Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Pressestimmen

[Beginn Spaltensatz]

Provinzialbehöcden nach einer anderen Stadt
verlegt werden, entvölkere sich Danzig und
verliere seine Bedeutung, indem es nur noch
eine Handelsbedeutung als Polnischer Hafen
behalte. Die Handelsbedeutung Danzigs
aber werde nicht so sein, wie sie zur Zeit
der alten Republik war, als die Danziger
das Slapelrecht besaßen. Jetzt würden sie
dies Recht nicht haben, vielmehr die Polen
ihre Waren unmittelbar ans Ausland ver¬
kaufen und von diesem ohne Vermittelung
der Danziger Waren kaufen dürfen. Polen
werde unzweifelhaft den ganzen Auslands¬
handel verstaatlichen, sich durch Schaffung
einer eigenen Fluß- und Seeschiffahrt von
Danzig unabhängig machen, die Weichsel so
vertiefen, daß kleinere und mittlere Schiffs
bis Warschau bezw, Thorn, große wenigstens
bis Dirschau fahren können und vielleicht
auch die Halbinsel Hela durchstechen, um in
der Putziger Bucht einen Hafen für die
größten Ozeanschiffe zu bauen, in dem diese
dann anstatt in Danzig gelöscht werden.

"Frankfurter Zeitung" vom 3. Juni,
Ur. 404:

Nun sind die deutschen Gegenvor¬
schläge gekommen. Und die Deutschen
im Osten können aus ihnen die Gewi߬
heit entnehmen, daß wir zu ihnen

halten wie sie zu uns. Wir wollen zu¬
sammenbleiben. Wir wollen die schwe¬
ren finanziellen Lasten auf uns nehmen,
mehr vielleicht, als den meisten heute
überhaupt tragbar erscheint -- aber wir
wollen uns nicht blindlings zerstückeln
lassen. Das ist der Sinn des deutschen
Vorschlags. Die hundert Milliarden, bis
zu denen wir tatsächlich festgestellte Zi¬
vilschäden in Belgien und Nordfrankreich
allmählich zu ersetzen bereit sind, können
nur getragen werden, wenn wir wie im
Westen! so auch im Osten das Land und
die Menschen behalten, die zu uns ge-
hören -- diese hundert Milliarden sind
auch ein Preis für diese Erhaltung,
furchtbar schwere Opfer müssen aller¬
dings auch hier nach den Verpflichtungen
des Waffenstillstandsvertrages und im
Sinne eines auch den Polen gerecht wer¬

[Spaltenumbruch]

denden Ausgleichs gebracht werden. So¬
weit die Provinz Posen unbestreitbar
polnischen Charakter trägt, sind wir zur
Abtretung, einschließlich der Hauptstadt
Posen, bereit; soweit westpreußische Ge¬
bietsteile unzweifelhaft polnisch besiedelt
sind, gilt von ihnen das Gleiche? und die
Volksabstimmung soll darüber entschei¬
den. Aber daß Oberschlesien uns ge¬
nommen, daß Ostpreußen vom deutschen
Gesamtkörper losgerissen, daß Danzig
unter dem Namen einer Freien Stadt
in Wahrheit den Polen ausgeliefert, daß
der reindeutsche Charakter großer Teile
Westpreußens in Frage gestellt werde
und die Nordkreise Ostpreußens mit Me¬
ine! loSaelöst werden sollen, das weist
Deutschland im sicheren Bewußtsein seines
guten Rechts zurück. Wir tun es mit einer
Feststellung, die die Welt aufhorchend
vernehmen wird: die ganze Grenzführung
im Osten in dem Entwurf der feindlichen
Friedensbedingungen ist, was die deut¬
sche Denkschrift für jederzeit beweisbar
erklärt, überhaupt nicht von dem Gesichts.
Punkt der Nationalität, sondern von dem
der strategischen Vorbereitung eines An¬
griffs auf deutsche Gebiete aus bestimmt
worden. Nur so ist das Unmögliche
möglich geworden, daß man gleichgültig
Millionen von Deutschen unter Mißach¬
tung ihrer primitivsten und selbstver¬
ständlichsten Rechie von ihrem Volke los¬
zureißen unternahm, um angeblich einer,
in Wahrheit viel kleineren Zahl von Po¬
len ihre Rechtsansprüche zu erfüllen. In
Posen. West- und Ostpreußen leben 3,öde
Millionen Deutsche, und wenn man
Schlesien noch hinzunimmt, sind es so¬
gar 7,36 Millionen -- die kann man
nicht nach Belieben "verschieben wie
Steine auf einem Schachbrett."

