Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

der Wächter, und gab ihm zur Belohnung zwei mit Gold beladene Esel, die mußten ihm nachfolgen. Zuletzt kam er zu der Stadt, deren Brunnen versiegt war. Da sprach er zu dem Wächter, wie der Teufel gesprochen hatte, 'es sitzt eine Kröte im Brunnen unter einem Stein, die müßt ihr aufsuchen und tödten, so wird er wieder reichlich Wein geben.' Der Wächter dankte ihm, und gab ihm ebenfalls zwei mit Gold beladene Esel.

Endlich langte das Glückskind daheim bei seiner Frau an, die sich herzlich freute als sie ihn wiedersah, und hörte wie wohl ihm alles gelungen war. Dem König brachte er was er verlangt hatte, die drei goldnen Haare des Teufels, und als dieser die vier Esel mit dem Golde sah, ward er ganz vergnügt, und sprach 'nun sind alle Bedingungen erfüllt, und du kannst meine Tochter behalten. Aber, lieber Schwiegersohn, sag mir doch woher ist das viele Gold? das sind ja gewaltige Schätze!' 'Jch bin über einen Fluß gefahren,' antwortete er, 'und da habe ich es mitgenommen, es liegt dort wie der Sand am Ufer.' 'Kann ich mir auch davon holen?' sprach der König und war ganz begierig. 'So viel ihr nur wollt,' antwortete er, 'es ist ein Fährmann auf dem Fluß, von dem laßt euch überfahren, so könnt ihr drüben eure Säcke füllen.' Der alte König machte sich in aller Eile auf den Weg, und als er zu dem Fluß kam, so winkte er dem Fährmann, der sollte ihn übersetzen. Der Fährmann kam und hieß ihn einsteigen, und als sie an das jenseitige

der Waͤchter, und gab ihm zur Belohnung zwei mit Gold beladene Esel, die mußten ihm nachfolgen. Zuletzt kam er zu der Stadt, deren Brunnen versiegt war. Da sprach er zu dem Waͤchter, wie der Teufel gesprochen hatte, ‘es sitzt eine Kroͤte im Brunnen unter einem Stein, die muͤßt ihr aufsuchen und toͤdten, so wird er wieder reichlich Wein geben.’ Der Waͤchter dankte ihm, und gab ihm ebenfalls zwei mit Gold beladene Esel.

Endlich langte das Gluͤckskind daheim bei seiner Frau an, die sich herzlich freute als sie ihn wiedersah, und hoͤrte wie wohl ihm alles gelungen war. Dem Koͤnig brachte er was er verlangt hatte, die drei goldnen Haare des Teufels, und als dieser die vier Esel mit dem Golde sah, ward er ganz vergnuͤgt, und sprach ‘nun sind alle Bedingungen erfuͤllt, und du kannst meine Tochter behalten. Aber, lieber Schwiegersohn, sag mir doch woher ist das viele Gold? das sind ja gewaltige Schaͤtze!’ ‘Jch bin uͤber einen Fluß gefahren,’ antwortete er, ‘und da habe ich es mitgenommen, es liegt dort wie der Sand am Ufer.’ ‘Kann ich mir auch davon holen?’ sprach der Koͤnig und war ganz begierig. ‘So viel ihr nur wollt,’ antwortete er, ‘es ist ein Faͤhrmann auf dem Fluß, von dem laßt euch uͤberfahren, so koͤnnt ihr druͤben eure Saͤcke fuͤllen.’ Der alte Koͤnig machte sich in aller Eile auf den Weg, und als er zu dem Fluß kam, so winkte er dem Faͤhrmann, der sollte ihn uͤbersetzen. Der Faͤhrmann kam und hieß ihn einsteigen, und als sie an das jenseitige

