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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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die sechs Männer und trugen ihn wieder fort. "Es will mir nicht gruseln, sagte er, hier lerne ichs mein Lebtag nicht."

Da trat ein Mann herein, der war größer als alle andere und sah fürchterlich aus, doch war er schon alt und hatte einen langen weißen Bart, und sprach: "o du Wicht, nun sollst du bald lernen was gruseln ist, denn du sollst sterben." "Nicht so schnell, antwortete er, da muß ich auch dabei sein." Sprach der Mann: dich will ich schon packen!" -- "Nun sachte, mach dich nicht gar zu breit, so stark wie du bist bin ich auch, und wohl noch stärker." "Das will ich sehn, sprach der Alte, bist du stärker als ich, so will ich dich lassen, komm, wir wollens versuchen." Da führte er ihn durch dunkle Gänge zu einem Schmiedefeuer, und nahm eine Axt und schlug den einen Amboß mit einem Schlag in die Erde "Das kann ich noch besser," sprach der Junge und ging zu dem andern Ambos und der Alte stellte sich neben hin und wollte zusehen und sein weißer Bart hing herab. Da faßte der Junge die Axt und zerspaltete den Ambos auf einen Hieb und klemmte den Bart mit hinein. "Nun hab ich dich, sprach der Junge, jetzt ist das sterben an dir." Dann faßte er eine Eisenstange und schlug auf ihn los, bis der Alte wimmerte und bat er mögte aufhören, er wollte ihm große Reichthümer geben. Der Junge zog die Axt raus und ließ den Alten los, der führte ihn wieder ins Schloß zurück und zeigte ihm im Keller drei Kasten voll Gold. "Davon, sprach er, ist ein Theil den Armen, der andere dem König, der dritte dein." Jndem schlug es zwölfe und der Geist verschwand, also daß der Junge im Finstern stand. "Jch werde mir doch heraushelfen können,"

die sechs Maͤnner und trugen ihn wieder fort. „Es will mir nicht gruseln, sagte er, hier lerne ichs mein Lebtag nicht.“

Da trat ein Mann herein, der war groͤßer als alle andere und sah fuͤrchterlich aus, doch war er schon alt und hatte einen langen weißen Bart, und sprach: „o du Wicht, nun sollst du bald lernen was gruseln ist, denn du sollst sterben.“ „Nicht so schnell, antwortete er, da muß ich auch dabei sein.“ Sprach der Mann: dich will ich schon packen!“ — “Nun sachte, mach dich nicht gar zu breit, so stark wie du bist bin ich auch, und wohl noch staͤrker.“ „Das will ich sehn, sprach der Alte, bist du staͤrker als ich, so will ich dich lassen, komm, wir wollens versuchen.“ Da fuͤhrte er ihn durch dunkle Gaͤnge zu einem Schmiedefeuer, und nahm eine Axt und schlug den einen Amboß mit einem Schlag in die Erde „Das kann ich noch besser,“ sprach der Junge und ging zu dem andern Ambos und der Alte stellte sich neben hin und wollte zusehen und sein weißer Bart hing herab. Da faßte der Junge die Axt und zerspaltete den Ambos auf einen Hieb und klemmte den Bart mit hinein. „Nun hab ich dich, sprach der Junge, jetzt ist das sterben an dir.“ Dann faßte er eine Eisenstange und schlug auf ihn los, bis der Alte wimmerte und bat er moͤgte aufhoͤren, er wollte ihm große Reichthuͤmer geben. Der Junge zog die Axt raus und ließ den Alten los, der fuͤhrte ihn wieder ins Schloß zuruͤck und zeigte ihm im Keller drei Kasten voll Gold. „Davon, sprach er, ist ein Theil den Armen, der andere dem Koͤnig, der dritte dein.“ Jndem schlug es zwoͤlfe und der Geist verschwand, also daß der Junge im Finstern stand. „Jch werde mir doch heraushelfen koͤnnen,“

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[24/0088] die sechs Maͤnner und trugen ihn wieder fort. „Es will mir nicht gruseln, sagte er, hier lerne ichs mein Lebtag nicht.“ Da trat ein Mann herein, der war groͤßer als alle andere und sah fuͤrchterlich aus, doch war er schon alt und hatte einen langen weißen Bart, und sprach: „o du Wicht, nun sollst du bald lernen was gruseln ist, denn du sollst sterben.“ „Nicht so schnell, antwortete er, da muß ich auch dabei sein.“ Sprach der Mann: dich will ich schon packen!“ — “Nun sachte, mach dich nicht gar zu breit, so stark wie du bist bin ich auch, und wohl noch staͤrker.“ „Das will ich sehn, sprach der Alte, bist du staͤrker als ich, so will ich dich lassen, komm, wir wollens versuchen.“ Da fuͤhrte er ihn durch dunkle Gaͤnge zu einem Schmiedefeuer, und nahm eine Axt und schlug den einen Amboß mit einem Schlag in die Erde „Das kann ich noch besser,“ sprach der Junge und ging zu dem andern Ambos und der Alte stellte sich neben hin und wollte zusehen und sein weißer Bart hing herab. Da faßte der Junge die Axt und zerspaltete den Ambos auf einen Hieb und klemmte den Bart mit hinein. „Nun hab ich dich, sprach der Junge, jetzt ist das sterben an dir.“ Dann faßte er eine Eisenstange und schlug auf ihn los, bis der Alte wimmerte und bat er moͤgte aufhoͤren, er wollte ihm große Reichthuͤmer geben. Der Junge zog die Axt raus und ließ den Alten los, der fuͤhrte ihn wieder ins Schloß zuruͤck und zeigte ihm im Keller drei Kasten voll Gold. „Davon, sprach er, ist ein Theil den Armen, der andere dem Koͤnig, der dritte dein.“ Jndem schlug es zwoͤlfe und der Geist verschwand, also daß der Junge im Finstern stand. „Jch werde mir doch heraushelfen koͤnnen,“

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/88>, abgerufen am 04.05.2024.