Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales.
tags würden wir einen fremden kurzen voc. eher durch
geminat. des folgenden cons. zu erreichen streben (gam-
murett. ekkunatt, wie ich den ursprung vieler deut-
schen gem. erläutert habe, oben s. 14. 15., auch wirklich
in andern mittelh. fällen geminiert wird, s. oben s. 406.)
und bedienen uns des eingeschobnen h umgekehrt ge-
rade zur dehnung z. b. lohn f lon. Auch darum könnte
das nord. tt (für ht), vor welchem man vielleicht un-
organisch und später den vocal verlängert (oben s. 3[ - 1 Zeichen fehlt]8.
329.) da er früher wohl kurz gewesen, mit dem ht
in ehkauuaht, vergaulaht verglichen werden. Es hatte
(wie jene reime auf maht, naht beweisen) gewiß die
aussprache des mittelh. ht (neuh. cht). Die ht in foreht,
schahtelan sind s. 416. anders gedentet, nämlich aus st;
ein kürzendes h bei ihnen anzunehmen scheint in der
that mislich, da die roman. wörter durch ausstoßung
des s selbst langes a bekommen (chatean, foret). --
c) dem eingeschobnen steht das ausgestoßene h entge-
gen, mit welchem in der syncope zugleich der folgende
tonlose voc. ausfällt, als mal, stal. seile (lima:weile Wilh.
1, 60b) beil (securis) van, han, twan, slan etc. Daß hier
die syncope den kurzen voc. der wurzel längere, lehren
beide letzte wörter (twahen. slahen) wogegen vahen,
hahen schon unsyncopiert langes a besitzen (unorganisch?)
Hiernach sind mir mahel, stahel oder mahel. stahel (vgl.
s. 342.) sihele, bihel oder sihele, beihel (vgl. s. 188.) zwei-
felhaft. Nicht völlig ausgeworfen. doch schwach ausge-
sprochen wird h zwischen r und t, in Wolframs rei-
men porten:vorhten, ort:unervorht (Parc. 44a 53c vgl.
worhten:vorhten 19a 36a) ähnlich den s. 351. angeführ-
ten reimen liebt, niht, riet. Von durh fällt es bei spä-
teren zuweilen ab. -- d) vom in w und g übergehen-
den h oben s. 404. 426. -- e) von den verbindungen
ht. hs unten; anßer dem org. ht entspringt aber ein
nnorg. h vor t statt ch und c. Da ht für cht vorhin
s. 432. verhandelt worden ist, bleibt hier noch das ht
für ct übrig, welches folg. reime belegen. smahte:ahte
(Flore 43b Iw. 29a) *) verdaht:maht (troj. 10c) bedaht:
vaht (a. w. 1, 60.):slaht (troj. 183a):naht (Karl 39b):
gemaht (Flore 12c):braht (M.S. 1, 192a) erschrahte:mahte
(kl. 2237.) erklahte:mahte (troj. 183b) wahte:mahte
(Flore 47c) verstraht:naht (Nib. 1537.) blihte:nihte, ge-

*) Vgl. s. 429. Hartmanns smach f. smac.

I. mittelhochdeutſche conſonanten. gutturales.
tags würden wir einen fremden kurzen voc. eher durch
geminat. des folgenden conſ. zu erreichen ſtreben (gam-
murett. ekkunatt, wie ich den urſprung vieler deut-
ſchen gem. erläutert habe, oben ſ. 14. 15., auch wirklich
in andern mittelh. fällen geminiert wird, ſ. oben ſ. 406.)
und bedienen uns des eingeſchobnen h umgekehrt ge-
rade zur dehnung z. b. lohn f lôn. Auch darum könnte
das nord. tt (für ht), vor welchem man vielleicht un-
organiſch und ſpäter den vocal verlängert (oben ſ. 3[ – 1 Zeichen fehlt]8.
