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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

wer trotz der lebhaften polnischen Agitation, nur das Polnische als Mattersprache
anzugeben, ausdrücklich polnisch und deutsch als Muttersprache bezeichnet, bekundet
damit, aus welchen Motiven auch immer, daß er sich nicht mehr bloß als Pole,
sondern ebensosehr als Deutscher fühlt. Die Zweisprachigen befinden sich guten
Teils in einem Germanisierungsprozeß: das niedriger stehende Polentum nimmt
mit dem sozialen Aufstieg zum Teil die demsche Kultur an, insbesondere in Ober¬
schlesien geht dieser Prozeß, durch den Nationalitätenkawpf erst wenig gehemmt,
noch in großem Umfange vor sich. Das erklärt wieder, daß dort die Zahl der
Zweisprachigen wesentlich größer ist als in Posen und Westpreuszen. So könnte
man diese Zweisprachigen, die sich vom Polentum losgelöst haben ^und im Begriffe
sind, im Deutschtum aufzugehen, mit vollem Recht den Deutschen zuzählen Nur
um ganz objektiv zu sein und das Bild nicht etwa zugunsten der Deutschen zu
verschieben, ist das im Folgenden nicht gescheh n, sondern die Zweisprachigen sind
je zur Hälfte Deutschen und Polen zugeieilt.

Nun wird von polnischen Statistikern meist auf die preußische "Schul¬
statistik" von 1911 Bezug genommen, um die Unrichtigkeit der Volkszählung von
1910 zu beweisen. Danach seien z, B. in der Provinz Posen 70 Prozent der
Schulkinder polnisch, woraus dann weiter gefolgert wird, daß nicht 61 Prozent
der Bevölkerung, wie die Volkszählung ergeben habe, polnisch sei, sondern
70 Prozent. In zahlreichen Artikeln sind pvlnischerseits diese Zahlen der preußischen
"Schulstatistik" benutzt, um den höheren Anteil des polnischen Elements an der
Bevölkerung nachzuweisen. Aber es ist völlig irreführend, die Zahlen der "Schul¬
statistik" in dieser Weise zu verallgemeinern. Zunächst handelt es sich bei der
fraglichen preußischen Erhebung vom 24. Mai 1911 gar nicht um eine "Schnl-
stalistik", sondern nur um eine Volksschulstatistik. Das ist ein erheblicher Unter¬
schied; denn da die Polen, wie später noch näher gezeigt werden soll, überwiegend
die Unterschicht in den gemischtsprachigen Bezirken bilden ist der Prozentsatz ihrer
Kinder in den Volksschulen allein naturgemäß größer als in allen Schulen
zusammen. Umgekehrt machen die deutschen Kinder 78 Prozent der Schüler und
Schülerinnen der höheren Lehranstalten aus. Es wäre ebenso falsch, diese Zahl
zu verallgemeinern und zu sagen, 78 Prozent der Bevölkerung sind deutsch. Es
kommt aber noch ein Weiteres hinzu. Da die Polen, durchschnittlich mehr Kinder
als die Deutschen haben, find sie in den jüngeren Altersklassen stärker vertreten.
1905 standen im Alter von sechs bis vierzehn Jahren 18,6 Prozent der deutschen
Bevölkerung, dagegen 21.7 Prozent der Polen. Eine Statistik, die nur diese
Altersklasse berücksichtigt, ist abo immer um etwa 3 Prozent günstiger für die
Polen als Zahlen, die die gesamte Bevölkerung umfassen. Das geben auch
polnische Statistiker zu, z. B. Professor v. Römer, der in seinem "Statistischen
Jahrbuch Polens", Krakau 1917, S. 33 auch darauf hinweist, daß der Prozentsatz
der Schulkinder bei den Polen aus dem angeführten Grunde stets um etwa
3 Prozent höher ist. Will man also aus den Zahlen für die Volksschulkinder Schlüsse
auf die Bevökerung im ganzen ziehen, so nutz man zunächst diese 3 Prozent
absetzen. Berücksichtigt man dann weiter, daß es sich bei der Erhebung von 1911,
wie gesagt, nicht um sämtliche Schulen, sondern nur um die Volksschulen gehandelt
hat, so schmilzt die Differenz zwischen der Volkszählung, die in der Provinz Posen
61 Prozent Polen ergab, und der Volksschulstatistik, nach der 70 Prozent polnische
Schulkinder vorhanden waren, sehr zusammen. Die beiden Zählungen führen
vielmehr im wesentlichen zu demselben Ergebnis. Die Volksschulstatistik bestätigt
somit die Nichtigkeit der Volkszählung von 1910. Die folgenden Zahlen tonnen
es deshalb für sich in Anspruch nehmen, daß sie die zahlenmäßige Stärke der
beiden Nationalitäten in Posen und Westpreuszen richtig wiedergeben.




