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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Der sozialdemokratische Parteitag

Großes Interesse brachte die Weimarer Tagung der Parteivolitik entgegen.
Man stellte mit Befriedigung fest, daß der Mitgliederbestand der Partei ungefähr
wieder die Höhe erreicht habe, die er vor dem Kriege und vor der Absplitternng
der Unabhängigen halte. Man verhehlte sich aber nicht, daß in den Gegenden,
wo ganze Organisationen zu den Unabhängigen gegangen find, der Stand von
l914 noch lange nicht wieder erreicht sei und daß der Zuwachs der Partei
großenteils ans völlig ungeschulten, utopiüisch gesinnten Mitläufern bestehe, die
bei der ersten Enttäuschung leicht untreu weiden könnten. Vor solchen Ent¬
täuschungen hat man offenbar große Angst. Selber in der Kritik groß geworden,
fühlt neue sich jetzt, wo man regieren soll, der Kritik der Unabhängigen und
Kommunisten nicht gewachsen. Seit längerer Zeit sind Bestrebungen im Gange,
die drei sozialistischen Parteien wieder zu einigen. Diese Bestrebungen fanden
auf dem Parteitage warme Fürsprache, und die Sozialdemokratie hat sich auch
grundsätzlich bereit erklärt, sich mit allen Elementen der radikalen Linken zu einigen,
die ant dem Boden der Demokratie stehen. Eine Einigung mit den Kommunisten
erklärte der Parteivorsitzende Müller für ausgeschlossen. Die Eungungöverhcmd-
lungen mit den Unabhängigen sollen nur zentral von Parteivoistand zu Pariei-
vorftand geführt werden. Eine besondere Einigungskommission wurde abgelehnt.
Diese Ablehnung bedeutet eine Niederlage des linken Parteiflügels, der sich von einer
Eiuigungskommission, in der vielleicht Leute wie Bernstein und Davidsohn sitzen
könnten, mehr Entgegenkommen gegen die Unabhängigen verspricht als vom
Parteivorstand. Die Einigung der sozialistischen Parteien hat wenig Ansicht
auf Erfolg. Es scheint in der Tat, als wollte die proletarische Politik Deutschlands
endgültig in drei Richtungen auseinandergehen. Die eine will positive nationale
Politik 'in' demokratischen und so weil als möglich sozialistischen Sinne treiben.
Sie will, wie Scheidemann sagte, alle Maßnahmen nicht nur darauf ansehen, ob
sie sozialistisch sind, sondern auch darauf ob sie praktisch sind. Für sie soll der
Socialismus nicht mehr Selbstzweck, sondern Mittel zur sozialpolitischen Wohlfahrt
der Nution sein. In der inneien Politik will sie streng d-mokratisch sein, in der
auswärtigen unbedingt das Prinzip der internationalen Verständigung befolgen,
auch wo Deutschland Nachteil davon hat. Der zweiten Richtung ist eine unter
allen Umständen sozialistische Staats- und Wirtschaftsordnung die Hauptsache.
In auswärtigen Fragen hofft sie auf den Sieg der Weltrevolution in den Enlente-
läudeni. Zu dieser Richtung gehört der linke Flügel der heutigen Sozial¬
demokratie und der rechte der Unabhängigen mit Ströbel, Kautsky Hage, die noch
am demokratischen Prinzip festhalten. Der linke Flügel der Unabhängigen (Lede-
bour Däumig) gehört mit den Kommunisten zusammen. Hier ist man für Diktatur
des Proletariats, rücksichtslose Propaganda des proletarischen Wellimperialismus
und sogar schon für einen .äußerst g/waltscnn auftretenden proletarisierten
Nationalismus. Die Grenzen der drei Parteien untereinander dürften sich also
noch verschieben, aber die Parteien selber werden vermutlich bleiben.

Die Hauptsorge der Sozialdemokraiie in dieser Lage muß sein: werden ihr
vie Massen weiter folgen, oder werd'en sie nach links abschwenken? Darüber kann
heute niemand etwas Endgültiges sagen. Die Sozialdemokratie will sich eifrig
der Jugendbildung annehmen, um die künftige Generation in ihrem Sinne zu
e/z-ehen. Im übrigen hofft der Referent über die Bildungs- und Jugendfragen,
Heinrich Schulz, daß die Partei Deutschland nach seinem tiefen Fall durch die
M'oße Freiheit des Sozialtsmus als wirtschaftliches, der Demokratie als politisches
-pnnzjp u,it> bedeutender geistiger Leistungen auf dem Gebiete der Kultur wird
erlösen können.

