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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Wii: Triest an Gesterrcich kam

Reichtümer aufgehäuft, waren aber mit inneren Kämpfen vollauf in Anspruch
genommen. In Jstrien hingegen hatten nur die Grafen von Görz und die
Patriarchen von Aquileja einen gewissen Einfluß, ohne der mächtigen Lagunen¬
republik den Nang ablaufen zu können.

Die Stadt Trieft war es namentlich, die den Venetianern ein Dorn im
Auge war, denn sie blühte durch Handel und Verkehr mächtig auf und drohte,
mit der Republik in Wettbewerb zu treten. Infolgedessen sicherte sich Venedig
innerhalb der Stadt selbst einen gewissen Einfluß, indem es die Einwanderung
der Venetianer nach Trieft begünstigte und so allmählich aus Triest einen bloßen
Vorort Venedigs zu machen suchte. So kam es, daß man in Triest bald Sinen
und Gebräuche der Venetianer annahm und sich eine starke Partei bildete, die
den völligen Anschluß an die mächtige Republik forderte.

Venedig andererseits wollte nichts anderes, als daß die Adria ein geschlossenes
Meer sei, das ausschließlich der Republik botmäßig wäre. Es war ihm nicht um
Unterwerfung oder Eroberung der Stadt Triest zu tun, sondern um wirtschaftliche
Vernichtung. Diese versuchte es dadurch zu erzwingen, daß es den Handel vom
Karst über'Capodlstrill leitete und überdies die neutralen Bewohner Jstnens durch
Verleumdungen gegen Triest aufsetzte. Auch den gesamten Seehandel riß es an
sich, indem es alle fremden Schiffe durch bewaffnete Barken anhalten ließ und
namentlich nach Salz durchsuchte. So bildete sich ein für Triest ganz unerträg-
licher Zustand heraus, der nur das eine Gute hatte, daß die Anhänger Venedigs
innerhalb der Stadt stark abnahmen.

Venedig glaubte aber nun zur völligen Vernichtung der verhaßten Kon¬
kurrentin schreiten zu können und verlangte am 1. Mai 1368. anläßlich der Wahl
des Dogen Andrea Contarini, daß -in Triest die vemtianische Fahne gehißt werde.
Aber das gesamte Volk, schon aufs äußerste gereizt, wies dies zurück. Die Markus¬
republik kam gar nicht dazu, diese Beleidigung zu sühnen, denn in unmittelbarer
Folge ereignete es sich, daß ein gewisser PcmfUo aus Triest in den Gewässern
von Duino mit einer Ladung von Korn und Salz angetroffen wurde. Die vene-
tianischen Kaperschiffe verlangten nun von ihm. daß er seine Ladung nach Venedig
führe. Aber diesem Panfilo fiel es gar nicht ein, zu gehorchen, er setzte seinen
Weg ruhig fort und.fand bei seinen Landsleuten Hilfe, die die ihn begleitenden
Venetianer erschlugen und die Barke des Panfilo befreiten.

