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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Französische ZVoithcrzigkeit

Der beamtete französische Verfasser gibt für seine Aufteilungspläne aus¬
drücklich die folgende Begründung: "Die geographische Lage dieser Kreise ist überall
die, daß jede andere Lösung als die einer einfachen und glatten Rückgabe den
Interessen Polens und seiner wirtschaftlichen Entwicklung nachteilig sein würde,
mit der wir im Hinblick auf den starken Absatz der französischen Industrie auf den
Märkten des Ostens rechnen müssen." Also nicht die ethnographischen Verhältnisse,
sondern der Absatz der französischen Industrie soll letzten Endes ausschlaggebend sein!

Bei der -- übrigens durchaus unvollständigen -- Aufzählung der einzelnen
Kreise Westpreußens macht der französische Berichterstatter folgende Kreise mit
polnischer Minderheit namhaft: Neustadt 48,7 Prozent, Flatow 26,6 Prozent,
Schlochau 15,2 Prozent, Danzig Stadt 6,0 Prozent, Marienburg 3,0 Prozent,
Deutsch-Krone 1.6 Prozent. Elbing Land 1.0 Prozent, Elbing Stadt 0,4 Prozent,
Danzig Land 0,9 bis 3 Prozent. Großmütig erklärt er dann:

"In der zweiten Kategorie der Kreise mit polnischer Minderheit kann man
"diejenigen namhaft machen, die an Preußen zurückgegeben werden können, ohne
die Interessen Grosz-Polens dadurch zu schädigen (natürlich mit Ausnahme der
Stadt und der Gegend um Danzig), die Kreise Deutsch-Krone, Elbing und Marien¬
burg können an Preußen zurückgegeben werden. Der deutsche Anteil an den
Kreisen von Flatow und Schlochau kann und muß genau begrenzt werden.

Diese Art von Kompensation an Preußen wird durch ihre Billigkeit einen
guten Eindruck macheu', um aber alle Reklamationen und jedes Handeln seitens
der Preußen zu vermeiden, dürften diese Kompensationen nur nach einer starken
militärischen Besetzung aller oben benannten Gebiete erfolgen."

Auch hur also keinerlei Bezugnahme auf die ethnographischen Grundlagen,
sondern nur Rücksichten auf die großpolnischen Interessen, die als identisch mit
den französischen Interessen betrachtet werden. -

Der amtliche französische Berichterstatter bringt es also wirklich übers Herz,
die so gut wie rein deutschen Kreise Marienburg und Elbing und außerdem den
äußersten Südwestzipfel der Provinz, den rein deutschen Kreis Deutsch-Krone, bei
Preußen belassen zu wollenI -- Andere Kreise mit 0.9 bis 6 Prozent polnischer
Bevölkerung sollen dagegen schlechtweg zu Polen geschlagen werden. Daß also
auch noch Teilstücke der Kreise Flatow und Schlochau bei Preußen bleiben sollen,
wird sogar als eine "Kompensation" bezeichnet, die angeblich "durch ihre Billigkeit
einen guten Eindruck machen" solle. Diese Kompensation darf nach französischem
Urteil aber auch erst geleistet werden, nachdem eine starke militärische Besetzung
ganz Westpreußens durch die Polen stattgefunden hat, d. h. nachdem den Polen
ergiebige Gelegenheit geblieben ist, das statistische Bild durch die Vertreibung von
Deutschen und die Heranziehung von Polen Weiler zu Polens Gunsten zu färben.
Unberücksichtigt ist bei dieser Statistik übrigens noch, daß die nichtdeutschen Be¬
wohner der nördlichen Kreise Westpreußens links der Weichsel gar keine eigent¬
lichen Polen, sondern Kaschuben sind -- Kaschuben, die unter der früheren
polnischen Herrschaft in tiefstem Elend gestanden und die erst unter preußischer
Herrschaft zu wirtschaftlicher Entwicklung gelangt sind.

Auch in diesen Bezirken haben die Polen während der letzien Zeit bereits
das Menschenmögliche getan, indem sie, namentlich in der Umgegend von Danzig,
mit größtem Eifer an den Grundstückserwerb herangegangen sind. Insbesondere
haben sie versucht, von dem Stützpunkt Zoppot aus, das durch die große Zahl
systematisch herangezogener polnischer Badegäste polemisierenden Einflüssen stark
ausgesetzt ist, Danzig von der Nordwestseite her sozusagen polnisch einzukreisen.
Selbst der französische Statistiker aber muß zugeben, daß ethnographische Gründe
für die Abtretung Westpreußens links der Weichsel an Polen in keiner Weise
geltend gemacht werden können; wo es sich um die großpolnischen Interessen
handelt, ist aber die französische Auffassung ungemein weitherzig -- verspricht
Polen doch, Preußen auseinanderzureißen und ein treuer Bundesgenosse Frank¬
T. v. reichs im Rücken Deutschlands zu werden!




