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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Kleinerichten

[Beginn Spaltensatz]

Berlin. 14. Juni. (Wolff.) Auf die
Anfrage des Vorsitzenden der internatio¬
naler Waffcnstillstandskoinmission in
Spa, General Undank, ob sich die Nach¬
richt von einer deutscherseits veranlaßten
Unterbrechung der Transporte der Haller-
.Armee bestätigt, antwortete Erzbierger
durch folgende Note:


[Spaltenumbruch]

Artikel erneut bestimmt, daß die beför¬
derten polnischen Truppen lediglich zur
Aufrechterhaltung der Ordnung in den
von den Deutschen an ihren Ostgrenzen
geräumten Gebieten bestimmt find. In
dem Zusatzabkommen zu dem Protokoll
vom 4. 4. ist ausdrücklich vereinbart, daß
die Transportzüge nach ihrer Entladung
in kürzester Frist ans demselben Wege
von den Polen zurückgeführt werden
müssen. Nach einer Meldung der deut¬
schen Obersten Heeresleitung ^sind seit"
gestern morgen die Leerzüge nicht mehr
zurückgegeben worden.

Die deutsche Regierung läßt es dahin¬
gestellt sein, ob die polnische Maßnahme
eine Verwirklichung, der verschiedenen vor¬
hergegangenen Meldungen! ist, wie sie
General Dupont gestern mitgeteilt wor¬
den sind. Sie stellt das Aufhören der
Rückgabe des Lcermaterials lediglich als
Tatsache fest. Die deutsche Regierung
kann ihre Bereitschaft zur Durchführung
der Hallerschen Transporte nicht besser
beweisen, als dadurch, das; sie die örtlichen
deutschen Befehlsstellen anweisen ließ, die
Transporte vorerst fortzusetzen. Hinsicht¬
lich der Rückführung des Lcermaterials
aus Polen über Fraustadt erklärt sich die
deutsche Regierung mit der in der Note
vom 13. Juni durch Marschall Fons ge¬
gebenem Erklärung befriedigt, erwartet
aber rascheste Aufklärung über die in der
gestrigen an General Dupont übergebe-
nen Note enthaltenen Meldungen.

Die in der Note erwähnte Erklärung
Fonds vom 13. Juni, deren Kenntnis für
die Beurteilung des Zusammenhangs
nötig ist, war an General Undank in
Span gerichtet und lautet folgender¬
maßen:

"Ich gebe der französischen Mission
in Warschau die nötigen Befehle, damit
die leeren Achsen zu gleicher Zeit mit
vollen Zügen in Lissa eintreffen. Ich
bitte Sie, davon die deutsche Delegation
zu benachrichtigen, indem Sie sie jedoch
darauf aufmerksam machen, daß durch
höhere Gewalt Verzögerungen eintreten


[Ende Spaltensatz]


Kleinerichten

[Beginn Spaltensatz]

Berlin. 14. Juni. (Wolff.) Auf die
Anfrage des Vorsitzenden der internatio¬
naler Waffcnstillstandskoinmission in
Spa, General Undank, ob sich die Nach¬
richt von einer deutscherseits veranlaßten
Unterbrechung der Transporte der Haller-
.Armee bestätigt, antwortete Erzbierger
durch folgende Note:


[Spaltenumbruch]

Artikel erneut bestimmt, daß die beför¬
derten polnischen Truppen lediglich zur
Aufrechterhaltung der Ordnung in den
von den Deutschen an ihren Ostgrenzen
geräumten Gebieten bestimmt find. In
dem Zusatzabkommen zu dem Protokoll
vom 4. 4. ist ausdrücklich vereinbart, daß
die Transportzüge nach ihrer Entladung
in kürzester Frist ans demselben Wege
von den Polen zurückgeführt werden
müssen. Nach einer Meldung der deut¬
schen Obersten Heeresleitung ^sind seit"
gestern morgen die Leerzüge nicht mehr
zurückgegeben worden.

