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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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wollenden opferbereiten Mittelstand, so würde der Stimmzettel nicht mehr alles
tyrannisieren können. Die Heilung muß unserer Meinung nach mehr von oben
nach unten gehen. Trotz dieser abweichenden Ansicht pflichten wir aber spähn
in allem übrigen bei, wenn er nun den Schluszteil seiner Schrift auf die Möglich¬
keiten wendet, wie die Masse zum Gemeingeist herangezogen werden könne. Er
sieht darin die einzige Rettung vor dem Volkstod. Wir legen den Hauptnachdruck
auf die Neubildung eines Mittelstandes, und halten die Entwicklung der Arbeiter¬
klasse zu einem Staatsbürgerstand sür das Spätere und Zweite, was nur aus
dem Ersten, dem neuen Mittelstand, folgen kann, ihm aber auch mit großer
Wahrscheinlimkeit folgen wird. Erst die Zukunft kann lehren, wer recht behält,
ob wir erst eine staatsbewußte Masse oder einen neuen großen Führer und die
entsprechende Unterführerschicht neuen Stiles erhalten werden. Das wünschens¬
werteste wäre natürlich, wenn beides konvergierend zusammenträfe. In einem
geben wir Spahn recht. Die berussständische Volksvertretung bleibt eine ver¬
schwommene Hoffnung, solange wir keine Berufsstünde, sondern Bevölkerungs¬
klassen haben.

Um nun den einzigen Rettungsweg, den spähn sieht, noch anzudeuten:
auf dem Weg des kapitalistischen Geistes und des Klassenkampfes gibt es keine
Zukunft. Notwendig ist, daß wir unsere Arbeit wieder heiligen ^ notwendig ist
eine Änderung der Lebensbedingungen, unter welchen der Arbeiter seiner Arbeit
nachgeht (S. 25). Der Arbeiter muß erstens wieder im Familienleben ein¬
wurzeln, Häuslichkeit, Sparsinn, aufsteigende Erziehungsleistung der Generationen
gewinnen. Die hierfür nötige Siedelung mit eigenem Haus und Hof führt
hinüber zu zweitens, der Entfaltung freier genossenschaftlicher Bethätigung,
welche außer dem Wohnbau wirtschaftliche, soziale und Bildungsaufgaben ent¬
wickeln soll. Und wenn hierdurch der neue gesellschaftliche Aufbau gefördert wird,
so ist drittens der Anteil des Arbeiters an der Gemeinde, der Keimzelle des
Staates, der natürliche Anfang staatlichen Verständnisses und verantwortlichen
Gemeinsinnes. Die Selbstverwaltung ist deshalb gegenüber dem Bureaukratismus
des Parlaments zu schützen, Steins und Bismarcks Überlieferungen gegenüber
dem westlerischen Staatsabsolutismus der zentralisierenden Demokratie weiter
zu entfalten.

"Durch seine zentralistischeFinanzpolitiklegte derwestlerischeParlamentarismus
bereits die Axt an die Wurzel unserer gemeinlichen Selbständigkeit. Wir dürfen
ihn nicht weiter schalten und walten lassen. Das Eigenleben unserer Gemeinden
muß von uns verteidigt und gerettet werden. Denn wir brauchen es für die
Aufrichtung des freien Männertums in unserer Arbeiterschaft und sür ihre volle
Eingliederung in die Gemeinschaft unserer Volksgenossen so notwendig wie die
Familie, um unsere Arbeiter gesellschaftlich zu stützen. Es bleibt uns keine Wahl.
Wir müssen für die Erhaltung und weitere Belebung der Gemeinde kämpfen!
Gewinnen wir diese Schlacht und gewinnen wir mit ihr den Arbeiter sür die
Beteiligung am Leben seiner Gemeinde, in der er durch Familie und Genossenschaft
allmählich wieder einwurzeln wird, so ist wahrscheinlich nicht nur ein dritter
Schritt zur freundschaftlichen Regelung des Verhältnisses der Arbeiterschaft zu den
anderen Schickten getan, sondern auch schon der Sieg in dem Ringen um die
Erneuerungsfählgkeit unseres Volkstums, wie seines Staates und seiner
Gesellschaft erfochten. Dem Arbeiter werden dann wieder die Glocken seiner
verlorenen Heimat läuten."

