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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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aller Wahrscheinlichkeit nach demjenigen gleich ist, welches die Geschichte einst über
diesen "Kriegsmann" fällen wird." Faure fährt dann fort:

"Während wir in diesem Buche blättern, kommen wir zu der Überzeugung,
daß wir in Hindenburg einen Gegner von achtbaren Charaktereigenschaften und
unleugbaren militärischen Können haben. Da ist es nicht weiter erstaunlich, daß
der Mann, dessen Charaktereigenschaften wir selbst anerkennen, sich in seinem
Vaterland einer ungeheuren Beliebtheit erfreut. -- Es ist aus diesem Grunde
leicht möglich, daß Hindenburg eines Tages, getragen von der öffentlichen Mei¬
nung, an die Spitze der Bewegung zur Wiederaufrichtung Deutschlands treten
wird. Es mag daher von Nutzen sein, daß wir den Menschen ganz und gar kennen,
der dazu berufen sein kann, drüben "jenseits des Rheines", von neuem eine ein¬
flußreiche Rolle zu spielen." Soweit Farre.

Im März hat nun General Buat uuter dem Titel "I^Sö Principes as
^uorre an msrecnsl tMckenburZ" einen Aufsatz in der "Revue universelle" ver¬
öffentlicht, in welchem er Hindenburgs Buch: "Aus meinem Leben" bespricht. Von
dem Leidwort Hindenburgs "Man solle den Krieg nicht um seiner selbst willen
lieben" ausgehend, frägt "der ehemalige Generalstabschef der französischen Armee,
was denn dann der Krieg von dem Feldherrn verlange? "Der Krieg verlangt
willenskräftige energische Männer," zu diesem Schlüsse kommt Hindenburg, der von
Jugend auf von seinen Eltern zu einer starken Persönlichkeit erzogen wurde, sagt
Buat, und pflichtet ihm unbedingt bei. Buat geht weiterhin im Verlaufe seines
Aufsatzes darauf ein, mit welch abgeklärter Seelenruhe Generalfeldmarschall von
Hindenburg kritische Tage überwindet und führt einige Beispiele an. Dann kommt
Buat auf des Feldmarschalls Verantwortungsfreudigkeit zu sprechen; ich übersetze
wörtlich: "die Charakterfestigkeit Hindenburgs schließt Verantwortungsfrcudigkeit
in sich ein. Hier ist es der Geist AorkZ, der it>n anhaucht, dieser Geist, den "die
oberflächlichen Kritiker" so schlecht begriffen haben, dieser Geist, der ohne Zweifel
eine starke Festigkeit dem eigenen Ich und anderen gegenüber voraussetzt, der aber
trotzdem auch den Untergebenen das Recht und sogar die Pflicht läßt, unabhängig
und mit eigener Initiative zu handeln. Das ist der Geist, den Hindenburg schon
als Oberst jedem Untergebenen in feinem Regiment einzuimpfen sich bemühte,
und den er von diesen stets in die Tat umgesetzt sehen will."

Fürwahr, ein hohes Lob!

Und an: Ende dieses Abschnittes sagt Buat, als er auf den 9. Januar
1917, den Tag der Erklärung des uneingeschränkten U-Bootkrieges, zu sprechen
kommt: "Nichts ist bewundernswerter, als der General, der den Sieg zu er¬
zwingen, seine letzten Reserven ins Feuer wirft. -- Napoleon war weniger groß,
-- als er bei Waterloo zögerte -- seine Garde in den Kampf zu führen. Und
fährt dann mit folgenden Worten fort: Fürwahr, unrühmlich' wäre das Schicksal
eines Führers, hinge der Erfolg nur von sicheren Erwägungen und nicht auch
von der Verantwortungsfreudigkeit ab.

Im zweiten Kapitel feines Aufsatzes sagt Buat, Hindenburgs erster Grund¬
satz der taktischen Führung sei der gewesen: "Derjenige, -der angreift, hat alle
Erfolgsmöglichkciten auf seiner Seite. Derjenige, welcher nicht handelt oder ge¬
zwungen ist, dies zu tun, ist verloren!" Damit kleidet Hindenburg eine alte
militärische Lehre in Worte, sagt Buat zustimmend, denn die nnr passive Verteidi¬
gung führt früher oder später zu einer vollkommenen Niederlage. Hindenburg
hat also stets, wenn er es vermochte, angegriffen, doch war dieses '"angreifen
können" niemals ein Entschluß, geboren aus dem Gefühl der Stärke, fondern stets
eine Frage der Zeit. --

Auch bei dem Bestreben nach Vergeltung ließ sich Hindenburg, so fährt Buat
fort, nie zu Offensiven hinreißen, die geeignet sein konnten, seine Kräfte zu zer¬
splittern. Buat führt auch ein Beispiel an: Im Laufe des Winters 1916/17 unter¬
breiteten die Österreicher dem Generalfeldmarschall gute Angriffspläne für den
italienischen und mazedonischen Kriegsschauplatz. Hindenburg findet sie theoretisch
ausgezeichnet, doch kommt er zu der Einsicht, daß er in einem Augenblick, wo