Nun war für Venedig die ersehnte Gelegenheit gekommen, über Triest her¬
zufallen. Den in Triest ansässigen Triestinern wurde verkündet, daß sie interniert
und ihre Habseligkeiten beschlagnahmt würden, wenn ihre Vaterstadt nicht binnen
vierzehn Tagen volle Sühne aäbe. Die Triestiner sahen nun zunächst selbst em.
daß sie zuweit gegangen waren und schickten Gesandte nach Venedig, um Genug¬
tuung zu geben. Aber die Versöhnung lag lei gar nicht in der Absicht der
Republik, es galt für Venedig nicht, mit Triest in Frieden zu leben, sondern es
zu vernichten, um die volle Seeherrschaft über die Adria ungefährdet zu besitzen.
Infolgedessen stellte der Rat der Markui-republik Bedingungen, die Trieft gar acht
oder nur unter Verzicht auf hebe zukünftige Entwicklung annehmen konnte. Al>
gesehen von der unmittelbaren Genugtuung forderte der Rat, daß die Triestiner
"n jedem Tage des heiligen Markus (25. April) die Fahne der Republik bisher
müßten. Die Gesandten Triests waren über diese Bedingung, die in eine schmäh¬
liche Unterwerfung bedeutete, höchlich bestürzt, verbargen aber, um Zeit zu ge¬
winnen, ihren Unmut. Es gelang ihnen, die Sache bis zum Herbst hinzuziehen,
dann nahmen sie zum Schein die Bedingungen an. verlangten aber daß ein
Gesandter Venedigs selbst die Forderung vor dem Senate Triests vertreten müsse.
An ihrer blinden Habsucht gingen die Oberhäupter der Lagunmrepubllk in die
Falle und sandten am 6. September den Lodovico Faletro nach Trieft. Nun aber
erklärten die Triestiner, die Bedingungen Venedigs nicht eher annehmen zu wollen,
als bis ihre beiden Gesandten. Facino ti Ccmcicmo und Francesco de Bonomo.
Zurückgekehrt seien. Bis dahin müsse auch Lodovico Faletro in Triest bleiben. Über¬
dies rottete sich das Volk Triests zusammen und nahm heftig gegen Venedig Stellung.


Wii: Triest an Gesterrcich kam

Reichtümer aufgehäuft, waren aber mit inneren Kämpfen vollauf in Anspruch
genommen. In Jstrien hingegen hatten nur die Grafen von Görz und die
Patriarchen von Aquileja einen gewissen Einfluß, ohne der mächtigen Lagunen¬
republik den Nang ablaufen zu können.

Die Stadt Trieft war es namentlich, die den Venetianern ein Dorn im
Auge war, denn sie blühte durch Handel und Verkehr mächtig auf und drohte,
mit der Republik in Wettbewerb zu treten. Infolgedessen sicherte sich Venedig
innerhalb der Stadt selbst einen gewissen Einfluß, indem es die Einwanderung
der Venetianer nach Trieft begünstigte und so allmählich aus Triest einen bloßen
Vorort Venedigs zu machen suchte. So kam es, daß man in Triest bald Sinen
und Gebräuche der Venetianer annahm und sich eine starke Partei bildete, die
den völligen Anschluß an die mächtige Republik forderte.

Venedig andererseits wollte nichts anderes, als daß die Adria ein geschlossenes
Meer sei, das ausschließlich der Republik botmäßig wäre. Es war ihm nicht um
Unterwerfung oder Eroberung der Stadt Triest zu tun, sondern um wirtschaftliche
Vernichtung. Diese versuchte es dadurch zu erzwingen, daß es den Handel vom
Karst über'Capodlstrill leitete und überdies die neutralen Bewohner Jstnens durch
Verleumdungen gegen Triest aufsetzte. Auch den gesamten Seehandel riß es an
sich, indem es alle fremden Schiffe durch bewaffnete Barken anhalten ließ und
namentlich nach Salz durchsuchte. So bildete sich ein für Triest ganz unerträg-
licher Zustand heraus, der nur das eine Gute hatte, daß die Anhänger Venedigs
innerhalb der Stadt stark abnahmen.

Venedig glaubte aber nun zur völligen Vernichtung der verhaßten Kon¬
kurrentin schreiten zu können und verlangte am 1. Mai 1368. anläßlich der Wahl
des Dogen Andrea Contarini, daß -in Triest die vemtianische Fahne gehißt werde.
Aber das gesamte Volk, schon aufs äußerste gereizt, wies dies zurück. Die Markus¬
republik kam gar nicht dazu, diese Beleidigung zu sühnen, denn in unmittelbarer
Folge ereignete es sich, daß ein gewisser PcmfUo aus Triest in den Gewässern
von Duino mit einer Ladung von Korn und Salz angetroffen wurde. Die vene-
tianischen Kaperschiffe verlangten nun von ihm. daß er seine Ladung nach Venedig
führe. Aber diesem Panfilo fiel es gar nicht ein, zu gehorchen, er setzte seinen
Weg ruhig fort und.fand bei seinen Landsleuten Hilfe, die die ihn begleitenden
Venetianer erschlugen und die Barke des Panfilo befreiten.

