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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Poetische Grab-Schrifften.
Caesars.
Jch stegte/ wenn ich kahm/ ja wenn man mich nur sahe
So war der Feind schon fort. Rom ehrte mich darum/
Und gab mir seinen Thron/ allein dadurch geschahe
Daß eine Laster-Brut mich rasend brachte um.


Pompejens.
ES zitterte die Welt wenn ich den Fußbewegte/
Den grossen Mithridat erlegte meine Macht/
Doch als ich Rom auf Rom zum Bürger-Krieg erregte/
So fiel ich/ und wurd bald verlassen umgebracht.


M. Crassi.
Jch ehrte nur das Gold/ und funde mein Ergötzen
Jm Reichthum und in Gut/ doch weil ich allzu sehr
Nach Geld und Gold getracht/ und weidlich kunte schätzen/
So blieb im Tod' auch nicht mein Mund von Golde leer.


Hectors.
Jch war ein starcker Held/ und würde noch wol leben
Wenn ich die Tapfferkeit nur besser angewandt/
So bald ich aber wolt der Boßheit-Schild abgeben/
So bald er legte mich Achillens tapffre Hand.


Helenens aus Griechen Land.
ES stünde Troja noch mit seinen hohen Mauren
Wenn Paris mich mitr sich nicht hätte weggeführt;
Doch weil er vor den Raub das Leben selbst verliehrt/
So ist er und die Stadt/ und ich nicht zu bedauren.


Eines unbesonnenen Schulmeisters.
Der Jugend Schreck-Gespenst/ Orbilius Geselle/
Der stets den schweren Stock zu Schlag u. Streich geführt
Ruht unter diesem stein/ flieh Jugend diese Stelle/
Damit sein kalter Arm nicht deinen Kopff berührt.
Ei-
Poëtiſche Grab-Schrifften.
Cæſars.
Jch ſtegte/ wenn ich kahm/ ja wenn man mich nur ſahe
So war der Feind ſchon fort. Rom ehrte mich darum/
Und gab mir ſeinen Thron/ allein dadurch geſchahe
Daß eine Laſter-Brut mich raſend brachte um.


Pompejens.
ES zitterte die Welt wenn ich den Fußbewegte/
Den groſſen Mithridat erlegte meine Macht/
Doch als ich Rom auf Rom zum Buͤrger-Krieg erregte/
So fiel ich/ und wurd bald verlaſſen umgebracht.


M. Craſſi.
Jch ehrte nur das Gold/ und funde mein Ergoͤtzen
Jm Reichthum und in Gut/ doch weil ich allzu ſehr
Nach Geld und Gold getracht/ und weidlich kunte ſchaͤtzen/
So blieb im Tod’ auch nicht mein Mund von Golde leer.


Hectors.
Jch war ein ſtarcker Held/ und wuͤrde noch wol leben
Wenn ich die Tapfferkeit nur beſſer angewandt/
So bald ich aber wolt der Boßheit-Schild abgeben/
So bald er legte mich Achillens tapffre Hand.


Helenens aus Griechen Land.
ES ſtuͤnde Troja noch mit ſeinen hohen Mauren
Wenn Paris mich mitr ſich nicht haͤtte weggefuͤhrt;
Doch weil er vor den Raub das Leben ſelbſt verliehrt/
So iſt er und die Stadt/ und ich nicht zu bedauren.


Eines unbeſonnenen Schulmeiſters.
Der Jugend Schreck-Geſpenſt/ Orbilius Geſelle/
Deꝛ ſtets den ſchweren Stock zu Schlag u. Streich gefuͤhrt
Ruht unter dieſem ſtein/ flieh Jugend dieſe Stelle/
Damit ſein kalter Arm nicht deinen Kopff beruͤhrt.
Ei-
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[471/0489] Poëtiſche Grab-Schrifften. Cæſars. Jch ſtegte/ wenn ich kahm/ ja wenn man mich nur ſahe So war der Feind ſchon fort. Rom ehrte mich darum/ Und gab mir ſeinen Thron/ allein dadurch geſchahe Daß eine Laſter-Brut mich raſend brachte um. Pompejens. ES zitterte die Welt wenn ich den Fußbewegte/ Den groſſen Mithridat erlegte meine Macht/ Doch als ich Rom auf Rom zum Buͤrger-Krieg erregte/ So fiel ich/ und wurd bald verlaſſen umgebracht. M. Craſſi. Jch ehrte nur das Gold/ und funde mein Ergoͤtzen Jm Reichthum und in Gut/ doch weil ich allzu ſehr Nach Geld und Gold getracht/ und weidlich kunte ſchaͤtzen/ So blieb im Tod’ auch nicht mein Mund von Golde leer. Hectors. Jch war ein ſtarcker Held/ und wuͤrde noch wol leben Wenn ich die Tapfferkeit nur beſſer angewandt/ So bald ich aber wolt der Boßheit-Schild abgeben/ So bald er legte mich Achillens tapffre Hand. Helenens aus Griechen Land. ES ſtuͤnde Troja noch mit ſeinen hohen Mauren Wenn Paris mich mitr ſich nicht haͤtte weggefuͤhrt; Doch weil er vor den Raub das Leben ſelbſt verliehrt/ So iſt er und die Stadt/ und ich nicht zu bedauren. Eines unbeſonnenen Schulmeiſters. Der Jugend Schreck-Geſpenſt/ Orbilius Geſelle/ Deꝛ ſtets den ſchweren Stock zu Schlag u. Streich gefuͤhrt Ruht unter dieſem ſtein/ flieh Jugend dieſe Stelle/ Damit ſein kalter Arm nicht deinen Kopff beruͤhrt. Ei-

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/489>, abgerufen am 29.04.2024.