In Wahrheit geht eben auch hier der
deutsche Gegenvorschlag bis an die
äußerste Grenze des Möglichen und viel¬
leicht darüber hinaus. Reinlich wie ein
Rechenexempel wird ja das deutsch-Pol¬
nische Problem niemals aufgehen; zu
sehr sind im ganzen Osten Menschen,

[Ende Spaltensatz]
Pressestimmen

[Beginn Spaltensatz]

Provinzialbehöcden nach einer anderen Stadt
verlegt werden, entvölkere sich Danzig und
verliere seine Bedeutung, indem es nur noch
eine Handelsbedeutung als Polnischer Hafen
behalte. Die Handelsbedeutung Danzigs
aber werde nicht so sein, wie sie zur Zeit
der alten Republik war, als die Danziger
das Slapelrecht besaßen. Jetzt würden sie
dies Recht nicht haben, vielmehr die Polen
ihre Waren unmittelbar ans Ausland ver¬
kaufen und von diesem ohne Vermittelung
der Danziger Waren kaufen dürfen. Polen
werde unzweifelhaft den ganzen Auslands¬
handel verstaatlichen, sich durch Schaffung
einer eigenen Fluß- und Seeschiffahrt von
Danzig unabhängig machen, die Weichsel so
vertiefen, daß kleinere und mittlere Schiffs
bis Warschau bezw, Thorn, große wenigstens
bis Dirschau fahren können und vielleicht
auch die Halbinsel Hela durchstechen, um in
der Putziger Bucht einen Hafen für die
größten Ozeanschiffe zu bauen, in dem diese
dann anstatt in Danzig gelöscht werden.

„Frankfurter Zeitung" vom 3. Juni,
Ur. 404:

Nun sind die deutschen Gegenvor¬
schläge gekommen. Und die Deutschen
im Osten können aus ihnen die Gewi߬
heit entnehmen, daß wir zu ihnen

halten wie sie zu uns. Wir wollen zu¬
sammenbleiben. Wir wollen die schwe¬
ren finanziellen Lasten auf uns nehmen,
mehr vielleicht, als den meisten heute
überhaupt tragbar erscheint — aber wir
wollen uns nicht blindlings zerstückeln
lassen. Das ist der Sinn des deutschen
Vorschlags. Die hundert Milliarden, bis
zu denen wir tatsächlich festgestellte Zi¬
vilschäden in Belgien und Nordfrankreich
allmählich zu ersetzen bereit sind, können
nur getragen werden, wenn wir wie im
Westen! so auch im Osten das Land und
die Menschen behalten, die zu uns ge-
hören — diese hundert Milliarden sind
auch ein Preis für diese Erhaltung,
furchtbar schwere Opfer müssen aller¬
dings auch hier nach den Verpflichtungen
des Waffenstillstandsvertrages und im
Sinne eines auch den Polen gerecht wer¬

[Spaltenumbruch]