Nun war für Venedig die ersehnte Gelegenheit gekommen, über Triest her¬
zufallen. Den in Triest ansässigen Triestinern wurde verkündet, daß sie interniert
und ihre Habseligkeiten beschlagnahmt würden, wenn ihre Vaterstadt nicht binnen
vierzehn Tagen volle Sühne aäbe. Die Triestiner sahen nun zunächst selbst em.
daß sie zuweit gegangen waren und schickten Gesandte nach Venedig, um Genug¬
tuung zu geben. Aber die Versöhnung lag lei gar nicht in der Absicht der
Republik, es galt für Venedig nicht, mit Triest in Frieden zu leben, sondern es
zu vernichten, um die volle Seeherrschaft über die Adria ungefährdet zu besitzen.
Infolgedessen stellte der Rat der Markui-republik Bedingungen, die Trieft gar acht
oder nur unter Verzicht auf hebe zukünftige Entwicklung annehmen konnte. Al>
gesehen von der unmittelbaren Genugtuung forderte der Rat, daß die Triestiner
«n jedem Tage des heiligen Markus (25. April) die Fahne der Republik bisher
müßten. Die Gesandten Triests waren über diese Bedingung, die in eine schmäh¬
liche Unterwerfung bedeutete, höchlich bestürzt, verbargen aber, um Zeit zu ge¬
winnen, ihren Unmut. Es gelang ihnen, die Sache bis zum Herbst hinzuziehen,
dann nahmen sie zum Schein die Bedingungen an. verlangten aber daß ein
Gesandter Venedigs selbst die Forderung vor dem Senate Triests vertreten müsse.
An ihrer blinden Habsucht gingen die Oberhäupter der Lagunmrepubllk in die
Falle und sandten am 6. September den Lodovico Faletro nach Trieft. Nun aber
erklärten die Triestiner, die Bedingungen Venedigs nicht eher annehmen zu wollen,
als bis ihre beiden Gesandten. Facino ti Ccmcicmo und Francesco de Bonomo.
Zurückgekehrt seien. Bis dahin müsse auch Lodovico Faletro in Triest bleiben. Über¬
dies rottete sich das Volk Triests zusammen und nahm heftig gegen Venedig Stellung.


