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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Federstriche

und am 1, Januar 1891:


"Der Sturz Bismarcks war eine Art Erlösung für Deutschland an Haupt und Gliedern.
Persönlichkeit und Tradition, mehr aber noch ein charakterloser Knechtssinn hatte die
Machtstellung des ersten Reichskanzlers zu einem Absolutismus gemacht, der unbezwing-
lich zu sein schien und sich auch als unbezwinglich dünken mochte. Die Nation hatte
den Anfang gemacht, diesem Wahn entgegenzutreten, ihr folgte mit einer Entschlossenheit,
deren volle Bedeutung erst die spätere Generation wird würdigen können, die Krone
und erfüllte damit eine doppelte Aufgabe: ihre Macht wiederherzustellen und dem Volks-
uiillen Genüge zu leisten."

Die Einigung der deutschen Stämme am 18. Januar 1871 veranlaßt die
Frankfurter Zeitung in einer späteren Betrachtung am 22. Februar 1871 fest¬
zustellen:


"Wenn jemals einem Volke statt des verlangten Brotes ein Stein geboten wurde,
so geschah dies durch die in solcher Weise erfolgte Wiederherstellung der deutschen
Kaiserwürde."____

"Die Süddeutschen werden um 50 Jahre zurückgeworfen, die wichtigsten Resultate
ihres Verfassungskampfes werden mit einemmal annulliert."


Nachdem sie an 3. Dezember l870 berichtet hatte:


"Fast jedes Zeitungsblatt, das seit der Publikation der Verträge mit Bayern und
Württemberg uns zu Händen kommt, bestätigt unsere Bemerkung, daß niemand in
Bayern und Württemberg -- den Moniteur am Nescnbnche etwa ausgenommen -- ein
dem deutschen Einigringswerke rechte Freude hat."

fügte sie am 4. Dezember 1870 hinzu:


"Der eben bekannt werdende Vertrag der bayerischen mit der preußischen Regierung
wegen Beitritts zum Nordbundc hat wenigstens bei manchem- schmerzlichstes Erstaunen
erregt."

25 Jahre später hat sie dann begonnen, die Bedeutung der damaligen Er¬
eignisse zu erkennen und sie bequemt sich, sie zu würdigen mit den Worten:


"Jedem das Seine, an Preis und Ehren. Zu solcher Feier ist in erster Reihe die
deutsche Demokratie berechtigt und berufen, denn sie hat, "ob finstre Nacht, ob Heller
Sonnenschein" sich stets zu der Idee der nationalen Einheit bekannt...."

Ja sie meint sogar, es sei


"selbstverständlich, daß aus der Waffenbrüderschaft auch eine politische herauswachsen
müßte und also natürlich war es, daß diese Einigung durch Angliederung an den nord¬
deutschen Bund geschehen müsse. Wo die Notwendigkeit gebietet, bedarf es keiner
besonderen Überredungskünste."

- Und sie kommt in demselben Aufsatz vom 18. Januar 1896 zu der Ansicht,
daß es für Vismarck kein leichtes Werk gewesen sei,


"das er auf seine Schulter nahm, er hatte seine Hauptgegner gerade in. dein Lager, aus
dein er hervorgegangen war, in dem preußischen Junkertum---- Es galt für Bismarck,
den Widerstand dieser Elemente zu brechen und sich zugleich an die Spitze der nationalen
Idee zu setzen, um sich ihre Hilfe zu sichern. Den Boden dafür hatte ihm die wiedcr-
aufstrebende Demokratie bereitet, die ihren Mittelpunkt im Nationalverein fand".

Diese Ansicht hatte sie aber nicht gehindert, einige Jahre vorher, als das
geweckte Nationalbewußtsein sich in Volkskundgebungen gegen die Entlassung Bismarcks
regte, am 27. Juli 1892 zu schreiben:


"Diese Tage haben auch auf alle Parteien gewirkt und brachten mich aus dem Lager
des Zentrums und der Freisinnigen Ovationsfrcudige. Was dabei einen befremdlichen
Eindruck macht, ist der Umstand, daß vor dem Gedanken "Träger der nationalen Idee"
alle anderen wichtigen, den Fürsten betreffenden Erwägungen und Erinnerungen zurück¬
gestellt wurden. Vismarck war doch ein gewalttätiger Mann, der allen Parteien und
jedem, der nicht seinen Ideen diente, rücksichtslos den Fuß auf den Nacken setzte. Daß
diese Tatsache von dem Teil der Bürgerschaft, der in diesen Tagen so begeistert getan
hat, ignoriert wurde, ist ein schlimmes Zeichen für die Kraft und das politische Denken
der Bürgerschaft."

