höchster Vollendung geübt haben,
Zeichnen, gilt das gleiche Abhängigkeitsverhältnis. Das Wort dafür:
^8ora<5 — ^8. 2^8. Umriß, Skizze — erweitert den Ausblick auf die
Architektur. Leenow^ü hat anderen Sinn, es bedeutet auszeichnen, mit einem
wichen, ceena. versehen.

Auch für die schwarze Kunst des 82henar2 — 8?t^er, Stich. Kupferstich,
^heliovac stechen — wird gern von uns das deutsche Wort vernommen.

Beim snyeer? gedenken wir der großen deutschen Holzbildner.


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[0252] Das deutsche Element im Polnischen Mit der Biedermeierzeit sind 8?lafroK, sxlakm^ca, in^eka 2 c^plein verschwunden. Noch früher der narbajtel, der nur im figürlichen Sinne (^Rausch) — wenigstens im Deutschen — noch sein Dasein fristet. Der obca8. Absatz, am Schuh, die s-nur am Rocke, kaläa, mal, liaexM (Häkchen) — oänaeziy6 ausbaten —, die s^t^Ipa. Stulpe: immer wieder der deutsche Klang. XV. So gewiß alle diese Äußerlichkeiten das volle Interesse der Volks¬ kunde beanspruchen, nicht in den Niederungen des Lebens, sondern in der Sphäre der geistigen Werte liegt der Gradmesser der Kultur. Was hat ein Volk in Kunst und Wissenschaft geleistet, in welchem Maße besitzt es die Fähig¬ st und den Willen, dieses große Gemeingut der Menschheit, zu fördern? Das ist die entscheidende Frage. An der Begabung des polnischen Stammes lst nach einer Reihe hervorragender Schöpfungen besonders im neunzehnten Jahrhundert nicht zu zweifeln, und wir dürfen hoffen, daß im engen Anschlusse °" die deutsche Kultur die Pflege der Wissenschaften und Künste im Nachbar- lande zu voller Blüte sich entwickeln wird. Malerei und Tonkunst sind aus Deutschland nach Polen gekommen oder doch auf dem Wege über Deutschland dort eingezogen. Die Anfänge einer eigenartigen polnischen Kunst zeigen sich erst im neunzehnten Jahrhundert. So trägt denn auch die Kunstsprache deutschen Stempel. Die beiden Grundbedingungen des künstlerischen Leistens und Genießens, ^lent und sGe-)8mal<, treten uns mit diesen Worten entgegen. Die verschiedenen Kunstzweige sind zusammengefaßt in Kunsxt. Kur8?town^; 52tuKa bedeutet sowohl das Kunsterzeugnis als die Kunst selbst. S^uKmistr? 'le der Künstler. Das künstlerische Gestalten zeigt sich in k82ta!tovaL als ewe Seite deutschen Wesens, als ein in Polen nach deutschem Vorbild geübtes Schaffen — in8xtÄt ^ Form, Gestalt. niet8?a!tlo formlos. Werkzeuge und Mittel des Malens, wie dieses selbst, geben ihren deutschen Ursprung kund: trat82tot, sarda, malar? Maler. maloxvaL malen, oämalovs^ abmalen, poämaloxvac untermalen, malowAnie das Malen, malar8t>vo Malerei, walonicko Gemälde. Auch den Übeln olejoäruk — Öldruck — müssen wir eider für uns hundelt. Zum Bilde gehört rana. ramka (Rähmchen) — ob- rsrriovvaL umrahmen. Von einer Kunst, die deutsche Meister in höchster Vollendung geübt haben, Zeichnen, gilt das gleiche Abhängigkeitsverhältnis. Das Wort dafür: ^8ora<5 — ^8. 2^8. Umriß, Skizze — erweitert den Ausblick auf die Architektur. Leenow^ü hat anderen Sinn, es bedeutet auszeichnen, mit einem wichen, ceena. versehen. Auch für die schwarze Kunst des 82henar2 — 8?t^er, Stich. Kupferstich, ^heliovac stechen — wird gern von uns das deutsche Wort vernommen. Beim snyeer? gedenken wir der großen deutschen Holzbildner.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/252>, abgerufen am 19.05.2024.