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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. angelsächsische starke conjugation.
lich aus hehet entsprungen; später gilt het, wie im
alts. Die langen o im ablaut der dritten und fünsten
gleichen den s. 863. bemerkten alth. u. nur sind sie
weit häufiger; die o in feollon, veoldon der ersten
ziehe ich jetzt lieber aufs bloße lautverhältnis und
nehme an, daß sie für fellon, veldon (st. fellon, vel-
don) stehen, wie sceold f. sceld, obschon gewöhnlich
vor ll, ld das e bleibt (s. 239. *). Schwierigkeit machen
die dem o siebenter conj. zuweilen vorgesetzten e in
speon, teoc, sceop, veox (oben s. 231. 241.) da sie
keine allg. lautregel begründet; wiesen sie auf eine
uralte redupl. auch in dieser conj.? oder beruhen sie
auf bloßem schwanken zwischen ihr und erster?
Analog, aber verwerflich scheint scean f. scan; aus
theah, vreah f. thah, vrah entwickelte sich allmählig theah,
vreah, daraus der pl. thugon, vrugon, part. thogen,
vrogen st. thigon, vrigon, thigen, vrigen und das praes.
trat aus conj. VIII. in IX: theon, vreon statttheihan, vreihan.
Vermuthlich gilt dasselbe von seon (colare) st. sihan
(verschieden von seon, videre st. sehan).
2) nachstehende verwandlungen der vocale a, i und u
greifen nicht in das wesen der ablaute ein: a) das
kurze a wird zu ea im praes. erster vor ll, ld; im
praet. sg. zwölfter vor lp, lf, lt, ld, lc, lh, rn, rp,
rf, rdh, rc, rh, (s. 236.); im praet. sg. zehnter vor
f und h (geaf, seah); schwankend in eilfter vor r
(bear, scear, tear neben bär etc. vgl. s. 237.) -- b) a
wird zu ä im praet. sg. zehnter und eilfter vor den
einfachen consonanzen (s. 232.). -- g) a wird biswei-
len zu o vor m und mm, nn etc. (s. 226.) in eilfter,
zwölfter; doch sind die formen nam, van, vand etc.
bräuchlicher als nom, von, vond, crong, sprong
(Beov. 120.) -- d) das ursprüngliche i bleibt im praes.
zwölfter vor mm, nn etc.; im zehnter, eilfter nur
vor den gem. sittan. biddan, licgan, sodann in niman,
gifan, gitan; außerdem wird es zu e oder eo (stelan,
sprecan, geldan, steorfan. Im praet. pl. und part.
praet. achter erhält sich kurzes i unverletzt. -- e) kur-
zes u bleibt im praet. pl. neunter und zwölster, wird
aber im part. praet. neunter und eilfter zu o (mit aus-
nahme von numen); in zwölfter hat das part. u oder
o, je nachdem das praes. i oder e und eo hat. Die
unterscheidung zwischen dem u praet. pl. und o part.
neunter ist dem i pl. praet. und part. unparallel; will
man guton aus der flexion-on, goten aus der flexion
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II. angelſächſiſche ſtarke conjugation.
lich aus hêhêt entſprungen; ſpäter gilt hêt, wie im
altſ. Die langen ô im ablaut der dritten und fünſten
gleichen den ſ. 863. bemerkten alth. u. nur ſind ſie
weit häufiger; die o in fëollon, vëoldon der erſten
ziehe ich jetzt lieber aufs bloße lautverhältnis und
nehme an, daß ſie für fëllon, vëldon (ſt. fêllon, vêl-
don) ſtehen, wie ſcëold f. ſcëld, obſchon gewöhnlich
vor ll, ld das ë bleibt (ſ. 239. *). Schwierigkeit machen
die dem ô ſiebenter conj. zuweilen vorgeſetzten ë in
ſpëôn, tëôc, ſcëôp, vëox (oben ſ. 231. 241.) da ſie
keine allg. lautregel begründet; wieſen ſie auf eine
uralte redupl. auch in dieſer conj.? oder beruhen ſie
auf bloßem ſchwanken zwiſchen ihr und erſter?
Analog, aber verwerflich ſcheint ſcëân f. ſcân; aus
þëâh, vrëâh f. þâh, vrâh entwickelte ſich allmählig þeáh,
vreáh, daraus der pl. þugon, vrugon, part. þogen,
vrogen ſt. þigon, vrigon, þigen, vrigen und das praeſ.
trat aus conj. VIII. in IX: þëón, vrëón ſtattþîhan, vrîhan.
Vermuthlich gilt daſſelbe von ſëón (colare) ſt. ſìhan
(verſchieden von ſëon, videre ſt. ſëhan).