329.) da er früher wohl kurz geweſen, mit dem ht
in ëhkûuaht, vërgûlaht verglichen werden. Es hatte
(wie jene reime auf maht, naht beweiſen) gewiß die
ausſprache des mittelh. ht (neuh. cht). Die ht in fôrëht,
ſchahtelân ſind ſ. 416. anders gedentet, nämlich aus ſt;
ein kürzendes h bei ihnen anzunehmen ſcheint in der
that miſlich, da die roman. wörter durch ausſtoßung
des ſ ſelbſt langes a bekommen (châtean, forêt). —
c) dem eingeſchobnen ſteht das ausgeſtoßene h entge-
gen, mit welchem in der ſyncope zugleich der folgende
tonloſe voc. ausfällt, als mâl, ſtâl. ſîle (lima:wîle Wilh.
1, 60b) bîl (ſecuris) vân, hân, twàn, ſlân etc. Daß hier
die ſyncope den kurzen voc. der wurzel längere, lehren
beide letzte wörter (twahen. ſlahen) wogegen vâhen,
hâhen ſchon unſyncopiert langes â beſitzen (unorganiſch?)
Hiernach ſind mir mahel, ſtahel oder mâhel. ſtâhel (vgl.
ſ. 342.) ſihele, bihel oder ſihele, bîhel (vgl. ſ. 188.) zwei-
felhaft. Nicht völlig ausgeworfen. doch ſchwach ausge-
ſprochen wird h zwiſchen r und t, in Wolframs rei-
men porten:vorhten, ort:unervorht (Parc. 44a 53c vgl.
worhten:vorhten 19a 36a) ähnlich den ſ. 351. angeführ-
ten reimen liebt, niht, riet. Von durh fällt es bei ſpä-
teren zuweilen ab. — d) vom in w und g übergehen-
den h oben ſ. 404. 426. — e) von den verbindungen
ht. hs unten; anßer dem org. ht entſpringt aber ein
nnorg. h vor t ſtatt ch und c. Da ht für cht vorhin
ſ. 432. verhandelt worden iſt, bleibt hier noch das ht
für ct übrig, welches folg. reime belegen. ſmahte:ahte
(Flore 43b Iw. 29a) *) verdaht:maht (troj. 10c) bedaht:
vaht (a. w. 1, 60.):ſlaht (troj. 183a):naht (Karl 39b):
gemaht (Flore 12c):braht (M.S. 1, 192a) erſchrahte:mahte
(kl. 2237.) erklahte:mahte (troj. 183b) wahte:mahte
(Flore 47c) verſtraht:naht (Nib. 1537.) blihte:nihte, ge-

*) Vgl. ſ. 429. Hartmanns ſmach f. ſmac.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0465" n="439"/><fw place="top" type="header">I. <hi rendition="#i">mittelhochdeut&#x017F;che con&#x017F;onanten. gutturales.</hi></fw><lb/>
tags würden wir einen fremden kurzen voc. eher durch<lb/>
geminat. des folgenden con&#x017F;. zu erreichen &#x017F;treben (gam-<lb/>
murett. ekkunatt, wie ich den ur&#x017F;prung vieler deut-<lb/>
&#x017F;chen gem. erläutert habe, oben &#x017F;. 14. 15., auch wirklich<lb/>
in andern mittelh. fällen geminiert wird, &#x017F;. oben &#x017F;. 406.)<lb/>
und bedienen uns des einge&#x017F;chobnen h umgekehrt ge-<lb/>
rade zur dehnung z. b. lohn f lôn. Auch darum könnte<lb/>
das nord. tt (für ht), vor welchem man vielleicht un-<lb/>
organi&#x017F;ch und &#x017F;päter den vocal verlängert (oben &#x017F;. 3<gap unit="chars" quantity="1"/>8.<lb/>
329.) da er früher wohl kurz gewe&#x017F;en, mit dem ht<lb/>
in ëhkûuaht, vërgûlaht verglichen werden. Es hatte<lb/>