Das werden sie doch nur, wenn gleichzeitig auch eine idealistische Welt¬
anschauung, vorgedacht und vorgelebt von den führenden Ständen, nicht den
besitzenden Klassen, ihn wieder ergreift und auch die geistige "alte Heimat", die
Ehrfurcht vor dem iiberindividuellen wie vor der eigenen Persönlichkeit ihn und
uns alle umfängt und über unsere unschöpferische Gegenwart hinaushebt! Dies
ist der zweite Punkt, worin wir spähn ergänzen möchten. Wie wir an die Not¬
wendigkeit, aber auch an die Möglichkeit einer Führung im Staate glauben, so
an die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Wiedergeburt der Weltanschauung-


wollenden opferbereiten Mittelstand, so würde der Stimmzettel nicht mehr alles
tyrannisieren können. Die Heilung muß unserer Meinung nach mehr von oben
nach unten gehen. Trotz dieser abweichenden Ansicht pflichten wir aber spähn
in allem übrigen bei, wenn er nun den Schluszteil seiner Schrift auf die Möglich¬
keiten wendet, wie die Masse zum Gemeingeist herangezogen werden könne. Er
sieht darin die einzige Rettung vor dem Volkstod. Wir legen den Hauptnachdruck
auf die Neubildung eines Mittelstandes, und halten die Entwicklung der Arbeiter¬
klasse zu einem Staatsbürgerstand sür das Spätere und Zweite, was nur aus
dem Ersten, dem neuen Mittelstand, folgen kann, ihm aber auch mit großer
Wahrscheinlimkeit folgen wird. Erst die Zukunft kann lehren, wer recht behält,
ob wir erst eine staatsbewußte Masse oder einen neuen großen Führer und die
entsprechende Unterführerschicht neuen Stiles erhalten werden. Das wünschens¬
werteste wäre natürlich, wenn beides konvergierend zusammenträfe. In einem
geben wir Spahn recht. Die berussständische Volksvertretung bleibt eine ver¬
schwommene Hoffnung, solange wir keine Berufsstünde, sondern Bevölkerungs¬
klassen haben.

Um nun den einzigen Rettungsweg, den spähn sieht, noch anzudeuten:
auf dem Weg des kapitalistischen Geistes und des Klassenkampfes gibt es keine
Zukunft. Notwendig ist, daß wir unsere Arbeit wieder heiligen ^ notwendig ist
eine Änderung der Lebensbedingungen, unter welchen der Arbeiter seiner Arbeit
nachgeht (S. 25). Der Arbeiter muß erstens wieder im Familienleben ein¬
wurzeln, Häuslichkeit, Sparsinn, aufsteigende Erziehungsleistung der Generationen
gewinnen. Die hierfür nötige Siedelung mit eigenem Haus und Hof führt
hinüber zu zweitens, der Entfaltung freier genossenschaftlicher Bethätigung,
welche außer dem Wohnbau wirtschaftliche, soziale und Bildungsaufgaben ent¬
wickeln soll. Und wenn hierdurch der neue gesellschaftliche Aufbau gefördert wird,
so ist drittens der Anteil des Arbeiters an der Gemeinde, der Keimzelle des
Staates, der natürliche Anfang staatlichen Verständnisses und verantwortlichen
Gemeinsinnes. Die Selbstverwaltung ist deshalb gegenüber dem Bureaukratismus
des Parlaments zu schützen, Steins und Bismarcks Überlieferungen gegenüber
dem westlerischen Staatsabsolutismus der zentralisierenden Demokratie weiter
zu entfalten.

„Durch seine zentralistischeFinanzpolitiklegte derwestlerischeParlamentarismus
bereits die Axt an die Wurzel unserer gemeinlichen Selbständigkeit. Wir dürfen
ihn nicht weiter schalten und walten lassen. Das Eigenleben unserer Gemeinden
muß von uns verteidigt und gerettet werden. Denn wir brauchen es für die
Aufrichtung des freien Männertums in unserer Arbeiterschaft und sür ihre volle
Eingliederung in die Gemeinschaft unserer Volksgenossen so notwendig wie die
Familie, um unsere Arbeiter gesellschaftlich zu stützen. Es bleibt uns keine Wahl.
Wir müssen für die Erhaltung und weitere Belebung der Gemeinde kämpfen!
Gewinnen wir diese Schlacht und gewinnen wir mit ihr den Arbeiter sür die
Beteiligung am Leben seiner Gemeinde, in der er durch Familie und Genossenschaft
allmählich wieder einwurzeln wird, so ist wahrscheinlich nicht nur ein dritter
Schritt zur freundschaftlichen Regelung des Verhältnisses der Arbeiterschaft zu den
anderen Schickten getan, sondern auch schon der Sieg in dem Ringen um die
Erneuerungsfählgkeit unseres Volkstums, wie seines Staates und seiner
Gesellschaft erfochten. Dem Arbeiter werden dann wieder die Glocken seiner
verlorenen Heimat läuten."

Das werden sie doch nur, wenn gleichzeitig auch eine idealistische Welt¬
anschauung, vorgedacht und vorgelebt von den führenden Ständen, nicht den
besitzenden Klassen, ihn wieder ergreift und auch die geistige „alte Heimat", die
Ehrfurcht vor dem iiberindividuellen wie vor der eigenen Persönlichkeit ihn und
uns alle umfängt und über unsere unschöpferische Gegenwart hinaushebt! Dies
ist der zweite Punkt, worin wir spähn ergänzen möchten. Wie wir an die Not¬
wendigkeit, aber auch an die Möglichkeit einer Führung im Staate glauben, so
an die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Wiedergeburt der Weltanschauung-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/84>, abgerufen am 13.05.2024.