2) nachſtehende verwandlungen der vocale a, i und u
greifen nicht in das weſen der ablaute ein: α) das
kurze a wird zu ëa im praeſ. erſter vor ll, ld; im
praet. ſg. zwölfter vor lp, lf, lt, ld, lc, lh, rn, rp,
rf, rdh, rc, rh, (ſ. 236.); im praet. ſg. zehnter vor
f und h (gëaf, ſëah); ſchwankend in eilfter vor r
(bëar, ſcëar, tëar neben bär etc. vgl. ſ. 237.) — β) a
wird zu ä im praet. ſg. zehnter und eilfter vor den
einfachen conſonanzen (ſ. 232.). — γ) a wird biswei-
len zu o vor m und mm, nn etc. (ſ. 226.) in eilfter,
zwölfter; doch ſind die formen nam, van, vand etc.
bräuchlicher als nom, von, vond, crong, ſprong
(Beov. 120.) — δ) das urſprüngliche i bleibt im praeſ.
zwölfter vor mm, nn etc.; im zehnter, eilfter nur
vor den gem. ſittan. biddan, licgan, ſodann in niman,
gifan, gitan; außerdem wird es zu ë oder ëo (ſtëlan,
ſprëcan, gëldan, ſtëorfan. Im praet. pl. und part.
praet. achter erhält ſich kurzes i unverletzt. — ε) kur-
zes u bleibt im praet. pl. neunter und zwölſter, wird
aber im part. praet. neunter und eilfter zu o (mit aus-
nahme von numen); in zwölfter hat das part. u oder
o, je nachdem das praeſ. i oder ë und ëo hat. Die
unterſcheidung zwiſchen dem u praet. pl. und o part.
neunter iſt dem i pl. praet. und part. unparallel; will
man guton aus der flexion-on, goten aus der flexion
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[899/0925] II. angelſächſiſche ſtarke conjugation. lich aus hêhêt entſprungen; ſpäter gilt hêt, wie im altſ. Die langen ô im ablaut der dritten und fünſten gleichen den ſ. 863. bemerkten alth. u. nur ſind ſie weit häufiger; die o in fëollon, vëoldon der erſten ziehe ich jetzt lieber aufs bloße lautverhältnis und nehme an, daß ſie für fëllon, vëldon (ſt. fêllon, vêl- don) ſtehen, wie ſcëold f. ſcëld, obſchon gewöhnlich vor ll, ld das ë bleibt (ſ. 239. *). Schwierigkeit machen die dem ô ſiebenter conj. zuweilen vorgeſetzten ë in ſpëôn, tëôc, ſcëôp, vëox (oben ſ. 231. 241.) da ſie keine allg. lautregel begründet; wieſen ſie auf eine uralte redupl. auch in dieſer conj.? oder beruhen ſie auf bloßem ſchwanken zwiſchen ihr und erſter? Analog, aber verwerflich ſcheint ſcëân f. ſcân; aus þëâh, vrëâh f. þâh, vrâh entwickelte ſich allmählig þeáh, vreáh, daraus der pl. þugon, vrugon, part. þogen, vrogen ſt. þigon, vrigon, þigen, vrigen und das praeſ. trat aus conj. VIII. in IX: þëón, vrëón ſtattþîhan, vrîhan. Vermuthlich gilt daſſelbe von ſëón (colare) ſt. ſìhan (verſchieden von ſëon, videre ſt. ſëhan). 2) nachſtehende verwandlungen der vocale a, i und u greifen nicht in das weſen der ablaute ein: α) das kurze a wird zu ëa im praeſ. erſter vor ll, ld; im praet. ſg. zwölfter vor lp, lf, lt, ld, lc, lh, rn, rp, rf, rdh, rc, rh, (ſ. 236.); im praet. ſg. zehnter vor f und h (gëaf, ſëah); ſchwankend in eilfter vor r (bëar, ſcëar, tëar neben bär etc. vgl. ſ. 237.) — β) a wird zu ä im praet. ſg. zehnter und eilfter vor den einfachen conſonanzen (ſ. 232.). — γ) a wird biswei- len zu o vor m und mm, nn etc. (ſ. 226.) in eilfter, zwölfter; doch ſind die formen nam, van, vand etc. bräuchlicher als nom, von, vond, crong, ſprong (Beov. 120.) — δ) das urſprüngliche i bleibt im praeſ. zwölfter vor mm, nn etc.; im zehnter, eilfter nur vor den gem. ſittan. biddan, licgan, ſodann in niman, gifan, gitan; außerdem wird es zu ë oder ëo (ſtëlan, ſprëcan, gëldan, ſtëorfan. Im praet. pl. und part. praet. achter erhält ſich kurzes i unverletzt. — ε) kur- zes u bleibt im praet. pl. neunter und zwölſter, wird aber im part. praet. neunter und eilfter zu o (mit aus- nahme von numen); in zwölfter hat das part. u oder o, je nachdem das praeſ. i oder ë und ëo hat. Die unterſcheidung zwiſchen dem u praet. pl. und o part. neunter iſt dem i pl. praet. und part. unparallel; will man guton aus der flexion-on, goten aus der flexion L l l 2

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 899. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/925>, abgerufen am 23.05.2024.