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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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einmal ein Teil des Polnischen Staates und
sollte auch wieder ein Teil des polnischen
Staates sein. Die historische Begründung ist
überaus schwach. Die alte polnische Republik
hatte zur Zeit ihrer größten Ausdehnung
weite Gebiete eingeschlossen, die nach Natio¬
nalität, Religion und Sprache ihrer Bevölke¬
rungen damals wie heute unzweifelhaft nicht
polnisch waren. Die alte Republik Polen
war kein Nationalst"atz sie war ein zu¬
sammengesetztes Reich, welches in der Art
seines Aufbaues von dem ehemaligen öster¬
reichisch-ungarischen Reiche nicht zu unter¬
scheiden war; und wie hier, so war auch in
der alten Republik Polen die Mehrzahl der
Einwohner nicht Polen; und die Mehrzahl
der Polen wiederum waren Sklaven, die von
der Minderheit des polnischen Adels geknechtet
und ausgesogen wurden. Polnische Im¬
perialisten handeln unklug, wenn sie das sehr
häßliche Gespenst der alten Republik Polen
wieder ausgraben, aber es handelt sich hier
um ein größeres Objekt als Danzig.

Wenn Lord Curzon die Polen warnte,
ihre Ansprüche zu mäßigen, so dachte er
hierbei nicht nur an Danzig, sondern an viel
größere Gebiete. Dmowski wünscht aus
historischen Gründen die Errichtung eines
Polens mit einer 36 Millionen-Bevölkerung,
eines Polens, welches außer rein polnischen
Gebieten nicht nur Danzig, sondern Litauen,
Weißrußland, Schlesien, einen großen Teil
der Ukraine und Ostgalizien einschließen soll.
Unter 35 Millionen Einwohnern dieser aus¬
gedehnten Gebiete befinden sich nur 1ö Mil¬
lionen Polen. DaS Gebiet, welches eine
polnische Majorität aufweist, hat nur eine
Bevölkerung von 20 Millionen. Im übrigen
Teil des Landes bilden die Polen größten¬
teils eine ausgesprochene Minorität. Die von
Dmowski vorgebrachten polnischen Ansprüche
befinden sich also in schärfsten Widerspruch
mit dem Recht der Nationalitäten. Die Polen
behaupten manchmal, daß die nichtpolnischen
Gebiete, auf welche sie Ansprüche erheben, in

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Wirklichkeit "nach Kultur wie Zivilisation
polnisch" seien. Damit wollen sie sagen, daß
die Aristokratie und die Großgrundbesitzer
Polen sind. Aber heutzutage ist es ebenso
verhängnisvoll, Leute als Abhängige des
Großgrundbesitzes zu behandeln wie als Ab¬
hängige der Kohlenbergwerke.

Nun zieht aber Dmowski noch eine weitere
Erwägung in Betracht, die für ein imperia¬
listisches Polen sprechen soll. Er meint, ein
starkes Polen würde Deutschland das Gegen¬
gewicht halten und in dieser Beziehung die
Stelle Rußlands einnehmen. Diese Stellung¬
nahme hat in der französischen Chauvinisten-
Presse und unter gleichdenkenden Leuten hier
großen Anklang gefunden: Inwieweit Kom¬
binationen dieser Art von Bestand sein werden,
soll hier nicht besprochen werden, aber Prä¬
sident Wilson hat schon darauf hingewiesen,
daß die Welt zwischen dem Gleichgewicht der
Mächte und demi Völkerbund zu wählen
haben wird.

Wenn wir durch das Opfer der Rechte
nichtpolnischer Bevölkerungen ein größeres
Polen errichten in der Hoffnung, Deutschland
dadurch in Schach zu halten, so bedeutet
dies Machtpolitik. Alle diejenigen, welche ein
solches Polen errichten wollen, untergraben
damit den Völkerbund. Darüber müssen wir
uns alle klar sein. Ein gerechter Frieden
muß auf dem Prinzip der Nationalitäten
gegründet sein. Der Aufbau eines Polen
und des östlichen Europas in absolutem Ein¬
klang mit dem Völkerrecht ist sicherlich mit
Schwierigkeiten verbunden. Denn in diesen
Gebieten sind verschiedene Nationalitäten un¬
trennbar durcheinander gewürfelt. Aber die
Friedenskonferenz muß es sich zur Aufgabe
machen, die Unterwerfung von nationalen
Majoritäten unter Minoritäten zu vermeiden
und die Rechte der Minoritäten zu schützen.
Auf diese Weise kann die Friedenskonferenz
ihrer Aufgabe so gerecht werden, wie es
von humanen Staatsmännern erwartet
werden kann."

