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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Arien.
Wo ihm die Lufft von allen Sachen
Schon den Geruch entgegen weht.
Da blicket er die Blumen-Felder
Gewißlich recht vergnüget an/
Und freut sich wenn er seine Wälder
Voll Obst und Früchte schauen kan.

2.
Er lächelt/ wenn auf den Jesminen
Er ein verirrtes Bienchen sieht.
Zu riechen muß die Ros' ihm dienen/
Er küßt die süsse Nelcken-Blüth;
Zur Liljen spricht er: Seht wie nette
Daß ihre weisse Blätter stehn/
Die Nacht-Viol setzt er vors Bette
Wenn er jetzt will zur Ruhe gehn.
3.
Wenn er nun durch der Vogel Lieder
Des Morgens aus dem Schlaff erwacht/
So gehet er zum Garten wieder
Zu sehen was sein Kirsch Baum macht/
Und wenn der Maul-beer-Bäume Früchte
Zu ihrer Reiffe kommen sind/
So findt er da ein gut Gerichte/
Das für das böse Ubel dient.
4.
Die Aepffel nimmt er mit nach Hause/
Und scharrt sie in sein Bett-Stroh ein/
Damit dieselbigen zum Schmause
Fein mürb und appetitlich seyn.
So mag des Gärtners sein Vergnügen
Jn rechter Garten-Lust bestehn/
Jch solte bald ein Lüstgen kriegen
Dergleichen Kurtzweil nachzugehn.
5.
Es sey darum! ich wils probiren
Jch trett zum Gärtner-Orden ein/
Wird mir nun Gott ein Kind zu führen/
Das soll alsdenn mein Garten seyn.
Da

Verliebte und galante Arien.
Wo ihm die Lufft von allen Sachen
Schon den Geruch entgegen weht.
Da blicket er die Blumen-Felder
Gewißlich recht vergnuͤget an/
Und freut ſich wenn er ſeine Waͤlder
Voll Obſt und Fruͤchte ſchauen kan.

2.
Er laͤchelt/ wenn auf den Jesminen
Er ein verirrtes Bienchen ſieht.
Zu riechen muß die Roſ’ ihm dienen/
Er kuͤßt die ſuͤſſe Nelcken-Bluͤth;
Zur Liljen ſpricht er: Seht wie nette
Daß ihre weiſſe Blaͤtter ſtehn/
Die Nacht-Viol ſetzt er vors Bette
Wenn er jetzt will zur Ruhe gehn.
3.
Wenn er nun durch der Vogel Lieder
Des Morgens aus dem Schlaff erwacht/
So gehet er zum Garten wieder
Zu ſehen was ſein Kirſch Baum macht/
Und wenn der Maul-beer-Baͤume Fruͤchte
Zu ihrer Reiffe kommen ſind/
So findt er da ein gut Gerichte/
Das fuͤr das boͤſe Ubel dient.
4.
Die Aepffel nimmt er mit nach Hauſe/
Und ſcharrt ſie in ſein Bett-Stroh ein/
Damit dieſelbigen zum Schmauſe
Fein muͤrb und appetitlich ſeyn.
So mag des Gaͤrtners ſein Vergnuͤgen
Jn rechter Garten-Luſt beſtehn/
Jch ſolte bald ein Luͤſtgen kriegen
Dergleichen Kurtzweil nachzugehn.
5.
Es ſey darum! ich wils probiren
Jch trett zum Gaͤrtner-Orden ein/
Wird mir nun Gott ein Kind zu fuͤhren/
Das ſoll alsdenn mein Garten ſeyn.
Da
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[234/0252] Verliebte und galante Arien. Wo ihm die Lufft von allen Sachen Schon den Geruch entgegen weht. Da blicket er die Blumen-Felder Gewißlich recht vergnuͤget an/ Und freut ſich wenn er ſeine Waͤlder Voll Obſt und Fruͤchte ſchauen kan. 2. Er laͤchelt/ wenn auf den Jesminen Er ein verirrtes Bienchen ſieht. Zu riechen muß die Roſ’ ihm dienen/ Er kuͤßt die ſuͤſſe Nelcken-Bluͤth; Zur Liljen ſpricht er: Seht wie nette Daß ihre weiſſe Blaͤtter ſtehn/ Die Nacht-Viol ſetzt er vors Bette Wenn er jetzt will zur Ruhe gehn. 3. Wenn er nun durch der Vogel Lieder Des Morgens aus dem Schlaff erwacht/ So gehet er zum Garten wieder Zu ſehen was ſein Kirſch Baum macht/ Und wenn der Maul-beer-Baͤume Fruͤchte Zu ihrer Reiffe kommen ſind/ So findt er da ein gut Gerichte/ Das fuͤr das boͤſe Ubel dient. 4. Die Aepffel nimmt er mit nach Hauſe/ Und ſcharrt ſie in ſein Bett-Stroh ein/ Damit dieſelbigen zum Schmauſe Fein muͤrb und appetitlich ſeyn. So mag des Gaͤrtners ſein Vergnuͤgen Jn rechter Garten-Luſt beſtehn/ Jch ſolte bald ein Luͤſtgen kriegen Dergleichen Kurtzweil nachzugehn. 5. Es ſey darum! ich wils probiren Jch trett zum Gaͤrtner-Orden ein/ Wird mir nun Gott ein Kind zu fuͤhren/ Das ſoll alsdenn mein Garten ſeyn. Da

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/252>, abgerufen am 28.04.2024.