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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. schwedische consonanten. gutturales.
silv.) und hier scheint nach dem isl. thidr (lagopus mas
bei Biörn) letzteres richtig, beweist aber die gleichheit
der laute kae und tjae. Zufolge dieser schwed. regel ha-
ben wurzel und ableitung desselben worts bald kehl-,
bald zungenaussprache, z. b. kam (pecten) kämma (pectere)
kar (vas) kaeril (vasculum) lies: kamm, tjämma; kar,
tjaeril. -- 2) in- und auslautend behält k immer reinen
laut, z. b. in hake (uncus) stocken (truncus), obgleich
landschaftlich ebenfalls hatje, stoctjen gesprochen wird
(Botin p. 21.) -- 3) die in- und ausl. ten. hat sich je-
doch in verschiedenen sehr gangbaren wörtern in med.
verweicht, dahin die pron. jag, mig, dig, sig, nagon (altn.
ek, mik, thik, sik, nockr) die adj. bildungen -lig (auch
isländ. schon -ligr, st. -leikr, Rask §. 371.) peiga (virgo,
altn. peika) und das verb. taga (altn. taka). Andere, org.
völlig gleiche, behalten k, als: sak, saker; bak (pone,
post) bok (liber) soeka (quaerere) etc. (vgl. unten die ver-
bind. gt.) Im altschwed. galt noch jak, mik, sik etc. --
4) vor denselben weichen vocalen, die das anl. k in tj
wandeln, ist nun auch das anl. g wie j auszusprechen
(nicht gj, wie das altn. in gleichem fall, oben s. 321.)
man lese also genom (per) gill (vegetus) get (capra)
gälla (sonare) goek (cuculus) jenom, jill, jet, jälla, joek.
Vor je, jä, jo, ju wird g gar nicht gehört, z. b. gjärn,
gjoera, gjuta sprich: järn, joera, juta, daher in solchen
wörtern die schreibung schwankt, weil man j setzen
oder weglaßen kann, ohne die aussprache zu ändern,
als: gjoera oder goera, goek oder gjoek. Vor den harten voc.
behält g seinen natürlichen laut und wie beim k wech-
seln beide laute in den nämlichen wörtern, z. b. geifva,
gaf; guld, gyllen, lies: jeifva, gaf; guld, jyllen. -- 5) in-
und ausl. behält g den laut der reinen med., z. b. in
da, dagen (nicht daj, dajen) peiga (virgo) helig (sanctus);
doch mit einigen ausnahmen a) nach r und l lautet es
wiederum j, als belg (follis) berg (mons) helge (sanctus)
lies: belj, berj, helje, vgl. die praet. skeiljde, foeljde von
skeilja, foelja etc. b) im neutr. der adj. auf -lig wie k
(Botin p. 28. 43.) also heligt, roligt l. helikt; nicht aber
in adj. mit wurzelhaftem g z. b. slaugt (callidum) wo es
rein auszusprechen. -- 6) ch findet sich (außer christen,
christall) heutzutage nur in den partikeln ach und och,
welche man gleichwohl ack, ock ausspricht und so
schreiben sollte; unterschied zwischen och (et) und ock,
ocksa (etiam) ist eingebildet und unorganisch. ok (ju-
gum) scheidet sich aber durch seine nunmehrige länge.

I. ſchwediſche conſonanten. gutturales.
ſilv.) und hier ſcheint nach dem iſl. þidr (lagopus mas
bei Biörn) letzteres richtig, beweiſt aber die gleichheit
der laute kæ und tjæ. Zufolge dieſer ſchwed. regel ha-
ben wurzel und ableitung deſſelben worts bald kehl-,
bald zungenausſprache, z. b. kam (pecten) kämma (pectere)
kâr (vas) kæril (vaſculum) lies: kamm, tjämma; kâr,
tjæril. — 2) in- und auslautend behält k immer reinen
laut, z. b. in hâke (uncus) ſtocken (truncus), obgleich
landſchaftlich ebenfalls hâtje, ſtoctjen geſprochen wird
(Botin p. 21.) — 3) die in- und ausl. ten. hat ſich je-
doch in verſchiedenen ſehr gangbaren wörtern in med.
verweicht, dahin die pron. jag, mig, dig, ſig, någon (altn.
ëk, mik, þik, ſik, nockr) die adj. bildungen -lig (auch
iſländ. ſchon -ligr, ſt. -lîkr, Raſk §. 371.) pîga (virgo,
altn. pîka) und das verb. tâga (altn. taka). Andere, org.
völlig gleiche, behalten k, als: ſâk, ſâker; bâk (pone,
poſt) bôk (liber) ſœka (quaerere) etc. (vgl. unten die ver-
bind. gt.) Im altſchwed. galt noch jak, mik, ſik etc. —
4) vor denſelben weichen vocalen, die das anl. k in tj
wandeln, iſt nun auch das anl. g wie j auszuſprechen
(nicht gj, wie das altn. in gleichem fall, oben ſ. 321.)
man leſe alſo gênom (per) gill (vegetus) gêt (capra)
gälla (ſonare) gœk (cuculus) jênom, jill, jêt, jälla, jœk.