denden Ausgleichs gebracht werden. So¬
weit die Provinz Posen unbestreitbar
polnischen Charakter trägt, sind wir zur
Abtretung, einschließlich der Hauptstadt
Posen, bereit; soweit westpreußische Ge¬
bietsteile unzweifelhaft polnisch besiedelt
sind, gilt von ihnen das Gleiche? und die
Volksabstimmung soll darüber entschei¬
den. Aber daß Oberschlesien uns ge¬
nommen, daß Ostpreußen vom deutschen
Gesamtkörper losgerissen, daß Danzig
unter dem Namen einer Freien Stadt
in Wahrheit den Polen ausgeliefert, daß
der reindeutsche Charakter großer Teile
Westpreußens in Frage gestellt werde
und die Nordkreise Ostpreußens mit Me¬
ine! loSaelöst werden sollen, das weist
Deutschland im sicheren Bewußtsein seines
guten Rechts zurück. Wir tun es mit einer
Feststellung, die die Welt aufhorchend
vernehmen wird: die ganze Grenzführung
im Osten in dem Entwurf der feindlichen
Friedensbedingungen ist, was die deut¬
sche Denkschrift für jederzeit beweisbar
erklärt, überhaupt nicht von dem Gesichts.
Punkt der Nationalität, sondern von dem
der strategischen Vorbereitung eines An¬
griffs auf deutsche Gebiete aus bestimmt
worden. Nur so ist das Unmögliche
möglich geworden, daß man gleichgültig
Millionen von Deutschen unter Mißach¬
tung ihrer primitivsten und selbstver¬
ständlichsten Rechie von ihrem Volke los¬
zureißen unternahm, um angeblich einer,
in Wahrheit viel kleineren Zahl von Po¬
len ihre Rechtsansprüche zu erfüllen. In
Posen. West- und Ostpreußen leben 3,öde
Millionen Deutsche, und wenn man
Schlesien noch hinzunimmt, sind es so¬
gar 7,36 Millionen — die kann man
nicht nach Belieben „verschieben wie
Steine auf einem Schachbrett."

In Wahrheit geht eben auch hier der
deutsche Gegenvorschlag bis an die
äußerste Grenze des Möglichen und viel¬
leicht darüber hinaus. Reinlich wie ein
Rechenexempel wird ja das deutsch-Pol¬
nische Problem niemals aufgehen; zu
sehr sind im ganzen Osten Menschen,

