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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Zur Verwaltungs-Akademie in Berlin

institues zu geben, dessen Aufgabe es sein soll, in enger Anlehnung an die Praxis
das allgemeine Wissen zu vertiefen, und gründliche Kenntnisse für Beruf und
Leben Zu vermitteln. Die neue Verwaltungsakademie darf nicht im Dienste
einer bestimmten Parteirichtung oder Schule stehen, sie will in streng wissen¬
schaftlicher Weise das Wissen der Beamten vervollkommnen, namentlich das
allgemeine Wissen, darüber hinaus aber auch Fachkenntnisse und vor allem
staatsbürgerliche Erziehung. Die wesentlichsten Lehrfächer sind: Staatsbürger¬
kunde, Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik, Statistik, Finanz- und Steuerwesen,
Staats- und Verwaltungsrecht, Handelswissenschast, Kommunalwissenschaft und
Kommunalpolitik. Daneben sollen auch Vorlesungen abgehalten werden über
Berufskunde, Beamtenpolitik, Beamlenrecht, Etats-, Kassen- und Rechnungs¬
wesen und schließlich die so außerordentlich wichtigen fremdsprachlichen Kurse.

Der Gedanke zur Schaffung einer solchen Anstalt kam aus den Beamten¬
kreisen selbst, ihr Vorkämpfer ist selbst ein Beamter, der Geheime expedierende
Sekretär im Reichssifenbaihnamt Walter Pietsch, 'der in unermüdlicher Tätigkeit
die nicht geringen Schwierigkeiten, die sich dem Plane entgegenstellten, beseitigte.
Pietsch war es, der zuerst den Gedanken vertrat, daß ein solches Institut, wenn
es wirklich den Bedürfnissen der Beamtenschaft entsprechen soll, auf der Grund¬
lage der Selbstverwaltung der Beamtenschaft unter Mitwirkung der Reichs-,
Staats- und Gemeindebehörden geschaffen werden soll. Deshalb ist auch nach
langen Verhandlungen beschlossen worden, das neue Institut nicht an eins der
bestehenden Berliner Institute anzugliedern, sondern als selbständige Anstalt zu
errichten. Wie in der Natur der Sache liegt, werden sich aber enge Beziehungen
zur Berliner Universität bilden, was schon daraus hervorgeht, daß ein sehr
erheblicher Teil des Lehrerkollegiums sich aus Dozenten der Berliner Universität
zusammensetzt. Neben diesen berufsmäßigen Lehrern sollen aber auch vor allem
-- und darin liegt der besondere Nutzen der Anstalt -- Praktiker herangezogen
werden. Wir haben in Deutschland zahlreiche befähigte Verwaltungsbeamte,
die auf ihrem Gebiete sehr erhebliches geleistet haben, und die im Laufe der
Jahre in langer Tätigkeit einen großen Schatz von Wissen gesammelt haben.
Bisher kamen die Kenntnisse dieser Männer nur einem engen Kreise zugute,
denn nur wenige dieser Herren waren akademisch tätig. In Zukunft aber sollen
hervorragende Beamte an der neuen Anstalt als Lehrer mitwirken, ihre
Kenntnisse sollen der Gesamtheit der Beamtenschaft zugute kommen. Schon jetzt
haben sich mehrere dieser Herren erfreulicherweise zur Verfügung gestellt.

Gerade Berlin ist besonders geeignet für ein solches Institut, denn einer¬
seits ist Berlin Sitz sowohl der Zentralbehörden des Reiches als auch von
Preußen, und wird es voraussichtlich nennt bleiben. Infolgedessen ist Berlin
diejenige Stadt im Deutschen Reiche, in der die meisten Beamten ihren Wohnsitz
haben. Aber nicht nur das. Die Beamten in den Zentralbehörden setzen sich,
wie uoch nicht allgemein bekannt ist, aus besonderem auserlesenen Material
zusammen, denn es werden in der Regel nur solche Beamte in die Zentral¬
behörden berufen, die vorher bei einer andern Behörde sich bewährt haben.
Dieses Beamtenmaterial weiter zu bilden, ist eine der wichtigsten Aufgaben der
neuen Einrichtung.

Die Berliner Verwaltungsakademie unterscheidet sich dadurch von ähn¬
lichen Veranstaltungen im Reiche -- denen sie im übrigen keine Konkurrenz
machen wird --, daß sie auf die Tätigkeit und Arbeitszeit der Beamten Rücksicht
nimmt. Sie will dem Beamten, der im Berufe steht, nicht ein kostspieliges
Studium aufnötigen, während welcher Zeit er seinen Beruf ausgeben muß, sie
will vielmehr ihm im Anschluß an seine Arbeitstätigkeit ein weiteres Studium
ermöglichen. Eine Unterbrechung des Berufes soll für die Berliner Beamten
nicht eintreten, deshalb werden die Vorlesungsstunden in der Regel so gelegt, daß
sie außerhalb der Dienstzeit liegen. Nur einige wenige Vorlesungen sollen in
den Vormittagsstunden sein, die Hauptzahl der Vorlesungen ist nachmittags und
abends. In der .Hauptsache wird also ans die Berliner Beamtenschaft Rücksicht


