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Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.

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(Halblaut.)
Ich hoffe doch, der Vorfall
Von neulich Abends, er hat keinen Antheil
An dieser Reise? -- Hat er, Gräfin? Sprecht!
Nehmt das nicht höher, als die Meinung war.
Mein Bruder liebt zu scherzen.
Erny.
Scherzen, gnäd'ge Frau?
Königin (verächtlich).
So glaub't Ihr denn? -- Wie, oder Gräfin, doch?
Wär's etwa Ernst geworden? Ernst bei Euch?
-- Was sagt dies arme Herz?
Erny.
Wohl arm! Es schweigt!
Königin.
Und völlig ruhig denn?
Erny.
Vollkommen ruhig.
Königin
(sich von ihr abwendend).
So reis't mit Gott, und grüß't mir Laub und Gras!
Einfältig Volk! Nur stumpf, nicht tugendhaft.
Harr't draußen, ob noch etwas zu befehlen.

(Erny mit einer Verbeugung ab.)

(Halblaut.)
Ich hoffe doch, der Vorfall
Von neulich Abends, er hat keinen Antheil
An dieſer Reiſe? — Hat er, Gräfin? Sprecht!
Nehmt das nicht höher, als die Meinung war.
Mein Bruder liebt zu ſcherzen.
Erny.
Scherzen, gnäd’ge Frau?
Königin (verächtlich).
So glaub’t Ihr denn? — Wie, oder Gräfin, doch?
Wär’s etwa Ernſt geworden? Ernſt bei Euch?
— Was ſagt dies arme Herz?
Erny.
Wohl arm! Es ſchweigt!
Königin.
Und völlig ruhig denn?
Erny.
Vollkommen ruhig.
Königin
(ſich von ihr abwendend).
So reiſ’t mit Gott, und grüß’t mir Laub und Gras!
Einfältig Volk! Nur ſtumpf, nicht tugendhaft.
Harr’t draußen, ob noch etwas zu befehlen.

(Erny mit einer Verbeugung ab.)

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[68/0076] (Halblaut.) Ich hoffe doch, der Vorfall Von neulich Abends, er hat keinen Antheil An dieſer Reiſe? — Hat er, Gräfin? Sprecht! Nehmt das nicht höher, als die Meinung war. Mein Bruder liebt zu ſcherzen. Erny. Scherzen, gnäd’ge Frau? Königin (verächtlich). So glaub’t Ihr denn? — Wie, oder Gräfin, doch? Wär’s etwa Ernſt geworden? Ernſt bei Euch? — Was ſagt dies arme Herz? Erny. Wohl arm! Es ſchweigt! Königin. Und völlig ruhig denn? Erny. Vollkommen ruhig. Königin (ſich von ihr abwendend). So reiſ’t mit Gott, und grüß’t mir Laub und Gras! Einfältig Volk! Nur ſtumpf, nicht tugendhaft. Harr’t draußen, ob noch etwas zu befehlen. (Erny mit einer Verbeugung ab.)

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Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/76>, abgerufen am 04.05.2024.