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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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ter, in acht Tagen komm ich wieder und hol
mir deine." Am achten Tage aber kleideten
die Prinzessinnen eine Gänsehirtstochter präch-
tig an, setzten sie hin und gingen fort. Da
kam der Fuchs wieder und sprach: "setz dich
auf meinen rauhen Schwanz, Hurleburlebutz!
hinaus in den Wald!" Wie sie in dem Wald
auf den sonnigen Platz kamen, sagte der Fuchs
wieder: "steig ab und laus mich." Und als
das Mädchen den Fuchs lauste, seufzte es und
sprach: "wo mögen jetzt meine Gänse seyn!"
-- "Was weißt du von Gänsen?" -- "Ei,
die hab ich alle Tage mit meinem Vater auf
die Wiesen getrieben." -- "Also bist du nicht
des Königs Tochter! setz dich auf meinen rau-
hen Schwanz, Hurleburlebutz! zurück in das
Schloß!" Der Fuchs trug sie zurück und sag-
te zum König: "du hast mich wieder betrogen,
das ist eine Gänsehirtstochter, in acht Tagen
komm ich noch einmal, und wenn du mir dann
deine Tochter nicht giebst, so soll dirs übel ge-
hen." Dem König ward Angst, und wie der
Fuchs wieder kam, gab er ihm die Prinzessin.
"Setz dich auf meinen rauhen Schwanz, Hur-
leburlebutz! hinaus in den Wald." Da muß-
te sie auf dem Schwanz des Fuchses hinausrei-
ten, und als sie auf den Platz im Sonnen-
schein kamen, sprach er auch zu ihr: "steig ab
und laus mich!" als er ihr aber seinen Kopf

ter, in acht Tagen komm ich wieder und hol
mir deine.“ Am achten Tage aber kleideten
die Prinzeſſinnen eine Gaͤnſehirtstochter praͤch-
tig an, ſetzten ſie hin und gingen fort. Da
kam der Fuchs wieder und ſprach: „ſetz dich
auf meinen rauhen Schwanz, Hurleburlebutz!
hinaus in den Wald!“ Wie ſie in dem Wald
auf den ſonnigen Platz kamen, ſagte der Fuchs
wieder: „ſteig ab und laus mich.“ Und als
das Maͤdchen den Fuchs lauſte, ſeufzte es und
ſprach: „wo moͤgen jetzt meine Gaͤnſe ſeyn!“
— „Was weißt du von Gaͤnſen?“ — „Ei,
die hab ich alle Tage mit meinem Vater auf
die Wieſen getrieben.“ — „Alſo biſt du nicht
des Koͤnigs Tochter! ſetz dich auf meinen rau-
hen Schwanz, Hurleburlebutz! zuruͤck in das
Schloß!“ Der Fuchs trug ſie zuruͤck und ſag-
te zum Koͤnig: „du haſt mich wieder betrogen,
das iſt eine Gaͤnſehirtstochter, in acht Tagen
komm ich noch einmal, und wenn du mir dann
deine Tochter nicht giebſt, ſo ſoll dirs uͤbel ge-
hen.“ Dem Koͤnig ward Angſt, und wie der
Fuchs wieder kam, gab er ihm die Prinzeſſin.
„Setz dich auf meinen rauhen Schwanz, Hur-
leburlebutz! hinaus in den Wald.“ Da muß-
te ſie auf dem Schwanz des Fuchſes hinausrei-
ten, und als ſie auf den Platz im Sonnen-
ſchein kamen, ſprach er auch zu ihr: „ſteig ab
und laus mich!“ als er ihr aber ſeinen Kopf

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[318/0352] ter, in acht Tagen komm ich wieder und hol mir deine.“ Am achten Tage aber kleideten die Prinzeſſinnen eine Gaͤnſehirtstochter praͤch- tig an, ſetzten ſie hin und gingen fort. Da kam der Fuchs wieder und ſprach: „ſetz dich auf meinen rauhen Schwanz, Hurleburlebutz! hinaus in den Wald!“ Wie ſie in dem Wald auf den ſonnigen Platz kamen, ſagte der Fuchs wieder: „ſteig ab und laus mich.“ Und als das Maͤdchen den Fuchs lauſte, ſeufzte es und ſprach: „wo moͤgen jetzt meine Gaͤnſe ſeyn!“ — „Was weißt du von Gaͤnſen?“ — „Ei, die hab ich alle Tage mit meinem Vater auf die Wieſen getrieben.“ — „Alſo biſt du nicht des Koͤnigs Tochter! ſetz dich auf meinen rau- hen Schwanz, Hurleburlebutz! zuruͤck in das Schloß!“ Der Fuchs trug ſie zuruͤck und ſag- te zum Koͤnig: „du haſt mich wieder betrogen, das iſt eine Gaͤnſehirtstochter, in acht Tagen komm ich noch einmal, und wenn du mir dann deine Tochter nicht giebſt, ſo ſoll dirs uͤbel ge- hen.“ Dem Koͤnig ward Angſt, und wie der Fuchs wieder kam, gab er ihm die Prinzeſſin. „Setz dich auf meinen rauhen Schwanz, Hur- leburlebutz! hinaus in den Wald.“ Da muß- te ſie auf dem Schwanz des Fuchſes hinausrei- ten, und als ſie auf den Platz im Sonnen- ſchein kamen, ſprach er auch zu ihr: „ſteig ab und laus mich!“ als er ihr aber ſeinen Kopf

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/352>, abgerufen am 29.04.2024.