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institues zu geben, dessen Aufgabe es sein soll, in enger Anlehnung an die Praxis
das allgemeine Wissen zu vertiefen, und gründliche Kenntnisse für Beruf und
Leben Zu vermitteln. Die neue Verwaltungsakademie darf nicht im Dienste
einer bestimmten Parteirichtung oder Schule stehen, sie will in streng wissen¬
schaftlicher Weise das Wissen der Beamten vervollkommnen, namentlich das
allgemeine Wissen, darüber hinaus aber auch Fachkenntnisse und vor allem
staatsbürgerliche Erziehung. Die wesentlichsten Lehrfächer sind: Staatsbürger¬
kunde, Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik, Statistik, Finanz- und Steuerwesen,
Staats- und Verwaltungsrecht, Handelswissenschast, Kommunalwissenschaft und
Kommunalpolitik. Daneben sollen auch Vorlesungen abgehalten werden über
Berufskunde, Beamtenpolitik, Beamlenrecht, Etats-, Kassen- und Rechnungs¬
wesen und schließlich die so außerordentlich wichtigen fremdsprachlichen Kurse.

Der Gedanke zur Schaffung einer solchen Anstalt kam aus den Beamten¬
kreisen selbst, ihr Vorkämpfer ist selbst ein Beamter, der Geheime expedierende
Sekretär im Reichssifenbaihnamt Walter Pietsch, 'der in unermüdlicher Tätigkeit
die nicht geringen Schwierigkeiten, die sich dem Plane entgegenstellten, beseitigte.
Pietsch war es, der zuerst den Gedanken vertrat, daß ein solches Institut, wenn
es wirklich den Bedürfnissen der Beamtenschaft entsprechen soll, auf der Grund¬
lage der Selbstverwaltung der Beamtenschaft unter Mitwirkung der Reichs-,
Staats- und Gemeindebehörden geschaffen werden soll. Deshalb ist auch nach
langen Verhandlungen beschlossen worden, das neue Institut nicht an eins der
bestehenden Berliner Institute anzugliedern, sondern als selbständige Anstalt zu
errichten. Wie in der Natur der Sache liegt, werden sich aber enge Beziehungen
zur Berliner Universität bilden, was schon daraus hervorgeht, daß ein sehr
erheblicher Teil des Lehrerkollegiums sich aus Dozenten der Berliner Universität
zusammensetzt. Neben diesen berufsmäßigen Lehrern sollen aber auch vor allem
— und darin liegt der besondere Nutzen der Anstalt — Praktiker herangezogen
werden. Wir haben in Deutschland zahlreiche befähigte Verwaltungsbeamte,
die auf ihrem Gebiete sehr erhebliches geleistet haben, und die im Laufe der
Jahre in langer Tätigkeit einen großen Schatz von Wissen gesammelt haben.
Bisher kamen die Kenntnisse dieser Männer nur einem engen Kreise zugute,
denn nur wenige dieser Herren waren akademisch tätig. In Zukunft aber sollen
hervorragende Beamte an der neuen Anstalt als Lehrer mitwirken, ihre
Kenntnisse sollen der Gesamtheit der Beamtenschaft zugute kommen. Schon jetzt
haben sich mehrere dieser Herren erfreulicherweise zur Verfügung gestellt.

Gerade Berlin ist besonders geeignet für ein solches Institut, denn einer¬
seits ist Berlin Sitz sowohl der Zentralbehörden des Reiches als auch von
Preußen, und wird es voraussichtlich nennt bleiben. Infolgedessen ist Berlin
diejenige Stadt im Deutschen Reiche, in der die meisten Beamten ihren Wohnsitz
haben. Aber nicht nur das. Die Beamten in den Zentralbehörden setzen sich,
wie uoch nicht allgemein bekannt ist, aus besonderem auserlesenen Material
zusammen, denn es werden in der Regel nur solche Beamte in die Zentral¬
behörden berufen, die vorher bei einer andern Behörde sich bewährt haben.
Dieses Beamtenmaterial weiter zu bilden, ist eine der wichtigsten Aufgaben der
neuen Einrichtung.

Die Berliner Verwaltungsakademie unterscheidet sich dadurch von ähn¬
lichen Veranstaltungen im Reiche — denen sie im übrigen keine Konkurrenz
machen wird —, daß sie auf die Tätigkeit und Arbeitszeit der Beamten Rücksicht
nimmt. Sie will dem Beamten, der im Berufe steht, nicht ein kostspieliges
Studium aufnötigen, während welcher Zeit er seinen Beruf ausgeben muß, sie
will vielmehr ihm im Anschluß an seine Arbeitstätigkeit ein weiteres Studium
ermöglichen. Eine Unterbrechung des Berufes soll für die Berliner Beamten
nicht eintreten, deshalb werden die Vorlesungsstunden in der Regel so gelegt, daß
sie außerhalb der Dienstzeit liegen. Nur einige wenige Vorlesungen sollen in
den Vormittagsstunden sein, die Hauptzahl der Vorlesungen ist nachmittags und
abends. In der .Hauptsache wird also ans die Berliner Beamtenschaft Rücksicht