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0540" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335952"/>
              <fw type="header" place="top"> Pressestimmen</fw><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p xml:id="ID_3109" prev="#ID_3108"> Provinzialbehöcden nach einer anderen Stadt<lb/>
verlegt werden, entvölkere sich Danzig und<lb/>
verliere seine Bedeutung, indem es nur noch<lb/>
eine Handelsbedeutung als Polnischer Hafen<lb/>
behalte. Die Handelsbedeutung Danzigs<lb/>
aber werde nicht so sein, wie sie zur Zeit<lb/>
der alten Republik war, als die Danziger<lb/>
das Slapelrecht besaßen. Jetzt würden sie<lb/>
dies Recht nicht haben, vielmehr die Polen<lb/>
ihre Waren unmittelbar ans Ausland ver¬<lb/>
kaufen und von diesem ohne Vermittelung<lb/>
der Danziger Waren kaufen dürfen. Polen<lb/>
werde unzweifelhaft den ganzen Auslands¬<lb/>
handel verstaatlichen, sich durch Schaffung<lb/>
einer eigenen Fluß- und Seeschiffahrt von<lb/>
Danzig unabhängig machen, die Weichsel so<lb/>
vertiefen, daß kleinere und mittlere Schiffs<lb/>
bis Warschau bezw, Thorn, große wenigstens<lb/>
bis Dirschau fahren können und vielleicht<lb/>
auch die Halbinsel Hela durchstechen, um in<lb/>
der Putziger Bucht einen Hafen für die<lb/>
größten Ozeanschiffe zu bauen, in dem diese<lb/>
dann anstatt in Danzig gelöscht werden.</p>
              <note type="bibl"> &#x201E;Frankfurter Zeitung" vom 3. Juni,<lb/>
Ur. 404:</note>
              <p xml:id="ID_3110"> Nun sind die deutschen Gegenvor¬<lb/>
schläge gekommen. Und die Deutschen<lb/>
im Osten können aus ihnen die Gewi߬<lb/>
heit  entnehmen,  daß  wir  zu ihnen</p>
              <p xml:id="ID_3111" next="#ID_3112"> halten wie sie zu uns. Wir wollen zu¬<lb/>
sammenbleiben. Wir wollen die schwe¬<lb/>
ren finanziellen Lasten auf uns nehmen,<lb/>
mehr vielleicht, als den meisten heute<lb/>
überhaupt tragbar erscheint &#x2014; aber wir<lb/>
wollen uns nicht blindlings zerstückeln<lb/>
lassen. Das ist der Sinn des deutschen<lb/>
Vorschlags. Die hundert Milliarden, bis<lb/>
zu denen wir tatsächlich festgestellte Zi¬<lb/>
vilschäden in Belgien und Nordfrankreich<lb/>
allmählich zu ersetzen bereit sind, können<lb/>
nur getragen werden, wenn wir wie im<lb/>
Westen! so auch im Osten das Land und<lb/>
die Menschen behalten, die zu uns ge-<lb/>
hören &#x2014; diese hundert Milliarden sind<lb/>
auch ein Preis für diese Erhaltung,<lb/>
furchtbar schwere Opfer müssen aller¬<lb/>
dings auch hier nach den Verpflichtungen<lb/>
des Waffenstillstandsvertrages und im<lb/>
Sinne eines auch den Polen gerecht wer¬</p>
              <cb/><lb/>
              <p xml:id="ID_3112" prev="#ID_3111"> denden Ausgleichs gebracht werden. So¬<lb/>
weit die Provinz Posen unbestreitbar<lb/>
polnischen Charakter trägt, sind wir zur<lb/>
Abtretung, einschließlich der Hauptstadt<lb/>
Posen, bereit; soweit westpreußische Ge¬<lb/>
bietsteile unzweifelhaft polnisch besiedelt<lb/>
sind, gilt von ihnen das Gleiche? und die<lb/>
Volksabstimmung soll darüber entschei¬<lb/>
den. Aber daß Oberschlesien uns ge¬<lb/>
nommen, daß Ostpreußen vom deutschen<lb/>
Gesamtkörper losgerissen, daß Danzig<lb/>
unter dem Namen einer Freien Stadt<lb/>
in Wahrheit den Polen ausgeliefert, daß<lb/>
der reindeutsche Charakter großer Teile<lb/>
Westpreußens in Frage gestellt werde<lb/>
und die Nordkreise Ostpreußens mit Me¬<lb/>
ine! loSaelöst werden sollen, das weist<lb/>
Deutschland im sicheren Bewußtsein seines<lb/>
guten Rechts zurück. Wir tun es mit einer<lb/>
Feststellung, die die Welt aufhorchend<lb/>
vernehmen wird: die ganze Grenzführung<lb/>
im Osten in dem Entwurf der feindlichen<lb/>
Friedensbedingungen ist, was die deut¬<lb/>
sche Denkschrift für jederzeit beweisbar<lb/>
erklärt, überhaupt nicht von dem Gesichts.<lb/>
Punkt der Nationalität, sondern von dem<lb/>
der strategischen Vorbereitung eines An¬<lb/>
griffs auf deutsche Gebiete aus bestimmt<lb/>
worden. Nur so ist das Unmögliche<lb/>
möglich geworden, daß man gleichgültig<lb/>
Millionen von Deutschen unter Mißach¬<lb/>
tung ihrer primitivsten und selbstver¬<lb/>
ständlichsten Rechie von ihrem Volke los¬<lb/>
zureißen unternahm, um angeblich einer,<lb/>
in Wahrheit viel kleineren Zahl von Po¬<lb/>
len ihre Rechtsansprüche zu erfüllen. In<lb/>
Posen. West- und Ostpreußen leben 3,öde<lb/>
Millionen Deutsche, und wenn man<lb/>
Schlesien noch hinzunimmt, sind es so¬<lb/>
gar 7,36 Millionen &#x2014; die kann man<lb/>
nicht nach Belieben &#x201E;verschieben wie<lb/>
