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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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versiegt war, da wollte der Wächter auch die Antwort haben. Da sprach er, wie der Teufel gesprochen: "es sitzt eine Kröte unter einem Brunnenstein, die sucht und tödtet, so wird er wieder Wein geben." Er dankte ihm und gab ihm auch zwei Esel mit Gold beladen.

Nun langte das Glückskind daheim bei seiner Frau an, die sich herzlich freute, als sie ihn wiedersah und hörte, wie wohl ihm alles gelungen war. Dem König gab er die drei goldenen Haare des Teufels, so daß er nichts mehr gegen ihn einwenden konnte; und als dieser gar die vier Esel mit dem Golde sah, ward er ganz vergnügt und sprach: "ei, lieber Schwiegersohn, wo ist das viele Gold her; das sind gewaltige Schätze!" "Bei einem Wasser, antwortete das Glückskind, hab ichs kriegt, und da ist es noch zu haben." "Kann ich mir davon auch holen?" sprach der König, und war ganz begierig. "So viel ihr wollt, antwortete er, es ist ein Schiffmann auf dem Wasser, von dem laßt euch überfahren, drüben liegt das Gold wie Sand am Ufer." Da eilte der alte König hin und wie er an das Wasser kam, winkte er dem Schiffmann, der nahm ihn auf, wie er aber drüben aussteigen wollte, gab ihm der Schiffmann die Ruderstange in die Hand und sprang davon. Nun mußte der Alte fahren zur Strafe für seine Sünden. -- "Fährt er wohl noch?" "Was dann? es wird ihm niemand die Stange abgenommen haben!"


versiegt war, da wollte der Waͤchter auch die Antwort haben. Da sprach er, wie der Teufel gesprochen: „es sitzt eine Kroͤte unter einem Brunnenstein, die sucht und toͤdtet, so wird er wieder Wein geben.“ Er dankte ihm und gab ihm auch zwei Esel mit Gold beladen.

Nun langte das Gluͤckskind daheim bei seiner Frau an, die sich herzlich freute, als sie ihn wiedersah und hoͤrte, wie wohl ihm alles gelungen war. Dem Koͤnig gab er die drei goldenen Haare des Teufels, so daß er nichts mehr gegen ihn einwenden konnte; und als dieser gar die vier Esel mit dem Golde sah, ward er ganz vergnuͤgt und sprach: „ei, lieber Schwiegersohn, wo ist das viele Gold her; das sind gewaltige Schaͤtze!“ „Bei einem Wasser, antwortete das Gluͤckskind, hab ichs kriegt, und da ist es noch zu haben.“ „Kann ich mir davon auch holen?“ sprach der Koͤnig, und war ganz begierig. „So viel ihr wollt, antwortete er, es ist ein Schiffmann auf dem Wasser, von dem laßt euch uͤberfahren, druͤben liegt das Gold wie Sand am Ufer.“ Da eilte der alte Koͤnig hin und wie er an das Wasser kam, winkte er dem Schiffmann, der nahm ihn auf, wie er aber druͤben aussteigen wollte, gab ihm der Schiffmann die Ruderstange in die Hand und sprang davon. Nun mußte der Alte fahren zur Strafe fuͤr seine Suͤnden. — „Faͤhrt er wohl noch?“ „Was dann? es wird ihm niemand die Stange abgenommen haben!“


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[155/0219] versiegt war, da wollte der Waͤchter auch die Antwort haben. Da sprach er, wie der Teufel gesprochen: „es sitzt eine Kroͤte unter einem Brunnenstein, die sucht und toͤdtet, so wird er wieder Wein geben.“ Er dankte ihm und gab ihm auch zwei Esel mit Gold beladen. Nun langte das Gluͤckskind daheim bei seiner Frau an, die sich herzlich freute, als sie ihn wiedersah und hoͤrte, wie wohl ihm alles gelungen war. Dem Koͤnig gab er die drei goldenen Haare des Teufels, so daß er nichts mehr gegen ihn einwenden konnte; und als dieser gar die vier Esel mit dem Golde sah, ward er ganz vergnuͤgt und sprach: „ei, lieber Schwiegersohn, wo ist das viele Gold her; das sind gewaltige Schaͤtze!“ „Bei einem Wasser, antwortete das Gluͤckskind, hab ichs kriegt, und da ist es noch zu haben.“ „Kann ich mir davon auch holen?“ sprach der Koͤnig, und war ganz begierig. „So viel ihr wollt, antwortete er, es ist ein Schiffmann auf dem Wasser, von dem laßt euch uͤberfahren, druͤben liegt das Gold wie Sand am Ufer.“ Da eilte der alte Koͤnig hin und wie er an das Wasser kam, winkte er dem Schiffmann, der nahm ihn auf, wie er aber druͤben aussteigen wollte, gab ihm der Schiffmann die Ruderstange in die Hand und sprang davon. Nun mußte der Alte fahren zur Strafe fuͤr seine Suͤnden. — „Faͤhrt er wohl noch?“ „Was dann? es wird ihm niemand die Stange abgenommen haben!“

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/219>, abgerufen am 08.05.2024.