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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Man stelle uns nicht vor die verhängnisvolle Wahl zwischen Verhungern und
Schmach. Auch eine sozialistische Volksregiernng und gerade diese muß daran fest¬
halten: Lieber ärgste Entbehrung als Entehrung!" (Lebhafte Zustimmung.) Richtete
sich diese Rede nach ihrem Anlasse eigentlich mehr auf die erschreckenden Forde¬
rungen der Franzosen fiir die Verlängerung des Wasfenstillstandsabkommens. so
spielte sie doch schon auf die Stellungnahme der Regierung zu dem kommenden
endgültigen Frieden an.

Die Programmrede bes Außenministers Grafen Vrockdorff-Ncmtzan vom
14, Februar greift diesen Standpunkt auf, allerdings ohne ihn nach bestimmten
Punkten hin scharf zu formulieren. Die Rede geht zwar nicht nur auf Allgemeines,
sondern auch auf Einzelheiten wie die polnische Frage ein. Man vermißt jedoch
den großzügigen inneren Zusammenhang, den die Lösung oder Nichtlösung einer
einzelnen Frage mit dem großen Ganzen haben könnte. Der Schluß der Rede
ferner, der die Folgen eines Gewaltfnedens behandelt, ist nicht kategorisch, sondern
hypothetisch. Brockdorff-Rantzau führte (in einzelnen aus dein Zusammenhang
gerissenen Sätzen) aus:

"Nicht dem Spruch des Siegers, nur dem Urteil des Unparteiischen können
wir uns innerlich beugen. Deshalb werde ich mich von den Punkten des Wilson-
schen Friedensprogramms, wie es von beiden Seiten anerkannt ist, nicht abdrängen
l-lösen. Sind wir hiernach entschlossen, ringsumher zugunsten deutscher Blüver das
Recht der Naiionalität geltend zu machen, so wollen wir das Recht auch da an¬
erkennen, wo es sich gegen unsere Machtstellung wendet. Das gilt vor allem für
das Volk der Polen. Wir haben uns bereit erklärt, alle unzweifelhaft polnisch
besiedelten Gebiete unseres Reichs mit den, polnischen Staat verbinden zu lassen.
Wir wollen das Versprechen halten. Welche Gebiete unter den dreizehnten Punkt
von Wilsons Programm fallen, ist strittig. Eine unparteiische Instanz mag darüber
entscheiden.

Wenn ich Ihre Zeit so lange für Fragen auswärtiger Politik in Anspruch
genommen habe, so leite ich das Recht dazu aus dem Umstände her, daß diese
Nationalversammlung auch die entscheidenden Beschlüsse darüber fassen muß, wie
Deutschland den Weltkrieg beenden soll. Die Verfassung, die Sie dem neuen
Reiche geben, wird der feste Grund sein, auf dem die deutschen Vertreter ihre
Verhandlungen mit den Feinden führen werden. Der Geist, der Ihre Gedanken
leitet, wird für die Frage entscheidend sein, ob die Sieger das deutsche Volk als
gleichberechtigt anerkennen oder ob sie ihm Bedingungen zumuten, die es zwingen
werden, lieber die äußersten Folgen zu ertragen, als sich diesen Bedingungen zu
unterwerfen. Gewiß, wir haben nach innen und außen manches gutzumachen,
besonders gegenüber Belgien, und daher haben wir keinen Anlaß, hochfahrende
Worte zu führen. Aber wir haben auch unschätzbare wertvolle innere und äußere
Güter zu verteidigen und deshalb die Verpflichtung, unsere Eigenart und Selbst-
ständigkeit auch den Siegern gegenüber zu behaupten. Wir sind besiegt, aber
nicht entehrt. Der größte Dichter deutscher Freiheit sagt: Mchtswürdig ist die
Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihre Ehre/ Die Freudigkeit mag
manchen von uns vergangen sein, aber der Wille, der unerschütterliche Wille bleibt
bestehen. Zu einem Teil ist des deutschen Volkes Würde in meine Hand gegeben,
ich gelobe, daß ich sie bewahren will."'

Mit diesen beiden Reden setzte die öffentliche Diskussion in Deutschland
über die Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit und Notwendigkeit einer eveniuellen
Unteischriftsverweigerung ein. Die Regierungen (Reichs- und preußische Ne¬
gierung). Regierungsvertreter, Abgeordnete und Presseleute nahmen hierzu Stellung.
Der Wille des Volkes verlangte gebieterisch Gehör. Die Zeit war vorbei, wo
Dictate der Feinde ohne Rücksicht auf die allgemeine Stimmung im Lande an¬
genommen werden konnten. Die Erfolge sah man in der Revision der mit dein
Lebensmittelabkommen in Verbindung stehenden Frage der Auslieferung unserer
Handelsflotte und dem letzten Abkommen in Spaa betreffend die Landung der
Hallerarmee.


Unterzeichner?

