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Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819.

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Dritter Auftritt.
Phaon, Melitten führend. Landleute.
Sappho (mit ihren Dienern im Hintergrunde.)
Phaon.
Ha, wag' es keiner, diese zu berühren!
Nicht wehrlos bin ich, wenn auch gleich entwaffnet.
Zu ihrem Schutz wird diese Faust zur Keule,
Und jedes meiner Glieder wird ein Arm.
Hieher, Melitta, hieher! Zittre nicht!
Dir soll kein Leid gescheh'n, so lang' ich athme! --
Verruchte, konntet ihr dies Haupt verletzen,
Das reine Haupt der Unschuld, und seyd Männer?
So grausam dacht' ich höchstens mir ein Weib,
Ein schwaches, feiges, aufgereitztes Weib!
Du warst's, der nach ihr schlug, ich kenne dich;
Fort, von mir, fort! Daß ich die Rachegötter
Vorgreifend nicht um ihren Raub betrüge!
Wie fühlst du dich?
Melitta.
Wohl.
Phaon.
O, dein Blick verneint!
Dies Zittern, diese Blässe, laut verräth sie
Die erste Lüge, die dein Mund gesprochen.
Versuche nicht den Grimm in mir zu dämpfen,
Dritter Auftritt.
Phaon, Melitten führend. Landleute.
Sappho (mit ihren Dienern im Hintergrunde.)
Phaon.
Ha, wag' es keiner, dieſe zu berühren!
Nicht wehrlos bin ich, wenn auch gleich entwaffnet.
Zu ihrem Schutz wird dieſe Fauſt zur Keule,
Und jedes meiner Glieder wird ein Arm.
Hieher, Melitta, hieher! Zittre nicht!
Dir ſoll kein Leid geſcheh'n, ſo lang' ich athme! —
Verruchte, konntet ihr dies Haupt verletzen,
Das reine Haupt der Unſchuld, und ſeyd Männer?
So grauſam dacht' ich höchſtens mir ein Weib,
Ein ſchwaches, feiges, aufgereitztes Weib!
Du warſt's, der nach ihr ſchlug, ich kenne dich;
Fort, von mir, fort! Daß ich die Rachegötter
Vorgreifend nicht um ihren Raub betrüge!
Wie fühlſt du dich?
Melitta.
Wohl.
Phaon.
O, dein Blick verneint!
Dies Zittern, dieſe Bläſſe, laut verräth ſie
Die erſte Lüge, die dein Mund geſprochen.
Verſuche nicht den Grimm in mir zu dämpfen,
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[103/0113] Dritter Auftritt. Phaon , Melitten führend. Landleute. Sappho (mit ihren Dienern im Hintergrunde.) Phaon. Ha, wag' es keiner, dieſe zu berühren! Nicht wehrlos bin ich, wenn auch gleich entwaffnet. Zu ihrem Schutz wird dieſe Fauſt zur Keule, Und jedes meiner Glieder wird ein Arm. Hieher, Melitta, hieher! Zittre nicht! Dir ſoll kein Leid geſcheh'n, ſo lang' ich athme! — Verruchte, konntet ihr dies Haupt verletzen, Das reine Haupt der Unſchuld, und ſeyd Männer? So grauſam dacht' ich höchſtens mir ein Weib, Ein ſchwaches, feiges, aufgereitztes Weib! Du warſt's, der nach ihr ſchlug, ich kenne dich; Fort, von mir, fort! Daß ich die Rachegötter Vorgreifend nicht um ihren Raub betrüge! Wie fühlſt du dich? Melitta. Wohl. Phaon. O, dein Blick verneint! Dies Zittern, dieſe Bläſſe, laut verräth ſie Die erſte Lüge, die dein Mund geſprochen. Verſuche nicht den Grimm in mir zu dämpfen,

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Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_sappho_1819/113>, abgerufen am 12.10.2024.