Französische ZVoithcrzigkeit

Der beamtete französische Verfasser gibt für seine Aufteilungspläne aus¬
drücklich die folgende Begründung: „Die geographische Lage dieser Kreise ist überall
die, daß jede andere Lösung als die einer einfachen und glatten Rückgabe den
Interessen Polens und seiner wirtschaftlichen Entwicklung nachteilig sein würde,
mit der wir im Hinblick auf den starken Absatz der französischen Industrie auf den
Märkten des Ostens rechnen müssen." Also nicht die ethnographischen Verhältnisse,
sondern der Absatz der französischen Industrie soll letzten Endes ausschlaggebend sein!

Bei der — übrigens durchaus unvollständigen — Aufzählung der einzelnen
Kreise Westpreußens macht der französische Berichterstatter folgende Kreise mit
polnischer Minderheit namhaft: Neustadt 48,7 Prozent, Flatow 26,6 Prozent,
Schlochau 15,2 Prozent, Danzig Stadt 6,0 Prozent, Marienburg 3,0 Prozent,
Deutsch-Krone 1.6 Prozent. Elbing Land 1.0 Prozent, Elbing Stadt 0,4 Prozent,
Danzig Land 0,9 bis 3 Prozent. Großmütig erklärt er dann:

„In der zweiten Kategorie der Kreise mit polnischer Minderheit kann man
"diejenigen namhaft machen, die an Preußen zurückgegeben werden können, ohne
die Interessen Grosz-Polens dadurch zu schädigen (natürlich mit Ausnahme der
Stadt und der Gegend um Danzig), die Kreise Deutsch-Krone, Elbing und Marien¬
burg können an Preußen zurückgegeben werden. Der deutsche Anteil an den
Kreisen von Flatow und Schlochau kann und muß genau begrenzt werden.

Diese Art von Kompensation an Preußen wird durch ihre Billigkeit einen
guten Eindruck macheu', um aber alle Reklamationen und jedes Handeln seitens
der Preußen zu vermeiden, dürften diese Kompensationen nur nach einer starken
militärischen Besetzung aller oben benannten Gebiete erfolgen."

Auch hur also keinerlei Bezugnahme auf die ethnographischen Grundlagen,
sondern nur Rücksichten auf die großpolnischen Interessen, die als identisch mit
den französischen Interessen betrachtet werden. -

Der amtliche französische Berichterstatter bringt es also wirklich übers Herz,
die so gut wie rein deutschen Kreise Marienburg und Elbing und außerdem den
äußersten Südwestzipfel der Provinz, den rein deutschen Kreis Deutsch-Krone, bei
Preußen belassen zu wollenI — Andere Kreise mit 0.9 bis 6 Prozent polnischer
Bevölkerung sollen dagegen schlechtweg zu Polen geschlagen werden. Daß also
auch noch Teilstücke der Kreise Flatow und Schlochau bei Preußen bleiben sollen,
wird sogar als eine „Kompensation" bezeichnet, die angeblich „durch ihre Billigkeit
einen guten Eindruck machen" solle. Diese Kompensation darf nach französischem
Urteil aber auch erst geleistet werden, nachdem eine starke militärische Besetzung
ganz Westpreußens durch die Polen stattgefunden hat, d. h. nachdem den Polen
ergiebige Gelegenheit geblieben ist, das statistische Bild durch die Vertreibung von
Deutschen und die Heranziehung von Polen Weiler zu Polens Gunsten zu färben.
Unberücksichtigt ist bei dieser Statistik übrigens noch, daß die nichtdeutschen Be¬
wohner der nördlichen Kreise Westpreußens links der Weichsel gar keine eigent¬
lichen Polen, sondern Kaschuben sind — Kaschuben, die unter der früheren
polnischen Herrschaft in tiefstem Elend gestanden und die erst unter preußischer
Herrschaft zu wirtschaftlicher Entwicklung gelangt sind.

Auch in diesen Bezirken haben die Polen während der letzien Zeit bereits
das Menschenmögliche getan, indem sie, namentlich in der Umgegend von Danzig,
mit größtem Eifer an den Grundstückserwerb herangegangen sind. Insbesondere
haben sie versucht, von dem Stützpunkt Zoppot aus, das durch die große Zahl
systematisch herangezogener polnischer Badegäste polemisierenden Einflüssen stark
ausgesetzt ist, Danzig von der Nordwestseite her sozusagen polnisch einzukreisen.
Selbst der französische Statistiker aber muß zugeben, daß ethnographische Gründe
für die Abtretung Westpreußens links der Weichsel an Polen in keiner Weise
geltend gemacht werden können; wo es sich um die großpolnischen Interessen
handelt, ist aber die französische Auffassung ungemein weitherzig — verspricht
Polen doch, Preußen auseinanderzureißen und ein treuer Bundesgenosse Frank¬
T. v. reichs im Rücken Deutschlands zu werden!




