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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Deutsche Flurbereinigung

angliedert Das neue Preußen muß die Hemmungen überwinden, die Vismarck
ungelöst ließ, als er seinen Nachfolgern im Innern und nach außen in Preußen,
im Reich und im Reichsland ein "System politischer Aushilfen" vererbte, das
nur seine Meisterhand im Gleichgewichtsstreben der fünf oder sechs europäischen
Großmächte zu beherrschen vermochte. Mag der einzelne auch das Verlangen nach
dein allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrecht an sich nur unwillig auf¬
nehmen: im Gefühl der Verantwortung, die die leitenden Staatsmänner tragen,
ist es heiligste Pflicht gerade der Mittelparteien, dem kömglichen Worte restlose
Unterstützung zu bringen. An ihnen ist es, deu Ruf nach einem sozialen preußischen
Königtum wieder aufzunehmen, der ursprünglich von den Konservativen ausging,
dem aber erst Naumann in der Vorstellung vom Kaiser im deutschen Volksstaat
neues Leben einhauchte.

Als der König von Bayern 1860 in Baden-Baden den preußischen Prinz¬
regenten nachdrücklich vor den Gefahren einer konstitutionellen Regierung warnen
zu müssen glaubte, verglich Prinz Wilhelm die Kunst des Regierens mit der. das
Bett eines Flusses zu regulieren: "Dazu muß man die User verbessern und be¬
festigen, da, wo der Sturm sie überfluten oder zerstören könnte; aber man darf
sie nicht zu weit oder zu enge legen und um keinen Preis einen Damm quer
durch das Bett ziehen." Ein schlichter, einfacher Satz nur, der aber gerade heute
allen denen zugerufen sei, die immer noch nicht die Zeichen der Zeit in ihrem
engeren und weiteren Vaterlande erkennen wollen I

Nur in der Vereinigung von Freiheit und Macht kann Preußen den
Vormarsch nach Westen, ins Reich, fortsetzen und vollenden, den es 1815 und
1866 unter den Leitworten von Lcmdgewinn. Verwaltungs- und Verfassungs¬
reform begann. Denn auch die Verwaltungsreform, die der preußische Staat
leit Jahren vorbereitet, wird nur in engster Verbindung mit der Wahlreform
?M lösen sein. Der vorgeschlagene Wegfall der Regierungsbezirke oder der
Oberpräsidien scheint zu einer Neueinteilung der Provinzen führen zu müssen.
Wie im Reich und in Thüringen drängt innerhalb Preußens selbst die Not¬
wendigkeit, "Arbeitskräfte und Zeit, Nerven und Geld" zu sparen, zu einer Flur¬
bereinigung, die die wichtigste Ergänzung zur verfassungsrechtlichen Reform bildet.
Während sich Preußens Verfassung zur Aufnahme neuer Wühlermassin rüstet,
weitet sich seine Verwaltung zur Angliederung neuer Gebietsteile, die nur seine
bewährte Kraft nach einem halben Jahrhundert verfehlter Reichspolitik in Wahrheit
dem neuen Deutschland voll erschließen kann. Aufs neue drängt auf dem Gebiet
der inneren wie auf dem der äußeren Politik zur Erfüllung, was Alfred Dove
1870 in den "Grenzboten" ersehnte: "Noch einmal wird, wie nach 1815 und nach
^866, das königliche Wort zur Tat werden, daß Deutschland gewonnen, was
Preußen erworben hati"

Nicht aber um eins "Vereinödung" handelt es sich bei dieser "Flurbereinigung"
"u Inneren des "Reiches", um eine vollständige Arrondierung etwa, in der jeder
einzelne Grundbesitzer scharf geschieden vom Nachbar sein Land mit eigenem Hof¬
recht für sich bearbeitet und verwaltet. Das würde, politisch gesprochen, zur Auf¬
lösung des Bundesstaates und zum Einheitsstaat führen, wie ihn 5ne "Reichs-
terroristen" der Paulskirche und der provisorischen Zentralgewalt von 1848 ver¬
langten. Auch heute erhebe" sich Stimmen, die gerade im Anschluß an Meineckes
Studien von der Einführung des Reichötagswahlrechtes in Preußen eine durch¬
greifende "Jmmediatisierung" der Einzelstaaten erhoffen. "Wir brauchen das all¬
gemeine Wahlrecht in Preußen", meint Gerhard Anschütz"), "als eine Macht,
welche werben und wirken soll für die Einheit von Staat und Volk und für den
"leg des Reichsgedcmkens über den mächtigsten seiner Partikularistischen Widerstände."
^lie Fragen der deutschen Flurbereinigung wären so mit einem Schlage gelöst I



g. *) "Die preußische Wahlreform" ("Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung"
6 und Sonderdruck). Die Arbeit knüpft an die Studie Friedrich Meineckes "Die Reform
^ Preußischen Wahlrechts" an (ebenda un din der Sammlung: "Probleme des Weltkrieges."
Deutsche Flurbereinigung

