Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Das alte deutsche "Reichsland" in Galizien

Kriege erkennen. Wie Vi?litz prangte auch Biala im Schmuck der deutschen
Farben. Kaum ein bedeutendes Haus trug nicht schwarz-rot-goldene Fahnen.
Nach Tausenden zählten die Teilnehmer, die sich hier auf gut deutschem Boden
zusammenfanden. Freilich versuchten sich die Polen drohend zu sammeln; doch
hielten sie es schließlich für besser, den Angriff zu unterlassen. Biala zählt
unter 8000 Einwohnern noch immerhin 6500 Deutsche. Vorwiegend deutsch
ist ferner auch das enganschließende Kunzendorf (Lipnik), das ungefähr ebenso
viel Bewohner wie Biala zählt, darunter über 5000 Deutsche. Ein prächtiger
deutscher Volksschlag bewohnt auch das nahe gelegene Alzen mit etwa 2000 Be¬
wohnern, die anläßlich der oben genannten Tagung ihr Deutschtum herrlich
bekundeten. Die Stunden in Alzen werden stets allen Teilnehmern in lieber
Erinnerung bleiben*). Deutsch ist auch Wilhelmsau, denn von den etwa
1800 Bewohnern sind sicher achtzig Prozent Deutsche! Aber seit 1880 hat
diese Gemeinde keine deutsche Schule und keinen deutschen Gottesdienst. Der
Ort soll eben wie alle anderen Gemeinden dieses Gebietes verpolt werden.
Außer in den genannten Orten wohnen Deutsche nur noch in Brzezinka und
Komorowice in bemerkbarer Zahl.

Soll auch dieser Nest deutschen Lebens auf altem deutschen Reichsboden
dahinfinken? Deutsche Begehrschriften fordern daher, daß Biala mit den benach¬
barten deutschen Ortschaften Österreichisch-Schlesien angegliedert werde. Wie die
Bukowina schon 1849 zu ihrem Heile von Galizien losgetrennt wurde, so
könnte es mit den Gebieten der Herzogtümer Auschwitz und Zator geschehen.
Den Herzogtitel von Auschwitz und Zator führen die österreichischen Kaiser
ohnehin noch in ihrem Titel. Wie die Ruthenen die Lostrennung von Ost-
galizien fordern, so darf mit vollem Recht auch die deutsche Forderung als ein
kleiner Entgelt für die Befreiung Polens geltend gemacht werden. Darüber
darf aber auch die Sicherstellung aller Deutschen im Osten nicht vergessen
werden.





Die Berichte über die Tagungen sind von der Hauptleitung (Dr. Kaindl in Walten¬
dorf bei Graz) zu beziehen. Jeder kostet 1 Krone. Alle Beträge fließen in den Tagungsschatz.
Das alte deutsche „Reichsland" in Galizien

Kriege erkennen. Wie Vi?litz prangte auch Biala im Schmuck der deutschen
Farben. Kaum ein bedeutendes Haus trug nicht schwarz-rot-goldene Fahnen.
Nach Tausenden zählten die Teilnehmer, die sich hier auf gut deutschem Boden
zusammenfanden. Freilich versuchten sich die Polen drohend zu sammeln; doch
hielten sie es schließlich für besser, den Angriff zu unterlassen. Biala zählt
unter 8000 Einwohnern noch immerhin 6500 Deutsche. Vorwiegend deutsch
ist ferner auch das enganschließende Kunzendorf (Lipnik), das ungefähr ebenso
viel Bewohner wie Biala zählt, darunter über 5000 Deutsche. Ein prächtiger
deutscher Volksschlag bewohnt auch das nahe gelegene Alzen mit etwa 2000 Be¬
wohnern, die anläßlich der oben genannten Tagung ihr Deutschtum herrlich
bekundeten. Die Stunden in Alzen werden stets allen Teilnehmern in lieber
Erinnerung bleiben*). Deutsch ist auch Wilhelmsau, denn von den etwa
1800 Bewohnern sind sicher achtzig Prozent Deutsche! Aber seit 1880 hat
diese Gemeinde keine deutsche Schule und keinen deutschen Gottesdienst. Der
Ort soll eben wie alle anderen Gemeinden dieses Gebietes verpolt werden.
Außer in den genannten Orten wohnen Deutsche nur noch in Brzezinka und
Komorowice in bemerkbarer Zahl.

Soll auch dieser Nest deutschen Lebens auf altem deutschen Reichsboden
dahinfinken? Deutsche Begehrschriften fordern daher, daß Biala mit den benach¬
barten deutschen Ortschaften Österreichisch-Schlesien angegliedert werde. Wie die
Bukowina schon 1849 zu ihrem Heile von Galizien losgetrennt wurde, so
könnte es mit den Gebieten der Herzogtümer Auschwitz und Zator geschehen.
Den Herzogtitel von Auschwitz und Zator führen die österreichischen Kaiser
ohnehin noch in ihrem Titel. Wie die Ruthenen die Lostrennung von Ost-
galizien fordern, so darf mit vollem Recht auch die deutsche Forderung als ein
kleiner Entgelt für die Befreiung Polens geltend gemacht werden. Darüber
darf aber auch die Sicherstellung aller Deutschen im Osten nicht vergessen
werden.