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wer trotz der lebhaften polnischen Agitation, nur das Polnische als Mattersprache
anzugeben, ausdrücklich polnisch und deutsch als Muttersprache bezeichnet, bekundet
damit, aus welchen Motiven auch immer, daß er sich nicht mehr bloß als Pole,
sondern ebensosehr als Deutscher fühlt. Die Zweisprachigen befinden sich guten
Teils in einem Germanisierungsprozeß: das niedriger stehende Polentum nimmt
mit dem sozialen Aufstieg zum Teil die demsche Kultur an, insbesondere in Ober¬
schlesien geht dieser Prozeß, durch den Nationalitätenkawpf erst wenig gehemmt,
noch in großem Umfange vor sich. Das erklärt wieder, daß dort die Zahl der
Zweisprachigen wesentlich größer ist als in Posen und Westpreuszen. So könnte
man diese Zweisprachigen, die sich vom Polentum losgelöst haben ^und im Begriffe
sind, im Deutschtum aufzugehen, mit vollem Recht den Deutschen zuzählen Nur
um ganz objektiv zu sein und das Bild nicht etwa zugunsten der Deutschen zu
verschieben, ist das im Folgenden nicht gescheh n, sondern die Zweisprachigen sind
je zur Hälfte Deutschen und Polen zugeieilt.

Nun wird von polnischen Statistikern meist auf die preußische „Schul¬
statistik" von 1911 Bezug genommen, um die Unrichtigkeit der Volkszählung von
1910 zu beweisen. Danach seien z, B. in der Provinz Posen 70 Prozent der
Schulkinder polnisch, woraus dann weiter gefolgert wird, daß nicht 61 Prozent
der Bevölkerung, wie die Volkszählung ergeben habe, polnisch sei, sondern
70 Prozent. In zahlreichen Artikeln sind pvlnischerseits diese Zahlen der preußischen
„Schulstatistik" benutzt, um den höheren Anteil des polnischen Elements an der
Bevölkerung nachzuweisen. Aber es ist völlig irreführend, die Zahlen der „Schul¬
statistik" in dieser Weise zu verallgemeinern. Zunächst handelt es sich bei der
fraglichen preußischen Erhebung vom 24. Mai 1911 gar nicht um eine „Schnl-
stalistik", sondern nur um eine Volksschulstatistik. Das ist ein erheblicher Unter¬
schied; denn da die Polen, wie später noch näher gezeigt werden soll, überwiegend
die Unterschicht in den gemischtsprachigen Bezirken bilden ist der Prozentsatz ihrer
Kinder in den Volksschulen allein naturgemäß größer als in allen Schulen
zusammen. Umgekehrt machen die deutschen Kinder 78 Prozent der Schüler und
Schülerinnen der höheren Lehranstalten aus. Es wäre ebenso falsch, diese Zahl
zu verallgemeinern und zu sagen, 78 Prozent der Bevölkerung sind deutsch. Es
kommt aber noch ein Weiteres hinzu. Da die Polen, durchschnittlich mehr Kinder
als die Deutschen haben, find sie in den jüngeren Altersklassen stärker vertreten.
1905 standen im Alter von sechs bis vierzehn Jahren 18,6 Prozent der deutschen
Bevölkerung, dagegen 21.7 Prozent der Polen. Eine Statistik, die nur diese
Altersklasse berücksichtigt, ist abo immer um etwa 3 Prozent günstiger für die
Polen als Zahlen, die die gesamte Bevölkerung umfassen. Das geben auch
polnische Statistiker zu, z. B. Professor v. Römer, der in seinem „Statistischen
Jahrbuch Polens", Krakau 1917, S. 33 auch darauf hinweist, daß der Prozentsatz
der Schulkinder bei den Polen aus dem angeführten Grunde stets um etwa
3 Prozent höher ist. Will man also aus den Zahlen für die Volksschulkinder Schlüsse
auf die Bevökerung im ganzen ziehen, so nutz man zunächst diese 3 Prozent
absetzen. Berücksichtigt man dann weiter, daß es sich bei der Erhebung von 1911,
wie gesagt, nicht um sämtliche Schulen, sondern nur um die Volksschulen gehandelt
hat, so schmilzt die Differenz zwischen der Volkszählung, die in der Provinz Posen
61 Prozent Polen ergab, und der Volksschulstatistik, nach der 70 Prozent polnische
Schulkinder vorhanden waren, sehr zusammen. Die beiden Zählungen führen
vielmehr im wesentlichen zu demselben Ergebnis. Die Volksschulstatistik bestätigt
somit die Nichtigkeit der Volkszählung von 1910. Die folgenden Zahlen tonnen
es deshalb für sich in Anspruch nehmen, daß sie die zahlenmäßige Stärke der
beiden Nationalitäten in Posen und Westpreuszen richtig wiedergeben.