angliedert Das neue Preußen muß die Hemmungen überwinden, die Vismarck
ungelöst ließ, als er seinen Nachfolgern im Innern und nach außen in Preußen,
im Reich und im Reichsland ein „System politischer Aushilfen" vererbte, das
nur seine Meisterhand im Gleichgewichtsstreben der fünf oder sechs europäischen
Großmächte zu beherrschen vermochte. Mag der einzelne auch das Verlangen nach
dein allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrecht an sich nur unwillig auf¬
nehmen: im Gefühl der Verantwortung, die die leitenden Staatsmänner tragen,
ist es heiligste Pflicht gerade der Mittelparteien, dem kömglichen Worte restlose
Unterstützung zu bringen. An ihnen ist es, deu Ruf nach einem sozialen preußischen
Königtum wieder aufzunehmen, der ursprünglich von den Konservativen ausging,
dem aber erst Naumann in der Vorstellung vom Kaiser im deutschen Volksstaat
neues Leben einhauchte.

Als der König von Bayern 1860 in Baden-Baden den preußischen Prinz¬
regenten nachdrücklich vor den Gefahren einer konstitutionellen Regierung warnen
zu müssen glaubte, verglich Prinz Wilhelm die Kunst des Regierens mit der. das
Bett eines Flusses zu regulieren: „Dazu muß man die User verbessern und be¬
festigen, da, wo der Sturm sie überfluten oder zerstören könnte; aber man darf
sie nicht zu weit oder zu enge legen und um keinen Preis einen Damm quer
durch das Bett ziehen." Ein schlichter, einfacher Satz nur, der aber gerade heute
allen denen zugerufen sei, die immer noch nicht die Zeichen der Zeit in ihrem
engeren und weiteren Vaterlande erkennen wollen I

Nur in der Vereinigung von Freiheit und Macht kann Preußen den
Vormarsch nach Westen, ins Reich, fortsetzen und vollenden, den es 1815 und
1866 unter den Leitworten von Lcmdgewinn. Verwaltungs- und Verfassungs¬
reform begann. Denn auch die Verwaltungsreform, die der preußische Staat
leit Jahren vorbereitet, wird nur in engster Verbindung mit der Wahlreform
?M lösen sein. Der vorgeschlagene Wegfall der Regierungsbezirke oder der
Oberpräsidien scheint zu einer Neueinteilung der Provinzen führen zu müssen.
Wie im Reich und in Thüringen drängt innerhalb Preußens selbst die Not¬
wendigkeit, „Arbeitskräfte und Zeit, Nerven und Geld" zu sparen, zu einer Flur¬
bereinigung, die die wichtigste Ergänzung zur verfassungsrechtlichen Reform bildet.
Während sich Preußens Verfassung zur Aufnahme neuer Wühlermassin rüstet,
weitet sich seine Verwaltung zur Angliederung neuer Gebietsteile, die nur seine
bewährte Kraft nach einem halben Jahrhundert verfehlter Reichspolitik in Wahrheit
dem neuen Deutschland voll erschließen kann. Aufs neue drängt auf dem Gebiet
der inneren wie auf dem der äußeren Politik zur Erfüllung, was Alfred Dove
1870 in den „Grenzboten" ersehnte: „Noch einmal wird, wie nach 1815 und nach
^866, das königliche Wort zur Tat werden, daß Deutschland gewonnen, was
Preußen erworben hati"

Nicht aber um eins „Vereinödung" handelt es sich bei dieser „Flurbereinigung"
"u Inneren des „Reiches", um eine vollständige Arrondierung etwa, in der jeder
einzelne Grundbesitzer scharf geschieden vom Nachbar sein Land mit eigenem Hof¬
recht für sich bearbeitet und verwaltet. Das würde, politisch gesprochen, zur Auf¬
lösung des Bundesstaates und zum Einheitsstaat führen, wie ihn 5ne „Reichs-
terroristen" der Paulskirche und der provisorischen Zentralgewalt von 1848 ver¬
langten. Auch heute erhebe» sich Stimmen, die gerade im Anschluß an Meineckes
Studien von der Einführung des Reichötagswahlrechtes in Preußen eine durch¬
greifende „Jmmediatisierung" der Einzelstaaten erhoffen. „Wir brauchen das all¬
gemeine Wahlrecht in Preußen", meint Gerhard Anschütz"), „als eine Macht,
welche werben und wirken soll für die Einheit von Staat und Volk und für den
«leg des Reichsgedcmkens über den mächtigsten seiner Partikularistischen Widerstände."
^lie Fragen der deutschen Flurbereinigung wären so mit einem Schlage gelöst I