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[0090] Französische ZVoithcrzigkeit Der beamtete französische Verfasser gibt für seine Aufteilungspläne aus¬ drücklich die folgende Begründung: „Die geographische Lage dieser Kreise ist überall die, daß jede andere Lösung als die einer einfachen und glatten Rückgabe den Interessen Polens und seiner wirtschaftlichen Entwicklung nachteilig sein würde, mit der wir im Hinblick auf den starken Absatz der französischen Industrie auf den Märkten des Ostens rechnen müssen." Also nicht die ethnographischen Verhältnisse, sondern der Absatz der französischen Industrie soll letzten Endes ausschlaggebend sein! Bei der — übrigens durchaus unvollständigen — Aufzählung der einzelnen Kreise Westpreußens macht der französische Berichterstatter folgende Kreise mit polnischer Minderheit namhaft: Neustadt 48,7 Prozent, Flatow 26,6 Prozent, Schlochau 15,2 Prozent, Danzig Stadt 6,0 Prozent, Marienburg 3,0 Prozent, Deutsch-Krone 1.6 Prozent. Elbing Land 1.0 Prozent, Elbing Stadt 0,4 Prozent, Danzig Land 0,9 bis 3 Prozent. Großmütig erklärt er dann: „In der zweiten Kategorie der Kreise mit polnischer Minderheit kann man "diejenigen namhaft machen, die an Preußen zurückgegeben werden können, ohne die Interessen Grosz-Polens dadurch zu schädigen (natürlich mit Ausnahme der Stadt und der Gegend um Danzig), die Kreise Deutsch-Krone, Elbing und Marien¬ burg können an Preußen zurückgegeben werden. Der deutsche Anteil an den Kreisen von Flatow und Schlochau kann und muß genau begrenzt werden. Diese Art von Kompensation an Preußen wird durch ihre Billigkeit einen guten Eindruck macheu', um aber alle Reklamationen und jedes Handeln seitens der Preußen zu vermeiden, dürften diese Kompensationen nur nach einer starken militärischen Besetzung aller oben benannten Gebiete erfolgen." Auch hur also keinerlei Bezugnahme auf die ethnographischen Grundlagen, sondern nur Rücksichten auf die großpolnischen Interessen, die als identisch mit den französischen Interessen betrachtet werden. - Der amtliche französische Berichterstatter bringt es also wirklich übers Herz, die so gut wie rein deutschen Kreise Marienburg und Elbing und außerdem den äußersten Südwestzipfel der Provinz, den rein deutschen Kreis Deutsch-Krone, bei Preußen belassen zu wollenI — Andere Kreise mit 0.9 bis 6 Prozent polnischer Bevölkerung sollen dagegen schlechtweg zu Polen geschlagen werden. Daß also auch noch Teilstücke der Kreise Flatow und Schlochau bei Preußen bleiben sollen, wird sogar als eine „Kompensation" bezeichnet, die angeblich „durch ihre Billigkeit einen guten Eindruck machen" solle. Diese Kompensation darf nach französischem Urteil aber auch erst geleistet werden, nachdem eine starke militärische Besetzung ganz Westpreußens durch die Polen stattgefunden hat, d. h. nachdem den Polen ergiebige Gelegenheit geblieben ist, das statistische Bild durch die Vertreibung von Deutschen und die Heranziehung von Polen Weiler zu Polens Gunsten zu färben. Unberücksichtigt ist bei dieser Statistik übrigens noch, daß die nichtdeutschen Be¬ wohner der nördlichen Kreise Westpreußens links der Weichsel gar keine eigent¬ lichen Polen, sondern Kaschuben sind — Kaschuben, die unter der früheren polnischen Herrschaft in tiefstem Elend gestanden und die erst unter preußischer Herrschaft zu wirtschaftlicher Entwicklung gelangt sind. Auch in diesen Bezirken haben die Polen während der letzien Zeit bereits das Menschenmögliche getan, indem sie, namentlich in der Umgegend von Danzig, mit größtem Eifer an den Grundstückserwerb herangegangen sind. Insbesondere haben sie versucht, von dem Stützpunkt Zoppot aus, das durch die große Zahl systematisch herangezogener polnischer Badegäste polemisierenden Einflüssen stark ausgesetzt ist, Danzig von der Nordwestseite her sozusagen polnisch einzukreisen. Selbst der französische Statistiker aber muß zugeben, daß ethnographische Gründe für die Abtretung Westpreußens links der Weichsel an Polen in keiner Weise geltend gemacht werden können; wo es sich um die großpolnischen Interessen handelt, ist aber die französische Auffassung ungemein weitherzig — verspricht Polen doch, Preußen auseinanderzureißen und ein treuer Bundesgenosse Frank¬ T. v. reichs im Rücken Deutschlands zu werden!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/90>, abgerufen am 16.05.2024.