Steine auf einem Schachbrett."</p>
              <p xml:id="ID_3113" next="#ID_3114"> In Wahrheit geht eben auch hier der<lb/>
deutsche Gegenvorschlag bis an die<lb/>
äußerste Grenze des Möglichen und viel¬<lb/>
leicht darüber hinaus. Reinlich wie ein<lb/>
Rechenexempel wird ja das deutsch-Pol¬<lb/>
nische Problem niemals aufgehen; zu<lb/>
sehr sind  im  ganzen Osten Menschen,</p>
              <cb type="end"/><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0540] Pressestimmen Provinzialbehöcden nach einer anderen Stadt verlegt werden, entvölkere sich Danzig und verliere seine Bedeutung, indem es nur noch eine Handelsbedeutung als Polnischer Hafen behalte. Die Handelsbedeutung Danzigs aber werde nicht so sein, wie sie zur Zeit der alten Republik war, als die Danziger das Slapelrecht besaßen. Jetzt würden sie dies Recht nicht haben, vielmehr die Polen ihre Waren unmittelbar ans Ausland ver¬ kaufen und von diesem ohne Vermittelung der Danziger Waren kaufen dürfen. Polen werde unzweifelhaft den ganzen Auslands¬ handel verstaatlichen, sich durch Schaffung einer eigenen Fluß- und Seeschiffahrt von Danzig unabhängig machen, die Weichsel so vertiefen, daß kleinere und mittlere Schiffs bis Warschau bezw, Thorn, große wenigstens bis Dirschau fahren können und vielleicht auch die Halbinsel Hela durchstechen, um in der Putziger Bucht einen Hafen für die größten Ozeanschiffe zu bauen, in dem diese dann anstatt in Danzig gelöscht werden. „Frankfurter Zeitung" vom 3. Juni, Ur. 404: Nun sind die deutschen Gegenvor¬ schläge gekommen. Und die Deutschen im Osten können aus ihnen die Gewi߬ heit entnehmen, daß wir zu ihnen halten wie sie zu uns. Wir wollen zu¬ sammenbleiben. Wir wollen die schwe¬ ren finanziellen Lasten auf uns nehmen, mehr vielleicht, als den meisten heute überhaupt tragbar erscheint — aber wir wollen uns nicht blindlings zerstückeln lassen. Das ist der Sinn des deutschen Vorschlags. Die hundert Milliarden, bis zu denen wir tatsächlich festgestellte Zi¬ vilschäden in Belgien und Nordfrankreich allmählich zu ersetzen bereit sind, können nur getragen werden, wenn wir wie im Westen! so auch im Osten das Land und die Menschen behalten, die zu uns ge- hören — diese hundert Milliarden sind auch ein Preis für diese Erhaltung, furchtbar schwere Opfer müssen aller¬ dings auch hier nach den Verpflichtungen des Waffenstillstandsvertrages und im Sinne eines auch den Polen gerecht wer¬ denden Ausgleichs gebracht werden. So¬ weit die Provinz Posen unbestreitbar polnischen Charakter trägt, sind wir zur Abtretung, einschließlich der Hauptstadt Posen, bereit; soweit westpreußische Ge¬ bietsteile unzweifelhaft polnisch besiedelt sind, gilt von ihnen das Gleiche? und die Volksabstimmung soll darüber entschei¬ den. Aber daß Oberschlesien uns ge¬ nommen, daß Ostpreußen vom deutschen Gesamtkörper losgerissen, daß Danzig unter dem Namen einer Freien Stadt in Wahrheit den Polen ausgeliefert, daß der reindeutsche Charakter großer Teile Westpreußens in Frage gestellt werde und die Nordkreise Ostpreußens mit Me¬ ine! loSaelöst werden sollen, das weist Deutschland im sicheren Bewußtsein seines guten Rechts zurück. Wir tun es mit einer Feststellung, die die Welt aufhorchend vernehmen wird: die ganze Grenzführung im Osten in dem Entwurf der feindlichen Friedensbedingungen ist, was die deut¬ sche Denkschrift für jederzeit beweisbar erklärt, überhaupt nicht von dem Gesichts. Punkt der Nationalität, sondern von dem der strategischen Vorbereitung eines An¬ griffs auf deutsche Gebiete aus bestimmt worden. Nur so ist das Unmögliche möglich geworden, daß man gleichgültig Millionen von Deutschen unter Mißach¬ tung ihrer primitivsten und selbstver¬ ständlichsten Rechie von ihrem Volke los¬ zureißen unternahm, um angeblich einer, in Wahrheit viel kleineren Zahl von Po¬ len ihre Rechtsansprüche zu erfüllen. In Posen. West- und Ostpreußen leben 3,öde Millionen Deutsche, und wenn man Schlesien noch hinzunimmt, sind es so¬ gar 7,36 Millionen — die kann man nicht nach Belieben „verschieben wie Steine auf einem Schachbrett." In Wahrheit geht eben auch hier der deutsche Gegenvorschlag bis an die äußerste Grenze des Möglichen und viel¬ leicht darüber hinaus. Reinlich wie ein Rechenexempel wird ja das deutsch-Pol¬ nische Problem niemals aufgehen; zu sehr sind im ganzen Osten Menschen,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/540
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/540>, abgerufen am 15.05.2024.