g. *) „Die preußische Wahlreform" („Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung"
6 und Sonderdruck). Die Arbeit knüpft an die Studie Friedrich Meineckes „Die Reform
^ Preußischen Wahlrechts" an (ebenda un din der Sammlung: „Probleme des Weltkrieges."
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[0337] Deutsche Flurbereinigung angliedert Das neue Preußen muß die Hemmungen überwinden, die Vismarck ungelöst ließ, als er seinen Nachfolgern im Innern und nach außen in Preußen, im Reich und im Reichsland ein „System politischer Aushilfen" vererbte, das nur seine Meisterhand im Gleichgewichtsstreben der fünf oder sechs europäischen Großmächte zu beherrschen vermochte. Mag der einzelne auch das Verlangen nach dein allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrecht an sich nur unwillig auf¬ nehmen: im Gefühl der Verantwortung, die die leitenden Staatsmänner tragen, ist es heiligste Pflicht gerade der Mittelparteien, dem kömglichen Worte restlose Unterstützung zu bringen. An ihnen ist es, deu Ruf nach einem sozialen preußischen Königtum wieder aufzunehmen, der ursprünglich von den Konservativen ausging, dem aber erst Naumann in der Vorstellung vom Kaiser im deutschen Volksstaat neues Leben einhauchte. Als der König von Bayern 1860 in Baden-Baden den preußischen Prinz¬ regenten nachdrücklich vor den Gefahren einer konstitutionellen Regierung warnen zu müssen glaubte, verglich Prinz Wilhelm die Kunst des Regierens mit der. das Bett eines Flusses zu regulieren: „Dazu muß man die User verbessern und be¬ festigen, da, wo der Sturm sie überfluten oder zerstören könnte; aber man darf sie nicht zu weit oder zu enge legen und um keinen Preis einen Damm quer durch das Bett ziehen." Ein schlichter, einfacher Satz nur, der aber gerade heute allen denen zugerufen sei, die immer noch nicht die Zeichen der Zeit in ihrem engeren und weiteren Vaterlande erkennen wollen I Nur in der Vereinigung von Freiheit und Macht kann Preußen den Vormarsch nach Westen, ins Reich, fortsetzen und vollenden, den es 1815 und 1866 unter den Leitworten von Lcmdgewinn. Verwaltungs- und Verfassungs¬ reform begann. Denn auch die Verwaltungsreform, die der preußische Staat leit Jahren vorbereitet, wird nur in engster Verbindung mit der Wahlreform ?M lösen sein. Der vorgeschlagene Wegfall der Regierungsbezirke oder der Oberpräsidien scheint zu einer Neueinteilung der Provinzen führen zu müssen. Wie im Reich und in Thüringen drängt innerhalb Preußens selbst die Not¬ wendigkeit, „Arbeitskräfte und Zeit, Nerven und Geld" zu sparen, zu einer Flur¬ bereinigung, die die wichtigste Ergänzung zur verfassungsrechtlichen Reform bildet. Während sich Preußens Verfassung zur Aufnahme neuer Wühlermassin rüstet, weitet sich seine Verwaltung zur Angliederung neuer Gebietsteile, die nur seine bewährte Kraft nach einem halben Jahrhundert verfehlter Reichspolitik in Wahrheit dem neuen Deutschland voll erschließen kann. Aufs neue drängt auf dem Gebiet der inneren wie auf dem der äußeren Politik zur Erfüllung, was Alfred Dove 1870 in den „Grenzboten" ersehnte: „Noch einmal wird, wie nach 1815 und nach ^866, das königliche Wort zur Tat werden, daß Deutschland gewonnen, was Preußen erworben hati" Nicht aber um eins „Vereinödung" handelt es sich bei dieser „Flurbereinigung" "u Inneren des „Reiches", um eine vollständige Arrondierung etwa, in der jeder einzelne Grundbesitzer scharf geschieden vom Nachbar sein Land mit eigenem Hof¬ recht für sich bearbeitet und verwaltet. Das würde, politisch gesprochen, zur Auf¬ lösung des Bundesstaates und zum Einheitsstaat führen, wie ihn 5ne „Reichs- terroristen" der Paulskirche und der provisorischen Zentralgewalt von 1848 ver¬ langten. Auch heute erhebe» sich Stimmen, die gerade im Anschluß an Meineckes Studien von der Einführung des Reichötagswahlrechtes in Preußen eine durch¬ greifende „Jmmediatisierung" der Einzelstaaten erhoffen. „Wir brauchen das all¬ gemeine Wahlrecht in Preußen", meint Gerhard Anschütz"), „als eine Macht, welche werben und wirken soll für die Einheit von Staat und Volk und für den «leg des Reichsgedcmkens über den mächtigsten seiner Partikularistischen Widerstände." ^lie Fragen der deutschen Flurbereinigung wären so mit einem Schlage gelöst I g. *) „Die preußische Wahlreform" („Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung" 6 und Sonderdruck). Die Arbeit knüpft an die Studie Friedrich Meineckes „Die Reform ^ Preußischen Wahlrechts" an (ebenda un din der Sammlung: „Probleme des Weltkrieges."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/337>, abgerufen am 18.05.2024.