Federstriche

und am 1, Januar 1891:


„Der Sturz Bismarcks war eine Art Erlösung für Deutschland an Haupt und Gliedern.
Persönlichkeit und Tradition, mehr aber noch ein charakterloser Knechtssinn hatte die
Machtstellung des ersten Reichskanzlers zu einem Absolutismus gemacht, der unbezwing-
lich zu sein schien und sich auch als unbezwinglich dünken mochte. Die Nation hatte
den Anfang gemacht, diesem Wahn entgegenzutreten, ihr folgte mit einer Entschlossenheit,
deren volle Bedeutung erst die spätere Generation wird würdigen können, die Krone
und erfüllte damit eine doppelte Aufgabe: ihre Macht wiederherzustellen und dem Volks-
uiillen Genüge zu leisten."

Die Einigung der deutschen Stämme am 18. Januar 1871 veranlaßt die
Frankfurter Zeitung in einer späteren Betrachtung am 22. Februar 1871 fest¬
zustellen:


„Wenn jemals einem Volke statt des verlangten Brotes ein Stein geboten wurde,
so geschah dies durch die in solcher Weise erfolgte Wiederherstellung der deutschen
Kaiserwürde."____

„Die Süddeutschen werden um 50 Jahre zurückgeworfen, die wichtigsten Resultate
ihres Verfassungskampfes werden mit einemmal annulliert."


Nachdem sie an 3. Dezember l870 berichtet hatte:


„Fast jedes Zeitungsblatt, das seit der Publikation der Verträge mit Bayern und
Württemberg uns zu Händen kommt, bestätigt unsere Bemerkung, daß niemand in
Bayern und Württemberg — den Moniteur am Nescnbnche etwa ausgenommen — ein
dem deutschen Einigringswerke rechte Freude hat."

fügte sie am 4. Dezember 1870 hinzu:


„Der eben bekannt werdende Vertrag der bayerischen mit der preußischen Regierung
wegen Beitritts zum Nordbundc hat wenigstens bei manchem- schmerzlichstes Erstaunen
erregt."

25 Jahre später hat sie dann begonnen, die Bedeutung der damaligen Er¬
eignisse zu erkennen und sie bequemt sich, sie zu würdigen mit den Worten:


„Jedem das Seine, an Preis und Ehren. Zu solcher Feier ist in erster Reihe die
deutsche Demokratie berechtigt und berufen, denn sie hat, „ob finstre Nacht, ob Heller
Sonnenschein" sich stets zu der Idee der nationalen Einheit bekannt...."

Ja sie meint sogar, es sei


„selbstverständlich, daß aus der Waffenbrüderschaft auch eine politische herauswachsen
müßte und also natürlich war es, daß diese Einigung durch Angliederung an den nord¬
deutschen Bund geschehen müsse. Wo die Notwendigkeit gebietet, bedarf es keiner
besonderen Überredungskünste."

- Und sie kommt in demselben Aufsatz vom 18. Januar 1896 zu der Ansicht,
daß es für Vismarck kein leichtes Werk gewesen sei,


„das er auf seine Schulter nahm, er hatte seine Hauptgegner gerade in. dein Lager, aus
dein er hervorgegangen war, in dem preußischen Junkertum---- Es galt für Bismarck,
den Widerstand dieser Elemente zu brechen und sich zugleich an die Spitze der nationalen
Idee zu setzen, um sich ihre Hilfe zu sichern. Den Boden dafür hatte ihm die wiedcr-
aufstrebende Demokratie bereitet, die ihren Mittelpunkt im Nationalverein fand".

Diese Ansicht hatte sie aber nicht gehindert, einige Jahre vorher, als das
geweckte Nationalbewußtsein sich in Volkskundgebungen gegen die Entlassung Bismarcks
regte, am 27. Juli 1892 zu schreiben:


„Diese Tage haben auch auf alle Parteien gewirkt und brachten mich aus dem Lager
des Zentrums und der Freisinnigen Ovationsfrcudige. Was dabei einen befremdlichen
Eindruck macht, ist der Umstand, daß vor dem Gedanken „Träger der nationalen Idee"
alle anderen wichtigen, den Fürsten betreffenden Erwägungen und Erinnerungen zurück¬
gestellt wurden. Vismarck war doch ein gewalttätiger Mann, der allen Parteien und
jedem, der nicht seinen Ideen diente, rücksichtslos den Fuß auf den Nacken setzte. Daß
diese Tatsache von dem Teil der Bürgerschaft, der in diesen Tagen so begeistert getan
hat, ignoriert wurde, ist ein schlimmes Zeichen für die Kraft und das politische Denken
der Bürgerschaft."

