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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Zur masurischen Frage

Polen fand der deutsche Ritterorden zu Beginn seiner preußischen Tätigkeit
nur in dem ihm von Konrad von Masowien zum Eigentum überwiesenen Kulmer-
lcind vor. Das durch das Schwert entvölkerte Preuszenland wurde mit rein
deutschen Kolonisten besetzt. Zum Schutze seiner Siedelungen gegen Polen und
Litauen ließ der Orden die große Wildnis etwa im Zuge der gegenwärtigen
Preußischen Grenze emporwachsen -- schwer durchdringliche, sumpfige Waldmassen,
deren innere deutsche Linie im Süden durch die deutschen Burgen Golou, Stras-
burg, Lautenburg, Soltau, Neidenburg, Hohenstein, Ortelsburg, Seehestenburg,
Johcmnisourg und Angerburg festgelegt wurde.

In diese Wildnis wanderten nun -- zumal nach der Tannenberger Schlacht
1410 -- Polen ein, zunächst wohl aus Masowien, dessen Namen sie in die neue
Heimat hinübertrugen. Der Orden hinderte sie nicht daran, da der deutsche Ein¬
wandererstrom versiegt war. Die Steuerkraft des Landes konnte aber nur durch
weitere .Kolonisation desselben gesteigert werden. So durfte der Bericht über die
Huldigungsreise des Hochmeisters von 1460 bereits polnische Vertreter in Johannis¬
burg, Ortelsburg und Malga vermelden.

Die starke Vermehrung ist von jeher ein charakteristisches Merkmal der
slawischen Völker gewesen. Die Umwandlung des geistlichen Ordensstaates in ein
weltliches Herzogtum ließ die Landesfürsten darauf bedacht sein, zur Vermehrung
ihrer Einnahmen das in Masuren erzeugte Menschenmaterial planmäßig für die
Nutzbarmachung wüster Ländereien heranzuziehen. Ein Dorf nach dem andern
entstand. Die Besiedelung Masurens scheint ihren Höhepunkt in der zweiten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts erreicht zu haben, doch noch am Ende des
siebzehnten Jahrhunderts beruft der Große Kurfürst masurische Kolonisten in das
rein deutsche Ordensland, während andererseits masurische Söhne und Töchter,
denen es im Elternhause zu enge wurde, weit in das deutsche Preußenland
hineinzogen und in ihren Arbeits- und Dienststellen in Stadt und Land seßhaft
wurden.

Für die Kennzeichnung der völkischen Eigenart der Masuren ist ausschlag¬
gebend ihr Glaubensbekenntnis. Mit dein Einzug der Reformation in das alt-
Preußische Ordensland wurden auch die Masuren restlos evangelisch. Zu jener
Zeit fanden noch vielfach Wechselbeziehungen zwischen den Masuren und ihren
^ugsburgischen Glaubensverwandten in Polen statt. Diese Wechselbeziehungen
unter auf, als die Gegenreformation die Tore Polens gegen jede nichtkatholische
Strömung gleichsam luftdicht abschloß. Nur einmal noch öffneten sich diese Tore
Masuren zu, als ein kleiner Nest Reformierter um ihres Glaubens willen die
polnische Heimat verließ, um neben Glaubensflüchtlingen aus aller Herren Länder
Aufnahme in Preußen zu finden.

Mit dem Jahre 1525 beginnt das Auswachsen der Masuren zu einem
besonderen Volksstamm. In ihren Vätern hatten sie die polnische Volkssprache
des fünfzehnten Jahrhunderts mitgebracht. In dieser Sprache wurde für sie die
<übel, und zwar mit gotischen Lettern, gedruckt. Diese Bibel mit ihren gotischen
Lettern ist der Sprach- und Schriftschatz der Masuren geworden und geblieben
ins auf den heutigen Tag. Die moderne polnische Schriftsprache dagegen verdankt
ehre Entstehung der Tätigkeit der Jesuitenschulen im gegenreformatorischen Zeit¬
alter. Sie hat unter römisch-lateinischen Einfluß eine Fortbildung von der
^olkssprache zur Kunstsprache erfahren und die Erzeugnisse ihres Schrifttums
°urch sich selbst ^ut die selbstverständliche Anwendung lateinischer Lettern den
Lasuren verschlossen. Dagegen nahmen diese von vornherein an den Kultur-
legnungen der preußischen Volksschule., d. h. seit ihrer planmäßigen örtlichen Aus¬
gestaltung von den Tagen Friedrich Wilhelms des Ersten her teil.

