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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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war. Da fragte er was das wäre, aber die Alte sprach das hätte sie von dem großen Schweiß gekriegt, und würde sich schon wieder verlieren.

Jn der Nacht aber sah der Küchenjunge wie eine Ente durch die Gosse geschwommen kam, die sprach

'König, was machst du?
schläfst du, oder wachst du?'

Und als er keine Antwort gab, sprach sie

'was machen meine Gäste?'

Da antwortete der Küchenjunge

'sie schlafen feste.'

Fragte sie weiter

'was macht mein Kindelein?'

Antwortete er

'es schläft in der Wiege fein.'

Da gieng sie in der Königin Gestalt hinauf, gab ihm zu trinken, schüttelte ihm sein Bettchen, deckte es zu, und schwamm als Ente wieder durch die Gosse fort. So kam sie zwei Nächte, in der dritten sprach sie zu dem Küchenjungen 'geh und sage dem König daß er sein Schwert nimmt, und auf der Schwelle dreimal über mir schwingt.' Da lief der Küchenjunge, und sagte es dem König, der kam mit seinem Schwert, und schwang es dreimal über dem Geist; und beim drittenmal stand seine Gemahlin vor ihm, frisch, lebendig und gesund, wie sie vorher gewesen war.

Nun war der König in großer Freude, und hielt die Königin

war. Da fragte er was das waͤre, aber die Alte sprach das haͤtte sie von dem großen Schweiß gekriegt, und wuͤrde sich schon wieder verlieren.

Jn der Nacht aber sah der Kuͤchenjunge wie eine Ente durch die Gosse geschwommen kam, die sprach

‘Koͤnig, was machst du?
schlaͤfst du, oder wachst du?’

Und als er keine Antwort gab, sprach sie

‘was machen meine Gaͤste?’

Da antwortete der Kuͤchenjunge

‘sie schlafen feste.’

Fragte sie weiter

‘was macht mein Kindelein?’

Antwortete er

‘es schlaͤft in der Wiege fein.’

Da gieng sie in der Koͤnigin Gestalt hinauf, gab ihm zu trinken, schuͤttelte ihm sein Bettchen, deckte es zu, und schwamm als Ente wieder durch die Gosse fort. So kam sie zwei Naͤchte, in der dritten sprach sie zu dem Kuͤchenjungen ‘geh und sage dem Koͤnig daß er sein Schwert nimmt, und auf der Schwelle dreimal uͤber mir schwingt.’ Da lief der Kuͤchenjunge, und sagte es dem Koͤnig, der kam mit seinem Schwert, und schwang es dreimal uͤber dem Geist; und beim drittenmal stand seine Gemahlin vor ihm, frisch, lebendig und gesund, wie sie vorher gewesen war.

Nun war der Koͤnig in großer Freude, und hielt die Koͤnigin

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[87/0118] war. Da fragte er was das waͤre, aber die Alte sprach das haͤtte sie von dem großen Schweiß gekriegt, und wuͤrde sich schon wieder verlieren. Jn der Nacht aber sah der Kuͤchenjunge wie eine Ente durch die Gosse geschwommen kam, die sprach ‘Koͤnig, was machst du? schlaͤfst du, oder wachst du?’ Und als er keine Antwort gab, sprach sie ‘was machen meine Gaͤste?’ Da antwortete der Kuͤchenjunge ‘sie schlafen feste.’ Fragte sie weiter ‘was macht mein Kindelein?’ Antwortete er ‘es schlaͤft in der Wiege fein.’ Da gieng sie in der Koͤnigin Gestalt hinauf, gab ihm zu trinken, schuͤttelte ihm sein Bettchen, deckte es zu, und schwamm als Ente wieder durch die Gosse fort. So kam sie zwei Naͤchte, in der dritten sprach sie zu dem Kuͤchenjungen ‘geh und sage dem Koͤnig daß er sein Schwert nimmt, und auf der Schwelle dreimal uͤber mir schwingt.’ Da lief der Kuͤchenjunge, und sagte es dem Koͤnig, der kam mit seinem Schwert, und schwang es dreimal uͤber dem Geist; und beim drittenmal stand seine Gemahlin vor ihm, frisch, lebendig und gesund, wie sie vorher gewesen war. Nun war der Koͤnig in großer Freude, und hielt die Koͤnigin

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/118>, abgerufen am 27.04.2024.