Man stelle uns nicht vor die verhängnisvolle Wahl zwischen Verhungern und
Schmach. Auch eine sozialistische Volksregiernng und gerade diese muß daran fest¬
halten: Lieber ärgste Entbehrung als Entehrung!" (Lebhafte Zustimmung.) Richtete
sich diese Rede nach ihrem Anlasse eigentlich mehr auf die erschreckenden Forde¬
rungen der Franzosen fiir die Verlängerung des Wasfenstillstandsabkommens. so
spielte sie doch schon auf die Stellungnahme der Regierung zu dem kommenden
endgültigen Frieden an.

Die Programmrede bes Außenministers Grafen Vrockdorff-Ncmtzan vom
14, Februar greift diesen Standpunkt auf, allerdings ohne ihn nach bestimmten
Punkten hin scharf zu formulieren. Die Rede geht zwar nicht nur auf Allgemeines,
sondern auch auf Einzelheiten wie die polnische Frage ein. Man vermißt jedoch
den großzügigen inneren Zusammenhang, den die Lösung oder Nichtlösung einer
einzelnen Frage mit dem großen Ganzen haben könnte. Der Schluß der Rede
ferner, der die Folgen eines Gewaltfnedens behandelt, ist nicht kategorisch, sondern
hypothetisch. Brockdorff-Rantzau führte (in einzelnen aus dein Zusammenhang
gerissenen Sätzen) aus:

„Nicht dem Spruch des Siegers, nur dem Urteil des Unparteiischen können
wir uns innerlich beugen. Deshalb werde ich mich von den Punkten des Wilson-
schen Friedensprogramms, wie es von beiden Seiten anerkannt ist, nicht abdrängen
l-lösen. Sind wir hiernach entschlossen, ringsumher zugunsten deutscher Blüver das
Recht der Naiionalität geltend zu machen, so wollen wir das Recht auch da an¬
erkennen, wo es sich gegen unsere Machtstellung wendet. Das gilt vor allem für
das Volk der Polen. Wir haben uns bereit erklärt, alle unzweifelhaft polnisch
besiedelten Gebiete unseres Reichs mit den, polnischen Staat verbinden zu lassen.
Wir wollen das Versprechen halten. Welche Gebiete unter den dreizehnten Punkt
von Wilsons Programm fallen, ist strittig. Eine unparteiische Instanz mag darüber
entscheiden.

Wenn ich Ihre Zeit so lange für Fragen auswärtiger Politik in Anspruch
genommen habe, so leite ich das Recht dazu aus dem Umstände her, daß diese
Nationalversammlung auch die entscheidenden Beschlüsse darüber fassen muß, wie
Deutschland den Weltkrieg beenden soll. Die Verfassung, die Sie dem neuen
Reiche geben, wird der feste Grund sein, auf dem die deutschen Vertreter ihre
Verhandlungen mit den Feinden führen werden. Der Geist, der Ihre Gedanken
leitet, wird für die Frage entscheidend sein, ob die Sieger das deutsche Volk als
gleichberechtigt anerkennen oder ob sie ihm Bedingungen zumuten, die es zwingen
werden, lieber die äußersten Folgen zu ertragen, als sich diesen Bedingungen zu
unterwerfen. Gewiß, wir haben nach innen und außen manches gutzumachen,
besonders gegenüber Belgien, und daher haben wir keinen Anlaß, hochfahrende
Worte zu führen. Aber wir haben auch unschätzbare wertvolle innere und äußere
Güter zu verteidigen und deshalb die Verpflichtung, unsere Eigenart und Selbst-
ständigkeit auch den Siegern gegenüber zu behaupten. Wir sind besiegt, aber
nicht entehrt. Der größte Dichter deutscher Freiheit sagt: Mchtswürdig ist die
Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihre Ehre/ Die Freudigkeit mag
manchen von uns vergangen sein, aber der Wille, der unerschütterliche Wille bleibt
bestehen. Zu einem Teil ist des deutschen Volkes Würde in meine Hand gegeben,
ich gelobe, daß ich sie bewahren will."'

Mit diesen beiden Reden setzte die öffentliche Diskussion in Deutschland
über die Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit und Notwendigkeit einer eveniuellen
Unteischriftsverweigerung ein. Die Regierungen (Reichs- und preußische Ne¬
gierung). Regierungsvertreter, Abgeordnete und Presseleute nahmen hierzu Stellung.
Der Wille des Volkes verlangte gebieterisch Gehör. Die Zeit war vorbei, wo
Dictate der Feinde ohne Rücksicht auf die allgemeine Stimmung im Lande an¬
genommen werden konnten. Die Erfolge sah man in der Revision der mit dein
Lebensmittelabkommen in Verbindung stehenden Frage der Auslieferung unserer
Handelsflotte und dem letzten Abkommen in Spaa betreffend die Landung der
Hallerarmee.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/160>, abgerufen am 15.05.2024.