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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Federstriche

Gleichzeitig unterstützt der sozialistische Abgeordnete Hellmann im preußischen
Abgeordnetenhaus den französischen Ministerpräsidenten durch den Hinweis, nicht
etwa nur französische Imperialisten, sondern auch die uns so freundlichen belgischen
Sozialisten verurteilten die Leipziger Rechtsprechung, und diese verhindere die Auf¬
hebung der Sanktionen.

Also wieder, wie stets, liefern deutsche Parteien dem Feind Vorwände,
einmal um die Sanktionen nicht aufzuheben, zweitens um alle die Minister, die
in Berlin noch etwas mehr sind als Kanzleigehilfen des französischen Botschafters,
als nicht demokratisch, nicht ehrlich, nicht international genug zu beseitigen.

Der deutsche linke Politiker hält sein Ohr an der Erde, um zu hören, was
der feindliche linke Politiker gegen den deutschen rechten Politiker sagt. Es ist
auch so angenehm, daß die Ministersiühle der linken Politiker außer durch die
wankelmütige Gunst des deutschen Wählers durch das unerschütterliche Interesse
Frankreichs gestützt und gesichert sind. Feindeslob hat deutschen linken Politikern
immer süß geschmeckt. Solange sie regieren, versprechen sie dem Feind goldene
Berge und schinden den deutschen Steuerzahler gegen das vaterländische Interesse
in der kindischen Vorspiegelung, hiermit die "Freiheit" zu erkaufen. Kommt dann
der Verfallstag für die unerfüllbaren Versprechungen, läßt man für ein paar
Augenblicke den Rechtspolitikern das Nuder, die Franzosen marschieren ein, die
Linke kommt wieder, verspricht (nachdem also die alten Vorwände zu neuer
Minderung Deutschlands geführt haben), erneut Unerfüllbares, wird belobt Der
Z .
L. I. w. irkel beginnt von neuem. Das ist unser Land.


"Nur nichts gegen die Armee"

war das Stichwort der Franzosen, als ihre Armee 1870 geschlagen war, denn
diese Nation wollte wieder emporkommen. "Fort mit dem militaristischen Geist"
ruft ein geschlagenes Volk, das sich zum Untergang in ewiger Sklaverei rüstet.
Das schwache Frankreich spielte Deutschlands und Englands Gegensatz geschickt
aus, bis es wieder größer als Deutschland war. Es konnte dies,'denn es wollte
wieder wachsen. Deutschland weiß nicht, was es will, deshalb spielt jeder mit ihm.


L. I. w.
Die schwarze Armee

der Franzosen betrug 1913 120 000, jetzt 245 000 Mann. Ihre Zunahme ent¬
spricht der Verminderung der "weißen" Armee. Gegen die heutigen Deutschen
genügen eben Neger. Das Kolonialreich macht sich bezahlt durch die deutschen
Kriegstribute und liefert die Mannschaft zur Befreiung der weißen Franzosen
vom Schergendienst am Rhein. Außer den 200 neuen farbigen Bataillonen hat
Frankreich aber auch 10 Tant- und 15 Fliegerregimenter neu aufgestellt. Auch
deren Kosten bezahlt der deutsche Steuerzahler. Ihre Verwendung tritt ein wenn
,
L. I. w. ein neuer Vormarsch ins Innere Deutschlands sich empfiehlt.




Federstriche

Gleichzeitig unterstützt der sozialistische Abgeordnete Hellmann im preußischen
Abgeordnetenhaus den französischen Ministerpräsidenten durch den Hinweis, nicht
etwa nur französische Imperialisten, sondern auch die uns so freundlichen belgischen
Sozialisten verurteilten die Leipziger Rechtsprechung, und diese verhindere die Auf¬
hebung der Sanktionen.

Also wieder, wie stets, liefern deutsche Parteien dem Feind Vorwände,
einmal um die Sanktionen nicht aufzuheben, zweitens um alle die Minister, die
in Berlin noch etwas mehr sind als Kanzleigehilfen des französischen Botschafters,
als nicht demokratisch, nicht ehrlich, nicht international genug zu beseitigen.

Der deutsche linke Politiker hält sein Ohr an der Erde, um zu hören, was
der feindliche linke Politiker gegen den deutschen rechten Politiker sagt. Es ist
auch so angenehm, daß die Ministersiühle der linken Politiker außer durch die
wankelmütige Gunst des deutschen Wählers durch das unerschütterliche Interesse
Frankreichs gestützt und gesichert sind. Feindeslob hat deutschen linken Politikern
immer süß geschmeckt. Solange sie regieren, versprechen sie dem Feind goldene
Berge und schinden den deutschen Steuerzahler gegen das vaterländische Interesse
in der kindischen Vorspiegelung, hiermit die „Freiheit" zu erkaufen. Kommt dann
der Verfallstag für die unerfüllbaren Versprechungen, läßt man für ein paar
Augenblicke den Rechtspolitikern das Nuder, die Franzosen marschieren ein, die
Linke kommt wieder, verspricht (nachdem also die alten Vorwände zu neuer
Minderung Deutschlands geführt haben), erneut Unerfüllbares, wird belobt Der
Z .
L. I. w. irkel beginnt von neuem. Das ist unser Land.