Vor je, jä, jo, ju wird g gar nicht gehört, z. b. gjärn,
gjœra, gjuta ſprich: järn, jœra, juta, daher in ſolchen
wörtern die ſchreibung ſchwankt, weil man j ſetzen
oder weglaßen kann, ohne die ausſprache zu ändern,
als: gjœra oder gœra, gœk oder gjœk. Vor den harten voc.
behält g ſeinen natürlichen laut und wie beim k wech-
ſeln beide laute in den nämlichen wörtern, z. b. gîfva,
gâf; guld, gyllen, lies: jîfva, gâf; guld, jyllen. — 5) in-
und ausl. behält g den laut der reinen med., z. b. in
dâ, dâgen (nicht dâj, dâjen) pîga (virgo) hêlig (ſanctus);
doch mit einigen ausnahmen α) nach r und l lautet es
wiederum j, als belg (follis) berg (mons) helge (ſanctus)
lies: belj, berj, helje, vgl. die praet. ſkîljde, fœljde von
ſkîlja, fœlja etc. β) im neutr. der adj. auf -lig wie k
(Botin p. 28. 43.) alſo hêligt, rôligt l. hêlikt; nicht aber
in adj. mit wurzelhaftem g z. b. ſlûgt (callidum) wo es
rein auszuſprechen. — 6) ch findet ſich (außer chriſten,
chriſtall) heutzutage nur in den partikeln ach und och,
welche man gleichwohl ack, ock ausſpricht und ſo
ſchreiben ſollte; unterſchied zwiſchen och (et) und ock,
ockſå (etiam) iſt eingebildet und unorganiſch. ôk (ju-
gum) ſcheidet ſich aber durch ſeine nunmehrige länge.

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[556/0582] I. ſchwediſche conſonanten. gutturales. ſilv.) und hier ſcheint nach dem iſl. þidr (lagopus mas bei Biörn) letzteres richtig, beweiſt aber die gleichheit der laute kæ und tjæ. Zufolge dieſer ſchwed. regel ha- ben wurzel und ableitung deſſelben worts bald kehl-, bald zungenausſprache, z. b. kam (pecten) kämma (pectere) kâr (vas) kæril (vaſculum) lies: kamm, tjämma; kâr, tjæril. — 2) in- und auslautend behält k immer reinen laut, z. b. in hâke (uncus) ſtocken (truncus), obgleich landſchaftlich ebenfalls hâtje, ſtoctjen geſprochen wird (Botin p. 21.) — 3) die in- und ausl. ten. hat ſich je- doch in verſchiedenen ſehr gangbaren wörtern in med. verweicht, dahin die pron. jag, mig, dig, ſig, någon (altn. ëk, mik, þik, ſik, nockr) die adj. bildungen -lig (auch iſländ. ſchon -ligr, ſt. -lîkr, Raſk §. 371.) pîga (virgo, altn. pîka) und das verb. tâga (altn. taka). Andere, org. völlig gleiche, behalten k, als: ſâk, ſâker; bâk (pone, poſt) bôk (liber) ſœka (quaerere) etc. (vgl. unten die ver- bind. gt.) Im altſchwed. galt noch jak, mik, ſik etc. — 4) vor denſelben weichen vocalen, die das anl. k in tj wandeln, iſt nun auch das anl. g wie j auszuſprechen (nicht gj, wie das altn. in gleichem fall, oben ſ. 321.) man leſe alſo gênom (per) gill (vegetus) gêt (capra) gälla (ſonare) gœk (cuculus) jênom, jill, jêt, jälla, jœk. Vor je, jä, jo, ju wird g gar nicht gehört, z. b. gjärn, gjœra, gjuta ſprich: järn, jœra, juta, daher in ſolchen wörtern die ſchreibung ſchwankt, weil man j ſetzen oder weglaßen kann, ohne die ausſprache zu ändern, als: gjœra oder gœra, gœk oder gjœk. Vor den harten voc. behält g ſeinen natürlichen laut und wie beim k wech- ſeln beide laute in den nämlichen wörtern, z. b. gîfva, gâf; guld, gyllen, lies: jîfva, gâf; guld, jyllen. — 5) in- und ausl. behält g den laut der reinen med., z. b. in dâ, dâgen (nicht dâj, dâjen) pîga (virgo) hêlig (ſanctus); doch mit einigen ausnahmen α) nach r und l lautet es wiederum j, als belg (follis) berg (mons) helge (ſanctus) lies: belj, berj, helje, vgl. die praet. ſkîljde, fœljde von ſkîlja, fœlja etc. β) im neutr. der adj. auf -lig wie k (Botin p. 28. 43.) alſo hêligt, rôligt l. hêlikt; nicht aber in adj. mit wurzelhaftem g z. b. ſlûgt (callidum) wo es rein auszuſprechen. — 6) ch findet ſich (außer chriſten, chriſtall) heutzutage nur in den partikeln ach und och, welche man gleichwohl ack, ock ausſpricht und ſo ſchreiben ſollte; unterſchied zwiſchen och (et) und ock, ockſå (etiam) iſt eingebildet und unorganiſch. ôk (ju- gum) ſcheidet ſich aber durch ſeine nunmehrige länge.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/582>, abgerufen am 27.04.2024.