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[0404] Materialien zur ostdeutschen Frage wer trotz der lebhaften polnischen Agitation, nur das Polnische als Mattersprache anzugeben, ausdrücklich polnisch und deutsch als Muttersprache bezeichnet, bekundet damit, aus welchen Motiven auch immer, daß er sich nicht mehr bloß als Pole, sondern ebensosehr als Deutscher fühlt. Die Zweisprachigen befinden sich guten Teils in einem Germanisierungsprozeß: das niedriger stehende Polentum nimmt mit dem sozialen Aufstieg zum Teil die demsche Kultur an, insbesondere in Ober¬ schlesien geht dieser Prozeß, durch den Nationalitätenkawpf erst wenig gehemmt, noch in großem Umfange vor sich. Das erklärt wieder, daß dort die Zahl der Zweisprachigen wesentlich größer ist als in Posen und Westpreuszen. So könnte man diese Zweisprachigen, die sich vom Polentum losgelöst haben ^und im Begriffe sind, im Deutschtum aufzugehen, mit vollem Recht den Deutschen zuzählen Nur um ganz objektiv zu sein und das Bild nicht etwa zugunsten der Deutschen zu verschieben, ist das im Folgenden nicht gescheh n, sondern die Zweisprachigen sind je zur Hälfte Deutschen und Polen zugeieilt. Nun wird von polnischen Statistikern meist auf die preußische „Schul¬ statistik" von 1911 Bezug genommen, um die Unrichtigkeit der Volkszählung von 1910 zu beweisen. Danach seien z, B. in der Provinz Posen 70 Prozent der Schulkinder polnisch, woraus dann weiter gefolgert wird, daß nicht 61 Prozent der Bevölkerung, wie die Volkszählung ergeben habe, polnisch sei, sondern 70 Prozent. In zahlreichen Artikeln sind pvlnischerseits diese Zahlen der preußischen „Schulstatistik" benutzt, um den höheren Anteil des polnischen Elements an der Bevölkerung nachzuweisen. Aber es ist völlig irreführend, die Zahlen der „Schul¬ statistik" in dieser Weise zu verallgemeinern. Zunächst handelt es sich bei der fraglichen preußischen Erhebung vom 24. Mai 1911 gar nicht um eine „Schnl- stalistik", sondern nur um eine Volksschulstatistik. Das ist ein erheblicher Unter¬ schied; denn da die Polen, wie später noch näher gezeigt werden soll, überwiegend die Unterschicht in den gemischtsprachigen Bezirken bilden ist der Prozentsatz ihrer Kinder in den Volksschulen allein naturgemäß größer als in allen Schulen zusammen. Umgekehrt machen die deutschen Kinder 78 Prozent der Schüler und Schülerinnen der höheren Lehranstalten aus. Es wäre ebenso falsch, diese Zahl zu verallgemeinern und zu sagen, 78 Prozent der Bevölkerung sind deutsch. Es kommt aber noch ein Weiteres hinzu. Da die Polen, durchschnittlich mehr Kinder als die Deutschen haben, find sie in den jüngeren Altersklassen stärker vertreten. 1905 standen im Alter von sechs bis vierzehn Jahren 18,6 Prozent der deutschen Bevölkerung, dagegen 21.7 Prozent der Polen. Eine Statistik, die nur diese Altersklasse berücksichtigt, ist abo immer um etwa 3 Prozent günstiger für die Polen als Zahlen, die die gesamte Bevölkerung umfassen. Das geben auch polnische Statistiker zu, z. B. Professor v. Römer, der in seinem „Statistischen Jahrbuch Polens", Krakau 1917, S. 33 auch darauf hinweist, daß der Prozentsatz der Schulkinder bei den Polen aus dem angeführten Grunde stets um etwa 3 Prozent höher ist. Will man also aus den Zahlen für die Volksschulkinder Schlüsse auf die Bevökerung im ganzen ziehen, so nutz man zunächst diese 3 Prozent absetzen. Berücksichtigt man dann weiter, daß es sich bei der Erhebung von 1911, wie gesagt, nicht um sämtliche Schulen, sondern nur um die Volksschulen gehandelt hat, so schmilzt die Differenz zwischen der Volkszählung, die in der Provinz Posen 61 Prozent Polen ergab, und der Volksschulstatistik, nach der 70 Prozent polnische Schulkinder vorhanden waren, sehr zusammen. Die beiden Zählungen führen vielmehr im wesentlichen zu demselben Ergebnis. Die Volksschulstatistik bestätigt somit die Nichtigkeit der Volkszählung von 1910. Die folgenden Zahlen tonnen es deshalb für sich in Anspruch nehmen, daß sie die zahlenmäßige Stärke der beiden Nationalitäten in Posen und Westpreuszen richtig wiedergeben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/404>, abgerufen am 15.05.2024.