„Nur nichts gegen die Armee"

war das Stichwort der Franzosen, als ihre Armee 1870 geschlagen war, denn
diese Nation wollte wieder emporkommen. „Fort mit dem militaristischen Geist"
ruft ein geschlagenes Volk, das sich zum Untergang in ewiger Sklaverei rüstet.
Das schwache Frankreich spielte Deutschlands und Englands Gegensatz geschickt
aus, bis es wieder größer als Deutschland war. Es konnte dies,'denn es wollte
wieder wachsen. Deutschland weiß nicht, was es will, deshalb spielt jeder mit ihm.


L. I. w.
Die schwarze Armee

der Franzosen betrug 1913 120 000, jetzt 245 000 Mann. Ihre Zunahme ent¬
spricht der Verminderung der „weißen" Armee. Gegen die heutigen Deutschen
genügen eben Neger. Das Kolonialreich macht sich bezahlt durch die deutschen
Kriegstribute und liefert die Mannschaft zur Befreiung der weißen Franzosen
vom Schergendienst am Rhein. Außer den 200 neuen farbigen Bataillonen hat
Frankreich aber auch 10 Tant- und 15 Fliegerregimenter neu aufgestellt. Auch
deren Kosten bezahlt der deutsche Steuerzahler. Ihre Verwendung tritt ein wenn
,
L. I. w. ein neuer Vormarsch ins Innere Deutschlands sich empfiehlt.




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[0138] Federstriche Gleichzeitig unterstützt der sozialistische Abgeordnete Hellmann im preußischen Abgeordnetenhaus den französischen Ministerpräsidenten durch den Hinweis, nicht etwa nur französische Imperialisten, sondern auch die uns so freundlichen belgischen Sozialisten verurteilten die Leipziger Rechtsprechung, und diese verhindere die Auf¬ hebung der Sanktionen. Also wieder, wie stets, liefern deutsche Parteien dem Feind Vorwände, einmal um die Sanktionen nicht aufzuheben, zweitens um alle die Minister, die in Berlin noch etwas mehr sind als Kanzleigehilfen des französischen Botschafters, als nicht demokratisch, nicht ehrlich, nicht international genug zu beseitigen. Der deutsche linke Politiker hält sein Ohr an der Erde, um zu hören, was der feindliche linke Politiker gegen den deutschen rechten Politiker sagt. Es ist auch so angenehm, daß die Ministersiühle der linken Politiker außer durch die wankelmütige Gunst des deutschen Wählers durch das unerschütterliche Interesse Frankreichs gestützt und gesichert sind. Feindeslob hat deutschen linken Politikern immer süß geschmeckt. Solange sie regieren, versprechen sie dem Feind goldene Berge und schinden den deutschen Steuerzahler gegen das vaterländische Interesse in der kindischen Vorspiegelung, hiermit die „Freiheit" zu erkaufen. Kommt dann der Verfallstag für die unerfüllbaren Versprechungen, läßt man für ein paar Augenblicke den Rechtspolitikern das Nuder, die Franzosen marschieren ein, die Linke kommt wieder, verspricht (nachdem also die alten Vorwände zu neuer Minderung Deutschlands geführt haben), erneut Unerfüllbares, wird belobt Der Z . L. I. w. irkel beginnt von neuem. Das ist unser Land. „Nur nichts gegen die Armee" war das Stichwort der Franzosen, als ihre Armee 1870 geschlagen war, denn diese Nation wollte wieder emporkommen. „Fort mit dem militaristischen Geist" ruft ein geschlagenes Volk, das sich zum Untergang in ewiger Sklaverei rüstet. Das schwache Frankreich spielte Deutschlands und Englands Gegensatz geschickt aus, bis es wieder größer als Deutschland war. Es konnte dies,'denn es wollte wieder wachsen. Deutschland weiß nicht, was es will, deshalb spielt jeder mit ihm. L. I. w. Die schwarze Armee der Franzosen betrug 1913 120 000, jetzt 245 000 Mann. Ihre Zunahme ent¬ spricht der Verminderung der „weißen" Armee. Gegen die heutigen Deutschen genügen eben Neger. Das Kolonialreich macht sich bezahlt durch die deutschen Kriegstribute und liefert die Mannschaft zur Befreiung der weißen Franzosen vom Schergendienst am Rhein. Außer den 200 neuen farbigen Bataillonen hat Frankreich aber auch 10 Tant- und 15 Fliegerregimenter neu aufgestellt. Auch deren Kosten bezahlt der deutsche Steuerzahler. Ihre Verwendung tritt ein wenn , L. I. w. ein neuer Vormarsch ins Innere Deutschlands sich empfiehlt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/138>, abgerufen am 22.05.2024.