Die polnische Grenze im Rücken, das weite Preußenland vor sich: so ergab
und naturgemäß die Entwicklung des Masuren zum Preußen und Deutschen. Wie
er sein Blut an die Bevölkerung abgab, die ihm Platz einräumte in ihren heimat-
Gefilden, so nahm er umgekehrt mit dem Preußenblut altgermanisches und
lMisthes und in der Folge deutsches Blut in sich auf. Drang der Masur infolge


Zur masurischen Frage

Polen fand der deutsche Ritterorden zu Beginn seiner preußischen Tätigkeit
nur in dem ihm von Konrad von Masowien zum Eigentum überwiesenen Kulmer-
lcind vor. Das durch das Schwert entvölkerte Preuszenland wurde mit rein
deutschen Kolonisten besetzt. Zum Schutze seiner Siedelungen gegen Polen und
Litauen ließ der Orden die große Wildnis etwa im Zuge der gegenwärtigen
Preußischen Grenze emporwachsen — schwer durchdringliche, sumpfige Waldmassen,
deren innere deutsche Linie im Süden durch die deutschen Burgen Golou, Stras-
burg, Lautenburg, Soltau, Neidenburg, Hohenstein, Ortelsburg, Seehestenburg,
Johcmnisourg und Angerburg festgelegt wurde.

In diese Wildnis wanderten nun — zumal nach der Tannenberger Schlacht
1410 — Polen ein, zunächst wohl aus Masowien, dessen Namen sie in die neue
Heimat hinübertrugen. Der Orden hinderte sie nicht daran, da der deutsche Ein¬
wandererstrom versiegt war. Die Steuerkraft des Landes konnte aber nur durch
weitere .Kolonisation desselben gesteigert werden. So durfte der Bericht über die
Huldigungsreise des Hochmeisters von 1460 bereits polnische Vertreter in Johannis¬
burg, Ortelsburg und Malga vermelden.

Die starke Vermehrung ist von jeher ein charakteristisches Merkmal der
slawischen Völker gewesen. Die Umwandlung des geistlichen Ordensstaates in ein
weltliches Herzogtum ließ die Landesfürsten darauf bedacht sein, zur Vermehrung
ihrer Einnahmen das in Masuren erzeugte Menschenmaterial planmäßig für die
Nutzbarmachung wüster Ländereien heranzuziehen. Ein Dorf nach dem andern
entstand. Die Besiedelung Masurens scheint ihren Höhepunkt in der zweiten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts erreicht zu haben, doch noch am Ende des
siebzehnten Jahrhunderts beruft der Große Kurfürst masurische Kolonisten in das
rein deutsche Ordensland, während andererseits masurische Söhne und Töchter,
denen es im Elternhause zu enge wurde, weit in das deutsche Preußenland
hineinzogen und in ihren Arbeits- und Dienststellen in Stadt und Land seßhaft
wurden.

Für die Kennzeichnung der völkischen Eigenart der Masuren ist ausschlag¬
gebend ihr Glaubensbekenntnis. Mit dein Einzug der Reformation in das alt-
Preußische Ordensland wurden auch die Masuren restlos evangelisch. Zu jener
Zeit fanden noch vielfach Wechselbeziehungen zwischen den Masuren und ihren
^ugsburgischen Glaubensverwandten in Polen statt. Diese Wechselbeziehungen
unter auf, als die Gegenreformation die Tore Polens gegen jede nichtkatholische
Strömung gleichsam luftdicht abschloß. Nur einmal noch öffneten sich diese Tore
Masuren zu, als ein kleiner Nest Reformierter um ihres Glaubens willen die
polnische Heimat verließ, um neben Glaubensflüchtlingen aus aller Herren Länder
Aufnahme in Preußen zu finden.

Mit dem Jahre 1525 beginnt das Auswachsen der Masuren zu einem
besonderen Volksstamm. In ihren Vätern hatten sie die polnische Volkssprache
des fünfzehnten Jahrhunderts mitgebracht. In dieser Sprache wurde für sie die
<übel, und zwar mit gotischen Lettern, gedruckt. Diese Bibel mit ihren gotischen
Lettern ist der Sprach- und Schriftschatz der Masuren geworden und geblieben
ins auf den heutigen Tag. Die moderne polnische Schriftsprache dagegen verdankt
ehre Entstehung der Tätigkeit der Jesuitenschulen im gegenreformatorischen Zeit¬
alter. Sie hat unter römisch-lateinischen Einfluß eine Fortbildung von der
^olkssprache zur Kunstsprache erfahren und die Erzeugnisse ihres Schrifttums
°urch sich selbst ^ut die selbstverständliche Anwendung lateinischer Lettern den
Lasuren verschlossen. Dagegen nahmen diese von vornherein an den Kultur-
legnungen der preußischen Volksschule., d. h. seit ihrer planmäßigen örtlichen Aus¬
gestaltung von den Tagen Friedrich Wilhelms des Ersten her teil.

