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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Die tschechischen Erfolge des österreichischen Parlaments

ihren gewagten Kurven Kenntnis nimmt. Hoffentlich bleibt es nicht dabei,
hoffentlich verwertet man die sehr nützlichen und tiefen Einblicke, welche die
tschechische Politik des Frühlings und Sommers geboten hat. In der "Contem-
porary Review" werden die innerpolitischen Vorgänge in Osterreich und die
Erfolge der Tschechen als ein wichtiger Erfolg des Melverbandes gebucht, an
dem man sich auch im Notfalle genügen lassen könne, ohne auf eine Zerstörung
der Monarchie zu dringen.

Der Föderalismus, wie ihn die österreichischen Slawen anstreben und z"
dem sie auf dem besten Wege scheinen, reicht für die englischen Absichten voll¬
kommen aus. Diese Absichten aber heißen nach der "Contemporary Review"
klipp und klar: Schaffung eines Bollwerkes gegen das Deutschtum im Süd-
osten. Isolierung des Deutschen Reiches gegen den Orient zu, Slawisterung
der Monarchie und Abtrennung vom Bündnisse mit Deutschland. Die Tscheche"
wissen also sehr genau, was sie tun, und wenn unter ihnen Meinungsver¬
schiedenheiten ausgebrochen sind, so beziehen sich diese nicht auf das Endziel,
sondern auf das Maß dessen, was man im Augenblick wagen dürfe.




Die tschechischen Erfolge des österreichischen Parlaments

ihren gewagten Kurven Kenntnis nimmt. Hoffentlich bleibt es nicht dabei,
hoffentlich verwertet man die sehr nützlichen und tiefen Einblicke, welche die
tschechische Politik des Frühlings und Sommers geboten hat. In der „Contem-
porary Review" werden die innerpolitischen Vorgänge in Osterreich und die
Erfolge der Tschechen als ein wichtiger Erfolg des Melverbandes gebucht, an
dem man sich auch im Notfalle genügen lassen könne, ohne auf eine Zerstörung
der Monarchie zu dringen.

Der Föderalismus, wie ihn die österreichischen Slawen anstreben und z«
dem sie auf dem besten Wege scheinen, reicht für die englischen Absichten voll¬
kommen aus. Diese Absichten aber heißen nach der „Contemporary Review"
klipp und klar: Schaffung eines Bollwerkes gegen das Deutschtum im Süd-
osten. Isolierung des Deutschen Reiches gegen den Orient zu, Slawisterung
der Monarchie und Abtrennung vom Bündnisse mit Deutschland. Die Tscheche»
wissen also sehr genau, was sie tun, und wenn unter ihnen Meinungsver¬
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sondern auf das Maß dessen, was man im Augenblick wagen dürfe.




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[0357] Die tschechischen Erfolge des österreichischen Parlaments ihren gewagten Kurven Kenntnis nimmt. Hoffentlich bleibt es nicht dabei, hoffentlich verwertet man die sehr nützlichen und tiefen Einblicke, welche die tschechische Politik des Frühlings und Sommers geboten hat. In der „Contem- porary Review" werden die innerpolitischen Vorgänge in Osterreich und die Erfolge der Tschechen als ein wichtiger Erfolg des Melverbandes gebucht, an dem man sich auch im Notfalle genügen lassen könne, ohne auf eine Zerstörung der Monarchie zu dringen. Der Föderalismus, wie ihn die österreichischen Slawen anstreben und z« dem sie auf dem besten Wege scheinen, reicht für die englischen Absichten voll¬ kommen aus. Diese Absichten aber heißen nach der „Contemporary Review" klipp und klar: Schaffung eines Bollwerkes gegen das Deutschtum im Süd- osten. Isolierung des Deutschen Reiches gegen den Orient zu, Slawisterung der Monarchie und Abtrennung vom Bündnisse mit Deutschland. Die Tscheche» wissen also sehr genau, was sie tun, und wenn unter ihnen Meinungsver¬ schiedenheiten ausgebrochen sind, so beziehen sich diese nicht auf das Endziel, sondern auf das Maß dessen, was man im Augenblick wagen dürfe.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/357>, abgerufen am 22.05.2024.