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einmal ein Teil des Polnischen Staates und
sollte auch wieder ein Teil des polnischen
Staates sein. Die historische Begründung ist
überaus schwach. Die alte polnische Republik
hatte zur Zeit ihrer größten Ausdehnung
weite Gebiete eingeschlossen, die nach Natio¬
nalität, Religion und Sprache ihrer Bevölke¬
rungen damals wie heute unzweifelhaft nicht
polnisch waren. Die alte Republik Polen
war kein Nationalst»atz sie war ein zu¬
sammengesetztes Reich, welches in der Art
seines Aufbaues von dem ehemaligen öster¬
reichisch-ungarischen Reiche nicht zu unter¬
scheiden war; und wie hier, so war auch in
der alten Republik Polen die Mehrzahl der
Einwohner nicht Polen; und die Mehrzahl
der Polen wiederum waren Sklaven, die von
der Minderheit des polnischen Adels geknechtet
und ausgesogen wurden. Polnische Im¬
perialisten handeln unklug, wenn sie das sehr
häßliche Gespenst der alten Republik Polen
wieder ausgraben, aber es handelt sich hier
um ein größeres Objekt als Danzig.

Wenn Lord Curzon die Polen warnte,
ihre Ansprüche zu mäßigen, so dachte er
hierbei nicht nur an Danzig, sondern an viel
größere Gebiete. Dmowski wünscht aus
historischen Gründen die Errichtung eines
Polens mit einer 36 Millionen-Bevölkerung,
eines Polens, welches außer rein polnischen
Gebieten nicht nur Danzig, sondern Litauen,
Weißrußland, Schlesien, einen großen Teil
der Ukraine und Ostgalizien einschließen soll.
Unter 35 Millionen Einwohnern dieser aus¬
gedehnten Gebiete befinden sich nur 1ö Mil¬
lionen Polen. DaS Gebiet, welches eine
polnische Majorität aufweist, hat nur eine
Bevölkerung von 20 Millionen. Im übrigen
Teil des Landes bilden die Polen größten¬
teils eine ausgesprochene Minorität. Die von
Dmowski vorgebrachten polnischen Ansprüche
befinden sich also in schärfsten Widerspruch
mit dem Recht der Nationalitäten. Die Polen
behaupten manchmal, daß die nichtpolnischen
Gebiete, auf welche sie Ansprüche erheben, in

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Wirklichkeit „nach Kultur wie Zivilisation
polnisch" seien. Damit wollen sie sagen, daß
die Aristokratie und die Großgrundbesitzer
Polen sind. Aber heutzutage ist es ebenso
verhängnisvoll, Leute als Abhängige des
Großgrundbesitzes zu behandeln wie als Ab¬
hängige der Kohlenbergwerke.

Nun zieht aber Dmowski noch eine weitere
Erwägung in Betracht, die für ein imperia¬
listisches Polen sprechen soll. Er meint, ein
starkes Polen würde Deutschland das Gegen¬
gewicht halten und in dieser Beziehung die
Stelle Rußlands einnehmen. Diese Stellung¬
nahme hat in der französischen Chauvinisten-
Presse und unter gleichdenkenden Leuten hier
großen Anklang gefunden: Inwieweit Kom¬
binationen dieser Art von Bestand sein werden,
soll hier nicht besprochen werden, aber Prä¬
sident Wilson hat schon darauf hingewiesen,
daß die Welt zwischen dem Gleichgewicht der
Mächte und demi Völkerbund zu wählen
haben wird.

Wenn wir durch das Opfer der Rechte
nichtpolnischer Bevölkerungen ein größeres
Polen errichten in der Hoffnung, Deutschland
dadurch in Schach zu halten, so bedeutet
dies Machtpolitik. Alle diejenigen, welche ein
solches Polen errichten wollen, untergraben
damit den Völkerbund. Darüber müssen wir
uns alle klar sein. Ein gerechter Frieden
muß auf dem Prinzip der Nationalitäten
gegründet sein. Der Aufbau eines Polen
und des östlichen Europas in absolutem Ein¬
klang mit dem Völkerrecht ist sicherlich mit
Schwierigkeiten verbunden. Denn in diesen
Gebieten sind verschiedene Nationalitäten un¬
trennbar durcheinander gewürfelt. Aber die
Friedenskonferenz muß es sich zur Aufgabe
machen, die Unterwerfung von nationalen
Majoritäten unter Minoritäten zu vermeiden
und die Rechte der Minoritäten zu schützen.
Auf diese Weise kann die Friedenskonferenz
ihrer Aufgabe so gerecht werden, wie es
von humanen Staatsmännern erwartet
werden kann."