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[0289] Wii: Triest an Gesterrcich kam Reichtümer aufgehäuft, waren aber mit inneren Kämpfen vollauf in Anspruch genommen. In Jstrien hingegen hatten nur die Grafen von Görz und die Patriarchen von Aquileja einen gewissen Einfluß, ohne der mächtigen Lagunen¬ republik den Nang ablaufen zu können. Die Stadt Trieft war es namentlich, die den Venetianern ein Dorn im Auge war, denn sie blühte durch Handel und Verkehr mächtig auf und drohte, mit der Republik in Wettbewerb zu treten. Infolgedessen sicherte sich Venedig innerhalb der Stadt selbst einen gewissen Einfluß, indem es die Einwanderung der Venetianer nach Trieft begünstigte und so allmählich aus Triest einen bloßen Vorort Venedigs zu machen suchte. So kam es, daß man in Triest bald Sinen und Gebräuche der Venetianer annahm und sich eine starke Partei bildete, die den völligen Anschluß an die mächtige Republik forderte. Venedig andererseits wollte nichts anderes, als daß die Adria ein geschlossenes Meer sei, das ausschließlich der Republik botmäßig wäre. Es war ihm nicht um Unterwerfung oder Eroberung der Stadt Triest zu tun, sondern um wirtschaftliche Vernichtung. Diese versuchte es dadurch zu erzwingen, daß es den Handel vom Karst über'Capodlstrill leitete und überdies die neutralen Bewohner Jstnens durch Verleumdungen gegen Triest aufsetzte. Auch den gesamten Seehandel riß es an sich, indem es alle fremden Schiffe durch bewaffnete Barken anhalten ließ und namentlich nach Salz durchsuchte. So bildete sich ein für Triest ganz unerträg- licher Zustand heraus, der nur das eine Gute hatte, daß die Anhänger Venedigs innerhalb der Stadt stark abnahmen. Venedig glaubte aber nun zur völligen Vernichtung der verhaßten Kon¬ kurrentin schreiten zu können und verlangte am 1. Mai 1368. anläßlich der Wahl des Dogen Andrea Contarini, daß -in Triest die vemtianische Fahne gehißt werde. Aber das gesamte Volk, schon aufs äußerste gereizt, wies dies zurück. Die Markus¬ republik kam gar nicht dazu, diese Beleidigung zu sühnen, denn in unmittelbarer Folge ereignete es sich, daß ein gewisser PcmfUo aus Triest in den Gewässern von Duino mit einer Ladung von Korn und Salz angetroffen wurde. Die vene- tianischen Kaperschiffe verlangten nun von ihm. daß er seine Ladung nach Venedig führe. Aber diesem Panfilo fiel es gar nicht ein, zu gehorchen, er setzte seinen Weg ruhig fort und.fand bei seinen Landsleuten Hilfe, die die ihn begleitenden Venetianer erschlugen und die Barke des Panfilo befreiten. Nun war für Venedig die ersehnte Gelegenheit gekommen, über Triest her¬ zufallen. Den in Triest ansässigen Triestinern wurde verkündet, daß sie interniert und ihre Habseligkeiten beschlagnahmt würden, wenn ihre Vaterstadt nicht binnen vierzehn Tagen volle Sühne aäbe. Die Triestiner sahen nun zunächst selbst em. daß sie zuweit gegangen waren und schickten Gesandte nach Venedig, um Genug¬ tuung zu geben. Aber die Versöhnung lag lei gar nicht in der Absicht der Republik, es galt für Venedig nicht, mit Triest in Frieden zu leben, sondern es zu vernichten, um die volle Seeherrschaft über die Adria ungefährdet zu besitzen. Infolgedessen stellte der Rat der Markui-republik Bedingungen, die Trieft gar acht oder nur unter Verzicht auf hebe zukünftige Entwicklung annehmen konnte. Al> gesehen von der unmittelbaren Genugtuung forderte der Rat, daß die Triestiner «n jedem Tage des heiligen Markus (25. April) die Fahne der Republik bisher müßten. Die Gesandten Triests waren über diese Bedingung, die in eine schmäh¬ liche Unterwerfung bedeutete, höchlich bestürzt, verbargen aber, um Zeit zu ge¬ winnen, ihren Unmut. Es gelang ihnen, die Sache bis zum Herbst hinzuziehen, dann nahmen sie zum Schein die Bedingungen an. verlangten aber daß ein Gesandter Venedigs selbst die Forderung vor dem Senate Triests vertreten müsse. An ihrer blinden Habsucht gingen die Oberhäupter der Lagunmrepubllk in die Falle und sandten am 6. September den Lodovico Faletro nach Trieft. Nun aber erklärten die Triestiner, die Bedingungen Venedigs nicht eher annehmen zu wollen, als bis ihre beiden Gesandten. Facino ti Ccmcicmo und Francesco de Bonomo. Zurückgekehrt seien. Bis dahin müsse auch Lodovico Faletro in Triest bleiben. Über¬ dies rottete sich das Volk Triests zusammen und nahm heftig gegen Venedig Stellung.

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/289>, abgerufen am 18.05.2024.