Die Berichte über die Tagungen sind von der Hauptleitung (Dr. Kaindl in Walten¬
dorf bei Graz) zu beziehen. Jeder kostet 1 Krone. Alle Beträge fließen in den Tagungsschatz.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0073" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331915"/>
          <fw type="header" place="top"> Das alte deutsche &#x201E;Reichsland" in Galizien</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_175" prev="#ID_174"> Kriege erkennen. Wie Vi?litz prangte auch Biala im Schmuck der deutschen<lb/>
Farben. Kaum ein bedeutendes Haus trug nicht schwarz-rot-goldene Fahnen.<lb/>
Nach Tausenden zählten die Teilnehmer, die sich hier auf gut deutschem Boden<lb/>
zusammenfanden. Freilich versuchten sich die Polen drohend zu sammeln; doch<lb/>
hielten sie es schließlich für besser, den Angriff zu unterlassen. Biala zählt<lb/>
unter 8000 Einwohnern noch immerhin 6500 Deutsche. Vorwiegend deutsch<lb/>
ist ferner auch das enganschließende Kunzendorf (Lipnik), das ungefähr ebenso<lb/>
viel Bewohner wie Biala zählt, darunter über 5000 Deutsche. Ein prächtiger<lb/>
deutscher Volksschlag bewohnt auch das nahe gelegene Alzen mit etwa 2000 Be¬<lb/>
wohnern, die anläßlich der oben genannten Tagung ihr Deutschtum herrlich<lb/>
bekundeten. Die Stunden in Alzen werden stets allen Teilnehmern in lieber<lb/>
Erinnerung bleiben*). Deutsch ist auch Wilhelmsau, denn von den etwa<lb/>
1800 Bewohnern sind sicher achtzig Prozent Deutsche! Aber seit 1880 hat<lb/>
diese Gemeinde keine deutsche Schule und keinen deutschen Gottesdienst. Der<lb/>
Ort soll eben wie alle anderen Gemeinden dieses Gebietes verpolt werden.<lb/>
Außer in den genannten Orten wohnen Deutsche nur noch in Brzezinka und<lb/>
Komorowice in bemerkbarer Zahl.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_176"> Soll auch dieser Nest deutschen Lebens auf altem deutschen Reichsboden<lb/>
dahinfinken? Deutsche Begehrschriften fordern daher, daß Biala mit den benach¬<lb/>
barten deutschen Ortschaften Österreichisch-Schlesien angegliedert werde. Wie die<lb/>
Bukowina schon 1849 zu ihrem Heile von Galizien losgetrennt wurde, so<lb/>
könnte es mit den Gebieten der Herzogtümer Auschwitz und Zator geschehen.<lb/>
Den Herzogtitel von Auschwitz und Zator führen die österreichischen Kaiser<lb/>
ohnehin noch in ihrem Titel. Wie die Ruthenen die Lostrennung von Ost-<lb/>
galizien fordern, so darf mit vollem Recht auch die deutsche Forderung als ein<lb/>
kleiner Entgelt für die Befreiung Polens geltend gemacht werden. Darüber<lb/>
darf aber auch die Sicherstellung aller Deutschen im Osten nicht vergessen<lb/>
werden.</p><lb/>
          <note xml:id="FID_10" place="foot"> Die Berichte über die Tagungen sind von der Hauptleitung (Dr. Kaindl in Walten¬<lb/>
dorf bei Graz) zu beziehen. Jeder kostet 1 Krone.  Alle Beträge fließen in den Tagungsschatz.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0073] Das alte deutsche „Reichsland" in Galizien Kriege erkennen. Wie Vi?litz prangte auch Biala im Schmuck der deutschen Farben. Kaum ein bedeutendes Haus trug nicht schwarz-rot-goldene Fahnen. Nach Tausenden zählten die Teilnehmer, die sich hier auf gut deutschem Boden zusammenfanden. Freilich versuchten sich die Polen drohend zu sammeln; doch hielten sie es schließlich für besser, den Angriff zu unterlassen. Biala zählt unter 8000 Einwohnern noch immerhin 6500 Deutsche. Vorwiegend deutsch ist ferner auch das enganschließende Kunzendorf (Lipnik), das ungefähr ebenso viel Bewohner wie Biala zählt, darunter über 5000 Deutsche. Ein prächtiger deutscher Volksschlag bewohnt auch das nahe gelegene Alzen mit etwa 2000 Be¬ wohnern, die anläßlich der oben genannten Tagung ihr Deutschtum herrlich bekundeten. Die Stunden in Alzen werden stets allen Teilnehmern in lieber Erinnerung bleiben*). Deutsch ist auch Wilhelmsau, denn von den etwa 1800 Bewohnern sind sicher achtzig Prozent Deutsche! Aber seit 1880 hat diese Gemeinde keine deutsche Schule und keinen deutschen Gottesdienst. Der Ort soll eben wie alle anderen Gemeinden dieses Gebietes verpolt werden. Außer in den genannten Orten wohnen Deutsche nur noch in Brzezinka und Komorowice in bemerkbarer Zahl. Soll auch dieser Nest deutschen Lebens auf altem deutschen Reichsboden dahinfinken? Deutsche Begehrschriften fordern daher, daß Biala mit den benach¬ barten deutschen Ortschaften Österreichisch-Schlesien angegliedert werde. Wie die Bukowina schon 1849 zu ihrem Heile von Galizien losgetrennt wurde, so könnte es mit den Gebieten der Herzogtümer Auschwitz und Zator geschehen. Den Herzogtitel von Auschwitz und Zator führen die österreichischen Kaiser ohnehin noch in ihrem Titel. Wie die Ruthenen die Lostrennung von Ost- galizien fordern, so darf mit vollem Recht auch die deutsche Forderung als ein kleiner Entgelt für die Befreiung Polens geltend gemacht werden. Darüber darf aber auch die Sicherstellung aller Deutschen im Osten nicht vergessen werden. Die Berichte über die Tagungen sind von der Hauptleitung (Dr. Kaindl in Walten¬ dorf bei Graz) zu beziehen. Jeder kostet 1 Krone. Alle Beträge fließen in den Tagungsschatz.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/73
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/73>, abgerufen am 19.05.2024.