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aller Wahrscheinlichkeit nach demjenigen gleich ist, welches die Geschichte einst über
diesen „Kriegsmann" fällen wird." Faure fährt dann fort:

„Während wir in diesem Buche blättern, kommen wir zu der Überzeugung,
daß wir in Hindenburg einen Gegner von achtbaren Charaktereigenschaften und
unleugbaren militärischen Können haben. Da ist es nicht weiter erstaunlich, daß
der Mann, dessen Charaktereigenschaften wir selbst anerkennen, sich in seinem
Vaterland einer ungeheuren Beliebtheit erfreut. — Es ist aus diesem Grunde
leicht möglich, daß Hindenburg eines Tages, getragen von der öffentlichen Mei¬
nung, an die Spitze der Bewegung zur Wiederaufrichtung Deutschlands treten
wird. Es mag daher von Nutzen sein, daß wir den Menschen ganz und gar kennen,
der dazu berufen sein kann, drüben „jenseits des Rheines", von neuem eine ein¬
flußreiche Rolle zu spielen." Soweit Farre.

Im März hat nun General Buat uuter dem Titel „I^Sö Principes as
^uorre an msrecnsl tMckenburZ" einen Aufsatz in der „Revue universelle" ver¬
öffentlicht, in welchem er Hindenburgs Buch: „Aus meinem Leben" bespricht. Von
dem Leidwort Hindenburgs „Man solle den Krieg nicht um seiner selbst willen
lieben" ausgehend, frägt "der ehemalige Generalstabschef der französischen Armee,
was denn dann der Krieg von dem Feldherrn verlange? „Der Krieg verlangt
willenskräftige energische Männer," zu diesem Schlüsse kommt Hindenburg, der von
Jugend auf von seinen Eltern zu einer starken Persönlichkeit erzogen wurde, sagt
Buat, und pflichtet ihm unbedingt bei. Buat geht weiterhin im Verlaufe seines
Aufsatzes darauf ein, mit welch abgeklärter Seelenruhe Generalfeldmarschall von
Hindenburg kritische Tage überwindet und führt einige Beispiele an. Dann kommt
Buat auf des Feldmarschalls Verantwortungsfreudigkeit zu sprechen; ich übersetze
wörtlich: „die Charakterfestigkeit Hindenburgs schließt Verantwortungsfrcudigkeit
in sich ein. Hier ist es der Geist AorkZ, der it>n anhaucht, dieser Geist, den „die
oberflächlichen Kritiker" so schlecht begriffen haben, dieser Geist, der ohne Zweifel
eine starke Festigkeit dem eigenen Ich und anderen gegenüber voraussetzt, der aber
trotzdem auch den Untergebenen das Recht und sogar die Pflicht läßt, unabhängig
und mit eigener Initiative zu handeln. Das ist der Geist, den Hindenburg schon
als Oberst jedem Untergebenen in feinem Regiment einzuimpfen sich bemühte,
und den er von diesen stets in die Tat umgesetzt sehen will."

Fürwahr, ein hohes Lob!

Und an: Ende dieses Abschnittes sagt Buat, als er auf den 9. Januar
1917, den Tag der Erklärung des uneingeschränkten U-Bootkrieges, zu sprechen
kommt: „Nichts ist bewundernswerter, als der General, der den Sieg zu er¬
zwingen, seine letzten Reserven ins Feuer wirft. — Napoleon war weniger groß,
— als er bei Waterloo zögerte — seine Garde in den Kampf zu führen. Und
fährt dann mit folgenden Worten fort: Fürwahr, unrühmlich' wäre das Schicksal
eines Führers, hinge der Erfolg nur von sicheren Erwägungen und nicht auch
von der Verantwortungsfreudigkeit ab.

Im zweiten Kapitel feines Aufsatzes sagt Buat, Hindenburgs erster Grund¬
satz der taktischen Führung sei der gewesen: „Derjenige, -der angreift, hat alle
Erfolgsmöglichkciten auf seiner Seite. Derjenige, welcher nicht handelt oder ge¬
zwungen ist, dies zu tun, ist verloren!" Damit kleidet Hindenburg eine alte
militärische Lehre in Worte, sagt Buat zustimmend, denn die nnr passive Verteidi¬
gung führt früher oder später zu einer vollkommenen Niederlage. Hindenburg
hat also stets, wenn er es vermochte, angegriffen, doch war dieses '„angreifen
können" niemals ein Entschluß, geboren aus dem Gefühl der Stärke, fondern stets
eine Frage der Zeit. —

Auch bei dem Bestreben nach Vergeltung ließ sich Hindenburg, so fährt Buat
fort, nie zu Offensiven hinreißen, die geeignet sein konnten, seine Kräfte zu zer¬
splittern. Buat führt auch ein Beispiel an: Im Laufe des Winters 1916/17 unter¬
breiteten die Österreicher dem Generalfeldmarschall gute Angriffspläne für den
italienischen und mazedonischen Kriegsschauplatz. Hindenburg findet sie theoretisch
ausgezeichnet, doch kommt er zu der Einsicht, daß er in einem Augenblick, wo