Man darf zugestehen, daß die Sozialdemokratie es in ihrer Weise gut mit
vein deutschen Vaterlands meint, und daß viel politischer Idealismus bei ihr
^aum findet. Gewiß wird Politik immer etwas zu tun haben mit Interessen¬
vertretung und wird immer die Kunst des Möglichen sein. Aber sie wird überall
va verdorren, wo nicht selbstlose Arbeit für die Verwirklichung großer Gedanken
ni ehr geleistet wird. Solche Arbeit tut den bürgerlichen Parteien not. In dieser


Der sozialdemokratische Parteitag

Großes Interesse brachte die Weimarer Tagung der Parteivolitik entgegen.
Man stellte mit Befriedigung fest, daß der Mitgliederbestand der Partei ungefähr
wieder die Höhe erreicht habe, die er vor dem Kriege und vor der Absplitternng
der Unabhängigen halte. Man verhehlte sich aber nicht, daß in den Gegenden,
wo ganze Organisationen zu den Unabhängigen gegangen find, der Stand von
l914 noch lange nicht wieder erreicht sei und daß der Zuwachs der Partei
großenteils ans völlig ungeschulten, utopiüisch gesinnten Mitläufern bestehe, die
bei der ersten Enttäuschung leicht untreu weiden könnten. Vor solchen Ent¬
täuschungen hat man offenbar große Angst. Selber in der Kritik groß geworden,
fühlt neue sich jetzt, wo man regieren soll, der Kritik der Unabhängigen und
Kommunisten nicht gewachsen. Seit längerer Zeit sind Bestrebungen im Gange,
die drei sozialistischen Parteien wieder zu einigen. Diese Bestrebungen fanden
auf dem Parteitage warme Fürsprache, und die Sozialdemokratie hat sich auch
grundsätzlich bereit erklärt, sich mit allen Elementen der radikalen Linken zu einigen,
die ant dem Boden der Demokratie stehen. Eine Einigung mit den Kommunisten
erklärte der Parteivorsitzende Müller für ausgeschlossen. Die Eungungöverhcmd-
lungen mit den Unabhängigen sollen nur zentral von Parteivoistand zu Pariei-
vorftand geführt werden. Eine besondere Einigungskommission wurde abgelehnt.
Diese Ablehnung bedeutet eine Niederlage des linken Parteiflügels, der sich von einer
Eiuigungskommission, in der vielleicht Leute wie Bernstein und Davidsohn sitzen
könnten, mehr Entgegenkommen gegen die Unabhängigen verspricht als vom
Parteivorstand. Die Einigung der sozialistischen Parteien hat wenig Ansicht
auf Erfolg. Es scheint in der Tat, als wollte die proletarische Politik Deutschlands
endgültig in drei Richtungen auseinandergehen. Die eine will positive nationale
Politik 'in' demokratischen und so weil als möglich sozialistischen Sinne treiben.
Sie will, wie Scheidemann sagte, alle Maßnahmen nicht nur darauf ansehen, ob
sie sozialistisch sind, sondern auch darauf ob sie praktisch sind. Für sie soll der
Socialismus nicht mehr Selbstzweck, sondern Mittel zur sozialpolitischen Wohlfahrt
der Nution sein. In der inneien Politik will sie streng d-mokratisch sein, in der
auswärtigen unbedingt das Prinzip der internationalen Verständigung befolgen,
auch wo Deutschland Nachteil davon hat. Der zweiten Richtung ist eine unter
allen Umständen sozialistische Staats- und Wirtschaftsordnung die Hauptsache.
In auswärtigen Fragen hofft sie auf den Sieg der Weltrevolution in den Enlente-
läudeni. Zu dieser Richtung gehört der linke Flügel der heutigen Sozial¬
demokratie und der rechte der Unabhängigen mit Ströbel, Kautsky Hage, die noch
am demokratischen Prinzip festhalten. Der linke Flügel der Unabhängigen (Lede-
bour Däumig) gehört mit den Kommunisten zusammen. Hier ist man für Diktatur
des Proletariats, rücksichtslose Propaganda des proletarischen Wellimperialismus
und sogar schon für einen .äußerst g/waltscnn auftretenden proletarisierten
Nationalismus. Die Grenzen der drei Parteien untereinander dürften sich also
noch verschieben, aber die Parteien selber werden vermutlich bleiben.

Die Hauptsorge der Sozialdemokraiie in dieser Lage muß sein: werden ihr
vie Massen weiter folgen, oder werd'en sie nach links abschwenken? Darüber kann
heute niemand etwas Endgültiges sagen. Die Sozialdemokratie will sich eifrig
der Jugendbildung annehmen, um die künftige Generation in ihrem Sinne zu
e/z-ehen. Im übrigen hofft der Referent über die Bildungs- und Jugendfragen,
Heinrich Schulz, daß die Partei Deutschland nach seinem tiefen Fall durch die
M'oße Freiheit des Sozialtsmus als wirtschaftliches, der Demokratie als politisches
-pnnzjp u,it> bedeutender geistiger Leistungen auf dem Gebiete der Kultur wird
erlösen können.