Die deutsche Regierung läßt es dahin¬
gestellt sein, ob die polnische Maßnahme
eine Verwirklichung, der verschiedenen vor¬
hergegangenen Meldungen! ist, wie sie
General Dupont gestern mitgeteilt wor¬
den sind. Sie stellt das Aufhören der
Rückgabe des Lcermaterials lediglich als
Tatsache fest. Die deutsche Regierung
kann ihre Bereitschaft zur Durchführung
der Hallerschen Transporte nicht besser
beweisen, als dadurch, das; sie die örtlichen
deutschen Befehlsstellen anweisen ließ, die
Transporte vorerst fortzusetzen. Hinsicht¬
lich der Rückführung des Lcermaterials
aus Polen über Fraustadt erklärt sich die
deutsche Regierung mit der in der Note
vom 13. Juni durch Marschall Fons ge¬
gebenem Erklärung befriedigt, erwartet
aber rascheste Aufklärung über die in der
gestrigen an General Dupont übergebe-
nen Note enthaltenen Meldungen.

Die in der Note erwähnte Erklärung
Fonds vom 13. Juni, deren Kenntnis für
die Beurteilung des Zusammenhangs
nötig ist, war an General Undank in
Span gerichtet und lautet folgender¬
maßen:

„Ich gebe der französischen Mission
in Warschau die nötigen Befehle, damit
die leeren Achsen zu gleicher Zeit mit
vollen Zügen in Lissa eintreffen. Ich
bitte Sie, davon die deutsche Delegation
zu benachrichtigen, indem Sie sie jedoch
darauf aufmerksam machen, daß durch
höhere Gewalt Verzögerungen eintreten


[Ende Spaltensatz]


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[0555] Kleinerichten Berlin. 14. Juni. (Wolff.) Auf die Anfrage des Vorsitzenden der internatio¬ naler Waffcnstillstandskoinmission in Spa, General Undank, ob sich die Nach¬ richt von einer deutscherseits veranlaßten Unterbrechung der Transporte der Haller- .Armee bestätigt, antwortete Erzbierger durch folgende Note: Artikel erneut bestimmt, daß die beför¬ derten polnischen Truppen lediglich zur Aufrechterhaltung der Ordnung in den von den Deutschen an ihren Ostgrenzen geräumten Gebieten bestimmt find. In dem Zusatzabkommen zu dem Protokoll vom 4. 4. ist ausdrücklich vereinbart, daß die Transportzüge nach ihrer Entladung in kürzester Frist ans demselben Wege von den Polen zurückgeführt werden müssen. Nach einer Meldung der deut¬ schen Obersten Heeresleitung ^sind seit" gestern morgen die Leerzüge nicht mehr zurückgegeben worden. Die deutsche Regierung läßt es dahin¬ gestellt sein, ob die polnische Maßnahme eine Verwirklichung, der verschiedenen vor¬ hergegangenen Meldungen! ist, wie sie General Dupont gestern mitgeteilt wor¬ den sind. Sie stellt das Aufhören der Rückgabe des Lcermaterials lediglich als Tatsache fest. Die deutsche Regierung kann ihre Bereitschaft zur Durchführung der Hallerschen Transporte nicht besser beweisen, als dadurch, das; sie die örtlichen deutschen Befehlsstellen anweisen ließ, die Transporte vorerst fortzusetzen. Hinsicht¬ lich der Rückführung des Lcermaterials aus Polen über Fraustadt erklärt sich die deutsche Regierung mit der in der Note vom 13. Juni durch Marschall Fons ge¬ gebenem Erklärung befriedigt, erwartet aber rascheste Aufklärung über die in der gestrigen an General Dupont übergebe- nen Note enthaltenen Meldungen. Die in der Note erwähnte Erklärung Fonds vom 13. Juni, deren Kenntnis für die Beurteilung des Zusammenhangs nötig ist, war an General Undank in Span gerichtet und lautet folgender¬ maßen: „Ich gebe der französischen Mission in Warschau die nötigen Befehle, damit die leeren Achsen zu gleicher Zeit mit vollen Zügen in Lissa eintreffen. Ich bitte Sie, davon die deutsche Delegation zu benachrichtigen, indem Sie sie jedoch darauf aufmerksam machen, daß durch höhere Gewalt Verzögerungen eintreten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/555>, abgerufen am 15.05.2024.