Die polnische Grenze im Rücken, das weite Preußenland vor sich: so ergab
und naturgemäß die Entwicklung des Masuren zum Preußen und Deutschen. Wie
er sein Blut an die Bevölkerung abgab, die ihm Platz einräumte in ihren heimat-
Gefilden, so nahm er umgekehrt mit dem Preußenblut altgermanisches und
lMisthes und in der Folge deutsches Blut in sich auf. Drang der Masur infolge


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[0097] Zur masurischen Frage Polen fand der deutsche Ritterorden zu Beginn seiner preußischen Tätigkeit nur in dem ihm von Konrad von Masowien zum Eigentum überwiesenen Kulmer- lcind vor. Das durch das Schwert entvölkerte Preuszenland wurde mit rein deutschen Kolonisten besetzt. Zum Schutze seiner Siedelungen gegen Polen und Litauen ließ der Orden die große Wildnis etwa im Zuge der gegenwärtigen Preußischen Grenze emporwachsen — schwer durchdringliche, sumpfige Waldmassen, deren innere deutsche Linie im Süden durch die deutschen Burgen Golou, Stras- burg, Lautenburg, Soltau, Neidenburg, Hohenstein, Ortelsburg, Seehestenburg, Johcmnisourg und Angerburg festgelegt wurde. In diese Wildnis wanderten nun — zumal nach der Tannenberger Schlacht 1410 — Polen ein, zunächst wohl aus Masowien, dessen Namen sie in die neue Heimat hinübertrugen. Der Orden hinderte sie nicht daran, da der deutsche Ein¬ wandererstrom versiegt war. Die Steuerkraft des Landes konnte aber nur durch weitere .Kolonisation desselben gesteigert werden. So durfte der Bericht über die Huldigungsreise des Hochmeisters von 1460 bereits polnische Vertreter in Johannis¬ burg, Ortelsburg und Malga vermelden. Die starke Vermehrung ist von jeher ein charakteristisches Merkmal der slawischen Völker gewesen. Die Umwandlung des geistlichen Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum ließ die Landesfürsten darauf bedacht sein, zur Vermehrung ihrer Einnahmen das in Masuren erzeugte Menschenmaterial planmäßig für die Nutzbarmachung wüster Ländereien heranzuziehen. Ein Dorf nach dem andern entstand. Die Besiedelung Masurens scheint ihren Höhepunkt in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts erreicht zu haben, doch noch am Ende des siebzehnten Jahrhunderts beruft der Große Kurfürst masurische Kolonisten in das rein deutsche Ordensland, während andererseits masurische Söhne und Töchter, denen es im Elternhause zu enge wurde, weit in das deutsche Preußenland hineinzogen und in ihren Arbeits- und Dienststellen in Stadt und Land seßhaft wurden. Für die Kennzeichnung der völkischen Eigenart der Masuren ist ausschlag¬ gebend ihr Glaubensbekenntnis. Mit dein Einzug der Reformation in das alt- Preußische Ordensland wurden auch die Masuren restlos evangelisch. Zu jener Zeit fanden noch vielfach Wechselbeziehungen zwischen den Masuren und ihren ^ugsburgischen Glaubensverwandten in Polen statt. Diese Wechselbeziehungen unter auf, als die Gegenreformation die Tore Polens gegen jede nichtkatholische Strömung gleichsam luftdicht abschloß. Nur einmal noch öffneten sich diese Tore Masuren zu, als ein kleiner Nest Reformierter um ihres Glaubens willen die polnische Heimat verließ, um neben Glaubensflüchtlingen aus aller Herren Länder Aufnahme in Preußen zu finden. Mit dem Jahre 1525 beginnt das Auswachsen der Masuren zu einem besonderen Volksstamm. In ihren Vätern hatten sie die polnische Volkssprache des fünfzehnten Jahrhunderts mitgebracht. In dieser Sprache wurde für sie die <übel, und zwar mit gotischen Lettern, gedruckt. Diese Bibel mit ihren gotischen Lettern ist der Sprach- und Schriftschatz der Masuren geworden und geblieben ins auf den heutigen Tag. Die moderne polnische Schriftsprache dagegen verdankt ehre Entstehung der Tätigkeit der Jesuitenschulen im gegenreformatorischen Zeit¬ alter. Sie hat unter römisch-lateinischen Einfluß eine Fortbildung von der ^olkssprache zur Kunstsprache erfahren und die Erzeugnisse ihres Schrifttums °urch sich selbst ^ut die selbstverständliche Anwendung lateinischer Lettern den Lasuren verschlossen. Dagegen nahmen diese von vornherein an den Kultur- legnungen der preußischen Volksschule., d. h. seit ihrer planmäßigen örtlichen Aus¬ gestaltung von den Tagen Friedrich Wilhelms des Ersten her teil. Die polnische Grenze im Rücken, das weite Preußenland vor sich: so ergab und naturgemäß die Entwicklung des Masuren zum Preußen und Deutschen. Wie er sein Blut an die Bevölkerung abgab, die ihm Platz einräumte in ihren heimat- Gefilden, so nahm er umgekehrt mit dem Preußenblut altgermanisches und lMisthes und in der Folge deutsches Blut in sich auf. Drang der Masur infolge

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/97>, abgerufen am 15.05.2024.