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[0066] Aus neuen Büchern aller Wahrscheinlichkeit nach demjenigen gleich ist, welches die Geschichte einst über diesen „Kriegsmann" fällen wird." Faure fährt dann fort: „Während wir in diesem Buche blättern, kommen wir zu der Überzeugung, daß wir in Hindenburg einen Gegner von achtbaren Charaktereigenschaften und unleugbaren militärischen Können haben. Da ist es nicht weiter erstaunlich, daß der Mann, dessen Charaktereigenschaften wir selbst anerkennen, sich in seinem Vaterland einer ungeheuren Beliebtheit erfreut. — Es ist aus diesem Grunde leicht möglich, daß Hindenburg eines Tages, getragen von der öffentlichen Mei¬ nung, an die Spitze der Bewegung zur Wiederaufrichtung Deutschlands treten wird. Es mag daher von Nutzen sein, daß wir den Menschen ganz und gar kennen, der dazu berufen sein kann, drüben „jenseits des Rheines", von neuem eine ein¬ flußreiche Rolle zu spielen." Soweit Farre. Im März hat nun General Buat uuter dem Titel „I^Sö Principes as ^uorre an msrecnsl tMckenburZ" einen Aufsatz in der „Revue universelle" ver¬ öffentlicht, in welchem er Hindenburgs Buch: „Aus meinem Leben" bespricht. Von dem Leidwort Hindenburgs „Man solle den Krieg nicht um seiner selbst willen lieben" ausgehend, frägt "der ehemalige Generalstabschef der französischen Armee, was denn dann der Krieg von dem Feldherrn verlange? „Der Krieg verlangt willenskräftige energische Männer," zu diesem Schlüsse kommt Hindenburg, der von Jugend auf von seinen Eltern zu einer starken Persönlichkeit erzogen wurde, sagt Buat, und pflichtet ihm unbedingt bei. Buat geht weiterhin im Verlaufe seines Aufsatzes darauf ein, mit welch abgeklärter Seelenruhe Generalfeldmarschall von Hindenburg kritische Tage überwindet und führt einige Beispiele an. Dann kommt Buat auf des Feldmarschalls Verantwortungsfreudigkeit zu sprechen; ich übersetze wörtlich: „die Charakterfestigkeit Hindenburgs schließt Verantwortungsfrcudigkeit in sich ein. Hier ist es der Geist AorkZ, der it>n anhaucht, dieser Geist, den „die oberflächlichen Kritiker" so schlecht begriffen haben, dieser Geist, der ohne Zweifel eine starke Festigkeit dem eigenen Ich und anderen gegenüber voraussetzt, der aber trotzdem auch den Untergebenen das Recht und sogar die Pflicht läßt, unabhängig und mit eigener Initiative zu handeln. Das ist der Geist, den Hindenburg schon als Oberst jedem Untergebenen in feinem Regiment einzuimpfen sich bemühte, und den er von diesen stets in die Tat umgesetzt sehen will." Fürwahr, ein hohes Lob! Und an: Ende dieses Abschnittes sagt Buat, als er auf den 9. Januar 1917, den Tag der Erklärung des uneingeschränkten U-Bootkrieges, zu sprechen kommt: „Nichts ist bewundernswerter, als der General, der den Sieg zu er¬ zwingen, seine letzten Reserven ins Feuer wirft. — Napoleon war weniger groß, — als er bei Waterloo zögerte — seine Garde in den Kampf zu führen. Und fährt dann mit folgenden Worten fort: Fürwahr, unrühmlich' wäre das Schicksal eines Führers, hinge der Erfolg nur von sicheren Erwägungen und nicht auch von der Verantwortungsfreudigkeit ab. Im zweiten Kapitel feines Aufsatzes sagt Buat, Hindenburgs erster Grund¬ satz der taktischen Führung sei der gewesen: „Derjenige, -der angreift, hat alle Erfolgsmöglichkciten auf seiner Seite. Derjenige, welcher nicht handelt oder ge¬ zwungen ist, dies zu tun, ist verloren!" Damit kleidet Hindenburg eine alte militärische Lehre in Worte, sagt Buat zustimmend, denn die nnr passive Verteidi¬ gung führt früher oder später zu einer vollkommenen Niederlage. Hindenburg hat also stets, wenn er es vermochte, angegriffen, doch war dieses '„angreifen können" niemals ein Entschluß, geboren aus dem Gefühl der Stärke, fondern stets eine Frage der Zeit. — Auch bei dem Bestreben nach Vergeltung ließ sich Hindenburg, so fährt Buat fort, nie zu Offensiven hinreißen, die geeignet sein konnten, seine Kräfte zu zer¬ splittern. Buat führt auch ein Beispiel an: Im Laufe des Winters 1916/17 unter¬ breiteten die Österreicher dem Generalfeldmarschall gute Angriffspläne für den italienischen und mazedonischen Kriegsschauplatz. Hindenburg findet sie theoretisch ausgezeichnet, doch kommt er zu der Einsicht, daß er in einem Augenblick, wo

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/66>, abgerufen am 15.05.2024.