(wie jene reime auf maht, naht bewei&#x017F;en) gewiß die<lb/>
aus&#x017F;prache des mittelh. ht (neuh. cht). Die ht in fôrëht,<lb/>
&#x017F;chahtelân &#x017F;ind &#x017F;. 416. anders gedentet, nämlich aus &#x017F;t;<lb/>
ein kürzendes h bei ihnen anzunehmen &#x017F;cheint in der<lb/>
that mi&#x017F;lich, da die roman. wörter durch aus&#x017F;toßung<lb/>
des &#x017F; &#x017F;elb&#x017F;t langes a bekommen (châtean, forêt). &#x2014;<lb/>
c) dem einge&#x017F;chobnen &#x017F;teht das ausge&#x017F;toßene h entge-<lb/>
gen, mit welchem in der &#x017F;yncope zugleich der folgende<lb/>
tonlo&#x017F;e voc. ausfällt, als mâl, &#x017F;tâl. &#x017F;île (lima:wîle Wilh.<lb/>
1, 60<hi rendition="#sup">b</hi>) bîl (&#x017F;ecuris) vân, hân, twàn, &#x017F;lân etc. Daß hier<lb/>
die &#x017F;yncope den kurzen voc. der wurzel längere, lehren<lb/>
beide letzte wörter (twahen. &#x017F;lahen) wogegen vâhen,<lb/>
hâhen &#x017F;chon un&#x017F;yncopiert langes â be&#x017F;itzen (unorgani&#x017F;ch?)<lb/>
Hiernach &#x017F;ind mir mahel, &#x017F;tahel oder mâhel. &#x017F;tâhel (vgl.<lb/>
&#x017F;. 342.) &#x017F;ihele, bihel oder &#x017F;ihele, bîhel (vgl. &#x017F;. 188.) zwei-<lb/>
felhaft. Nicht völlig ausgeworfen. doch &#x017F;chwach ausge-<lb/>
&#x017F;prochen wird h zwi&#x017F;chen r und t, in Wolframs rei-<lb/>
men porten:vorhten, ort:unervorht (Parc. 44<hi rendition="#sup">a</hi> 53<hi rendition="#sup">c</hi> vgl.<lb/>
worhten:vorhten 19<hi rendition="#sup">a</hi> 36<hi rendition="#sup">a</hi>) ähnlich den &#x017F;. 351. angeführ-<lb/>
ten reimen liebt, niht, riet. Von durh fällt es bei &#x017F;pä-<lb/>
teren zuweilen ab. &#x2014; d) vom in w und g übergehen-<lb/>
den h oben &#x017F;. 404. 426. &#x2014; e) von den verbindungen<lb/><hi rendition="#i">ht</hi>. <hi rendition="#i">hs</hi> unten; anßer dem org. ht ent&#x017F;pringt aber ein<lb/>
nnorg. h vor t &#x017F;tatt ch und c. Da <hi rendition="#i">ht</hi> für <hi rendition="#i">cht</hi> vorhin<lb/>
&#x017F;. 432. verhandelt worden i&#x017F;t, bleibt hier noch das <hi rendition="#i">ht</hi><lb/>
für <hi rendition="#i">ct</hi> übrig, welches folg. reime belegen. <hi rendition="#i">&#x017F;mahte</hi>:ahte<lb/>
(Flore 43<hi rendition="#sup">b</hi> Iw. 29<hi rendition="#sup">a</hi>) <note place="foot" n="*)">Vgl. &#x017F;. 429. Hartmanns &#x017F;mach f. &#x017F;mac.</note> <hi rendition="#i">verdaht</hi>:maht (troj. 10<hi rendition="#sup">c</hi>) <hi rendition="#i">bedaht</hi>:<lb/>
vaht (a. w. 1, 60.):&#x017F;laht (troj. 183<hi rendition="#sup">a</hi>):naht (Karl 39<hi rendition="#sup">b</hi>):<lb/>
gemaht (Flore 12<hi rendition="#sup">c</hi>):braht (M.S. 1, 192<hi rendition="#sup">a</hi>) <hi rendition="#i">er&#x017F;chrahte</hi>:mahte<lb/>