Man darf zugestehen, daß die Sozialdemokratie es in ihrer Weise gut mit
vein deutschen Vaterlands meint, und daß viel politischer Idealismus bei ihr
^aum findet. Gewiß wird Politik immer etwas zu tun haben mit Interessen¬
vertretung und wird immer die Kunst des Möglichen sein. Aber sie wird überall
va verdorren, wo nicht selbstlose Arbeit für die Verwirklichung großer Gedanken
ni ehr geleistet wird. Solche Arbeit tut den bürgerlichen Parteien not. In dieser


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[0321] Der sozialdemokratische Parteitag Großes Interesse brachte die Weimarer Tagung der Parteivolitik entgegen. Man stellte mit Befriedigung fest, daß der Mitgliederbestand der Partei ungefähr wieder die Höhe erreicht habe, die er vor dem Kriege und vor der Absplitternng der Unabhängigen halte. Man verhehlte sich aber nicht, daß in den Gegenden, wo ganze Organisationen zu den Unabhängigen gegangen find, der Stand von l914 noch lange nicht wieder erreicht sei und daß der Zuwachs der Partei großenteils ans völlig ungeschulten, utopiüisch gesinnten Mitläufern bestehe, die bei der ersten Enttäuschung leicht untreu weiden könnten. Vor solchen Ent¬ täuschungen hat man offenbar große Angst. Selber in der Kritik groß geworden, fühlt neue sich jetzt, wo man regieren soll, der Kritik der Unabhängigen und Kommunisten nicht gewachsen. Seit längerer Zeit sind Bestrebungen im Gange, die drei sozialistischen Parteien wieder zu einigen. Diese Bestrebungen fanden auf dem Parteitage warme Fürsprache, und die Sozialdemokratie hat sich auch grundsätzlich bereit erklärt, sich mit allen Elementen der radikalen Linken zu einigen, die ant dem Boden der Demokratie stehen. Eine Einigung mit den Kommunisten erklärte der Parteivorsitzende Müller für ausgeschlossen. Die Eungungöverhcmd- lungen mit den Unabhängigen sollen nur zentral von Parteivoistand zu Pariei- vorftand geführt werden. Eine besondere Einigungskommission wurde abgelehnt. Diese Ablehnung bedeutet eine Niederlage des linken Parteiflügels, der sich von einer Eiuigungskommission, in der vielleicht Leute wie Bernstein und Davidsohn sitzen könnten, mehr Entgegenkommen gegen die Unabhängigen verspricht als vom Parteivorstand. Die Einigung der sozialistischen Parteien hat wenig Ansicht auf Erfolg. Es scheint in der Tat, als wollte die proletarische Politik Deutschlands endgültig in drei Richtungen auseinandergehen. Die eine will positive nationale Politik 'in' demokratischen und so weil als möglich sozialistischen Sinne treiben. Sie will, wie Scheidemann sagte, alle Maßnahmen nicht nur darauf ansehen, ob sie sozialistisch sind, sondern auch darauf ob sie praktisch sind. Für sie soll der Socialismus nicht mehr Selbstzweck, sondern Mittel zur sozialpolitischen Wohlfahrt der Nution sein. In der inneien Politik will sie streng d-mokratisch sein, in der auswärtigen unbedingt das Prinzip der internationalen Verständigung befolgen, auch wo Deutschland Nachteil davon hat. Der zweiten Richtung ist eine unter allen Umständen sozialistische Staats- und Wirtschaftsordnung die Hauptsache. In auswärtigen Fragen hofft sie auf den Sieg der Weltrevolution in den Enlente- läudeni. Zu dieser Richtung gehört der linke Flügel der heutigen Sozial¬ demokratie und der rechte der Unabhängigen mit Ströbel, Kautsky Hage, die noch am demokratischen Prinzip festhalten. Der linke Flügel der Unabhängigen (Lede- bour Däumig) gehört mit den Kommunisten zusammen. Hier ist man für Diktatur des Proletariats, rücksichtslose Propaganda des proletarischen Wellimperialismus und sogar schon für einen .äußerst g/waltscnn auftretenden proletarisierten Nationalismus. Die Grenzen der drei Parteien untereinander dürften sich also noch verschieben, aber die Parteien selber werden vermutlich bleiben. Die Hauptsorge der Sozialdemokraiie in dieser Lage muß sein: werden ihr vie Massen weiter folgen, oder werd'en sie nach links abschwenken? Darüber kann heute niemand etwas Endgültiges sagen. Die Sozialdemokratie will sich eifrig der Jugendbildung annehmen, um die künftige Generation in ihrem Sinne zu e/z-ehen. Im übrigen hofft der Referent über die Bildungs- und Jugendfragen, Heinrich Schulz, daß die Partei Deutschland nach seinem tiefen Fall durch die M'oße Freiheit des Sozialtsmus als wirtschaftliches, der Demokratie als politisches -pnnzjp u,it> bedeutender geistiger Leistungen auf dem Gebiete der Kultur wird erlösen können. Man darf zugestehen, daß die Sozialdemokratie es in ihrer Weise gut mit vein deutschen Vaterlands meint, und daß viel politischer Idealismus bei ihr ^aum findet. Gewiß wird Politik immer etwas zu tun haben mit Interessen¬ vertretung und wird immer die Kunst des Möglichen sein. Aber sie wird überall va verdorren, wo nicht selbstlose Arbeit für die Verwirklichung großer Gedanken ni ehr geleistet wird. Solche Arbeit tut den bürgerlichen Parteien not. In dieser

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/321>, abgerufen am 16.05.2024.