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[0127] Federstriche und am 1, Januar 1891: „Der Sturz Bismarcks war eine Art Erlösung für Deutschland an Haupt und Gliedern. Persönlichkeit und Tradition, mehr aber noch ein charakterloser Knechtssinn hatte die Machtstellung des ersten Reichskanzlers zu einem Absolutismus gemacht, der unbezwing- lich zu sein schien und sich auch als unbezwinglich dünken mochte. Die Nation hatte den Anfang gemacht, diesem Wahn entgegenzutreten, ihr folgte mit einer Entschlossenheit, deren volle Bedeutung erst die spätere Generation wird würdigen können, die Krone und erfüllte damit eine doppelte Aufgabe: ihre Macht wiederherzustellen und dem Volks- uiillen Genüge zu leisten." Die Einigung der deutschen Stämme am 18. Januar 1871 veranlaßt die Frankfurter Zeitung in einer späteren Betrachtung am 22. Februar 1871 fest¬ zustellen: „Wenn jemals einem Volke statt des verlangten Brotes ein Stein geboten wurde, so geschah dies durch die in solcher Weise erfolgte Wiederherstellung der deutschen Kaiserwürde."____ „Die Süddeutschen werden um 50 Jahre zurückgeworfen, die wichtigsten Resultate ihres Verfassungskampfes werden mit einemmal annulliert." Nachdem sie an 3. Dezember l870 berichtet hatte: „Fast jedes Zeitungsblatt, das seit der Publikation der Verträge mit Bayern und Württemberg uns zu Händen kommt, bestätigt unsere Bemerkung, daß niemand in Bayern und Württemberg — den Moniteur am Nescnbnche etwa ausgenommen — ein dem deutschen Einigringswerke rechte Freude hat." fügte sie am 4. Dezember 1870 hinzu: „Der eben bekannt werdende Vertrag der bayerischen mit der preußischen Regierung wegen Beitritts zum Nordbundc hat wenigstens bei manchem- schmerzlichstes Erstaunen erregt." 25 Jahre später hat sie dann begonnen, die Bedeutung der damaligen Er¬ eignisse zu erkennen und sie bequemt sich, sie zu würdigen mit den Worten: „Jedem das Seine, an Preis und Ehren. Zu solcher Feier ist in erster Reihe die deutsche Demokratie berechtigt und berufen, denn sie hat, „ob finstre Nacht, ob Heller Sonnenschein" sich stets zu der Idee der nationalen Einheit bekannt...." Ja sie meint sogar, es sei „selbstverständlich, daß aus der Waffenbrüderschaft auch eine politische herauswachsen müßte und also natürlich war es, daß diese Einigung durch Angliederung an den nord¬ deutschen Bund geschehen müsse. Wo die Notwendigkeit gebietet, bedarf es keiner besonderen Überredungskünste." - Und sie kommt in demselben Aufsatz vom 18. Januar 1896 zu der Ansicht, daß es für Vismarck kein leichtes Werk gewesen sei, „das er auf seine Schulter nahm, er hatte seine Hauptgegner gerade in. dein Lager, aus dein er hervorgegangen war, in dem preußischen Junkertum---- Es galt für Bismarck, den Widerstand dieser Elemente zu brechen und sich zugleich an die Spitze der nationalen Idee zu setzen, um sich ihre Hilfe zu sichern. Den Boden dafür hatte ihm die wiedcr- aufstrebende Demokratie bereitet, die ihren Mittelpunkt im Nationalverein fand". Diese Ansicht hatte sie aber nicht gehindert, einige Jahre vorher, als das geweckte Nationalbewußtsein sich in Volkskundgebungen gegen die Entlassung Bismarcks regte, am 27. Juli 1892 zu schreiben: „Diese Tage haben auch auf alle Parteien gewirkt und brachten mich aus dem Lager des Zentrums und der Freisinnigen Ovationsfrcudige. Was dabei einen befremdlichen Eindruck macht, ist der Umstand, daß vor dem Gedanken „Träger der nationalen Idee" alle anderen wichtigen, den Fürsten betreffenden Erwägungen und Erinnerungen zurück¬ gestellt wurden. Vismarck war doch ein gewalttätiger Mann, der allen Parteien und jedem, der nicht seinen Ideen diente, rücksichtslos den Fuß auf den Nacken setzte. Daß diese Tatsache von dem Teil der Bürgerschaft, der in diesen Tagen so begeistert getan hat, ignoriert wurde, ist ein schlimmes Zeichen für die Kraft und das politische Denken der Bürgerschaft."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/127>, abgerufen am 14.05.2024.