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[0127] Zur Verwaltungs-Akademie in Berlin institues zu geben, dessen Aufgabe es sein soll, in enger Anlehnung an die Praxis das allgemeine Wissen zu vertiefen, und gründliche Kenntnisse für Beruf und Leben Zu vermitteln. Die neue Verwaltungsakademie darf nicht im Dienste einer bestimmten Parteirichtung oder Schule stehen, sie will in streng wissen¬ schaftlicher Weise das Wissen der Beamten vervollkommnen, namentlich das allgemeine Wissen, darüber hinaus aber auch Fachkenntnisse und vor allem staatsbürgerliche Erziehung. Die wesentlichsten Lehrfächer sind: Staatsbürger¬ kunde, Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik, Statistik, Finanz- und Steuerwesen, Staats- und Verwaltungsrecht, Handelswissenschast, Kommunalwissenschaft und Kommunalpolitik. Daneben sollen auch Vorlesungen abgehalten werden über Berufskunde, Beamtenpolitik, Beamlenrecht, Etats-, Kassen- und Rechnungs¬ wesen und schließlich die so außerordentlich wichtigen fremdsprachlichen Kurse. Der Gedanke zur Schaffung einer solchen Anstalt kam aus den Beamten¬ kreisen selbst, ihr Vorkämpfer ist selbst ein Beamter, der Geheime expedierende Sekretär im Reichssifenbaihnamt Walter Pietsch, 'der in unermüdlicher Tätigkeit die nicht geringen Schwierigkeiten, die sich dem Plane entgegenstellten, beseitigte. Pietsch war es, der zuerst den Gedanken vertrat, daß ein solches Institut, wenn es wirklich den Bedürfnissen der Beamtenschaft entsprechen soll, auf der Grund¬ lage der Selbstverwaltung der Beamtenschaft unter Mitwirkung der Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden geschaffen werden soll. Deshalb ist auch nach langen Verhandlungen beschlossen worden, das neue Institut nicht an eins der bestehenden Berliner Institute anzugliedern, sondern als selbständige Anstalt zu errichten. Wie in der Natur der Sache liegt, werden sich aber enge Beziehungen zur Berliner Universität bilden, was schon daraus hervorgeht, daß ein sehr erheblicher Teil des Lehrerkollegiums sich aus Dozenten der Berliner Universität zusammensetzt. Neben diesen berufsmäßigen Lehrern sollen aber auch vor allem — und darin liegt der besondere Nutzen der Anstalt — Praktiker herangezogen werden. Wir haben in Deutschland zahlreiche befähigte Verwaltungsbeamte, die auf ihrem Gebiete sehr erhebliches geleistet haben, und die im Laufe der Jahre in langer Tätigkeit einen großen Schatz von Wissen gesammelt haben. Bisher kamen die Kenntnisse dieser Männer nur einem engen Kreise zugute, denn nur wenige dieser Herren waren akademisch tätig. In Zukunft aber sollen hervorragende Beamte an der neuen Anstalt als Lehrer mitwirken, ihre Kenntnisse sollen der Gesamtheit der Beamtenschaft zugute kommen. Schon jetzt haben sich mehrere dieser Herren erfreulicherweise zur Verfügung gestellt. Gerade Berlin ist besonders geeignet für ein solches Institut, denn einer¬ seits ist Berlin Sitz sowohl der Zentralbehörden des Reiches als auch von Preußen, und wird es voraussichtlich nennt bleiben. Infolgedessen ist Berlin diejenige Stadt im Deutschen Reiche, in der die meisten Beamten ihren Wohnsitz haben. Aber nicht nur das. Die Beamten in den Zentralbehörden setzen sich, wie uoch nicht allgemein bekannt ist, aus besonderem auserlesenen Material zusammen, denn es werden in der Regel nur solche Beamte in die Zentral¬ behörden berufen, die vorher bei einer andern Behörde sich bewährt haben. Dieses Beamtenmaterial weiter zu bilden, ist eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Einrichtung. Die Berliner Verwaltungsakademie unterscheidet sich dadurch von ähn¬ lichen Veranstaltungen im Reiche — denen sie im übrigen keine Konkurrenz machen wird —, daß sie auf die Tätigkeit und Arbeitszeit der Beamten Rücksicht nimmt. Sie will dem Beamten, der im Berufe steht, nicht ein kostspieliges Studium aufnötigen, während welcher Zeit er seinen Beruf ausgeben muß, sie will vielmehr ihm im Anschluß an seine Arbeitstätigkeit ein weiteres Studium ermöglichen. Eine Unterbrechung des Berufes soll für die Berliner Beamten nicht eintreten, deshalb werden die Vorlesungsstunden in der Regel so gelegt, daß sie außerhalb der Dienstzeit liegen. Nur einige wenige Vorlesungen sollen in den Vormittagsstunden sein, die Hauptzahl der Vorlesungen ist nachmittags und abends. In der .Hauptsache wird also ans die Berliner Beamtenschaft Rücksicht 10"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/127>, abgerufen am 15.05.2024.