(kl. 2237.) <hi rendition="#i">erklahte</hi>:mahte (troj. 183<hi rendition="#sup">b</hi>) <hi rendition="#i">wahte</hi>:mahte<lb/>
(Flore 47<hi rendition="#sup">c</hi>) <hi rendition="#i">ver&#x017F;traht</hi>:naht (Nib. 1537.) <hi rendition="#i">blihte</hi>:nihte, ge-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0465] I. mittelhochdeutſche conſonanten. gutturales. tags würden wir einen fremden kurzen voc. eher durch geminat. des folgenden conſ. zu erreichen ſtreben (gam- murett. ekkunatt, wie ich den urſprung vieler deut- ſchen gem. erläutert habe, oben ſ. 14. 15., auch wirklich in andern mittelh. fällen geminiert wird, ſ. oben ſ. 406.) und bedienen uns des eingeſchobnen h umgekehrt ge- rade zur dehnung z. b. lohn f lôn. Auch darum könnte das nord. tt (für ht), vor welchem man vielleicht un- organiſch und ſpäter den vocal verlängert (oben ſ. 3_8. 329.) da er früher wohl kurz geweſen, mit dem ht in ëhkûuaht, vërgûlaht verglichen werden. Es hatte (wie jene reime auf maht, naht beweiſen) gewiß die ausſprache des mittelh. ht (neuh. cht). Die ht in fôrëht, ſchahtelân ſind ſ. 416. anders gedentet, nämlich aus ſt; ein kürzendes h bei ihnen anzunehmen ſcheint in der that miſlich, da die roman. wörter durch ausſtoßung des ſ ſelbſt langes a bekommen (châtean, forêt). — c) dem eingeſchobnen ſteht das ausgeſtoßene h entge- gen, mit welchem in der ſyncope zugleich der folgende tonloſe voc. ausfällt, als mâl, ſtâl. ſîle (lima:wîle Wilh. 1, 60b) bîl (ſecuris) vân, hân, twàn, ſlân etc. Daß hier die ſyncope den kurzen voc. der wurzel längere, lehren beide letzte wörter (twahen. ſlahen) wogegen vâhen, hâhen ſchon unſyncopiert langes â beſitzen (unorganiſch?) Hiernach ſind mir mahel, ſtahel oder mâhel. ſtâhel (vgl. ſ. 342.) ſihele, bihel oder ſihele, bîhel (vgl. ſ. 188.) zwei- felhaft. Nicht völlig ausgeworfen. doch ſchwach ausge- ſprochen wird h zwiſchen r und t, in Wolframs rei- men porten:vorhten, ort:unervorht (Parc. 44a 53c vgl. worhten:vorhten 19a 36a) ähnlich den ſ. 351. angeführ- ten reimen liebt, niht, riet. Von durh fällt es bei ſpä- teren zuweilen ab. — d) vom in w und g übergehen- den h oben ſ. 404. 426. — e) von den verbindungen ht. hs unten; anßer dem org. ht entſpringt aber ein nnorg. h vor t ſtatt ch und c. Da ht für cht vorhin ſ. 432. verhandelt worden iſt, bleibt hier noch das ht für ct übrig, welches folg. reime belegen. ſmahte:ahte (Flore 43b Iw. 29a) *) verdaht:maht (troj. 10c) bedaht: vaht (a. w. 1, 60.):ſlaht (troj. 183a):naht (Karl 39b): gemaht (Flore 12c):braht (M.S. 1, 192a) erſchrahte:mahte (kl. 2237.) erklahte:mahte (troj. 183b) wahte:mahte (Flore 47c) verſtraht:naht (Nib. 1537.) blihte:nihte, ge- *) Vgl. ſ. 429. Hartmanns ſmach f. ſmac.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/465
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/465>, abgerufen am 17.06.2024.