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[0462] Pressestimmen einmal ein Teil des Polnischen Staates und sollte auch wieder ein Teil des polnischen Staates sein. Die historische Begründung ist überaus schwach. Die alte polnische Republik hatte zur Zeit ihrer größten Ausdehnung weite Gebiete eingeschlossen, die nach Natio¬ nalität, Religion und Sprache ihrer Bevölke¬ rungen damals wie heute unzweifelhaft nicht polnisch waren. Die alte Republik Polen war kein Nationalst»atz sie war ein zu¬ sammengesetztes Reich, welches in der Art seines Aufbaues von dem ehemaligen öster¬ reichisch-ungarischen Reiche nicht zu unter¬ scheiden war; und wie hier, so war auch in der alten Republik Polen die Mehrzahl der Einwohner nicht Polen; und die Mehrzahl der Polen wiederum waren Sklaven, die von der Minderheit des polnischen Adels geknechtet und ausgesogen wurden. Polnische Im¬ perialisten handeln unklug, wenn sie das sehr häßliche Gespenst der alten Republik Polen wieder ausgraben, aber es handelt sich hier um ein größeres Objekt als Danzig. Wenn Lord Curzon die Polen warnte, ihre Ansprüche zu mäßigen, so dachte er hierbei nicht nur an Danzig, sondern an viel größere Gebiete. Dmowski wünscht aus historischen Gründen die Errichtung eines Polens mit einer 36 Millionen-Bevölkerung, eines Polens, welches außer rein polnischen Gebieten nicht nur Danzig, sondern Litauen, Weißrußland, Schlesien, einen großen Teil der Ukraine und Ostgalizien einschließen soll. Unter 35 Millionen Einwohnern dieser aus¬ gedehnten Gebiete befinden sich nur 1ö Mil¬ lionen Polen. DaS Gebiet, welches eine polnische Majorität aufweist, hat nur eine Bevölkerung von 20 Millionen. Im übrigen Teil des Landes bilden die Polen größten¬ teils eine ausgesprochene Minorität. Die von Dmowski vorgebrachten polnischen Ansprüche befinden sich also in schärfsten Widerspruch mit dem Recht der Nationalitäten. Die Polen behaupten manchmal, daß die nichtpolnischen Gebiete, auf welche sie Ansprüche erheben, in Wirklichkeit „nach Kultur wie Zivilisation polnisch" seien. Damit wollen sie sagen, daß die Aristokratie und die Großgrundbesitzer Polen sind. Aber heutzutage ist es ebenso verhängnisvoll, Leute als Abhängige des Großgrundbesitzes zu behandeln wie als Ab¬ hängige der Kohlenbergwerke. Nun zieht aber Dmowski noch eine weitere Erwägung in Betracht, die für ein imperia¬ listisches Polen sprechen soll. Er meint, ein starkes Polen würde Deutschland das Gegen¬ gewicht halten und in dieser Beziehung die Stelle Rußlands einnehmen. Diese Stellung¬ nahme hat in der französischen Chauvinisten- Presse und unter gleichdenkenden Leuten hier großen Anklang gefunden: Inwieweit Kom¬ binationen dieser Art von Bestand sein werden, soll hier nicht besprochen werden, aber Prä¬ sident Wilson hat schon darauf hingewiesen, daß die Welt zwischen dem Gleichgewicht der Mächte und demi Völkerbund zu wählen haben wird. Wenn wir durch das Opfer der Rechte nichtpolnischer Bevölkerungen ein größeres Polen errichten in der Hoffnung, Deutschland dadurch in Schach zu halten, so bedeutet dies Machtpolitik. Alle diejenigen, welche ein solches Polen errichten wollen, untergraben damit den Völkerbund. Darüber müssen wir uns alle klar sein. Ein gerechter Frieden muß auf dem Prinzip der Nationalitäten gegründet sein. Der Aufbau eines Polen und des östlichen Europas in absolutem Ein¬ klang mit dem Völkerrecht ist sicherlich mit Schwierigkeiten verbunden. Denn in diesen Gebieten sind verschiedene Nationalitäten un¬ trennbar durcheinander gewürfelt. Aber die Friedenskonferenz muß es sich zur Aufgabe machen, die Unterwerfung von nationalen Majoritäten unter Minoritäten zu vermeiden und die Rechte der Minoritäten zu schützen. Auf diese Weise kann die Friedenskonferenz ihrer Aufgabe so gerecht werden, wie es von humanen Staatsmännern erwartet werden kann."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/462>, abgerufen am 15.05.2024.