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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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sie fallen.' 'Ei,' antwortete Frieder ärgerlich, so laß sie fallen ins Teufels Namen!' Da fiel sie herunter mit starkem Gepolter, und die Kerle unten riefen 'der Teufel kommt vom Baum herab,' rissen aus, und ließen alles in Stich. Frühmorgens, wie die zwei herunter kamen, fanden sie all ihr Gold wieder, und trugens heim.

Zu Haus sprach der Frieder 'Catherlieschen, nun mußt du aber auch fleißig sein und arbeiten.' 'Ja, Friederchen, wills schon thun, will ins Feld gehen, Frucht schneiden.' Als Catherlieschen im Feld war, sprachs mit sich selber 'eß ich, eh ich schneid, oder schlaf ich, eh ich schneid? hei, ich will ehr essen!' Da aß Catherlieschen, und ward überm Essen schläfrig, und fieng an zu schneiden, und schnitt halb träumend alle seine Kleider entzwei, Schürze, Rock und Hemd. Wie Catherlieschen nach langem Schlaf wieder erwachte, stand es halb nackigt da, und sprach zu sich selber 'bin ichs, oder bin ichs nicht? ach ich bins nicht!' Unterdessen wards Nacht, da lief Catherlieschen ins Dorf hinein, klopfte an ihres Mannes Fenster, und rief 'Friederchen?' 'Was ist denn?' 'Möcht gern wissen, ob Catherlieschen drinnen ist.' 'Ja, ja,' antwortete der Frieder, 'es wird wohl drinn liegen und schlafen.' Sprach sie 'dann bin ichs gewiß nicht,' und lief fort.

Draußen fand Catherlieschen Spitzbuben, die wollten stehlen. Da gieng es bei sie, und sprach 'ich will euch helfen stehlen.' Die Spitzbuben meinten es wüßte die Gelegenheit des Orts, und warens zufrieden. Catherlieschen gieng vor die Häuser, und rief 'ihr Leute, habt ihr was? wir wollen stehlen.' Dachten die Spitzbuben 'das wird gut werden,' und wünschten sie wären Catherlieschen

sie fallen.’ ‘Ei,’ antwortete Frieder ärgerlich, so laß sie fallen ins Teufels Namen!’ Da fiel sie herunter mit starkem Gepolter, und die Kerle unten riefen ‘der Teufel kommt vom Baum herab,’ rissen aus, und ließen alles in Stich. Frühmorgens, wie die zwei herunter kamen, fanden sie all ihr Gold wieder, und trugens heim.

Zu Haus sprach der Frieder ‘Catherlieschen, nun mußt du aber auch fleißig sein und arbeiten.’ ‘Ja, Friederchen, wills schon thun, will ins Feld gehen, Frucht schneiden.’ Als Catherlieschen im Feld war, sprachs mit sich selber ‘eß ich, eh ich schneid, oder schlaf ich, eh ich schneid? hei, ich will ehr essen!’ Da aß Catherlieschen, und ward überm Essen schläfrig, und fieng an zu schneiden, und schnitt halb träumend alle seine Kleider entzwei, Schürze, Rock und Hemd. Wie Catherlieschen nach langem Schlaf wieder erwachte, stand es halb nackigt da, und sprach zu sich selber ‘bin ichs, oder bin ichs nicht? ach ich bins nicht!’ Unterdessen wards Nacht, da lief Catherlieschen ins Dorf hinein, klopfte an ihres Mannes Fenster, und rief ‘Friederchen?’ ‘Was ist denn?’ ‘Möcht gern wissen, ob Catherlieschen drinnen ist.’ ‘Ja, ja,’ antwortete der Frieder, ‘es wird wohl drinn liegen und schlafen.’ Sprach sie ‘dann bin ichs gewiß nicht,’ und lief fort.

Draußen fand Catherlieschen Spitzbuben, die wollten stehlen. Da gieng es bei sie, und sprach ‘ich will euch helfen stehlen.’ Die Spitzbuben meinten es wüßte die Gelegenheit des Orts, und warens zufrieden. Catherlieschen gieng vor die Häuser, und rief ‘ihr Leute, habt ihr was? wir wollen stehlen.’ Dachten die Spitzbuben ‘das wird gut werden,’ und wünschten sie wären Catherlieschen

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[360/0398] sie fallen.’ ‘Ei,’ antwortete Frieder ärgerlich, so laß sie fallen ins Teufels Namen!’ Da fiel sie herunter mit starkem Gepolter, und die Kerle unten riefen ‘der Teufel kommt vom Baum herab,’ rissen aus, und ließen alles in Stich. Frühmorgens, wie die zwei herunter kamen, fanden sie all ihr Gold wieder, und trugens heim. Zu Haus sprach der Frieder ‘Catherlieschen, nun mußt du aber auch fleißig sein und arbeiten.’ ‘Ja, Friederchen, wills schon thun, will ins Feld gehen, Frucht schneiden.’ Als Catherlieschen im Feld war, sprachs mit sich selber ‘eß ich, eh ich schneid, oder schlaf ich, eh ich schneid? hei, ich will ehr essen!’ Da aß Catherlieschen, und ward überm Essen schläfrig, und fieng an zu schneiden, und schnitt halb träumend alle seine Kleider entzwei, Schürze, Rock und Hemd. Wie Catherlieschen nach langem Schlaf wieder erwachte, stand es halb nackigt da, und sprach zu sich selber ‘bin ichs, oder bin ichs nicht? ach ich bins nicht!’ Unterdessen wards Nacht, da lief Catherlieschen ins Dorf hinein, klopfte an ihres Mannes Fenster, und rief ‘Friederchen?’ ‘Was ist denn?’ ‘Möcht gern wissen, ob Catherlieschen drinnen ist.’ ‘Ja, ja,’ antwortete der Frieder, ‘es wird wohl drinn liegen und schlafen.’ Sprach sie ‘dann bin ichs gewiß nicht,’ und lief fort. Draußen fand Catherlieschen Spitzbuben, die wollten stehlen. Da gieng es bei sie, und sprach ‘ich will euch helfen stehlen.’ Die Spitzbuben meinten es wüßte die Gelegenheit des Orts, und warens zufrieden. Catherlieschen gieng vor die Häuser, und rief ‘ihr Leute, habt ihr was? wir wollen stehlen.’ Dachten die Spitzbuben ‘das wird gut werden,’ und wünschten sie wären Catherlieschen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/398>, abgerufen am 29.04.2024.