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0215" n="182"/>
der Wa&#x0364;chter, und gab ihm zur Belohnung zwei mit Gold beladene Esel, die mußten ihm nachfolgen. Zuletzt kam er zu der Stadt, deren Brunnen versiegt war. Da sprach er zu dem Wa&#x0364;chter, wie der Teufel gesprochen hatte, &#x2018;es sitzt eine Kro&#x0364;te im Brunnen unter einem Stein, die mu&#x0364;ßt ihr aufsuchen und to&#x0364;dten, so wird er wieder reichlich Wein geben.&#x2019; Der Wa&#x0364;chter dankte ihm, und gab ihm ebenfalls zwei mit Gold beladene Esel.</p><lb/>
        <p>Endlich langte das Glu&#x0364;ckskind daheim bei seiner Frau an, die sich herzlich freute als sie ihn wiedersah, und ho&#x0364;rte wie wohl ihm alles gelungen war. Dem Ko&#x0364;nig brachte er was er verlangt hatte, die drei goldnen Haare des Teufels, und als dieser die vier Esel mit dem Golde sah, ward er ganz vergnu&#x0364;gt, und sprach &#x2018;nun sind alle Bedingungen erfu&#x0364;llt, und du kannst meine Tochter behalten. Aber, lieber Schwiegersohn, sag mir doch woher ist das viele Gold? das sind ja gewaltige Scha&#x0364;tze!&#x2019; &#x2018;Jch bin u&#x0364;ber einen Fluß gefahren,&#x2019; antwortete er, &#x2018;und da habe ich es mitgenommen, es liegt dort wie der Sand am Ufer.&#x2019; &#x2018;Kann ich mir auch davon holen?&#x2019; sprach der Ko&#x0364;nig und war ganz begierig. &#x2018;So viel ihr nur wollt,&#x2019; antwortete er, &#x2018;es ist ein Fa&#x0364;hrmann auf dem Fluß, von dem laßt euch u&#x0364;berfahren, so ko&#x0364;nnt ihr dru&#x0364;ben eure Sa&#x0364;cke fu&#x0364;llen.&#x2019; Der alte Ko&#x0364;nig machte sich in aller Eile auf den Weg, und als er zu dem Fluß kam, so winkte er dem Fa&#x0364;hrmann, der sollte ihn u&#x0364;bersetzen. Der Fa&#x0364;hrmann kam und hieß ihn einsteigen, und als sie an das jenseitige
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0215] der Waͤchter, und gab ihm zur Belohnung zwei mit Gold beladene Esel, die mußten ihm nachfolgen. Zuletzt kam er zu der Stadt, deren Brunnen versiegt war. Da sprach er zu dem Waͤchter, wie der Teufel gesprochen hatte, ‘es sitzt eine Kroͤte im Brunnen unter einem Stein, die muͤßt ihr aufsuchen und toͤdten, so wird er wieder reichlich Wein geben.’ Der Waͤchter dankte ihm, und gab ihm ebenfalls zwei mit Gold beladene Esel. Endlich langte das Gluͤckskind daheim bei seiner Frau an, die sich herzlich freute als sie ihn wiedersah, und hoͤrte wie wohl ihm alles gelungen war. Dem Koͤnig brachte er was er verlangt hatte, die drei goldnen Haare des Teufels, und als dieser die vier Esel mit dem Golde sah, ward er ganz vergnuͤgt, und sprach ‘nun sind alle Bedingungen erfuͤllt, und du kannst meine Tochter behalten. Aber, lieber Schwiegersohn, sag mir doch woher ist das viele Gold? das sind ja gewaltige Schaͤtze!’ ‘Jch bin uͤber einen Fluß gefahren,’ antwortete er, ‘und da habe ich es mitgenommen, es liegt dort wie der Sand am Ufer.’ ‘Kann ich mir auch davon holen?’ sprach der Koͤnig und war ganz begierig. ‘So viel ihr nur wollt,’ antwortete er, ‘es ist ein Faͤhrmann auf dem Fluß, von dem laßt euch uͤberfahren, so koͤnnt ihr druͤben eure Saͤcke fuͤllen.’ Der alte Koͤnig machte sich in aller Eile auf den Weg, und als er zu dem Fluß kam, so winkte er dem Faͤhrmann, der sollte ihn uͤbersetzen. Der Faͤhrmann kam und hieß ihn einsteigen, und als sie an das jenseitige

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/215
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/215>, abgerufen am 03.05.2024.